Thomas Holst hat vergewaltigt, verstümmelt und gemordet. Als "Heidemörder" wurde er in den 90er Jahren bekannt und verurteilt.
HAMBURG | Wenn er Lust empfindet, wird Thomas Holst zur tödlichen Gefahr.
Andrea Grube-Nagel bekommt dies als Erste zu spüren: Am 25. November 1987 begegnet sie Thomas Holst in Rissen. Der damals 21-Jährige setzt der gleichaltrigen Studentin ein Messer an den Hals, zwingt sie so, mit ihm in seine Mansarden-Wohnung in Hamburg-Blankenese zu kommen. Dort vergewaltigt er die junge Frau zunächst, schneidet und quält sie mit dem Messer. Anschließend erdrosselt er sie mit einem Kabel. An einem Feldrand entlang der Landstraße 320 von Kaltenkirchen nach Lentförden (Kreis Segeberg) entledigt er sich des toten, verstümmelten Körpers, wirft ihn an einen Feldrand.
Zwei Tage später stoßen Arbeiter zufällig auf die schrecklich zugerichtete Tote. Ermittler entdecken zwar Spermaspuren an ihrem Körper, doch genetische Tests sind zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt. Später finden sich im Verlauf der Landstraße auch Stiefel und Handtasche von Andrea Grube-Nagel. Endlos viele Spuren werden von den Ermittlern überprüft. Ohne Erfolg. Vom Täter fehlt jede Spur.
Als Vergewaltiger und Entführer vor Gericht
Dennoch kommt Thomas Holst im Januar 1988 vor Gericht. Die Polizei hatte ihn wegen der Entführung und Vergewaltigung einer 19-Jährigen festgenommen. Er hatte die Gymnasiastin gepackt, mit einem Messser bedroht, gewürgt, in einen Hausflur gezerrt und sich an ihr vergangen. Sie ließ aus (berechtigter Todesangst) alles über sich ergehen. Nur weil es ihr gelang auf ihn einzureden, ließ er die junge Frau laufen. Sie zeigte ihn an.
Vor Gericht zeigt sich der Angeklagte höflich, zurückhaltend - niemand im Gerichtssaal ahnt, wer da gerade vor dem Kadi steht. Das Gericht verurteilt Holst schließlich nur wegen Freiheitsberaubung, Nötigung und vorsätzlicher Körperverletzung. Der Vergewaltigungsvorwurf hingegen wird fallen gelassen. Aus Sicht der Richter war die Frau zwar zunächst gezwungen, genötigt und verletzt worden, letztlich aber wohl doch einverstanden, mit dem was Holst ihr sexuell angetan hatte. So bekam der Grafiker milde 18 Monate auf Bewährung.
Das dritte Opfer ist eine Mutter
Vor allem aber wurde er deshalb nicht in die Sexualtäterkartei aufgenommen. Die aber ist eine wichtige Grundlage für die Arbeit der Fahnder von der Mordkommission. Es hätte ein Spurenabgleich stattfinden können zwischen ihm - dem neuen Mitglied in der Kartei - und den Tatortspuren vom ersten Mord. Womöglich hätten Holsts weitere Taten so vermieden werden können.
So aber schlägt Thomas Holst kaum einen Monat später erneut zu. Diesmal verschleppt der Grafiker die zweifache Mutter Petra Maaßen in seine Wohnung. Sie erleidet ein ähnliches Martyrium wie Andrea Gruber-Nagel, wird von dem "Lustmörder", wie Holst sich selbst nennt, mit Nadeln und einem Grafikmesser verstümmelt, bevor Holst sie am Ende erwürgt. Ihre nackte Leiche entsorgt er auf einem Acker bei Bargfeld-Stegen (Kreis Stormarn).
Der Heidemörder schlägt erneut zu
Mittlerweile ist Thomas Holst mit seiner Freundin von Hamburg in die Lüneburger Heide gezogen. Auf einem Bahnhof in Buchholz beobachtet er am 26. November 1989 eine junge Frau, die ihre Bahn verpasst hat. Lara Holz ist Kosmetikschülerin, geht in Hamburg zur Schule. Er bietet der 22-Jährigen, die ihn aus der Nachbarschaft kennt, an, sie in seinem Auto mitzunehmen. Fünf Tage später wird ihre Leiche in einer Waldkuhle an einer Kreisstraße zwischen Holm-Seppensen und Sprötze entdeckt. Lara Holz ist vergewaltigt und auf brutalste Weise erdrosselt worden, zudem hat ihr Peiniger ihr einen Finger und ein Augenlid abgetrennt. Die Polizei nimmt die Jagd nach dem "Heidemörder" auf.
Erste Ermittlungserfolge
Thomas Holst rückt jetzt ins Visier der Ermittler. Der grausam zugerichtete Körper von Lara Holz erinnert an eine Vergewaltigung, die zwei Jahre zuvor von einem Unbekannten in Hamburg begangen wurde. Am Heiligabend 1990 haben die Ermittler genug Beweise zusammengetragen, um Thomas Holst zu verhaften. Polizeigutachter weisen nun Blutspuren von Lara Holz im Wohnzimmer eines Wochenendhauses in Holm-Seppensen nach. Schnell ist klar: Hier ist die Kosmetikschülerin vergewaltigt und ermordet worden. Auch können die Ermittler nachweisen, dass Holz Leiche mit dem Auto von Holst zum späteren Fundort gefahren wurde. Seine Taten an Andrea Grube-Nagel und Petra Maaßen können die Ermittler ihm zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht zweifelsfrei nachweisen.
Die Urteile
Zunächst wird Thomas Holst 1992 vom Landgericht Stade nur zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Wegen Totschlags an Lara Holz. Der Bundesgerichtshof hebt das Urteil wegen Unklarheiten in der Beweisführung wieder auf. In einem neuen Urteil wird der Heidemörder 1994 wegen Mordes in Tateinheit mit Vergewaltigung zu 14 Jahren Haft und Unterbringung in einer psychiatrischen Anstalt verurteilt - Thomas Holst hat sich vor Gericht als Lustmörder beschrieben, was ihm Psychiatrie anstelle von Gefängnis einbringt. Zudem verurteilte ein Hamburger Gericht ihn in der Zwischenzeit zu lebenslanger Haft wegen des Mordes an Andrea Grube-Nagel und Petra Maaßen. Ein psychiatrisches Gutachten beschreibt Thomas Holst als Menschen mit "unverminderten Tötungstrieben" und "extremer Rückfallgefahr". Er kommt im Hochsicherheitstrakt der forensischen Abteilung des Hamburger Klinikums Ochsenzoll hinter Schloss und Riegel.
Die Therapeutin als Fluchthelferin
Kaum ein Jahr später, am 27. September 1996, gelingt dem Heidemörder die Flucht - Dank seiner Therapeutin Tamar Segal, die sich in ihn verliebt hat.
Als sie kurze Zeit nach dem Ausbruch ihr Konto mit 250.000 Mark räumt, läuten bei der Polizei die Alarmglocken. Es gelingt Segal noch, Holst das Geld über einen Mittelsmann zukommen zu lassen, bevor sie wegen Fluchthilfe verhaftet wird. Drei Monate später, am 30. Dezember 1996, geht der Heidemörder zur Polizei und stellt sich. In seinem Rucksack finden sich noch 175.000 Mark des Fluchtgeldes. Holst kommt wieder in den Hochsicherheitstrakt in Hamburg Ochsenzoll, Segal wird wegen ihrer Fluchthilfe zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Im März 1997 heiraten Holst und Segal in einer Untersuchungshaftanstalt. 2003 klagen die beiden auf "Vollzug der Ehe". Thomas Holst will sich mit seiner Frau regelmäßig und ohne Beobachtung in einem Besucherraum des Klinikums Ochsenzoll treffen dürfen. Das Landgericht Hamburg weist die Klage unter Hinweis auf Fluchtgefahr und Gefahr für Leib und Leben von Tamar Segal ab.
dieser Fall zeigt uns, wie kaputt unsere Gesellschaft ist. Für mich gehört der kastriert und jeder Möglichkeit beraubt, noch jemals an irgendeiner Frau Hand anzulegen. Seine Frau gehört mit eingewiesen und weggesperrt.
True Crime in Hamburg Dieser Frauenmörder heiratete seine Therapeutin
29.10.2023 - 15:16 Uhr
Drei Frauen ermordete Thomas Holst, schließlich kam er in die Psychiatrie. Doch ihm gelang die Flucht – dank seiner Therapeutin.
Eine Frau versteht den Serienmörder
"Es gab eine, die den mehrfachen Frauenmörder gut verstanden hat", schreibt das Hamburger Abendblatt resümierend. Die Anspielung zielt auf Polizeipsychologin Claudia Brockmann. Im Team der Soko gilt sie später als die "Expertin für kriminelle Hirne", wie das "Abendblatt" schreibt. Nach der Flucht haben sie und das Team einen Verdacht.
Zitat Eine Therapeutin aus Ochsenzoll gerät ins Visier der Ermittler: Tamar S. hatte sich Holst intensiv gewidmet – und Gefühle entwickelt.
Der Verdacht erhärtet sich: Die Soko erfährt, dass Tamar S. von ihrem Konto 250.000 D-Mark abgehoben hat. Brockmann entwickelt damals die Strategie, Holst seine wichtigste Unterstützerin zu entziehen. Tamar S. wird festgenommen und der Plan geht auf. Holst stellt sich der Polizei mit 157.000 D-Mark im Gepäck. Für ihn geht es zurück in die geschlossene Psychiatrie. Tamar S. bekommt drei Jahre Haft auf Bewährung. 1997 wird bekannt, dass Tamar S. und Holst geheiratet haben. Die Hochzeit findet im Besucherzimmer der Hamburger Untersuchungshaftanstalt statt. Thomas Holst nimmt den Namen seiner Frau an. In einem Artikel der "taz" aus dem Jahr 1997 heißt es: "Besuchen darf Tamar S. ihren Mann dort auch künftig nicht." Sie habe Besuchsverbot.
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Mit dem Kastrieren alleine ist das aber nicht getan. Viele gewalttätige Sexualstraftäter sind sogar impotent, aber die sexuellen Triebe spielen sich sich auch im Kopf ab. Man hat vor Jahrzehnten schon versucht, durch gezielte Eingriffe im Kopf einzelne Hirnareale zu operieren (sog. Stereotomie), aber die Erfolge der Therapie (war auf freiwilliger Basis der Betroffenen) waren höchst ernüchternd. Daher ist und bleibt Hirnforschung ein nicht so schnell abgearbeitetes Wissenschaftsthema.