Die 60jährige alleinstehende Pastorin Waltraud Peper aus Wernigerode hatte im August 1988 im Oberharz Urlaub gemacht, kam aber nicht zurück. Am 4. September wurde sie tot in einem Waldstück bei Schierke (Grenzgebiet) gefunden. Ihre mit Reisig bedeckte Leiche war bereits in Verwesung begriffen; möglicherweise wurde Peper erwürgt. Ob sie einem Sexualverbrechen zum Opfer fiel, lassen die spärlichen Quellen offen. Eine Obduktion fand statt. Anhaltspunkte für Raub oder Streit tauchten offenbar nicht auf. Da Peper zu den unbequemen, kritisch-engagierten Kirchenleuten der DDR zählte und auch zahlreiche Auslandskontakte hatte, kamen Gerüchte auf, die Stasi, die auch zuerst am Tatort war, habe bei diesem Mord ihre Finger im Spiel gehabt. Das hält der Magdeburger Polizeikommissar Harald Meier, laut einem Rundfunkbericht von Michael Hollenbach****, für unwahrscheinlich; gerade durch die Beteiligung der Stasi habe man damals die bestmögliche Ermittlungsarbeit leisten können. Gleichwohl ist der Fall bis heute ungeklärt.
Bis heute ist ungeklärt, wer die Pfarrerin [1988] umgebracht hat Von Michael Hollenbach
1988 wurde die Pfarrerin Waltraud Peper in einem Waldstück bei Schierke im Harz tot aufgefunden. Lange war sie vermisst worden, nun war klar: Sie wurde nahe der innerdeutschen Grenze ermordet. Warum sie sterben musste, konnte bis heute nicht aufgeklärt werden.
Der Posaunenchor der Kirchengemeinde St. Sylvestri spielt im Gedenken an Pastorin Waltraud Peper. Rund 30 Menschen haben sich am Grab versammelt. Pfarrer Klaus Schäfer erinnert an die Ermordete:
"Wir sind heute an das Grab unserer Schwester, der Probsteikatechetin und Pastorin Waltraud Peper gekommen. Ihr gewaltsamer und bis heute unaufgeklärter Tod im Grenzgebiet von Schierke vor 25 Jahren beschäftigt uns zwar nicht jeden Tag, doch von Zeit zu Zeit erinnern wir uns dankbar an sie und erschrocken über ihr Lebensende."
Für die Gemeinde war es damals ein Schock, als Anfang September 1988 das Verbrechen an der Pastorin bekannt wurde …
"… und dass dieses noch nicht aufgeklärt ist, dass Fragen auch heute noch offen sind, gibt Raum für Vermutungen, für Spekulationen, für Gerüchte. Umso wichtiger scheint mir zu sein, dass die Kirche nicht Ruhe geben darf anzumahnen, dass eine Aufklärung noch möglich ist."
Ende August 1988 kam die allein lebende Waltraud Peper nicht aus ihrem Urlaub zurück. Peter Lehmann, damals Rektor des Katechetischen Seminars in Wernigerode, erinnert sich:
"Ich hatte mit ihr verabredet, ich wollte ihr beim Umzug helfen und stand dann vor der Haustür, und es war nichts, und keiner wusste, was los ist. Sie ist nicht da."
Zum letzten Mal gesehen wurde die Pastorin am 17. August 1988. Harald Meier, heute Leiter des Fachkommissariats 2 der Polizei in Magdeburg, arbeitete damals monatelang in der Sonderkommission Peper.
"Das wurde ja lange Zeit geheim gehalten, da wurden keine Informationen in der Zeitung veröffentlicht, dass sie vermisst wurde, was die Suche ja wesentlich hätte beschleunigen können."
Erst am 4. September 1988 entdecken Schülerinnen in einem Waldstück bei Schierke eine Frauenleiche: die 60-jährige Waltraud Peper.
Ludwig Hoffmann, nach der Wende 14 Jahre Oberbürgermeister von Wernigerode, war damals Mitglied des Gemeindekirchenrates:
"Das Tragische ist, dass es nie aufgeklärt wurde. Es bleibt ein Rest von Unwohlsein. (..) Im Sperrgebiet, eine Pastorin, die weltweite Verbindungen hat, das ist ein bisschen eigenartig."
"Bis zum heutigen Tage. (…) Im Grunde genommen sind wir heute nicht schlauer wie vor 25 Jahren."
Ergänzt Siegfried Siegel, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates. Waltraud Peper sei kritisch und unbequem gewesen.
"Sie war halt ein interessantes Objekt der Begierde für das MfS."
Sie war in den 70er- und 80er-Jahren Mitglied des Zentralausschusses des Weltkirchenrats, hatte viele internationale Kontakte.
"Es war ja damals auch große Unruhe in der DDR und in den Kirchengemeinden, und da hat Waltraud Peper auch eine wichtige Rolle gespielt. Sie war ja auch eine von denen, mit denen man sehr kritische Dinge in der DDR-Realität debattieren konnte. Von daher gab es auch einen Aufschrei, was da alles dahinter steckt, weil auch die staatliche Seite ziemlich zugeknöpft war uns gegenüber, uns gegenüber haben sie gar nichts geäußert."
Es halten sich bis heute die Gerüchte, dass die Stasi, die als erste am Tatort war, die Ermittlungen der Polizei behindert habe. Das sieht Polizeikommissar Harald Meier allerdings anders. Gerade weil die Stasi beteiligt war, konnten alle Ermittlungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden.
"Die Spuren wurden damals in Berlin in der KTU untersucht, das ist das Beste gewesen, was an Untersuchungen möglich war."
Doch die Christen aus Wernigerode sind noch immer misstrauisch, auch was ihre eigene Landeskirche betrifft.
"Ist ja auch schwierig bei den Ermittlungen, wo die Landeskirche eingebunden ist, hatten wir damals einen Mitarbeiter der Stasi in der höchsten Leitungsstelle."
Denn 1988 war der Chef des Landeskirchenamtes, Konsistorialpräsident Detlev Hammer, ein inoffizieller Oberst der Staatssicherheit.
"Ob da etwas unter der Decke gehalten worden ist oder nicht, ist natürlich völlig offen."
Für Misstrauen hat damals auch gesorgt, dass die Leiche der Pastorin direkt nach der Obduktion verbrannt wurde.
"Was an sich erstaunlich ist bei solchen mysteriösen Todesfällen. Da darf eigentlich keine Einäscherung sein. Das lässt auch Fragen zu."
Doch dass die Stasi beim Mord an Pastorin Peper beteiligt war, glaubt der Magdeburger Harald Meier nicht:
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stasi so ein hohes Risiko gerade im Grenzgebiet eingegangen wäre. Da hätten sich andere Möglichkeiten ergeben, vielleicht sogar im Ausland. Ich halte das für relativ unwahrscheinlich, dass die Stasi ihre Finger im Spiel hatte."
Doch 25 Jahre nach dem Mord sind nicht nur für Klaus Schäfer und Ludwig Hoffmann noch viele Fragen offen:
"Es geht nicht um Sühne oder Rache, sondern einfach um die Erkenntnis, wie ist es gewesen. Es ist schon schlimm, dass es nie aufgeklärt wurde. (..) Hier kommt noch die Unsicherheit dazu, in wie weit es auch nicht aufgeklärt werden sollte."
Was bleibt, ist die Erinnerung an eine engagierte Pastorin. Was bleibt, ist ein schöner Grabstein unter einer Trauerweide mit der Inschrift:
"Die Kirchengemeinde gedenkt in Dankbarkeit ihrer Pastorin Waltraud Peper, die im Sommer 1988 einem Verbrechen zum Opfer fiel. Wir wissen sie geborgen in Gottes Händen."
Gedenken an vor 25 Jahren ermordete Pastorin In Wernigerode (Sachsen-Anhalt) ist am Samstag an die vor 25 Jahren im Ostharz ermordete Pastorin Waltraud Peper erinnert worden. Die evangelische Theologin war im Alter von 60 Jahren bei Schierke im DDR-Grenzgebiet Opfer eines bis heute nicht aufgeklärten Gewaltverbrechens geworden.
Als offizieller Todestag gilt der 17. August 1988, als Zeugen sie zum letzten Mal gesehen haben wollen. Bis heute sind Fragen zu dem Verbrechen offen. An dem Gedenken an ihrem Grab nahmen rund 50 Einwohner der Stadt und frühere Wegbegleiter teil. Der Mord 1988 habe urplötzlich das segensreiche Wirken einer streitbaren Anwältin für benachteiligte Menschen beendet, sagte der damalige Pfarrer der Liebfrauengemeinde, Klaus Schäfer. Die Sensibilität der Pastorin gegenüber Unrecht sei sicherlich auch ein Grund gewesen, dass sie damals als einzige Frau aus beiden deutschen Staaten in den Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat) berufen wurde, sagte Schäfer weiter.
Auch manche Verbrechen aus DDR-Zeiten sind noch unaufgeklärt. Einer der ältesten ungelösten Morde in Sachsen-Anhalt ist der Tod einer Pastorin aus Wernigerode im Harz. 1988 verging sich ein Mann an ihr, erwürgte sie und versteckte sie im damaligen Grenzgebiet unter Zweigen. Die Leiche der 50-Jährigen wird ein Vierteljahr spätergefunden. Doch ihr Mörder ist noch immer nicht gefasst.
Wie alt Waltraud Peper war, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. In manchen Berichten heißt es 50, in einem anderen 60. Vertippt hat man sich ja schnell