Ermittler geben bei Mord nie auf Von RALF ROHRMOSER-VON GLASOW 14.11.06, 00:00 Uhr
Am 5. Januar untersuchten die Mitglieder der Mordkommission den Tatort, an dem Werner Klostermann durch mehrere Schüsse ermordet wurde.
Rhein-Sieg - Der Briefträger fand am 5. Januar 2001 Werner Klostermann in seinem Auto an der Antwerpener Straße in Troisdorf-Spich. Die Tür des gelben Sportwagens stand offen; der 47 Jahre alte Bauunternehmer war erschossen worden.
Eine Mordkommission unter Kriminalhauptkommissar Franz Volkhausen nahm die Ermittlungen auf. Hunderten von Spuren gingen die Kriminalisten nach. Selbst nach Frankreich reiste damals ein Team, um die getrennt lebende Ehefrau zu vernehmen. Doch als alle Spuren abgearbeitet waren, standen die Ermittler mit leeren Händen da. Zwar hatten sie herausgefunden, dass eine Beretta die Mordwaffe gewesen sein muss, den Täter allerdings konnten sie nicht ausfindig machen. Das ist bis heute so geblieben.
Der Mordfall Klostermann beschäftigte viele Menschen, schließlich hatte das Opfer durch seinen Beruf eine enorme Zahl von Kontakten. In seinem Geschäft war er zuletzt wenig erfolgreich, konkrete Verdachtsmomente ergaben sich daraus nicht. Trotz hohen Rechercheaufwands war auch für die Journalisten kein Licht in die Sache zu bringen. Selbst die Berichterstattung im legendären „Aktenzeichen XY“ führte nicht weiter. Heute ist der ungeklärte Fall eine Akte, die weiter geführt wird, dennoch keine, wie jede andere. „Sie ist namentlich zugeordnet“, sagt Polizeipressesprecher Robert Scholten, „die Unterlagen kommen nicht ins Archiv, sondern ein Sachbearbeiter ist weiter zuständig. Die Mordkommission indes ist aufgelöst.“
Neue Techniken
Gleichwohl, es gibt aktuell keinen Rest, der noch zu bearbeiten ist, keine Spur, die es zu verfolgen gilt, keinen Hinweis auf mögliche Täter. Aufgegeben ist der Fall deshalb noch lange nicht. „Die Kriminalisten sind im Gespräch mit der Staatsanwaltschaft, neue Ansätze in der Kriminaltechnik oder Kriminologie werden geprüft, manchmal ergibt sich die Chance, ein vorhandenes Asservat neu zu untersuchen“, deutet Scholten, selbst ausgebildeter Kripo-Mann, mögliche Chancen seiner Kollegen an.
Was erst wenige Jahre her ist, setze sich bei den Kriminalisten fest, sie wissen jederzeit, wo sie neu einsteigen können. „Ein Querverweis auf ein überprüftes Auto während der Fahndung bei einem anderen Kapitalverbrechen kann ein neuer Ansatz sein“, beschreibt er die Präsenz solcher Vorgänge bei den Ermittlern. Die Struktur der Akten ermöglicht ein schnelles Zurechtfinden. Auch Fälle aus den 60er Jahren werden so weiter geführt, zuweilen werden alte Mordfälle durch neue Erkenntnisse gelöst, wie unlängst in Swisttal-Morenhoven. Nach rund 20 Jahren konnte ein Mörder durch einen DNA-Test überführt werden.
Der Fall Klostermann ist nicht der einzige ungelöste Mord. Im Dezember 2002 wurde eine 88 Jahre alte Frau in Sankt Augustin-Menden schwer verletzt in ihrer Wohnung gefunden. Ein Unbekannter hatte sie brutal zusammengeschlagen; an den Folgen ihrer Verletzungen starb sie wenige Tage später. Nachbarn hatten am Abend, bevor das Opfer gefunden wurde, einen Mann mit einem Adventsgesteck beobachtet. Vermutlich hatte er sich, unter dem Vorwand, ein solches Gebinde zu verkaufen, Zugang zu der Wohnung verschafft. Auch in diesem Fall sind alle Spuren kalt.
Wenige Wochen später, am 12. Januar 2003, starb ein 28 Jahre alter türkischer Staatsangehöriger im Wald nahe des Dornheckensees, offenbar erschlagen. Kurz zuvor erst war er aus Rostock angereist, warum, weiß bis heute kein Mensch. „Wenn es keine Beziehung zwischen Täter und Opfer gibt und die Tat weit weg vom Lebensmittelpunkt passiert, dann gestalten sich die Ermittlungen sehr schwierig“, weiß Scholten aus Erfahrung.
Ein Freund erinnert sich Mord in Troisdorf nach 20 Jahren immer noch ungeklärt Von Ralf Rohrmoser-von Glasow 12.03.21 06:00
Troisdorf/Köln - Der 5. Januar 2001 ist ein besonderes Datum für Pierre de Dekker. Es teilt sein Leben in die Zeit vor und nach dem Tod seines Sandkastenfreundes Werner Klostermann. An jenem Tag fand ein Briefzusteller um 10.40 Uhr den Bauunternehmer in seinem Auto auf dem Parkplatz seiner Firma in Spich, getötet durch Schüsse aus einer Beretta, wie sich später herausstellte.
Ermittler haben immer noch keine heiße Spur. Beamte rekonstruieren die letzten Tage des 47-Jährigen
21. Januar 2001 um 00:00 Uhr
Von Andreas Helfer
TROISDORF. Werner Klostermann ist am Morgen des 5. Januar auf dem Parkplatz an der Antwerpener Straße erschossen worden. Wie die Bonner Polizei mitteilte, haben die Ermittler rund 100 Spuren auszuwerten, allerdings führt bislang keine zum Täter. Wie berichtet, hatte ein Post-Angestellter den 47-jährigen Bauunternehmer gegen 10.40 Uhr tot in seinem Wagen liegend im Spicher Gewerbegebiet gefunden. Bislang sind bei der 15-köpfigen Mordkommission unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Franz Volkhausen und dem zuständigen Staatsanwalt für Kapitaldelikte, Wolfgang Komp, die immer noch intensiv ermittelt und ein hohes Spurenaufkommen bewältigen muss, keine Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, die zu Ermittlungsansätzen oder einem konkreten Tatverdacht gegen eine bestimmte Person geführt haben. Durch eigene Recherchen, insbesondere durch die Auswertung gefundener Unterlagen, mussten mehr als 150 Spurenakten angelegt werden, die schwierige Ermittlungen im privaten und geschäftlichen Umfeld des Toten nach sich ziehen. Dabei stellten die Kripobeamten fest, dass in den vergangenen Jahren in den Geschäftsbeziehungen des Bauunternehmers, der seit 1993 mit einer Französin verheiratet war, Unregelmäßigkeiten in finanzieller Hinsicht aufgetreten sind. Wie berichtet, hatte Klostermann zuletzt mit Fertighäuser aus Holz gehandelt. Offenbar hatten etliche Kunden erheblichen Ärger mit ihm. So seien vereinbarte Leistungen nicht erbracht, Rechnungen nicht bezahlt und Honorare nicht erstattet worden. Nach Deutschland soll er lediglich zurückgekommen sein, um seine zwei Firmen zu liquidieren. Die Beamten, die die letzten Tage und Stunden im Leben des Getöteten rekonstruiert haben, konnten klären, dass Klostermann am Mittwoch, 3. Januar, aus Frankreich zurück nach Spich gekommen war. Tags darauf war er geschäftlich in der Region unterwegs. Am frühen Morgen des 5. Januar muss er dann zwischen 6 und 9 Uhr von Spich aus mit seinem Pkw, einem gelben Peugeot 406 mit SU-Kennzeichen, weggefahren sein. Ziel und Zweck seiner Fahrt geben den Ermittlern Rätsel auf. Wie die Obduktion der Gerichtsmediziner ergab, starb Klostermann in der Zeit zwischen 9 und 10.40 Uhr auf dem Firmenparkplatz an der Antwerpener Straße im Gewerbegebiet Spich - nach mehreren Schüssen in den Oberkörper. Obwohl dort in dieser Zeitspanne schon zahlreiche Zulieferer mit ihren Lkw und auch Kunden unterwegs gewesen sein müssen, hat sich niemand bei der Mordkommission gemeldet, der die Schüsse gehört hat. Die Beamten wenden sich auch aus diesem Grund nochmals an die Bevölkerung insbesondere an Firmenmitarbeiter respektive Zulieferer, Boten und Kunden, die im Gewerbegebiet Spich arbeiten oder unterwegs waren und fragen: Wer hat am Freitag, 5. Januar, zwischen 9 und 10.40 Uhr auf oder in der Nähe des Firmenparkplatzes in unmittelbarer Nähe des Sendeturms für Mobilfunk, etwas Verdächtiges bemerkt? Wer kann in diesem Zusammenhang Angaben zu Personen oder Fahrzeugen machen? Wer weiß, wohin Werner Klostermann am Tattag zwischen 6 und 9 Uhr gefahren ist oder mit wem er sich treffen wollte? Hinweise zum Fall Klostermann an die Polizei Bonn, 02 28/1 50, und die Mordkommission, 02 28/15 40 81.
Der Chef der Bonner Mordkommission bittet am Freitag in "Aktenzeichen XY" um Hinweise - Der Spicher Bauunternehmer war am 5. Januar erschossen worden
Von Jost Neßhöver
Troisdorf. Acht Monate nach der Tat gibt der Mord an Werner Klostermann der Polizei immer noch Rätsel auf. Wie mehrmals berichtet, war der 47 Jahre alte Unternehmer am 5. Januar auf einem Parkplatz an der Antwerpener Straße im Gewerbegebiet Spich erschossen worden.
Unter dem Titel "Tod eines Geschäftsmannes" kommt der Fall nun auch ins Fernsehen. Wenn am Freitag das Zweite Deutsche Fernsehen die Fahndungssendung "Aktenzeichen XY ungelöst" ausstrahlt, ist auch Kriminalhauptkommissar Georg Jahn von der Bonner Mordkommission dabei. Er führt die Ermittlungen.
Jahn will den Fall einem großen Publikum schildern. Immerhin wird die Sendung auch über die Grenzen hinaus ausgestrahlt, ist auch in Österreich und in der Schweiz zu sehen. Laut Bericht erhoffen sich die Ermittler mehr Hinweise, wenn auch überregional Menschen von den Geschehnissen Anfang des Jahres im Spicher Gewerbegebiet erfahren.
Immerhin waren die Beamten mehr als 300 Spuren gefolgt. Keine hatte sie der Aufklärung entscheidend näher gebracht. Spezialisten des Bundeskriminalamtes hatten anhand der Projektile ermittelt, dass der Täter mit einer Selbstladepistole der Marke Beretta, Modell 1935, vom Kaliber 7.65 Millimeter geschossen haben muss.
Klostermann war von mehreren Kugeln getroffen worden. Außerdem hat die Staatsanwaltschaft eine Belohnung ausgesetzt. Bis zu 3 000 Mark erhält, wer Hinweise gibt, die zur Ermittlung oder Ergreifung des Täters führen.
Bei der Waffe handelt es sich laut Polizei um ein recht seltenes Modell. Rund 30 seien in und um Bonn gemeldet. Zum Vergleich: Gängige Pistolenmuster seien in Stückzahlen von bis zu tausend in der Region registriert. Doch auch das hat bislang keine näheren Erkenntnisse gebracht.
Klar ist nur, dass der Bauunternehmer Werner Klostermann zwischen 9 und 10.45 Uhr auf dem Parkplatz erschossen worden ist. Schwierig sind die Ermittlungen, weil Klostermann viele Kontakte hatte und weil offenbar niemand etwas von den Schüssen bemerkt hat, obwohl am Morgen der Tat schon Betrieb herrschte im Spicher Gewerbegebiet.
Erst einem Postfahrer war der gelbe Wagen auf dem Parkplatz aufgefallen. Im Fahrzeuginnern klingelte ein Handy, das Autoradio spielte Musik. Auf dem Fahrersitz, die Beine ragten heraus, lag Werner Klostermann - von mehreren Kugeln getroffen.
Eine Rekonstruktion der letzten Tage im Leben des Bauunternehmers ergab, dass Klostermann am 3. Januar aus Frankreich nach Troisdorf zurückgekehrt war. Sein Unternehmen lag direkt neben dem Gelände des Parkplatzes, auf dem er erschossen wurde. Am 4. Januar war er geschäftlich unterwegs. Unter anderem hat er sich von seinem Wohnort an der Antwerpener Straße abgemeldet, ohne indes eine neue Adresse anzugeben.
Die Beamten der Bonner Mordkommission ermittelten, dass sich Klostermann offenbar nach Frankreich hatte absetzen wollen. Dort soll seine Frau wohnen, eine zweite Firma soll er ebenfalls haben. Mehrfach, so heißt es, soll Klostermann Häuser verkauft haben, ohne die vertraglich vereinbarten Leistungen zu erbringen. Bauherren blieben in halbfertigen Bauten sitzen.
Der Beitrag ist am Freitag, 7. September, zu sehen. Die Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" wird ab 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.
Ein Freund erinnert sich Mord in Troisdorf nach 20 Jahren immer noch ungeklärt
Von Ralf Rohrmoser-von Glasow
12.03.21 06:00 Messenger
Troisdorf/Köln - Der 5. Januar 2001 ist ein besonderes Datum für Pierre de Dekker. Es teilt sein Leben in die Zeit vor und nach dem Tod seines Sandkastenfreundes Werner Klostermann. An jenem Tag fand ein Briefzusteller um 10.40 Uhr den Bauunternehmer in seinem Auto auf dem Parkplatz seiner Firma in Spich, getötet durch Schüsse aus einer Beretta, wie sich später herausstellte. Der 47-Jährige hatte Silvester in Südfrankreich gefeiert, wo seine Frau lebte. Danach war er nach Deutschland gereist, zu einem wichtigen Termin, wie seine Ehefrau damals aussagte.