WÜRZBURG Ungelöste Kriminalfälle: Grausige Details um Peter Röder Mordfall Peter Röder: 1972 wird ein junger Mann erschlagen und von der Heidingsfelder Autobahnbrücke geworfen. 33 Jahre später vernehmen Polizeibeamte den vermeintlichen Täter. Der stirbt, bevor er etwas zur Aufklärung der Tat beitragen kann.
Der letzte Tag im Leben des Peter Röder ist ein milder Wintertag. Bis 18.04 Uhr, so lässt es sich später von der Stechkarte ablesen, geht der 24-Jährige am 6. Dezember 1972 seiner Arbeit bei einer Firma in der Karmelitenstraße nach.
Dann macht sich der kaufmännische Angestellte, den viele Würzburger als Fußballer des FV 04 kennen, auf den Heimweg. Für seine Frau hat er anlässlich des Nikolaustages eine Schachtel Likörbohnen gekauft. Außerdem freut er sich auf sein Leibgericht – gebackene Leber. In seinem Zuhause in der Zellerau wird der junge Mann jedoch nie ankommen.
Seine Leiche finden Polizisten am nächsten Morgen gegen 6 Uhr unterhalb der Heidingsfelder Autobahnbrücke.
Gut zwei Stunden kämpfen sie sich – von Feuerwehrleuten mit Scheinwerfern unterstützt – im dichten Dornengestrüpp an der Bahnstrecke nach Lauda entlang, schlagen mit der Axt eine Schneise in übermannshohe Hecken und stoßen schließlich auf den Toten. Unterhemd und Pullover sind teilweise über seinen Kopf gezogen.
Weitere ungeklärte Kriminalfälle im Special unter http://www.mainpost.de/kriminalfaelle Der dunkelbraune Wintermantel fehlt. Der junge Mann hat einen Blutalkoholgehalt von etwa 2,7 Promille, der laut Polizei darauf schließen lässt, dass er schon tagsüber Alkohol konsumiert hat – eine Tatsache, die bei den wieder aufgenommenen Ermittlungen im Jahr 2005 noch eine Rolle spielen wird.
Dass ein Verbrechen geschehen sein muss, ist den Beamten klar, als die Landespolizei gegen halb fünf in der Früh den verlassenen Wagen von Peter Röder, einen Simca 1100, auf der Heidingsfelder Autobahnbrücke stehen sieht. Er ist mit abgeschalteten Scheinwerfern auf der Standspur in Fahrtrichtung Nürnberg abgestellt.
Den herbeigerufenen Kollegen der Polizeihauptwache Würzburg fällt bei der Untersuchung auf, dass der Zündschlüssel noch im Schloss steckt und der Beifahrersitz blutverschmiert ist. Und die grausigen Entdeckungen gehen weiter.
In einem Bericht der Polizeidirektion heißt es damals: „Weitere Ermittlungen ergaben, dass sich zwischen dem 1. und 2. Stützpfeiler der Brücke auf der Standspur in der Nähe des abgestellten Fahrzeuges eine größere Blutlache mit geringen Gehirnteilen befand.“
Die Obduktion wird zeigen, dass Röder mit einem scharfkantigen Gegenstand der Schädel eingeschlagen wurde und er wahrscheinlich schon tot ist, als er rund 40 Meter tief in den Reichenberger Grund stürzt.
Am Verlauf der Blutwischer können die Beamten ablesen, dass sein blutender Körper unter dem Brückengelände hindurchgeschoben worden sein musste. Und das – so lässt es sich aus Zeugenaussagen ableiten – noch vor 19 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt wird der Wagen des Ermordeten zum ersten Mal auf der Brücke gesehen.
Schnell ist aber klar: die Autobahnbrücke ist nicht der Tatort. Denn noch während die Beamten dort zugange sind, werden auf dem Gehsteig in der Autobahnzubringerunterführung im Herriedenweg eine Blutlache, Gehirnteile und eine Schleifspur gefunden.
Die Polizei ist sich sicher: Hier wurde Röder erschlagen und anschließend in seinem eigenen Auto auf die Autobahn transportiert. Dabei hat der Mörder einen nur ortskundigen Autofahrern bekannte Schleichweg gewählt.
Die Suche nach einem Fahrzeug mit roten Überführungskennzeichen, das Zeugen gesehen haben wollen, führt zu keinem Ergebnis. Genauso wenig wie ein Beitrag in der Sendung „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“. Mithilfe von Moderator Eduard Zimmermann versuchen die Beamten einen Fernfahrer zu finden, der ein wichtiger Zeuge sein könnte, weil er wohl von dem Wagen der fliehenden Mörder behindert worden war.
Ein anderer Fernfahrer hatte beobachtet, wie am Tattag gegen 19 Uhr ein roter Wagen, der vor Röders Simca auf der Standspur gestanden hatte, plötzlich auf die Autobahn schoss und dabei einem Lastzug den Weg abschnitt. Doch der gesuchte Fernfahrer meldet sich nicht.
Im Studio in München-Unterföhring und bei der Polizeidirektion in Würzburg laufen nach der Sendung knapp 20 Hinweise ein, ein entscheidender ist nicht dabei. Auch eine noch während der Sendung abgegebene Brieftasche sieht zwar dem vermissten Geldbeutel von Peter Röder ähnlich – ist es aber nicht.
werden immer wieder lang zurückliegende Morde neu aufgerollt und teils spektakulär aufgeklärt. Das erhofft sich die Polizei jetzt auch im Würzburger Mordfall Peter Röder, der schon über drei Jahrzehnte zurückliegt.
Am 6. Dezember 1972 wurde der damals 24-jährige Röder umgebracht. Seine Leiche fand man unterhalb der Autobahnbrücke im Reichenberger Grund. Sein dunkelgrüner Simca 1100 stand noch auf der Brücke; der Zündschlüssel steckte. Doch den Mörder fasste man nie; konkrete Motive wurden nicht bekannt. Vermutlich begann das Drama in den Herieden, wie das VOLKSBLATT am 8. Dezember '72 schrieb. Auf dem Gehsteig der dortigen Autobahnzubringer-Unterführung, etwa einen Kilometer Luftlinie von der Absturzstelle entfernt, habe die Polizei "Blutlachen, Gehirnteile und eine Schleifspur" entdeckt. Röder muss über den Heriedenweg zur Unterführung gelangt sein, wo ihm mit einem scharfkantigen Werkzeug der Schädel eingeschlagen wurde, so damals das VOLKSBLATT. Dann wurde er offenbar auf den Beifahrersitz seines eigenen Wagens geschleift und darin auf die Autobahn befördert. Schließlich habe man ihn, schwer verletzt oder bereits tot, "unter dem Brückengeländer durchgeschoben" und 40 Meter in die Tiefe gestürzt.
Um den Mörder doch noch zu finden, will die Polizei nun DNA-Erkenntnisse und -Analysen zu Hilfe nehmen. Dass dies gerade in diesen Tagen geschieht, sei polizeiliche Routine, so Polizeisprecherin Marion Merz. "Spezialisten des Kommissariates ,Erkennungsdienst' waren auch schon vor vielen Jahrzehnten absolute Profis," so die Polizei. Sie entdeckten Haare, abgerissene Knöpfe oder Stofffetzen, Werkzeugspuren, Hautpartikel und vieles mehr am Tatort: über lange Zeit stumme Zeugen eines Verbrechens. Mit den heutigen Mitteln der Technik und der forensischen Medizin bekommen diese eine neue Gewichtung. Unumstößlich sei deren Aussagekraft, einmalig der Beweiswert.
Im Dezember 2001 landete die Würzburger Kripo ihren ersten großen Erfolg auf diesem Sektor. Ein über zehn Jahre alter Mordversuch an einer damals 31 Jahre alten Frau aus dem Landkreis Main-Spessart konnte so aufgeklärt werden; der Täter sitzt seither im Gefängnis.
Im November letzten Jahres überführte die Kripo Würzburg ein Quartett aus Osteuropa. Die Täter hatten im Februar 1995 einen 28-jährigen Moldawier in der Nähe von Würzburg erschossen und dessen Leichnam im Main versenkt. Über die DNA-Analyse konnte der Tote identifiziert werden. So kam man auch auf die Spur der nunmehr Inhaftierten. Zwei haben mittlerweile ein Geständnis abgelegt.
Jüngst führte im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod des Modemachers Rudolph Mooshammer aus München eine DNA-Spur rasch zum Täter.
Spuren werden im Falle eines ungeklärten Mordes nicht vernichtet. Mord verjährt nicht, der Täter kann heute noch strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden, erinnert Polizeisprecher Wolfgang Glücker. Daher sind auch im Fall Röder die seinerzeit gesicherten Spuren nach mehr als 30 Jahren noch vorhanden. Die Polizei verspricht sich hier, auf auswertbares DNA-Material zu stoßen.
Würzburg - Der brutale Raubmord sorgte für Schlagzeilen: Am 6. Dezember 1972 wurde der damals 24 Jahre alte Peter Röder brutal umgebracht. Den leblosen Körper warf der Täter von der Heidingsfelder Autobahnbrücke. Bis heute läuft der Unbekannte frei herum. Doch die Polizei hofft, den Fall dank seinerzeit gesicherter DNA-Spuren nun doch noch aufzuklären.
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Czygan 15.04.2005 | aktualisiert: 17.10.2017 16:37 Uhr
Seit einigen Wochen haben die Ermittler aus dem "Kommissariat gegen die höchstpersönlichen Rechtsgüter" die vor fast 33 Jahren angelegte Akte wieder vor sich liegen: Mit Hilfe der damals am Tatort und am Fundort der Leiche gesicherten Spuren sowie den heutigen Möglichkeiten der DNA-Analyse (siehe "Daten & Fakten") hoffen sie Licht in das Geschehen jener Nacht zu bringen - und schließlich den Täter überführen zu können.
Wie die MAIN-POST seinerzeit berichtete, ist die Leiche von Peter Röder am Morgen des 7. Dezember 1972 unter der Autobahnbrücke im Reichenberger Grund gefunden worden. Polizeibeamte hatten sich auf die Suche gemacht, nachdem ihnen früh um 4 Uhr auf der Standspur auf der Brücke der unbeleuchtete dunkelgrüne Simca des Opfers sowie Blutspuren am Brückengeländer aufgefallen waren. Auch im Inneren des Autos entdeckten die Beamten jede Menge Blut. Erste Vermutungen, hier habe jemand einen Verkehrsunfall vertuschen wollen, erwiesen sich schnell als falsch.
Denn noch während der Ermittlungen im Reichenberger Grund hatte ein Passant auf dem Gehsteig der Autobahnzubringer-Unterführung im Heriedenweg, zirka ein Kilometer Luftlinie vom Fundort der Leiche entfernt, eine Blutlache, Teile von Gehirn-Masse sowie eine Schleifspur bemerkt. Keine Frage, es handelte sich um den Ort, an dem dem kaufmännischen Angestellten Röder, der in der Stadt auch als Fußballer des FV 04 bekannt war, gegen Mitternacht mit einem - wie die Obduktion später ergab - scharfkantigen Werkzeug der Schädel eingeschlagen worden war, bevor ihn der Täter auf dem Beifahrersitz des Simcas auf die Autobahnbrücke brachte.
Was das Tatmotiv betrifft, ging die Polizei seinerzeit von Raubmord aus. Röder fehlte der Geldbeutel mit 500 bis 700 Mark Bargeld. Einen Täter konnten die Beamten indes trotz vielfältiger, langwieriger Bemühungen und 3000 Mark Belohnung für Zeugen nicht ermitteln.
Allerdings, so die Polizeidirektion an diesem Freitag, waren auch damals Spezialisten des Erkennungsdienstes am Tatort und am Fundort der Leiche tätig. Zudem wurde das Auto des Opfers unter die Lupe genommen. Weil Mord nicht verjährt und der Täter auch heute noch strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann, sind die im Fall Röder gesicherten Spuren nach mehr als 30 Jahren noch vorhanden. "Aus ermittlungstaktischen Gründen" wolle man diese Spuren momentan nicht näher beschreiben, sagt Polizeisprecher Wolfgang Glücker. Man verspreche sich aber, "unter Ausschöpfung der neuesten Technologie" noch auf auswertbares DNA-Material zu stoßen.
Angesichts vieler Erfolge, die die DNA-Analyse bei der Aufklärung von Verbrechen, die schon lange zurückliegen, gebracht hat, seien die Experten zuversichtlich, dass auch im Fall Röder die "bisher stummen Zeugen" die Polizei noch auf die Spur des Mörders führen.
Würzburg (micz) Über 30 Jahre stockten die Ermittlungen, jetzt lässt die Kripo jede Woche neue Informationen zum Mord an Peter Röder heraus - in der Hoffnung, die Tat vom 6. Dezember 1972 noch aufzuklären. "Mordfall Röder - Raub oder Beziehungstat?", so der Titel der aktuellen Pressemitteilung.
Wie berichtet, fanden Experten der Rechtsmedizin bei einer Analyse der seinerzeit gesicherten Tatort-Spuren jetzt tatsächlich DNA-Material. Es handelt sich dabei um Spuren aus dem Auto des Opfers. Interessant sei, "dass es sich um verschiedene DNA-Muster handelt".
Dieses Ergebnis untermauere die Aussagen von Zeugen aus dem Jahr 1972. Sie hatten am Tatort Herieden zwei Fahrzeuge und drei Personen gesehen, wobei ein Auto wohl Röders Simca war. Der Umstand, dass dieser Simca später auf der Autobahnbrücke, von der Röders Leiche geworfen wurde, zurückgelassen wurde, erlaube den Schluss, dass der Täter von dort mit einem Komplizen weitergefahren ist.
Nach damaliger Meinung der Ermittler kam ein Raub als Motiv für den Mord in Frage. Seit der Tat fehlen nämlich der Mantel und die Geldbörse des Opfers mit 500 bis 700 D-Mark. Aus heutiger Sicht sprächen aber auch Fakten für eine Beziehungstat. Details könne man aber "aus ermittlungstaktischen Gründen" derzeit nicht sagen, so die Kripo, Tel. 4 57 17 32, die um weitere Hinweise bittet.