Nach Dreifachmord vor 32 Jahren US-Ermittler erstellen Phantombild aus DNA
Drei Jahrzehnte nach dem grausamen Mord an einer jungen Familie im US-Bundesstaat Colorado fahndet die Polizei erstmals nach dem mutmaßlichen Täter. Das Phantombild, das den Verdächtigen zeigt, entstand am Computer - und basiert allein auf Erbinformationen.
Die Polizei im US-Bundesstaat Colorado fahndet erstmals mit einem Phantombild nach einem Mordverdächtigen, das ausschließlich mit Merkmalen der am Tatort gefundenen DNA erstellt wurde. Konkret geht es um den Mord an dem 27-jährigen Bruce Bennett, seiner Frau Debra und der sieben Jahre alten Tochter Melissa. Der Fall hatte 1984 für Schlagzeilen gesorgt. Der Mörder war in das Haus der jungen Familie eingedrungen, hatte zunächst mit einem Hammer auf seine Opfer eingeschlagen und sie dann erstochen. Die damals dreijährige Tochter Vanessa überlebte als einzige den Überfall.
Obwohl am Tatort wahrscheinlich die DNA-Spuren des Mörders gefunden worden sind, gab es über drei Jahrzehnte lang keine heiße Spur in dem Fall. Zwar hatte die Polizei die DNA mit allen nationalen und internationalen Datenbanken abgeglichen - doch einen Treffer gab es nie. Vielmehr stellte sich heraus, dass der Mann womöglich noch für einen weiteren Mordfall in Denver verantwortlich ist. Nur fünf Tage vor dem Überfall auf die Bennett-Familie war dort eine Frau tot aufgefunden worden. Die DNA-Spuren stimmten überein.
Durch moderne Technologie gelang es nun aber endlich, dem Verdächtigen ein Gesicht zu geben. Experten der in Virginia ansässigen Firma Parabon NanoLabs gelang es, die phänotypischen - also äußerlichen - Merkmale, die im Genom eines jeden Menschen festgeschrieben sind, zu analysieren und in ein computergeneriertes Bild des mutmaßlichen Täters zu übertragen. "Das ist das erste Mal, dass wir eine Ahnung davon haben, wen wir eigentlich suchen", sagte ein Sprecher der Polizei in Aurora. "Er ist nicht länger unsichtbar."
Alterungsprozess simuliert
Tatsächlich war es nicht nur möglich, anhand der DNA-Merkmale die Abstammung des Mannes, seine Augenfarbe, Haarfarbe, Hautfarbe und Gesichtsform zu bestimmen, sondern auch die Frage zu beantworten, ob er zum Beispiel Sommersprossen hat oder nicht. Zudem konnten die Ermittler am Computer den Alterungsprozess des Mannes simulieren, der zum Zeitpunkt der Tat etwa 25 Jahre alt gewesen sein muss.
In den USA greifen laut dem Sprecher immer mehr Staatsanwaltschaften auf die Fähigkeiten solcher Firmen wie Parabon NanoLabs zurück, um Verdächtige zu identifizieren. Dennoch hat auch diese Technologie Lücken. So ist es zwar möglich, das Aussehen eines Menschen annähernd zu simulieren - äußere Einflüsse auf das Erscheinungsbild lassen sich jedoch nicht darstellen. Dazu gehören etwa das Rauchen oder Narben.