Gewalttat in der Schweiz Angreifer und ein Opfer nach Attacke in Zug gestorben Ein Mann hat in einem Zug in St. Gallen mehrere Menschen mit einem Brandsatz und einem Messer schwer verletzt. Er selbst und eine Passagierin starben. Terror war wohl nicht das Motiv. 14.08.2016, von JOHANNES RITTER, ZÜRICH
Die Attacke auf Passagiere eines Regionalzugs in der Schweiz geht nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei nicht auf terroristische oder politische Motive zurück. Am Samstagnachmittag gegen 14.20 Uhr hatte ein 27 Jahre alter Mann in einem Zug zwischen Buchs und Sennwald im ostschweizerischen Kanton St. Gallen eine Frau mit einer brennbaren Flüssigkeit überschüttet und sie angezündet. Außerdem attackierte er die Frau und fünf weitere Personen, darunter ein Kind, mit einem Messer.
Die 34 Jahre alte Frau erlag laut der Polizei am Sonntagvormittag ihren schweren Verletzungen, wie auch der Angreifer. Die anderen Opfer wurden ebenfalls zum Teil schwer verletzt. Bei dem Mann handelt es sich nach Angaben der Polizei um einen Schweizer „mit einem typisch schweizerischen Namen“, der aus einem Nachbarkanton von St.Gallen stammt.
Welche Erkenntnisse die umgehend eingeleitete Hausdurchsuchung bei dem Mann gebracht hat, blieb zunächst offen. Die Ergebnisse seien Teil des Strafverfahrens und daher nicht öffentlich, teilte die Kantonspolizei St. Gallen am Sonntag mit. Das Motiv des Täters sei nach wie vor unklar. Daher werde in alle Richtungen ermittelt. Aber: „Es gibt bislang keine Anzeichen für eine terroristische oder politisch motivierte Tat“, schrieb die Polizei in der Mitteilung.
Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus Der Mann ist der Polizei bisher weder in St. Gallen noch in seinem Heimatkanton in irgendeiner Weise aufgefallen. Im Schweizerischen Strafregister besteht kein Eintrag über ihn.
Die Polizei ging am Sonntag davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. Dabei stützt sie sich auf ein Video, das während der Tat im Zug aufgenommen wurde. Darauf sei zu sehen, wie der mit einem Messer bewaffnete Beschuldigte eine brennbare Flüssigkeit ausschüttete. „Durch das Entzünden der Flüssigkeit und durch das Messer wurden fünf Passagiere sowie der Beschuldigte selber verletzt“, heißt es in der Mitteilung.
Der Lokführer hatte nach dem Brandalarm den Zug noch in den nächsten Bahnhof gefahren und nicht sofort auf freier Strecke gestoppt. Das erleichterte laut Polizei die Rettungsarbeiten erheblich. Am Bahnhof Salez griff ein Mann, der sich auf dem Bahnsteig befand, beherzt helfend ein, indem er den brennenden Täter aus dem Zug riss. Mit seinem Einsatz hat er vermutlich Schlimmeres verhindert. Der Passant zog sich bei seiner Aktion eine Rauchvergiftung zu, konnte das Krankenhaus aber nach Angaben der Polizei inzwischen wieder verlassen.
Vorfall weckt Erinnerungen an Anschlag bei Würzburg Zur Bewältigung des Einsatzes waren insgesamt rund 90 Helfer der Polizei, der Feuerwehr, der Rettungsdienste, der psychologischen Ersten Hilfe sowie der Bahn am Ort des Geschehens. 50 bis 60 Zugpassagiere wurden von Notfall-Teams psychologisch betreut.
Nach lokalen Medienberichten stammen die durch Messerstiche und durch das Feuer verletzten Personen alle aus dem Schweizer Rheintal. Es handelt sich dabei neben der tödlich verletzten Frau um einen 50 Jahre alten und einen 17 Jahre alten Mann, um zwei Frauen im Alter von 17 und 43 Jahren sowie um ein sechs Jahre altes Kind. In dem Regionalzug saßen zum Zeitpunkt der Tat mehrere Dutzend Fahrgäste.
Der Vorfall in der Schweiz weckt Erinnerungen an den Anschlag in der Nähe von Würzburg vom 18. Juli dieses Jahres. Dort hatte ein 17 Jahre alter Flüchtling in einem Regionalzug mehrere Menschen mit einer Axt und einem Messer schwer verletzt – darunter auch eine Touristenfamilie aus Hongkong. Allerdings war diese Tat offenkundig terroristisch motiviert: In einem Video hatte sich der Täter zur Terrormiliz „Islamischer Staat“ bekannt. Spezialkräfte der Polizei erschossen den jungen Mann damals kurz nach der Tat.