Ermordete Jeanette G.: Der Täter, der keiner sein durfte vom 23. April 2016 Aus der Redaktion des Flensburger Tageblatts 1994 starb Bademeisterin Jeanette G. Es war eins der grausigsten Gewaltverbrechen in der Geschichte Schleswig-Holsteins.
Sie lag gefesselt im Kofferraum ihres brennenden Autos: Der Tod von Bademeisterin Jeanette G. (21) zählt zu den grausigsten Gewaltverbrechen in der Kriminalgeschichte Schleswig-Holsteins. Und zu den bittersten Fällen der Kripo Kiel – die sich sicher ist, den Täter ermittelt zu haben: Unter dem rechten Zeigefinger von Jeanette G. klebte die DNA eines Mannes aus Bremerhaven. Angeklagt wurde er jedoch nicht, weil auch Sperma gesichert wurde, das nicht von ihm stammt. Der Fall ist, wenn man so will, ein Mord mit zu vielen Spuren. Und bleibt ungeklärt.
In Schleswig-Holstein gibt es über 40 ungeklärte Morde. Die Verbrechen lassen die Ermittler nicht los – und in den vergangenen Jahren sind etliche dank verfeinerter DNA-Analyse geklärt worden. Doch manchmal ist der Täter einfach nicht zu fassen. In einer Serie stellt unsere Zeitung diese Fälle vor. Rückblende, 18. Juli 1994: Die Bademeisterin aus Schacht-Audorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) fährt gegen Mittag mit dem Mercedes ihres Freundes zur Spätschicht ins Freizeitbad „Aqua Tropicana“ in Damp. Vielleicht nimmt sie einen Anhalter mit, vielleicht trifft sie den Täter auch auf dem Parkplatz des Bades. Fakt ist: Wenige Stunden später entdecken Streifenpolizisten das brennende Auto in einem Waldstück bei Vogelsang-Grünholz, fünf Kilometer von Damp entfernt. Als Feuerwehrleute den Kofferraum öffnen, stoßen sie auf die verkohlte und gefesselte Leiche der jungen Frau. Rechtsmediziner entdeckten Rauch in der Lunge. Jeanette G., von einem schweren Schlag gegen den Kopf bewusstlos, war am Qualm erstickt.
1994 ermordet: Jeanette G. 1994 ermordet: Jeanette G. Kurz nach der Tat meldete sich ein junges Paar bei der Polizei und berichtete von einer merkwürdigen Begebenheit. Die beiden waren am fraglichen Tag in Damp von einem Mann angesprochen worden, der sie bat, für ihn einen weinroten Mercedes nach Kiel zu fahren. Die Kripo geht davon aus, dass es sich um das Auto von Jeanette gehandelt hat, die zu diesem Zeitpunkt wohl im Kofferraum lag. Die jungen Leute lehnten ab – und der Mörder disponierte um: Am Tatort wurde ein Fünf-Liter-Kanister aus Kunststoff gefunden, den er gekauft haben dürfte, um den Mercedes mit Benzin zu übergießen.
Trotz Veröffentlichung eines Phantombilds wird der Unbekannte nicht gefunden. „Wir sind über 1000 Spuren nachgegangen und haben über 100 Zeugen vernommen“, erinnert sich ein Ermittler. Doch 18 Jahre später gibt es dann plötzlich einen Verdächtigen. Bei der Arbeit an ungeklärten Altfällen gelang es dank verfeinerter Methoden, aus damals gesichertem fremden Zellmaterial DNA zu gewinnen – und die Polizisten landeten damit gleich einen Treffer. Der mutmaßliche Mörder, ein 64 Jahre alter Mann aus Bremerhaven, war in der DNA-Datenbank des Bundeskriminalamts erfasst. Unter anderem soll wegen einer Erpressung gegen ihn ermittelt worden sein.
Im März 2012 wurde er verhaftet, schwieg aber zu den Vorwürfen, und bereits im April hob das Amtsgericht Neumünster den Haftbefehl wieder auf – weil es auch die Spermaspur eines unbekannten Dritten gab. Aus ihr war bereits 1994 die Blutgruppe bestimmt worden, was bei drei Viertel der Menschen möglich ist. Es war Blutgruppe B. „Mein Mandant hat Blutgruppe A“, erklärte der Rechtsanwalt des Beschuldigten. Dieser sei damit nicht der Vergewaltiger.
Aber ist er möglicherweise der Mörder? Immerhin fand sich seine DNA unter einem Fingernagel der jungen Frau, oft ein Indiz für einen Kampf. Der Rechtsanwalt sagte: „Wie die DNA dort hingelangt ist, muss die Staatsanwaltschaft klären.“
Die legte Beschwerde gegen die Aufhebung des Haftbefehls ein, die das Gericht jedoch verwarf. Den Richtern fehlte ein „plausibler Tatverlauf“. Axel Bieler, Sprecher der Staatsanwaltschaft Kiel: „Die These war ja zunächst, dass Jeanette G. vergewaltigt und zur Verdeckung dieser Straftat getötet worden war.“ Das wäre ein klassischer Mord gewesen. Doch mit der Spermaspur des unbekannten Dritten war das nicht länger haltbar.
Ein Verteidiger hätte verschiedene Szenarien konstruieren können, die seinen Mandanten entlasten: Vielleicht hatte Jeanette G. neben dem Freund einen Liebhaber, den sie vor der Arbeit traf. Vielleicht wollte der Angeklagte sie ausrauben, hat sie dabei niedergeschlagen. Und vielleicht hielt er die Bewusstlose für tot, als er sie in den Kofferraum legte. Dann hätte er mit dem Anzünden des Autos keine vorsätzliche, sondern eine fahrlässige Tötung begangen – und die ist längst verjährt. Tragisch: Den Straftatbestand „Brandstiftung mit Todesfolge“, der nach heutiger Rechtsprechung greifen würde, gab es 1994 noch nicht.
Die Eltern von Jeanette G. können auch 22 Jahre nach dem Tod ihrer Tochter noch nicht über das Geschehen sprechen, zu tief sitzt der Schmerz. Großmutter Edith G. (88) sagt: „Jeanette war so ein liebes Mädchen.“ Sie erzählt, dass die Enkelin ihre Ausbildung eigentlich in Eckernförde gemacht hatte, dann nach Damp wechselte. Und sagt nach einer langen Pause: „Erst vor zwei Tagen habe ich wieder einmal die alten Sachen vorgeholt, die Zeitungsartikel von damals, die ich ausgeschnitten hatte. Ich komme einfach nicht darüber hinweg.“
Dienststelle: Kripo Kiel Beamter im Studio: Kriminaloberkommissar Jürgen Kroll Tattag: 18. Juli 1994
Details: 20-jährige Jeannette G. aus Schacht-Audorf bei Rendsburg arbeitet im Ostseebad "Aqua Tropicana" als Schwimmmeisterin in Damp direkt an der Ostsee; sie nimmt auch ihren Chef im Auto mit nach Eckernförde. Am Tattag kommt sie erst etwas später, weil sie Spätschicht hat. Ein Bekannter sieht sie noch an Ampel; direkt danach dürfte Jeanette einen Anhalter mitgenommen haben; er bedroht sie dann mit einem Messer und zwingt sie dann auf einen Feldweg zu fahren; am Parkplatz in Damp spricht der mutmaßlicher Täter ein Paar an, ob sie sein Auto nach Kiel fahren, weil sein Freund einen Seeunfall gehabt haben soll; Als das nicht klappt fährt der Täter mit dem Mercedes zu einer Tankstelle und füllt einen Kanister mit Benzin auf; kurz darauf steckt er den Wagen mit Jeanettes Leiche in Brand; zwei Polizisten entdecken dann das Auto; einer der Polizisten kennt auch Jeanette und ruft ihren Freund an. Der ruft dann gleich bei Jeanettes Kollegen im Aqua Tropicana an und fragt nach ihr. Ihr Chef fährt dann zum Tatort und erkennt dann sie im Kofferraum. Charaktere werden im Filmfall extra vorgestellt; mysteriös!; ungewöhnlicher Ansatzpunkt (rot-grünes Toilettenpapier)
Tatverdächtig: ein unbekannter Mann
Zitate: „Aus heiterem Himmel, am hellichten Tag, hat es praktisch eine ganze Reihe junger Leute getroffen.“ (Ede-Einleitung)
Darsteller: Stephanie Bahr, Markus H. Eberhard, Christian Alexander Koch, Moritz Lindbergh (bis 1996 Christian Moritz Krause), Martin Ontrop, Peter Prager, Horst Wüst, Marion Zweng
Musik: "Josephine" (Chris Rea)
Sprecherin: Isolde Thümmler
Belohnung: 20.000 DM
Bewertung: ***
Status: ungeklärt
Nachspiel
Im März 2012, fast 18 Jahre nach dem Verbrechen, wurde aufgrund eines positiven DNA-Vergleichs ein dringend tatverdächtiger 64-jähriger Mann festgenommen.
der Haftbefehl gegen den Tatverdächigen wurde im April 2012 aufgehoben. Zwar wurde DNA Material des Festgenommen unter den Fingernägel des Opfers gefunden, im Intimbereich wurde jedoch auch eine andere DNA eines Unbekannten gefunden.
Quelle: Ermordete Jeanette G.: Der Täter, der keiner sein durfte - shz.de vom 23. April 2016.
ZitatIm März 2012, fast 18 Jahre nach dem Verbrechen, wurde aufgrund eines positiven DNA-Vergleichs ein dringend tatverdächtiger 64-jähriger Mann festgenommen.
der Haftbefehl gegen den Tatverdächigen wurde im April 2012 aufgehoben. Zwar wurde DNA Material des Festgenommen unter den Fingernägel des Opfers gefunden, im Intimbereich wurde jedoch auch eine andere DNA eines Unbekannten gefunden.
Das schließt ja den einen als Täter nicht aus, sondern lässt auch darauf schließen, dass es 2 Täter waren - oder?
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In Bremerhaven hat die Polizei einen Mann verhaftet, der im Juli 1994 in Damp an der Ostsee eine Frau umgebracht haben soll. Das damals 21-jährige Opfer hatte ihn als Anhalter mitgenommen.
Erneut ein DNA-Treffer nach vielen Jahren: Die Polizei hat in Bremerhaven einen Mann verhaftet, der im Juli 1994 in Damp an der Ostsee eine junge Frau umgebracht haben soll. Dies teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Freitag in Kiel mit. Der 64-Jährige sei in Neumünster in Untersuchungshaft. Ihm werde vorgeworfen die damals 21 Jahre alte Jeanette G. in dem Ferienort Eckernförde vergewaltigt, körperlich misshandelt und anschließend getötet zu haben.
Täter ließ sich als Anhalter mitnehmen
Die Tat sei damals entdeckt worden, da er das Opfer im Kofferraum ihres Autos versteckt und den Wagen in Brand gesetzt hatte, hieß es. Sie hatte ihn als Anhalter mitgenommen. Die junge Frau war am 18. Juli 1994 auf dem Weg zur Arbeit im Badeland „Aqua Tropicana“, wo sie nie ankam. Die Tat konnte damals trotz intensiver Ermittlungen und zahlreicher Personenüberprüfungen nicht aufgeklärt werden.
Jetzt brachten neue Ermittlungen im Zuge der Überprüfung ungelöster Altfälle durch die Kieler Mordkommission und Untersuchungen mit verfeinerten kriminaltechnischen Methoden den entscheidenden Hinweis auf den jetzt in Bremerhaven lebenden Mann. Er wurde am Donnerstag festgenommen, nachdem das Amtsgericht Kiel Haftbefehl wegen Mordes erlassen hatte.
Bereits in DNA-Datei erfasst
Noch während der ersten Vernehmung wurde ihm eine Speichelprobe entnommen. Der Mann war bereits wegen einer anderen Angelegenheit in der DNA-Datei erfasst, so dass die Ermittler bei der Überprüfung der Altfälle auf seine Spur kommen konnten. Von dem mutmaßlichen Mörder lag auch Alt-DNA aus dem Jahr 1994 vor, die jetzt mit den modernen Analyse-Methoden entsprechend zugeordnet werden konnte. Der Beschuldigte äußerte sich laut Staatsanwaltschaft bisher nicht zur Sache.
Erst im Februar hatte das Kieler Landgericht einen Mann zu lebenslanger Haft verurteilt, dem die Fahnder im April 2011, 27 Jahre nach seinem letzten von fünf Morden, auf die Spur gekommen waren. Auch hier brachten neue DNA-Untersuchungsmethoden den Durchbruch. Der Verurteilte hatte zwischen 1969 und 1984 fünf junge Frauen aus dem Großraum Hamburg getötet und vergewaltigt.
Bremerhaven. Die Kieler Mordkommission hat am Donnerstagmorgen einen 64-Jährigen in Bremerhaven verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, im Juli 1994 eine 21-jährige Frau vergewaltigt, misshandelt, getötet und anschließend verbrannt zu haben. Die Ermittler sind durch eine damals am Tatort gefundene DNA-Spur auf den mutmaßlichen Mörder gekommen. Der Mann wurde am Freitag dem Haftrichter am Amtsgericht vorgeführt und anschließend in die Justizvollzugsanstalt Neumünster gebracht.
Der Mord an der 21 Jahre alten Jeanette G. aus Rendsburg sorgte 1994 für Schlagzeilen. Die junge Frau war am 18. Juli 1994 auf dem Weg zur Arbeit ins „Aqua Tropicana“ nach Damp an der Ostsee, wo sie eine Ausbildung zur Schwimmmeisterin absolvierte. Dort ist sie allerdings nie angekommen.
„Die Tat war damals entdeckt worden, weil der Beschuldigte das Opfer im Kofferraum eines Mercedes versteckt und den Wagen anschließend in Brand gesetzt hatte“, sagte Oberstaatsanwältin Birgit Heß. Den Wagen hatte sich die junge Frau von ihrem Freund geliehen. Zwei Tage nach der Tat suchte eine 20-köpfige Sonderkommission nach dem Täter. Zeugen hatten derzeit berichtet, dass Jeanette G. auf einem Pendlerparkplatz von einem Mann angesprochen worden sei. Trotz eines Phantombildes kamen die Ermittler nicht weiter. Auch nicht, nachdem der Fall 1995 in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ gezeigt wurde. Die Beamten sprachen mit mehr als 800 Personen und verfolgten 300 Hinweise.
Erst eine erneute Prüfung von unaufgeklärten Fällen brachte die Kieler Mordkommission auf die Spur. Sie ließ die am Tatort gefundene DNA beim Landeskriminalamt erneut durch verfeinerte kriminaltechnische Methoden untersuchen. Der 64-Jährige war bereits wegen einer anderen Straftat auffällig geworden. Während der ersten Vernehmung ist dem Bremerhavener eine Speichelprobe entnommen worden. Der Beschuldigte machte keine Angaben zur Tat.