DNA-Tests im Mordfall Alina U. 27.07.05, 00:00 Uhr
REFRATH. / KÖLN. Auch mehr als ein Jahr nach dem Schuldspruch für Stiefvater Jimmy J. hat die Staatsanwaltschaft den Mordfall Alina U. nicht zu den Akten gelegt.
„Es gibt neue Anhaltspunkte“, sagte gestern Staatsanwalt Günther Feld. „Die Beamten der Mordkommission suchen nach einem möglichen Mittäter.“ Es geht um eine bislang nicht zugeordnete DNA-Spur, die am Tatort an der Friesenstraße in Refrath gefunden worden ist.
300 Männer aus dem Umfeld des Stiefvaters will die Staatsanwaltschaft deshalb zu einem Speicheltest einladen. Der genaue Zeitpunkt der Aktion stehe noch nicht fest, so der Staatsanwalt.
Alina U. war am Tag vor Heiligabend 2002 erschossen im Keller ihres elterlichen Hauses gefunden worden. Ihre Schwester lag gefesselt im Badezimmer; sie war während der Abwesenheit von Mutter und Stiefvater von einem Unbekannten überfallen worden. Von Anfang an stand fest, dass Jimmy J. die Tat nicht allein begangen hatte. Jimmy J., der die Tat stets leugnete, wurde aufgrund von Indizien zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. (cbt)
Mordfälle Wer war der Mittäter im Fall Alina? Von Malte Ewert 24.08.11, 00:00 Uhr
Bergisch Gladbach - Es ist jetzt fünf Jahre her, dass man zum letzten Mal von dem Fall gehört hat. „DNA-Test an 300 Männern“, lauteten sinngemäß die Schlagzeilen. Mit modernsten chemischen Methoden sollte ein Täter in einem spektakulären Mordfall gefunden werden. Oder ein Mittäter – so genau weiß man dies bis heute nicht. In der Nacht vor Heiligabend 2002 war die 21 Jahre alte Alina U. in ihrem Elternhaus in Refrath erschossen worden. Im März 2004 wurde ihr Stiefvater Jimmy J. wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Doch ein Unbekannter, der in die Tat verwickelt sein muss, läuft weiterhin frei herum.
Viele Einzelheiten dieses Falles waren außergewöhnlich. So platzte erst nach zwei Monaten das vermeintlich bombensichere Alibi des Stiefvaters. Er hatte nämlich angegeben, zum Zeitpunkt des Todes seiner Stieftochter zusammen mit deren Mutter im Krankenhaus gewesen zu sein. Wegen akuter Rückenprobleme habe er sich mitten in der Nacht in Behandlung begeben müssen. Erst nach der Rückkehr gegen 3.30 Uhr habe man die Tote im Keller des Hauses entdeckt. Deren zwei Jahre jüngere Schwester Vanessa lag gefesselt in ihrem Schlafzimmer.
Angebliches Alibi zerpflückt
Spezialisten der Kriminalpolizei brauchten acht Wochen, um das angebliche Alibi zu zerpflücken. Jimmy J. war tatsächlich im Krankenhaus, aber Alina war wahrscheinlich unmittelbar vor der Fahrt dorthin getötet worden. Erschossen mit einer Pistole mit Schalldämpfer. Plötzlich stellte sich der Fall ganz anders dar: Alina war nicht von einem Einbrecher getötet worden, sondern vom eigenen Stiefvater, so die Ermittler. Die Schwester Vanessa war dann später von dem unbekannten zweiten Mann überfallen worden, um einen Einbruch vorzutäuschen – und um dem Stiefvater ein Alibi zu geben. Bei der Gerichtsverhandlung im Frühjahr 2004 vor dem Kölner Landgericht sagte der des Mordes angeklagte Jimmy J. kaum ein Wort. Dafür schlug die Stunde der Gutachter: In einem reinen Indizienprozess galt es, Hinweise auf seine Schuld zu finden. Zum Verhängnis wurden J. letztlich Schmauchspuren an seiner Kleidung, die mit dem Projektil aus dem Kopf der getöteten Alina in Verbindung gebracht werden konnten.
Aber auch das Motiv wurde während der rund 20 Verhandlungstage deutlich: Der gebürtige Iraner Jimmy J. (zum Tatzeitpunkt 45) hatte Alinas vermögende Mutter Ingeborg U. (damals 54) geheiratet, um sich ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Bald bröckelte jedoch der „Bund fürs Leben“, wobei Alina immer wieder auf ihre Mutter eingewirkt haben soll, sich scheiden zu lassen. Wohl deshalb musste sie sterben. Jimmy J. wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Urteil hatte später auch vor dem Bundesgerichtshof Bestand.
Doch wer ist der Mittäter, der die Schwester Vanessa in der Nacht vor Heiligabend überfallen hatte? War er sogar derjenige, der den tödlichen Schuss abgegeben hat? Selbst die Staatsanwaltschaft schloss dies im Mordprozess gegen Jimmy J. nicht gänzlich aus. J. sei aber in jedem Fall der Auftraggeber für die Tat gewesen. Die Schmauchspuren an seiner Kleidung hätten in dem Fall vom Üben mit der teilweise selbst gebastelten Tatwaffe stammen können.
Es wird vermutet, dass der Unbekannte ebenfalls aus dem Iran stammt. Deshalb ordnete der zuständige Staatsanwalt Stephan Neuheuser, der den Fall nicht einfach zu den Akten legen wollte, einen Massen-DNA-Test an. Und zwar vier Jahre nach der Tat. Man hatte an Vanessas Kleidung ein Haar des Unbekannten gefunden. 271 Männer aus der Region – allesamt mit iranischen Wurzeln – wurden zum Speicheltest vorgeladen. Es kamen allerdings nur 130. Ein Treffer war nicht darunter.
Seitdem ist Ruhe eingekehrt. Ulrich Bremer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Köln: „Wir können in dem Mordfall nicht weiter ermitteln, weil wir keinerlei Hinweise auf die Identität des Mittäters haben.“ Die Behörde schließt nicht aus, dass er sich in den Iran abgesetzt hat. Eingestellt sei das Verfahren aber nicht. Alinas Mutter hat das Haus, in dem die Tat geschah, verkauft und in unmittelbarer Nachbarschaft neu gebaut. Jimmy J. verbüßt seine Strafe in der JVA Werl. Über den Mittäter hat er bis heute den Behörden gegenüber kein Wort verloren. Bevor er dies nicht tut, darf bezweifelt werden, dass ihm nach 15 Jahren der Rest seiner lebenslangen Haft erlassen wird.
Ermittlungen Diese Mord- und Vermisstenfälle in Rhein-Berg sind ungeklärt Von Unserer Redaktion 20.06.16, 15:39 Uhr EMAIL FACEBOOK TWITTER 21-jährige Alina U. erschossen aufgefunden
Alina Alina wurde 2002 ermordet. (Bild: Archiv) Am 23. Dezember 2002 wurde die 21-jährige Alina U. im Keller eines Hauses an der Refrather Friesenstraße erschossen aufgefunden. Zwei Jahre später verurteilte die 11. Große Strafkammer des Kölner Landgerichts Jimmy J., den Stiefvater der jungen Frau, einen gebürtigen Iraner, in einem spektakulären Indizienprozess wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe. Doch schon in der Urteilsbegründung sprach das Gericht von ungeklärten Vorgängen: Es muss einen zweiten Mann gegeben haben. In der Mordnacht wurde die 19-jährige Vanessa, Alinas jüngere Schwester, von einem Unbekannten misshandelt und im Badezimmer gefesselt eingeschlossen. Jimmy J. kann es nicht gewesen sein. Im Juli 2005 hatte die Staatsanwaltschaft verlauten lassen, es gebe eine bisher nicht zugeordnete DNA-Spur, die am Tatort gefunden worden sei. Vanessa hatte seinerzeit erklärt, ihr Peiniger habe Deutsch mit ausländischem Akzent gesprochen.
Die 270 Männer iranischer Herkunft, sollen sich zum Zeitpunkt des Mordes im Dezember 2002 im Rheinisch-Bergischen Kreis aufgehalten haben. Eine groß angelegte Speichelproben-Aktion führte zu keinem Ergebnis. Der zweite Täter wurde bis heute nicht gefunden.
Mordfall "Alina" 130 Männer kamen zur Speichelprobe
Bergisch Gladbach (RPO). Bei der Aufklärung des Mordes an der 21-jährigen Alina haben 130 Männer in Bergisch Gladbach am Samstag eine Speichelprobe abgegeben. 20 Personen verweigerten den freiwilligen DNA-Test. Sie müssen nun mit weiteren Ermittlungen der Polizei rechnen, teilte ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft mit.
Ingesamt war 271 Männer im Alter zwischen 25 und 75 Jahren ins Bergisch Gladbacher Polizeipräsidium gebeten worden. Für die am Samstag nicht erschienenen Männer sollen weitere Termine angeboten werden. So könnten sie zuverlässig aus dem Kreis der Tatverdächtigen ausgeschlossen werden, hieß es.
Die 21-jährige Alina war am 23. Dezember 2002 erschossen im Keller ihres Elternhauses in Refrath bei Köln gefunden worden. Ihre 19-jährige Schwester saß gefesselt im ersten Stock des Gebäudes. Im März 2004 war der Stiefvater des Opfers wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Urteil ist inzwischen rechtskräftig. Das Kölner Landgericht geht jedoch davon aus, dass weitere, bislang unbekannte Personen an der Tat beteiligt waren.
Bei den jetzt schriftlich vorgeladenen Personen handelt es sich um iranische oder iranisch-stämmige Männer aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis. Sie könnten dem Umfeld des verurteilten Stiefvaters zuzurechnen sein, der ebenfalls geborener Iraner ist.
Nach Überzeugung des Landgerichts musste die junge Frau sterben, weil sie ihre Mutter immer wieder gedrängt hatte, sich endlich von dem ungeliebten Stiefvater zu trennen. Dieser habe zuletzt nur noch vom Geld seiner Frau gelebt. Bei einer Scheidung hätte er dieses Leben nicht mehr fortsetzen können.
Die 19-jährige Tochter wurde nach eigenen Aussagen von einem Unbekannten überfallen und gefesselt. Von dem Mord an ihrer Schwester habe sie zunächst nichts mitbekommen. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass dieser Unbekannte vom Stiefvater ins Haus gelassen wurde. Von diesem Mann konnte ein Haar an der Kleidung des gefesselten Mädchens sichergestellt werden.