DIE WELT 28.11.01 Sohn vermisst: Familie hofft auf Lebenszeichen Derzeit sind in Deutschland rund 1000 Kinder sowie 1200 Jugendliche bis zu 18 Jahren vermisst
Am 29. November wird Jan Erstling aus Ueckermünde 17 Jahre alt. Oder wäre er 17 geworden? Seine Mutter Karina Erstling weiß es nicht. Jan ist spurlos verschwunden. "Am 15. Dezember ist es ein Jahr her", sagt die 36-Jährige. "Wer die Qualen nicht selbst erlebt hat, kann sie nicht nachvollziehen." Nach Angaben des Bundeskriminalamtes sind derzeit in Deutschland rund 1000 Kinder sowie 1200 Jugendliche bis zu 18 Jahren vermisst.
An jenem Freitag war Jan von seinem letzten Praktikumstag in einem Restaurant, zehn Fahrrad-Minuten vom Haus der Eltern entfernt, nicht zurück gekommen. Gegen 20 Uhr habe sie die Gaststätte angerufen, berichtet Frau Erstling. Sie habe immer befürchtet, dass Jan "etwas anstellen" könnte. Er war kein Musterknabe. Mit einem Kumpel war er auf einem geklauten Moped ohne Führerschein erwischt worden und er hatte mal in einen Kiosk eingebrochen. Den Kiosk-Schaden habe er wiedergutgemacht. Für die Geschichte mit dem Moped wurde Jan gerügt.
Im Berufsförderzentrum Torgelow sollte er den Hauptschulabschluss nachholen. Mutter und Vater - sie arbeitet als Friseuse, er ist Installateur - machen sich heute Vorwürfe: Sie haben viel mit dem Sohn geschimpft, ihn auch mal geschlagen. Zwei Mal ist Jan abgehauen, als es Zeugnisse gab, aber von allein wiedergekommen. Er sei leicht beeinflussbar, im Guten wie im Schlechten, sagt seine Mutter. An jenem 15. Dezember erfuhr die besorgte Mutter nur, dass Jan um 17.50 Uhr Feierabend gemacht hatte. Wenig später meldeten die Eltern den Sohn bei der Polizei als vermisst.
Wo steckst du, Jan? Eltern suchen ihren Sohn 24 Stunden, SAT.1-Reporter im Einsatz Montag, 14. Mai 2001, 23.50 Uhr
10.05.2001 – 02:00 Berlin (ots) - Kurz vor Weihnachten verschwindet der 16-jährige Jan Erstling aus Ueckermünde an der Ostsee, ohne die geringste Spur zu hinterlassen.
Weder Geld noch Kleidung hat er mitgenommen. Am 15. Dezember 2000 gegen 18.00 Uhr verlässt er seine Ausbildungsstätte mit dem Fahrrad. Danach hat ihn niemand mehr gesehen. Seine Eltern erstatten Vermissten-Anzeige.
Die Kripo fahndet nach Jan, Hinweise führen die Ermittler ins Sumpfgelände und in verlassene Bunker. Jans Familie stellt selbstständig Recherchen an, stößt jedoch bei Jans Bekannten auf eine merkwürdige Mauer des Schweigens. Vieles deutet darauf hin, dass sich der Junge in Berlin in der Straßenkinder-Szene aufhalten könnte. SAT.1 im Internet: http://www.sat1.de und
http://www.presse.sat1.de "24 Stunden"-Reporter begleiten Jans Mutter auf der Suche nach ihrem Sohn. Am Berliner Bahnhof Zoo lernt sie Michael und Melanie kennen, die sich ohne feste Bleibe schon seit Monaten in der Hauptstadt durchschlagen. Gemeinsam mit den beiden nimmt sie die Spur von Jan auf... ots Originaltext: SAT. 1 Im Internet recherchierbar:
absolviert am 15. Dezember 2000 seinen letzten Praktikumstag in einer Gaststätte in Ueckermünde (heute Landkreis Vorpommern-Greifswald). Er ist dabei, im Berufsförderzentrum Torgelow seinen Hauptschulabschluss nachzuholen. Von dem Restaurant – nur zehn Fahrrad-Minuten vom Haus der Eltern entfernt – war er nicht zurück gekommen. Gegen 20 Uhr habe sie die Gaststätte angerufen, berichtet später seine Mutter. Dabei erfährt sie jedoch nur, dass Jan um 17.50 Uhr Feierabend gemacht hatte und mit seinem Fahrrad weggefahren sei.
Ob Jan sich am Abend noch mit jemanden treffen wollte, ist unklar. Hinweise führen die Ermittler später in ein Sumpfgelände sowie in verlassene Bunker. Jans Familie stellt selbstständig Nachforschungen an, sie stößt jedoch bei Jans Bekannten auf eine Mauer des Schweigens.
Geburtsdatum: 29.11.1984 Geschlecht: männlich Nationalität: DE Datum des Verschwindens: 15.12.2000, im Alter von 16 Jahren
Land des Verschwindens: Deutschland Stadt des Verschwindens: Torgelow
Berichterstattung:
Größe beim Verschwinden: 178 cm Haarfarbe zum Verschwinden: blond Augenfarbe beim Verschwinden: Korpulenz: Unterscheidungszeichen:
?Der Tag seiner disparitin, Jan, von Uekermünde (Mecklenburg-Vorpommern), trug einen dunkellila Lederjacke, Jeans und Turnschuhe Marke "New Balance". Er fuhr mit einem Herrenrad, grün und schwarz.
?Seit dem 15. Dezember 2000 wird der damals 16jährige Jan Erstling aus Uekermünde (Mecklenburg-Vorpommern) vermisst.
Am Tag Waden Verschwindes Trägt Januar Einer dunkellila Jacke, Jeanshose undTurnschuhe die Marke "New Balance" er wurde in dem "Pommernmühle" in Ueckermünde gesehen zuletzt. Er führt ein einfaches Tag ein einfaches dunkelgrünes Herrenfahrrad mit schwarzem Schutzblechen mit sich. Umstände: ?Jan musste sein Abschlussdiplom vom Torgelow Professional Center bekommen. Wir wissen nur, dass er das Ereignis in einem Restaurant gefeiert hat, aber er ist nie zurückgekehrt. Gegen 18.00 Uhr meldeten seine Eltern sein Verschwinden bei der Polizei.
?Im Berufsförderzentrum Torgelow soll der Hauptschulabschluss nachholen. Anjenem 15. Dezember erfuhr die besagte Mutter nur, dass Jan um 17.50 Uhr Feierabend gemacht hatte. Wenig später sagen die Eltern, dass die Polizei als vermisst
Rostock/Karbow/Raben Steinfeld/Ueckermünde Kein Lebenszeichen: In MV werden 227 Menschen gesucht
Von 115 Kindern und Jugendlichen fehlt seit Monaten oder Jahren jede Spur – darunter viele unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge.
Vermisste in Mecklenburg-Vorpommern (von links): Kathrin Jarosch (seit 1989), Jan Erstling (seit 200) und Anita Richter (seit 1999).
Rostock/Karbow/Raben Steinfeld/Ueckermünde
Fieberhaft gesucht: 127 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre werden in Mecklenburg-Vorpommern derzeit vermisst. „115 von ihnen führen wir als Langzeitvermisste, sie sind länger als sechs Wochen verschwunden“, erklärt Michael Schuldt vom Landeskriminalamt (LKA). Dazu gehören 18 Kinder, die zur Zeit ihres Verschwindens 13 Jahre und jünger waren, sowie 97 Jugendliche bis 17 Jahre. Von denen seien 95 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. „In diesem Jahr sind bisher 45 Kinder und Jugendliche verschwunden“, berichtet Schuldt. Darunter 26 junge Asylbewerber.
Außerdem gelten in MV weitere 100 Erwachsene als vermisst. Zu ihnen gehört bis vor kurzem auch der 72-jährige Karl-August Conrady aus Rostock. Der Rentner war mitsamt seinem Auto seit dem 26. Juni 2016 verschwunden. Immer wieder suchte die Polizei nach ihm – auch mit Tauchern. Am 10. Mai fanden diese schließlich ein Auto im Becken des alten Rostocker Fischereihafens, auf dem Fahrersitz eine Leiche. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um Conrady und sein Fahrzeug handelt.
Von 13-Jähriger fehlt seit 1989 jede Spur
Nach vielen Vermissten suchen ihre Familien und die Polizei jedoch seit Jahrzehnten. So fehlt von Kathrin Jarosch aus Karbow zwischen Ludwigslust und Lübz bis heute jedes Lebenszeichen. Das Mädchen wurde zuletzt am 21. Januar 1989 gesehen. Die 13-Jährige fuhr mit dem Rad zur Schule, kam aber nie an.
Ungeklärt ist auch das Verschwinden von Anita Richter, die von Raben Steinfeld am 11. Juni 1999 mit dem Bus ins nahe Schwerin fahren wollte. Fast ebenso lange wird nach Jan Erstling aus Ueckermünde (Vorpommern-Greifswald) gesucht.
Nach allen drei Jugendlichen werde bis heute gefahndet, heißt es vom LKA. „Zur Vermisstensache Jan Erstling liegen keine neuen Erkenntnisse vor“, erklärt Nicole Buchfink vom Polizeipräsidium Neubrandenburg. Ein Hinweis vom Oktober 2016, wonach sich der Mann möglicherweise in Polen aufhalte, sei umfangreich geprüft worden. Der Tipp habe sich jedoch nicht bestätigt.
Schnelles Einschalten der Ermittler wichtig
In Deutschland werden jedes Jahr etwa 100 000 Kinder und Jugendliche als vermisst gemeldet. In 99 Prozent der Fälle tauchen sie wohlbehalten wieder auf, heißt es von der „Initiative Vermisste Kinder“. Trotzdem sollte sofort die Polizei unter 110 angerufen werden, wenn ein Kind verschwunden ist. Die ersten drei Stunden danach sind die wichtigsten: Dann sind die Chancen am größten, das Kind unbeschadet wiederzufinden.
Das Bundeskriminalamt (BKA) speichert Vermisstenfälle – unter anderem etwa 16 000 in Deutschland verschwundene Personen. Pro Tag werden jeweils 250 bis 300 Fahndungen neu erfasst – und wieder gelöscht. Etwa die Hälfte aller Vermissten sind Kinder und Jugendliche. Knapp zwei Drittel der Vermissten sind männlich.
Nach Internet-Flirt Vermisste in Bayern aufgetaucht
Aktuell werden 250 Menschen in MV gesucht
von Thomas Volgmann 13. September 2017, 21:00 Uhr
Ein glückliches Ende im Vermisstenfall einer 14-jährigen Schülerin. „In der vergangenen Nacht wurde Stella in Südbayern angetroffen und dort von der Polizei in Obhut genommen“, teilte gestern Gert Frahm von der Polizeiinspektion Güstrow mit. Das Mädchen aus der Nähe von Güstrow sei bei einem Bekannten im Landkreis Traunstein gewesen und wohlauf, hieß es. Die besorgten Eltern hatten am Sonntagabend ihre Tochter bei der Polizei als vermisst gemeldet, nachdem das Mädchen am Vortag in einen Zug nach Güstrow gestiegen war, angeblich um eine Freundin zu besuchen. Dort war sie am Sonntag allerdings nicht. Mitschüler hatten berichtet, dass sich die 14-Jährige über Internet wohl in Osnabrück, Dortmund oder Düsseldorf verabredet habe. Danach wurde bundesweit nach der Minderjährigen gesucht.
In Mecklenburg-Vorpommern sind aktuell 250 Menschen als vermisst gemeldet, teilte das Landeskriminalamt (LKA) auf Anfrage unserer Redaktion mit. „Davon stammen 80 Anzeigen aus diesem Jahr“, sagte LKA-Sprecherin Anne Hermann. Von den 80 Vermissten sind 67 Kinder und Jugendliche im Alter unter 18 Jahren. Unter ihnen befinden sich 42 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die zumeist in Deutschland auf der Suche nach Eltern, Verwandten und Bekannten sind.
Die Gründe für das plötzliche Verschwinden sind ganz unterschiedlich: Abenteuerlust, Streit mit Eltern oder Ehepartnern, Geldschulden sowie Ärger in der Schule oder in der Firma. Mädchen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren gehören zu den häufigsten Ausreißern.
Die Hälfte der Fälle klärt sich laut BKA wie der von Stella innerhalb der ersten Woche auf, nach einem Monat sind 80 Prozent gelöst. Nur etwa drei Prozent der Vermissten sind nach einem Jahr noch verschwunden.
Von Anita Richter aus Raben Steinfeld bei Schwerin fehlt seit 18 Jahren jede Spur. Die damals 17-Jährige stieg am 11. Juni 1999 in einen Bus nach Schwerin. Ob sie damals in Schwerin ankam, ist unbekannt. Sie gilt seit dem Tag als vermisst.
Jan Erstling aus Ueckermünde ist seit dem 15. Dezember 2000 verschwunden. Der damals 16-Jährige arbeitete in der Küche der „Pommernmühle“ in seiner Heimatstadt. Um 18 Uhr machte er sich mit dem Fahrrad vom Hotel aus auf den Heimweg. Er kam nie zu Hause an.
Von Jan Erstling gibt’s auch nach 15 Jahren keine Spur
Ueckermünde · 18.01.2016 · 09:13 Uhr
Auch 15 Jahre danach immer noch kein Lebenszeichen, keine Karte, kein Anruf - nichts. Der seit dem 15. Dezember 2000 vermisste Jan Erstling aus Ueckermünde ist nach wie vor verschwunden.