Blutbad im Taxi – Brutale Räuber erbeuten gerade mal 200 Euro teilen (XY-Sendung vom 11. Mai 2016) Unfassbares Verbrechen an einem Taxifahrer: Zwei Fahrgäste wollen an sein Geld und schrecken vor brutaler Gewalt nicht zurück. Von den Rücksitzen aus stechen sie 32 Mal auf ihr Opfer ein.
Szenenfoto Szenenfoto Mittwoch, 10. Juni 2015. Gegen 3.20 Uhr ist ein 28-jähriger Taxifahrer im Berliner Bezirk Tiergarten unterwegs. Plötzlich springen zwei junge Männer in sein Taxi. Die Fahrgäste wollen zum Lützowplatz. Sie lotsen den Fahrer in eine Seitenstraße. Dort kommt es – wie der Taxifahrer später zu Protokoll gibt – zum Überfall.
200 Euro Beute Als es ans Bezahlen geht, bedrohen die Männer den Taxifahrer mit einem Messer und verlangen die Einnahmen. Seine Geldtasche mit etwa 200 Euro ist ihnen jedoch zu wenig. Plötzlich sticht einer der Täter zu: 32 Stiche in den Oberkörper, knapp am Herz vorbei, die Lunge wird jedoch mehrfach getroffen. Instinktiv gibt der Taxifahrer Gas.
Das Taxi bleibt schließlich an der Kreuzung Schillstraße/Wittmannstraße stehen. Die beiden Männer auf dem Rücksitz fliehen mit dem Geld des Taxifahrers. Die Insassen eines anderen Autos werden auf den bewusstlosen Taxichauffeur aufmerksam. Sie leisten Erste Hilfe und verständigen die Polizei. Durch eine sofortige Notoperation kommt das Opfer mit dem Leben davon.
Flucht zum Bahnhof Zoo Seine beiden Fahrgäste – so lässt sich später anhand der Aufnahmen diverser Überwachungskameras nachvollziehen – laufen durch den Bezirk Tiergarten zum Bahnhof Zoo. Dort durchqueren sie um 3.52 Uhr die fast menschenleere Bahnhofshalle und treffen sich offenbar mit einem dritten Mann, den der Taxifahrer – wie er später sagt – zuvor zusammen mit den beiden Tätern an einer Bushaltestelle gesehen hat.
Die Videoüberwachung im Bahnhof Zoo dokumentiert weiter: Die drei Männer begeben sich zu den Bahnsteigen. Nachdem sich einer von ihnen an einem Automaten einen Snack gezogen hat, steigen sie um 4.12 Uhr in die erste S-Bahn ein – in die S 7 nach Potsdam. Nach dem Einsteigen verliert sich die Spur der drei Männer, weil die Berliner S-Bahnen nicht mit Überwachungskameras ausgestattet sind.
Täterbeschreibungen: Bei den drei Männern könnte es sich um Südosteuropäer handeln, 20 bis 25 Jahre alt.
Die Täter im Bahnhof Zoo (Überwachungsvideo) Die mutmaßlichen Täter im Bahnhof Zoo. Der Wortführer (links) ist etwa 1,75 m groß und schlank. Er trug ein Basecap mit großem unbekanntem Aufdruck, einen hellgrünen Kapuzenpullover – einen sogenannten „Hoodie“ – mit Tasche vorne und unbekanntem Aufdruck im Brustbereich, eine grüne Hose mit Tarnmuster sowie helle Sportschuhe mit dunklen Sohlen. Die Kapuze des Pullis hatte einen dunklen Rand. Sein Begleiter (Mitte) ist ebenfalls etwa 1,75 m groß und schlank. Seine Kleidung bestand aus einer dunklen Kapuzenjacke, hellen knielangen Jeans sowie dunklen Sportschuhen mit hellen Sohlen. Der dritte Mann (rechts), der sie nach der Tat ab dem Bahnhof Zoo offenbar begleitet hat, ist etwas größer – etwa 1,85 m. Er hatte eine dünne schwarze Jacke an, darunter ein weißes T-Shirt, eine enge dunkle Hose sowie dunkle Schuhe mit hellen Sohlen.
Geraubter Gegenstand: Bei dem Überfall wurde die schwarze Geldtasche des Taxifahrers mit etwa 200 Euro geraubt. Es handelt sich um eine Art „Kellnertasche“. Vielleicht hat jemand die Tasche auf dem Fluchtweg der Täter von der Kreuzung Schillstraße/Wichmannstraße in Berlin-Tiergarten zum Bahnhof Zoo gefunden.
Frage nach Zeugen:
Wer hat die drei Verdächtigen am Morgen des 11. Juni 2015 (Donnerstag) zwischen 3.50 Uhr und 4.12 Uhr im Bahnhof Zoo gesehen – oder anschließend in der S-Bahn S 7 Richtung Potsdam? Wer kann Angaben darüber machen, wo die Männer ausgestiegen sind? Belohnung: Für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat führen, ist eine Belohnung von 2.500 Euro ausgesetzt.
Zuständig: Kripo Berlin, Telefon 030 / 4664 371 100
Raubüberfälle Wann werden Taxifahrer endlich besser geschützt? Von Jeanette Hix 20.07.15, 22:19 Uhr
Berlin - Taxi-Verbände schlagen Alarm: Weil die Überfälle auf Taxi-Fahrer wie Thomas (28) immer brutaler und häufiger werden, fordern sie mehr Sicherheitsmaßnahmen wie Überfallschutz-Kameras. Doch da spielt der Datenschutz nicht mit.
Acht Angriffe auf Taxi-Fahrer gab es von Januar bis jetzt wie auf Thomas (28), der mit 32 Messerstichen schwer verletzt wurde (KURIER berichtete). Er überlebte knapp, weil einer der Stiche seine Halsschlagader um einen Millimeter verfehlt hatte.
Taxifahrer Hayrettin Simsek (38) vom „Verband Taxi Deutschland Berlin e.V.“ zum KURIER: „Eine Überfallschutz-Kamera hätte vielleicht die Tat verhindert. Doch Kameras dieser Art sind in Berlin aus Datenschutzgründen nicht erlaubt.“
Was aber erlaubt ist: Taxifahrer könnten bei Gefahr durch Knopfdruck eine Videoaufzeichnung starten.
Dazu Taxi-Innungsvorstandsmitglied Stephan Berndt (53): „Die Räuber werden alles tun, um die Knopf-Betätigung zu vermeiden – Überfälle könnten noch brutaler werden.
Die Videokamera muss permanent mitlaufen, ihr Dasein am Auto gekennzeichnet sein – das schreckt Täter ab.“
Die Hansestadt Bremen macht vor, was in Berlin nicht möglich sein soll. In Bremer Taxen schießt die Kamera alle 15 Sekunden ein Standbild, die dann 45 Stunden gespeichert werden.
Ingo Heuermann, 2. Vorsitzender der Taxi-Innung Bremen sagte dem KURIER: „Statt elf Überfälle 2009 gab es 2014 nur noch zwei. Von den 548 Taxen, die unserem Verband angeschlossen sind, haben 461 die Überfallschutz-Kamera installiert.“
Der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix zum Bremer Modell: „Standbilder alle 15 Sekunden nähern sich einer permanenten Videoüberwachung an – dem stimmen wir nicht zu. Standbilder beim Ein- und Aussteigen wären zulässig.“
Berliner Taxi-Verbände wollen jetzt per Petition das Bremer Modell durchzusetzen.
Andere Sicherheitsvorkehrungen wie eine Trennscheibe sind in Berliner Taxen kaum umsetzbar. Hayrettin Simsek: „Laut Personenbeförderungsgesetz müssen Taxen vier Leute und mindestens 50 Kilo Gepäck mitnehmen können. Die Trennscheibe versperrt den 4. Platz – der Fahrer würde seine Konzession verlieren.“
London-Taxen würden zwar vier Leuten Platz bieten, kosten mit 50 000 Euro doppelt so viel wie ein hier übliches Taxi.
Eine Plexi-Glas-Kapsel in der der Fahrer sitzt, ist zwar erlaubt, würde aber den Fahrgast dahinter zu sehr einengen.
von Stefan Ummenhofer Der 28-jährige Berliner Taxifahrer Holger Baumann fährt Schichtdienst. Anfang Juni 2015 hat er für zwei Wochen Nachtschicht. In der Nacht zum 11. Juni 2015 nimmt er an einer Bushaltestelle zwei junge Männer mit, die sich kurz darauf Kapuzen aufsetzen.
9 min 01.09.2021 Verfügbarkeit: Video verfügbar bis 01.09.2022