Ein brutaler Mord und eine Zeitungsanzeige Öffnete Tatjana Cherchneva ihrem Mörder am Abend des 13. September 1999 die Wohnungstür? - Ungeklärte Verbrechen
Von Matthias Bieder
Die Anzeige in einer Berliner Tageszeitung war ebenso ungewöhnlich wie bewegend. "Hilfe!", stand da in dick unterstrichenen Lettern über dem Foto einer jungen, hübschen Frau. Und darunter: "Helfen Sie einer Familie, wenigstens den Seelenfrieden wiederzufinden." In der Anzeige ging es um einen brutalen Mord, der bis heute nicht aufgeklärt ist.
Am Montag, den 13. September 1999 verließ die 31-jährige Ukrainerin Tatjana Cherchneva gegen 17 Uhr ihre Arbeitsststelle, eine Firma für Büromaschinen am Kreuzberger Mehringdamm. Etwa eine halbe Stunde später kam sie mit ihrem grünen Nissan Micra in der Georg-Wilhelm-Straße in Wilmersdorf an, wo sie seit 1991 in einem Appartement lebte. Sie parkte den Wagen in der Garage und lief vermutlich durch das Treppenhaus zu ihrer Wohnung im ersten Stock.
Gegen 18.30 Uhr ging bei der Berliner Polizei ein Notruf ein. Ein junger Mann sagte, er könne seine Freundin nicht erreichen und mache sich Sorgen. Die Rede war von Tatjana Cherchneva. Die Beamten fanden die junge Frau sterbend in ihrer Wohnung. Der unbekannte Täter hatte ihr mit einem Messer mehrmals in den Hals und in den Oberkörper gestochen. Der Notarzt konnte der Schwerverletzten nicht mehr helfen, sie erwachte nicht mehr aus ihrer Bewusstlosigkeit.
Die 1. Mordkommission des Berliner Landeskriminalamtes übernahm die Ermittlungen. Und stieß auf eine Geschichte, die den Mord an Tatjana Cherchneva zunächst als klassische Liebestragödie erscheinen ließ. 1990 hatte die junge Frau den 24 Jahre älteren Berliner Kurt Krüger in Odessa kennengelernt. Sie war die Sekretärin eines Geschäftspartners des Berliner Büromaschinenhändlers. Krüger und die junge Ukrainerin verliebten sich ineinander, ein Jahr später holte der Geschäftsmann seine junge Freundin nach Berlin, gab ihr eine Anstellung in seiner Firma und brachte sie in einer Wohnung unter. 1998 trennte sich das Paar jedoch. Ohne Streit, wie Kurt Krüger versicherte. Er sei alt und sehr krank, Tatjana aber stand noch das Leben bevor, sagte er mehrfach.
Der Mord an seiner ehemaligen Lebensgefährtin rückte auch Kurt Krüger ins Licht der Ermittlungen. Doch der Geschäftsmann machte sich die Suche nach dem Mörder selbst zu Aufgabe. Er schaltete die Anzeige, suchte auf eigene Faust nach Zeugen. Die Mordkommisson ließ Kurt Krüger gewähren, zeigte sich aber nicht besonders glücklich über dessen Eigenintiative. Andere hielten die Anzeige gar für ein Ablenkungsmanöver.
Doch auch der Hilferuf in der Zeitung erbrachte keinen Hinweis auf den Täter. Dabei müsste der Kreis der Tatverdächtigen relativ klein sein. Tatjana Cherchneva könnte ihren Mörder gekannt haben, sie hatte ihn selbst in die Wohnung gelassen, die Tür zeigte keine Einbruchsspuren. Zudem war sie am Tattag mit einem Unbekannten um eine bestimmte Zeit zu einem Telefonat verabredet. Sie habe eilig ihr Büro verlassen und wollte schnell nach Hause, weil sie dort den Anruf erwartete, gaben später Kollgen an.
Die Polizei vernahm neben Kurt Krüger mehrere andere Männer: einen Englischlehrer, der Tatjana verehrte und ihr zweimal Rosen in den Briefkasten gesteckt hatte, ihren Klavierlehrer, und natürlich ihren Freund, ein "Schauspieler und Fotograf", so Kurt Krüger. Mit dem jungen Mann war Tatjana Cherchneva seit etwa einem Jahr zusammen und hatte mit ihm bis zum Tag vor der Tat den Urlaub verbracht. Doch keiner der Vernommenen konnte der Tat überführt werden.
Schließlich veröffentlichte die Polizei das Phantombild eines unbekannten Mannes, vermutlich ein Deutsch-Russe. Der etwa 30 Jahre alte Mann soll das Handy von Tatjana Cherchneva an einen Hehler verkauft haben. Das Telefon, ein Rucksack und ein Schlüsselbund waren nach dem Mord aus der Wohnung verschwunden. Doch auch diese Spur erbrachte kein Ergebnis. "Für uns ist der Fall aber noch lange nicht abgeschlossen", sagt ein Ermittler, rund 10 Monate nach der Tat.
Auch Kurt Krüger will weiter nach dem Mörder von Tatjana Cherchneva suchen. "Irgendwann habe ich ihn", sagt er. Bis dahin nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 69 93 27 25 Hinweise entgegen.
10 000 Mark Belohnung hat die Polizei für Hinweise im Mordfall Tatiana Cherchneva ausgesetzt. Die 31-jährige Ukrainerin war am 13. September gegen 18.30 Uhr in ihrer Wohnung in der Georg-Wilhelm-Straße 12a erstochen aufgefunden worden.
Eine Stunde zuvor war die Frau mit ihrem Auto von der Arbeit nach Hause gekommen. Der Mörder nahm ein schnurloses Telefon der Marke "Panasonic", einen schwarzen Lederrucksack und ein Schlüsselbund mit herzförmigem Anhänger mit. Die Polizei bittet um Hinweise auf den Bekanntenkreis der Frau: 699 32725.
Über vier Monate nach der Tat hat die Berliner Polizei noch keine heiße Spur im Mordfall Tatiana Cherchneva. Die Leiche der 31-jährigen Ukrainerin war am 13. September von der Polizei in ihrer Wohnung in der Georg- Wilhelm-Straße im Bezirk Wilmersdorf aufgefunden worden. Für Hinweise zur Aufklärung des Verbrechens hat der Polizeipräsident eine Belohnung von 10 000 Mark ausgesetzt. Gesucht wird ein 25 bis 30 Jahre alter, 1,75 bis 1,80 Meter großer Deutschrussen mit aschblondem Haar. Hinweise
Zeitungen folgende Telefonnummern an:
Lichtenberg, Marzahn, Hohenschönhausen, Treptow, Hellersdorf, Köpenick, Pankow und Land Brandenburg werktags von 9 bis 16 Uhr
10 000 Mark Belohnung hat die Polizei für Hinweise im Mordfall Tatiana Cherchneva ausgesetzt. Die 31-jährige Ukrainerin war am 13. September gegen 18.30 Uhr in ihrer Wohnung in der Georg-Wilhelm-Straße 12a erstochen aufgefunden worden. Eine Stunde zuvor war die Frau mit ihrem Auto von der Arbeit nach Hause gekommen. Der Mörder nahm ein schnurloses Telefon der Marke "Panasonic", einen schwarzen Lederrucksack und ein Schlüsselbund mit herzförmigem Anhänger mit. Die Polizei bittet um Hinweise auf den Bekanntenkreis der Frau: 699 32725.