Galeristen-Mord 321 Speichelproben, aber der Mörder fehlt Von Daniel Taab 02.04.10, 00:00 Uhr
Köln - Die Ermittler der Mordkommission „Mühle“ ließen nichts unversucht. Das Vorleben des Opfers wurde auf den Kopf gestellt. 600 Menschen mussten sich einer Überprüfung unterziehen, 321 von ihnen wurde eine Spreichelprobe entnommen. Doch der entscheidende Treffer war nicht dabei. Und so ist zehn Jahre nach dem Mord an dem Galeristen Dr. Hans Tuchel in der Altstadt der Täter noch immer nicht gefasst.
Es war der Hausmeister des Brügelmann-Hauses an der Mühlengasse, der Anfang März 2000 im Badezimmer der 33 Quadratmeter großen Wohnung eine grausige Entdeckung machte. In der Badewanne lag der 63-jährige Mieter - gefesselt, geknebelt und erstochen. Mitarbeitern einer Sportagentur, in der Tuchel arbeitete, kam es verdächtig vor, dass der Fußballfan nicht wie gewohnt zur Arbeit erschienen war. Sie baten den Hausmeister, Kontakt zu dem 63-Jährigen aufzunehmen - mit tragischem Ergebnis.
Die Recherchen in dem Aufsehen erregenden Mordfall stellten die Ermittler von Anfang vor eine schwierige Aufgabe. Am Tatort hinterließ der Täter kaum Spuren. Allerdings konnten Haare sichergestellt werden, die dem mutmaßlichen Mörder zugerechnet werden. Nach akribischer Arbeit im Labor des Landeskriminalamt in Düsseldorf konnte die DNA des Täters gewonnen werden. Doch auch nach Abschluss der 321 Speicheltests entdeckten die Fahnder keine passende Gegenprobe.
Die Mordermittler fahndeten in den ersten Monaten nach der Bluttat verstärkt im Kölner Homosexuellen-Milieu. Der Verdacht der Ermittler: Der 63-Jährige hatte möglicherweise einen Mann aus der Stricher-Szene mit nach Hause genommen. War er der Mörder? Oberstaatsanwalt Hans Bernhard Jansen hatte damals schon eine Vorahnung. Er sagte: „Es werden langwierige Ermittlungen. Vor allem bei Taten ohne Zeugen ist es kompliziert“. Polizeisprecher Christoph Gilles sagt heute: „Wir geben nicht auf. Einige Mordfälle werden auch nach Jahrzehnten noch aufgeklärt. Schließlich haben wir eine DNA“. Sollte der Täter von damals noch einmal straffällig werden und seine DNA gesichert werden, könnte der Fall doch noch aufgeklärt werden.
Nach der Festnahme eines 31-jährigen Marokkaners, der vor neun Tagen in Wissen im Westerwald einen Elektronikverkäufer erstochen haben soll, prüft die Polizei nun, ob der Mann auch für die Morde an zwei Kölnern verantwortlich ist. Denn wie der 52-jährige Helmut Willi K. wurden auch Stephan B. (37) und der Kunsthistoriker Hans-Gerd Tuchel (63) mit mehreren Messerstichen im Körper in ihren Wohnungen gefunden. Die Ermittler vermuten, dass der oder die Täter im Stricher-Milieu verkehren. „Das ist bislang die einzige ernste Parallele zwischen den drei Fällen. Wir werden jetzt die DNA-Spuren von den Tatorten vergleichen, um Klarheit zu bekommen“, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Hans Bernhard Jansen.
Helmut Willi K. hatte seinen mutmaßlichen Mörder in Köln getroffen, wo dieser ohne festen Wohnsitz lebte. Gemeinsam fuhren die beiden in die Wohnung des 52-Jährigen in Wissen, wo der Täter dann zustach und vor seiner Flucht mehrere Wertgegenstände mitnahm. „Die beiden hatten einen Streit. Es sieht nicht nach einer Tat aus, die von langer Hand geplant war“, so der Koblenzer Oberstaatsanwalt Erich Jung. (ts)