Kein Motiv, kaum Spuren, nur wenige Hinweise: Auch zwei Jahre nach der Tat bleibt der Mord an einem Jogger im Volkspark Wilmersdorf rätselhaft. Die Kriminalpolizei tappt im Fall dieses mysteriösen Verbrechens weiter im Dunkeln.
Was geschah am 28. Dezember 2001? Um 6 Uhr früh verlässt der Unternehmensberater Jürgen Bohm sein Wilmersdorfer Haus. Er hat etwas Kleingeld für Brötchen bei sich, als er sich auf seinen allmorgendlichen Laufweg durch den Volkspark begibt. Auf dem Weg an der Prinzregentenstraße wird der 52-Jährige wenig später durch Messerstiche getötet. Bohms Mörder verschwindet in der Dunkelheit. Geraubt hat er nichts.
Die 6. Mordkommission ermittelt fieberhaft. Akribisch suchen die Fahnder nach Spuren. Sie finden weder Fingerabdrücke noch Haare oder Körperflüssigkeiten des Täters wie Blut oder Speichel, mit denen eine Genanalyse gemacht werden könnte. Die Tatwaffe bleibt verschwunden. Wochenlang befragen die Beamten Angehörige, Bekannte und geschäftliche Kontaktpersonen des Opfers. Der Fall wird in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" im ZDF gezeigt.
Trotz einer Belohnung von letztlich 10 000 Euro sind die Ergebnisse all dieser Bemühungen dürftig. Ein Zeuge meldet sich und berichtet, er habe zur Tatzeit einen Streit gehört. Außerdem identifiziert die Polizei anhand von Spuren im Schnee, welche Schuhe der Täter getragen hat. Es handelt sich um einen klobigen Freizeitschuh Modell "Memphis", Größe 43 bis 46, aus schwarzem Leder, der von der Firma Deichmann zwischen 1999 und 2000 vertrieben wurde. Zum Täter führt all das nicht.
Schwierig zu lösen ist der Fall auch deshalb, weil es im Gegensatz zu den meisten Tötungsdelikten keine erkennbare Beziehung zwischen Täter und Opfer gibt. Nach Ansicht von Kriminalisten liegt eine "unmotivierte Aggressionstat" vor. Ohne Hoffnung sind die Ermittler aber dennoch nicht. "Im Moment gibt es zwar keine Hinweise und neuen Anhaltspunkte mehr, aber es kann jeden Tag die entscheidende Information kommen", sagt Konrad Zehnpfenning. Er leitet die für den Fall zuständige 6. Mordkommission.
Ungelöste Mordfälle kommen nie endgültig "zu den Akten". Sie werden immer wieder hervorgeholt. Fahnder suchen nach neuen Ermittlungsansätzen. Archivierte Spuren werden auf Übereinstimmungen mit aktuellen Fällen überprüft. "Wissenschaftliche Methoden werden feiner. Mit verbesserter Technik gelingt es häufiger, aus Material von Altfällen doch noch DNA-Spuren zu gewinnen, die zudem mit immer größer werdenden Datenbanken verglichen werden", erläutert André Rauhut, Leiter der Berliner Mordkommissionen, das Vorgehen.
Dass unermüdliches Aufrollen und Vergleichen mit neuen Fällen bei Morden auch tatsächlich zu späten Erfolgen führen kann, zeigte vor einem Jahr der Fall Peter Jacobi. Im Januar 1994 war die Leiche des damals 53-Jährigen in seiner Wohnung an der Heimstraße in Kreuzberg gefunden worden. Der Mörder hatte sein Opfer erdrosselt.
Im November 2002 überführte die Kripo einen 31 Jahre alten Spandauer der Tat. Er war mit einer kleineren Menge Drogen ertappt worden und musste sich erkennungsdienstlich behandeln lassen. Der Mann war vorher noch nie durch Straftaten aufgefallen. Seine Fingerabdrücke wurden durch die Polizeicomputer gejagt, Routine. Diesmal allerdings gab es einen Volltreffer: Die Abdrücke stimmten mit denen überein, die nach dem Mord an Jacobi gesichert worden waren. Leugnen war zwecklos, der Verdächtige gestand. "Solche Treffer sind aber oft auch eine Sache des Glücks", räumt André Rauhut ein.
Im Volkspark Wilmersdorf unweit der Prinzregentenstraße erinnert ein Gedenkstein mit der Aufschrift “Jürgen 28. Dez 2001” ein einen unaufgeklärten und ungesühnten Mord: Der damals 52jährige Unternehmensberater Jürgen Bohm wurde am 28.12.2001 um 6.15 Uhr hier mit 23 Stichen in den Kopf erstochen.
Es gibt keine Zeugen, der Mörder wurde nie gefasst, und das Motiv ist ungeklärt. Jürgen Bohm war Vater zweier Kinder. Er hatte frische Schrippen dabei, die er seiner Familie zum Frühstück bringen wollte, was er regelmäßig mit dem Laufen im Volkspark verband. Zwei Jahre nach dem Mord wurde auch in der ZDF-Fernsehsendung “Aktenzeichen XY ungelöst” vergebens nach dem Täter gesucht.