Überfall Ein Albtraum: Ärztin redet über Gewaltverbrechen in Siegen 12.02.2016 | 16:27 Uhr
Weidenau. Eine Ärztin wird in Siegen Opfer eines brutalen Gewaltverbrechens. Nur weil sie ihrem Angreifer massiv in die Hand beißt, kann sie fliehen. Die Frau erzählt nun, wie sie den Überfall erlebt hat.
Morgens, auf dem Weg zur Arbeit, stürzt eine 49-Jährige in Siegen in den Albtraum aller Frauen. Sie wird Opfer eines brutalen Gewaltverbrechens. Sie überlebt, versucht seitdem, die seelischen Folgen zu verarbeiten.
Überfall kurz vor dem Siegener Kreisklinikum Es geschieht kurz vor dem Siegener Kreisklinikum, wo sie als Ärztin arbeitet. Die Frau wird überfallen, an einem Ort, der sogar bei Tageslicht schaurig wirkt. Unter der HTS. Grauer Beton, schummriges Licht, die Schritte hallen unter der Fahrbahn, die wie eine Brücke über den Fußweg ragt. Hinten rauscht der Berufsverkehr, links die Ferndorf, ein kleiner Fluss, der die Stadt durchquert.
Der Mann schlägt die 49-Jährige zu Boden, hört nicht auf. Die Ärztin wehrt sich verzweifelt und beißt dem Täter schließlich ein Stück seines Fingers ab. Anhand der Bisswunde überführt die Polizei am Tag danach einen 47-jährigen Tatverdächtigen. Sie findet weitere Beweise bei ihm.
Der Westfalenpost schildert das Opfer, welches Martyrium sie an diesem Morgen durchleben muss. Wir veröffentlichen den Wortlaut in voller Länge. Die Frau möchte anonym bleiben.
„ Am Morgen ging ich, nachdem ich mein Auto unter der HTS in Siegen-Weidenau geparkt hatte, in Richtung Kreisklinikum. Dort arbeite ich als Ärztin. Zwischen Weidenauer Straße und der Fußgängerbrücke über die Ferndorf sah ich plötzlich nur wenige Meter vor mir einen Mann, der mir entgegentrat. Ich wich seitlich aus. Als ich auf gleicher Höhe war, starrte er mich an. Ich beschleunigte meine Schritte, da ich Angst hatte. Er kam dann von hinten, packte mich und begann mit voller Kraft auf mich einzuschlagen, so dass ich zu Boden ging. Auch dann schlug er weiter auf mich ein. Zeitweise dachte ich, dass ich ohnmächtig werde, und dass jetzt alles vorbei ist.
So gut es ging gegen den Angriff gewehrt Ich habe mich so gut es ging gegen den Angriff gewehrt, und so laut ich konnte um Hilfe geschrien, es war aber wohl sonst niemand in der Nähe. Als er mir ins Gesicht griff, biss ich instinktiv so fest zu, wie ich konnte, und erwischte wohl einen Finger.
Die Polizei sucht nach dem verletzten Täter. Während der ganzen Attacke hatte ich Todesangst und das Gefühl, dass er mich totschlagen will. Wenn er es nur auf meine Handtasche abgesehen hätte, dann hätte er mir sie ohne Weiteres leicht entreißen können – ohne mich niederzuschlagen, denn ich hatte sie nur locker an der Schulter hängen. Ich hätte mich auch nicht auf einen Kampf deswegen eingelassen. Niemals hätte ich mein Leben wegen einer Handtasche aufs Spiel gesetzt.
Irgendwann konnte ich dann weglaufen. Ich habe erst als ich im Krankenhaus war gemerkt, dass die Handtasche fehlt, die aber mein Lebensgefährte einige Stunden später nach kurzer Suche in ca. 80 Meter Entfernung vom Tatort fand. Es war auch noch fast alles drin, das Geld war natürlich weg. Ich habe keinen Selbstverteidigungskurs absolviert. Ich hatte auch keine bisherigen Erfahrungen mit körperlichen Angriffen auf mich persönlich.
"Pfefferspray hätte mir nichts genützt" Ich hatte kein Pfefferspray oder ähnliches dabei. Es hätte mir auch nichts genützt, denn ab dem Moment des Beginns des Angriffes hätte ich es nicht mehr benutzen können. Das gleiche gilt auch für alle anderen „Bewaffnungen“.
Als ich den Mann zum ersten mal in nur wenigen Schritten Entfernung wahrgenommen habe, war mir eigentlich sofort klar, dass ich mich in einer sehr bedrohlichen Lage befand. Vielleicht hätte ich entkommen können, wenn ich sofort bevor er mich angriff so schnell wie möglich weggelaufen wäre. Aber ich war noch nie in einer solchen Situation gewesen, und wusste nicht was ich tun sollte. Zwischen der ersten Wahrnehmung von Gefahr bis zum tätlichen Angriff lagen auch nur wenige Sekunden.
Vielleicht sollte man das Verhalten in solchen Situationen üben Ich glaube, dass es richtig war die Zähne als Verteidigungswaffe einzusetzen. Wenn er allerdings mit einem Hammer auf mich eingeschlagen hätte oder mit einem Messer auf mich eingestochen hätte, wäre ich jetzt mit Sicherheit tot. Offensichtlich ist es so, dass man als Frau ohne Begleitschutz nicht mehr überall hingehen kann. Sogar auf dem morgendlichen Weg zur Arbeitsstätte ist man nicht sicher. Das ist wirklich schlimm.“
Polizei Überfall in Siegen – Frau (49) beißt Angreifer in die Hand 27.01.2016 | 13:44 Uhr
Weidenau. Eine Frau ist am Mittwochmorgen in Weidenau überfallen worden. Sie wehrt sich heftig und beißt dem Mann in die Hand. Die Polizei sucht nach dem verletzten Täter.
Eine 49-jährige Frau ist am Mittwoch gegen 7.45 Uhr in Weidenau überfallen worden. Sie wehrte sich allerdings heftig und fügte dem Mann eine massive Bissverletzung an der Hand zu. Die Polizei fahndet jetzt nach dem flüchtigen und verletzten Täter und bittet die Öffentlichkeit um Hilfe.
Der Mann stürzte sich im Bereich des Fuß- und Radweges unterhalb der HTS zwischen Weidenauer Straße und Ferndorfbrücke, circa 50 Meter von der Ferndorfbrücke entfernt, auf die Frau aus dem nördlichen Siegerland. Er stahl ihre Handtasche.
Der Täter wird so beschrieben: Der Osteuropäer soll zwischen 20 und 30 Jahre alt und etwa 1,70 Meter groß sein, auffallend ist sein eingefallenes Gesicht, er trug einen grünen Parka und eine dunkle Hose. Sein Körper ist drahtig und muskulös. Vor dem Überfall trug der Tatverdächtige zudem einen Schal und eine Wollmütze.
Flucht zu Fuß Der Mann rannte zu Fuß in Richtung Alte Brauerei und in die dortige Siedlung. Unterwegs warf er die Handtasche weg, sie wurde bereits gefunden.
Die Polizei bittet Zeugen um Hilfe. Sie fragt konkret, wer hat den Mann auf seiner Flucht gesehen, der nun massiv an der Hand oder den Fingern verletzt ist?