Attacke auf Flüchtlingsheim Was wir über die Schüsse in Dreieich wissen – und was nicht Veröffentlicht am 06.01.16 um 11:36 Uhr
Die Schüsse auf eine Flüchtlingsunterkunft in Dreieich haben am Montag bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Drei Tage danach laufen Ermittlungen wegen versuchten Mordes. hessenschau.de bringt Sie auf Stand.
Die Hintergründe über die Schüsse auf eine Asylunterkunft in Dreieich-Dreieichenhain (Offenbach) liegen weiter im Dunkeln. Was wir bisher über die Attacke vom Montag wissen – und was nicht:
Was wir wissen: Ein oder mehrere Täter haben am frühen Montagmorgen in Dreieich mehrmals auf eine Flüchtlingsunterkunft gefeuert. Dabei wurde ein 23 Jahre alter Asylbewerber im Schlaf leicht am Bein verletzt. Die Schüsse waren um kurz vor 2.30 Uhr auf ein Fenster abgegeben worden.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes. Sie spricht von einem "gezielten Angriff", von der eine "hohe Gefahr" ausging.
Polizei und Landeskriminalamt (LKA) ermitteln am Tatort und werten Zeugen-Aussagen sowie die gefundenen Projektile aus. Mithilfe von 3-D-Technik soll das Geschehen in der Nacht nachgestellt werden. Die Polizei hat eine 90 Mann starke Sonderkommission eingerichtet.
Die anderen 30 Bewohner der Asylunterkunft blieben bei der Attacke unverletzt. Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU), SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel sowie weitere Landes- und Kommunalpolitiker verurteilen die Schüsse als "feige Tat".
Auch Anwohner zeigten sich entsetzt. Die Solidarität mit den derzeit 430 Flüchtlingen in Dreieich (Stand: 31. Dezember) ist groß. Nach einer Mahnwache am Montag soll am Samstag eine Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit stattfinden, auf Facebook haben sich bislang gut 250 Menschen angekündigt (Stand: 6. Januar, 11 Uhr).
Was wir nicht wissen: Über den oder die Täter ist bislang nichts bekannt. "Ob es sich um einen Einzeltäter oder um eine Tätergruppierung handelt, kann ich derzeit noch nicht sagen", sagt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Auch über Motiv liegen noch keine Angaben vor; zum Beispiel, ob die Tat einen fremdenfeindlichen Hintergrund hat. "Es gibt weder Hinweise dafür noch dagegen", sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Darmstadt. Ermittelt wird "in alle Richtungen".
Wie oft und mit welcher Munition geschossen wurde, ist zumindest der Öffentlichkeit nicht bekannt. Polizei und Staatsanwaltschaft wollen aus ermittlungstaktischen Gründen keine Informationen bekanntgeben. Die Staatsanwaltschaft spricht lediglich von "Geschossen". Welche Waffe benutzt wurde, ist ebenfalls unklar.
Es gibt eine öffentliche Zeugen-Aussage: Eine vermummte Gestalt habe gezielt sechs bis sieben Mal mit einer Handfeuerwaffe geschossen, gab ein Bewohner der Unterkunft an. Wie belastbar diese Aussage ist, ist derzeit nicht abschätzbar.