Verdacht bestätigt: Babyleiche in Friedrichshain gefunden
20.11.2015 21:45 Uhr Von Jörn Hasselmann, Thomas Loy und Stefan Jacobs UPDATE Am Vormittag haben Straßenreiniger zwischen parkenden Autos in Berlin-Friedrichshain einen grausigen Fund gemacht.
Mitarbeiter der BSR haben am Freitag in Friedrichshain die Leiche eines Kindes gefunden. Der Kehrtrupp, der zwischen den Autos die Blätter zusammenfegen sollte, rief gegen 11 Uhr die Polizei, sofort übernahm eine Mordkommission die Ermittlungen. Die Lehmbruckstraße, nahe dem Osthafen an der Spree, wurde von der Polizei gesperrt.
Erst nach der Obduktion stand am Abend fest, dass es sich tatsächlich um eine menschliche Leiche handelte. Zuvor hatte es geheißen, der stark verweste Fund könne auch ein Tierkadaver sein.
Die Staatsanwaltschaft teilte jedoch mit, dass es „dem ersten Anschein nach eine Babyleiche“ sei. Allerdings soll der tote Körper in eine Decke oder ein Stück Stoff eingewickelt gewesen sein. Die BSR hat nach Angaben einer Sprecherin den Mitarbeitern, die den Fund machten, Hilfe angeboten.
Kiez sozial intakt Intensiv sicherten Kriminaltechniker Spuren am Fundort. Die BSR wurde gebeten, in der Nähe stehenden Sperrmüll abzufahren und bis zum Ende der Ermittlungen „gesondert zu lagern“. Unter anderem lagerten nicht weit vom Fundort ein alter Kühlschrank und anderes ausrangiertes Küchenmobiliar auf dem Gehweg.
Nach Aussagen der Anwohner steht der Hausrat schon seit mehreren Wochen auf der Straße. „Das hängt bestimmt mit dem Self-Storage-Haus in der Stralauer Allee zusammen“, sagte ein junger Mann mit Kapuzenpulli. „Wenn die Leute merken, sie brauchen etwas nicht mehr, laden sie es in der Umgebung ab.“
Der Kiez selbst wird als sozial intakt beschrieben. Teilweise gentrifiziert druch Zuzügler in schicken Neubaulofts, die in den Startups und Kreativagenturen der Oberbaum-City arbeiten, zu dem das Viertel gehört. Es gibt Altbauten aus der Ära der Narva-Glühlampenproduktion, die in der DDR viele Menschen beschäftigte.
Hintergründe sind noch unklar Eine ruhige Straße abseits der Friedrichshainer Partymeile, aber nicht weit davon entfernt. Am Nachmittag wurde der abgesperrte Bereich wieder freigegeben. Viele Anwohner hatten noch gar nicht mitbekommen, was hier gefunden wurde. „Gruselig“, sagte ein Jazz-Musiker, der seit mehr als 25 Jahren hier wohnt. Der Geruch von Verwesung lag aber immer noch in der Luft. Die Hintergründe des Falles sind noch unklar; die Polizei machte keine weiteren Angaben.
In den vergangenen beiden Jahren hatte es drei Fälle von getöteten Säuglingen gegeben, die in Altkleidercontainern oder in Parks gefunden worden waren. Zwei dieser Fälle, beide in Neukölln, wurden bislang nicht geklärt. Schnell ermittelt wurde die Mutter eines Babys, das 2013 in Hellersdorf in einem Park gefunden worden war. Die Mutter hatte das Baby verhungern lassen und die Leiche in der Nähe abgelegt.
12:45 Uhr Von Jörn Hasselmann Einen Tag nach dem Fund einer Babyleiche in Berlin-Friedrichshain veröffentlichte die Polizei einen Zeugenaufruf.
Am Freitagvormittag fanden BSR-Mitarbeiter in Berlin-Friedrichshain beim Laubkehren einen toten Säugling - am Sonnabend veröffentlichten Polizei und Staatsanwaltschaft einen Zeugenaufruf. Denn bislang gibt es keine Hinweise auf die Person, die die Leiche in der Lehmbruckstraße, nahe der Stralauer Allee, abgelegt hat. Nach Polizeiangaben wird "mit Hochdruck" wegen des Verdachts eines Tötungsdeliktes ermittelt.
Es sind vier Fragen, die die 4. Mordkommission stellt:
· Wem sind Fäulnisgerüche in seiner Nachbarschaft aufgefallen?
· Wer kennt Frauen, die in letzter Zeit schwanger waren und nun kein Baby haben bzw. eine Schwangerschaft verborgen gehalten haben könnten?
· Wem sind Gegenstände aufgefallen, die am Straßenrand abgestellt/abgelegt waren?
· Wem sind Personen aufgefallen, die Gegenstände am Straßenrand abgestellt/abgelegt haben bzw. sich an diesen zu schaffen machten?
Hinweise, die nach Polizeiangaben auch vertraulich behandelt werden können, nehmen die 4. Mordkommission in der Keithstraße 30 in Berlin-Tiergarten unter Telefon 4664 - 911 444 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Friedrichshain Dieser Familienkiez muss mit dem toten Baby leben ...
So schlimm finden die Friedrichshainer den Babyleichen-Fund
ERIC RICHARD, HOLGER SCHACHT UND ALEXANDER SCHMALZ –
Nach dem Ekel kam der Schock. Wieder wurde in der Hauptstadt ein Baby wie Müll entsorgt, der winzige Körper samt Nabelschnur einfach auf die Straße geworfen (KURIER berichtete). Tage, wenn nicht Wochen, verweste es direkt neben dem Gehweg, umhüllt von Laubblättern. Die Anwohner im beschaulichen Rudolfkiez sind erschüttert. Denn niemand hat etwas bemerkt – außer einen beißenden Geruch.
Die Lehmbruckstraße in Friedrichshain. Sanierte Altbauwohnungen, ruhige Lage in Spree-Nähe, keine Bars und Restaurants. Die Partymeilen RAW-Gelände und Modersohnbrücke sind allerdings nur wenige hundert Meter entfernt. Gestern, einen Tag nach dem Schreckensfund im Laub, herrscht in dem Wohnviertel blankes Entsetzen.
Kiezladen-Besitzerin Grit Ritzke kann sich wie die meisten Anwohner nicht erklären, wie die Überreste so lange unbemerkt blieben. „Das ist total unverständlich. Wir leben hier in einem sozial intakten Kiez. Eigentlich ist es wie auf dem Dorf“, sagt die 45-Jährige zum KURIER. Und ein 35-jähriger Anwohner meint: „Es hat hier schon seit Tagen eklig gerochen. Doch wir haben uns nichts dabei gedacht.“ Passanten und Mieter sind völlig ratlos. Ergün Özcoban (40): „Wer tut sowas bloß? Es gibt doch Babyklappen!“
Auch die Polizei weiß bisher so gut wie nichts. Bis gestern Abend war noch immer nicht klar, ob das Kind lebensfähig war oder tot geboren wurde. Zudem gibt es keine Informationen, wie lange es dort lag, woran es gestorben ist und wo es entbunden wurde.
Deshalb rückten gestern noch einmal Ermittler aus, um nahe gelegene Spielplätze, Grünanlagen und Hinterhöfe nach Spuren einer Entbindung zu durchsuchen. Beamtinnen durchkämmten mit zwei Spürhunden sämtliche Keller in der Straße. Doch die Spur zur Mutter ist kalt. Seltsamerweise wurden auch gestern keine Anwohner befragt.
Die Mordermittler haben offenbar Hoffnung, an zwei Kühlschränken brauchbare DNA-Spuren zu finden. Die beiden Geräte wurden vor rund drei Wochen nur wenige Meter neben dem Fundort der Babyleiche abgestellt und als Beweisstücke sichergestellt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Säugling anfangs darin gelegen haben könnte.
In Berlin werden durchschnittlich pro Jahr zwischen drei und vier getötete Säuglinge entdeckt. Gerade in der Öffentlichkeit entsorgte Fälle von Babyleichen, die bereits verwest sind, sind besonders schwer aufzuklären.
Totes Baby im Laub - Polizei sucht Zeugen mit Plakaten
Im Fall der verwesten Babyleiche in Friedrichshain gibt es bisher kaum Hinweise. Jetzt sucht die Polizei verstärkt nach Zeugen.
Die Berliner Polizei will mit Hilfe von Plakaten in der Nähe des Fundortes einer Babyleiche in Friedrichshain weitere Zeugen finden. Bisher gebe es lediglich einen Hinweis aus der Bevölkerung, wie eine Polizeisprecherin am Dienstag sagte. Dieser hatte die Beamten der Mordkommission am Montag auf einen Hof der Berliner Stadtreinigung in Neukölln geführt. Wie die Berliner Morgenpost am Morgen erfuhr, suchen Ermittler auch am Dienstag auf dem BSR-Gelände nach Spuren eines toten Säuglings.
Ob die Fahnder konkrete Hinweise auf die Herkunft des Säuglings gefunden haben, wurde aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mitgeteilt. Ebenso wurde bisher nicht gesagt, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelt.
Mitarbeiter der Berliner Stadtreinigung hatten den schon weitgehend verwesten Körper am Freitagvormittag nahe der Oberbaumbrücke entdeckt. Die Leiche lag unter einem Laubhaufen an der Lehmbruckstraße zwischen geparkten Autos. Die Polizei rief am Sonnabend Anwohner der Gegend um den Fundort dazu auf, sich mit Hinweisen zu melden.
Die Ermittler der Mordkommission möchten Folgendes wissen:
Wem sind Fäulnisgerüche in seiner Nachbarschaft aufgefallen?
Wer kennt Frauen, die in letzter Zeit schwanger waren und nun kein Baby haben bzw. eine Schwangerschaft verborgen gehalten haben könnten?
Wem sind Gegenstände aufgefallen, die am Straßenrand abgestellt/abgelegt waren?
Wem sind Personen aufgefallen, die Gegenstände am Straßenrand abgestellt/abgelegt haben bzw. sich an diesen zu schaffen machten?
Hinweise, die gegebenenfalls auch vertraulich behandelt werden können, nehmen die 4. Mordkommission an der Keithstraße 30 in 10787 Berlin-Tiergarten unter der Telefonnummer (030) 4664 – 911 444, per E-Mail unter lka114-hinweis@polizei.berlin.de oder jede andere Polizeidienststelle entgegen. (mim/dpa)
BABYLEICHE IN FRIEDRICHSHAIN Keine konkreten Hinweise auf die Eltern des toten Säuglings
Die Polizei ermittelt weiter im Fall des toten Babys in Friedrichshain. Bisher sind elf Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen.
Im Fall des in Berlin-Friedrichshain entdeckten toten Säuglings hat es bislang elf Hinweise aus der Bevölkerung gegeben. Eine heiße Spur, die zu den Eltern führen könnte, ist aber nach Angaben der Polizei vom Dienstag weiterhin nicht dabei. Seit einer Woche wird auch mit Plakaten in der Nähe des Fundorts der Babyleiche nach Zeugen gesucht.
Details zur Leiche noch nicht bekannt
Der Säugling war am 20. November 2015 von Mitarbeitern der Berliner Stadtreinigung nahe der Oberbaumbrücke entdeckt worden - weitgehend verwest, unter einem Laubhaufen zwischen geparkten Autos. Ob es ein Junge oder ein Mädchen war, ist bisher aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekanntgegeben worden. (dpa)
Berlin-Friedrichshain Mutter des toten Babys ermittelt
16:50 Uhr Die Polizei hat die Mutter des im November gefundenen toten Babys in Friedrichshain ermittelt. Altkleider führten zu ihr. Sie wurde vernommen und aufgrund fehlender Haftgründe entlassen. Die Ermittlungen dauern an.
Die Polizei hat die Mutter der gefundenen Babyleiche aus Friedrichshain identifiziert. Die Ermittler brachten in Erfahrung, dass neben dem Fundort des weiblichen Säuglings in der Lehmbruckstraße, wo Kühlschränke abgestellt waren, sich auch mit Altkleidern gefüllte Müllsäcke bis zum 19. November 2015 befanden.
Durch Befragungen der Anwohner bekamen sie den Hinweis, dass eine Familie zwei Säcke an sich genommen hatte. Die Polizisten suchten die Familie auf und konnten die Kleidungsstücke aus den Müllsäcken sicherstellen. Es konnte nachgewiesen werden, dass diese Altkleider unter anderem von der Mutter stammten.
Des Weiteren ermittelten die Polizisten einen Obdachlosen, der ebenfalls Sachen aus den Müllsäcken entnommen hatte. Somit konnte geklärt werden, dass die Säcke am Vormittag des 14. November 2015 in der Lehmbruckstraße abgestellt wurden. Der Obdachlose gab ferner an, dass ein Mann, der aus einem in der Nähe gelegenen Self-Storage-Komplex kam, weitere Müllsäcke abstellte, während er die bereits vorhandenen in Augenschein nahm.
Daraufhin überprüften die Ermittler sämtliche Personen, die sich im relevanten Zeitraum in dem Lagerkomplex aufgehalten hatten und stießen auf die verdächtige Mutter, die mit ihrem Lebensgefährten am 14. November 2015 einen Lagerraum entrümpelt hatte.
Die weggeworfenen Kleidungsstücke konnten ihr zugeordnet werden. Die 30-Jährige, bei der es sich zweifelsfrei um die Mutter handelt, wurde gestern vernommen und im Anschluss aufgrund fehlender Haftgründe entlassen. Die Ermittlungen dauern an. Tsp