21. September 2015, 18:07 Uhr Ungeklärter Mord Spurensuche nach 22 Jahren
Bis heute ist unklar, wer 1993 eine 59-jährige Münchnerin tötete. "Aktenzeichen XY" soll helfen
Von Elisa Harlan
Sie war an Händen und Füßen gefesselt, um ihren Hals war eine gelbe Wäscheleine geschlungen: So fanden Einsatzkräfte der Feuerwehr Christine Stöter 1993 in ihrer Wohnung, ein offenbar absichtlich gelegter Brand schwelte noch. Die Kriminalpolizei ermittelte, ein Suizid war schnell ausgeschlossen.
Wer die 59-Jährige jedoch tötete, ist bis heute unklar. 22 Jahre nach der Tat soll deshalb nun das Fernsehen helfen. "Aktenzeichen XY . . . ungelöst" wird den Fall am Mittwoch um 20.15 Uhr im ZDF nachstellen. Die Ermittler, die den Fall im Jahr 2009 neu aufrollten, nun aber in ihren Ermittlungen offenbar wieder stocken, erhoffen sich durch die Sendung und mögliche Anrufe von Zuschauern neue Hinweise auf den Täter.
Christine Stöter lebte damals alleine in einer Neubausiedlung, mehr als ein Jahr zuvor hatte sie sich von ihrem Mann getrennt.
Am 17. März 1993 alarmierte ihr Bruder Polizei und Feuerwehr, weil er seine Schwester nicht erreichen konnte. Wie die Fahnder der Mordkommission ermittelten, war die Wohnungstür lediglich zugezogen, nicht aber abgesperrt. Einbruchspuren gab es nicht, auch auf einen Raubmord deutete nichts hin, aus der Wohnung war nichts gestohlen worden. Der Täter hatte offenbar versucht, seine Spuren zu verwischen, war dabei aber nur teilweise erfolgreich. An fünf verschiedenen Stellen legte er Toilettenpapier aus und zündete es an. Die Flammen griffen auf den Teppichboden über, waren dann jedoch erloschen.
Die Ermittler fahndeten vergeblich nach dem Täter, der Fall kam zu den Akten. Bei der Mordkommission kümmern sich Fahnder allerdings seit Jahren um sogenannte Altfälle: Immer wieder nehmen sie sich Akten von alten, ungelösten Fällen wieder vor und untersuchen sie auf neue Anhaltspunkte - auch mit Hilfe neuer Ermittlungsmethoden wie DNA-Analysen, die es im Jahr 1993 noch nicht gab.
Schon zahlreiche Täter konnten auf diese Weise doch noch gefasst werden, viele Jahre nach der Tat. Im Fall der getöteten Christine Stöter schaltete das Präsidium auch Profiler ein: Sie vermuten, dass der Täter damals zwischen 28 und 45 Jahre alt war und heute in soliden Verhältnissen lebt. Zudem soll er aus dem entfernteren Bekanntenkreis des Opfers stammen.
Lebt Christinas Mörder mitten unter uns? Aktualisiert: 22.09.15 - 17:08
München - Wenn durch neue Techniken lange nach einem Mord Täter-DNA entdeckt wird, werden Ermittler wieder aktiv: So rollt die Polizei einen Sexualmord aus dem Jahr 1993 bei "Aktenzeichen XY" neu auf.
Als Feuerwehrleute am Abend des 18. März 1993 über den Balkon im dritten Stock in die Zweizimmerwohnung der Hausfrau Christine Stöter am Fürkhof?5 in Oberföhring stiegen, erwartete die Männer ein grauenhafter Anblick: Die 59-Jährige hockte neben ihrer zerwühlten Bettcouch auf dem Boden, den Kopf nach hinten gelegt, den Mund weit aufgerissen, die Brille verrutscht. Sie war tot, um ihren Hals war eine gelbe Wäscheleine geschlungen.
Die Frau war stranguliert worden. Auch ihre Hände und Füße waren gefesselt. Die Couch, das Laken und der Teppich waren teilweise verkohlt. Absichtlich angezündet mit einer ganzen Rolle Klopapier, mit der der Mörder an fünf Stellen versucht hatte, Spuren zu vernichten. Doch es entstand nur ein Schwelbrand, der von allein erstickte.
Der Mord wurde nie geklärt. Heute – 23 Jahre später – ist es Kriminaltechnikern gelungen, aus den alten Asservaten eine DNA-Spur des Täters zu isolieren. Bereits 1993 war die Kripo sicher, dass Christine Stöters Mörder aus ihrem Bekanntenkreis stammt und noch heute unter uns leben könnte.
Am Mittwoch Abend um 20.15 Uhr wird der äußerst brutale Sexualmord in der ZDF-Fernsehfahndung „Aktenzeichen XY ungelöst“ vorgestellt. Die Münchner Mordkommission erhofft sich nach alle den Jahren doch noch den entscheidenden Hinweis – vielleicht von einem Mitwisser, der lange geschwiegen hat und nun sein Gewissen erleichtern möchte.
Christine Stöter war die Ehefrau eines leitenden Bankangestellten, von dem sie damals bereits seit eineinhalb Jahren getrennt lebte. Sohn und Tochter studierten damals schon. Mit ihrem Bruder traf sie sich regelmäßig. Dessen Sohn wollte an jenem Donnerstag mit ihr zusammen Möbel aus dem Keller räumen. Doch als er um 10 Uhr klingelte, machte die Tante nicht auf. Der Bruder rief nachmittags schließlich besorgt die Polizei.
Die Mordkommission erfuhr damals, dass Christine Stöter am Vorabend Besuch von einem Mann hatte, den sie auch bewirtete. Irgendwann in der Nacht muss die Situation dann außer Kontrolle geraten sein. Bevor der Täter Feuer legte und ging, durchwühlte er Schränke und Schubladen. Doch es fehlte aus der Wohnung offenbar nichts.
Führt jetzt die Sendung endlich zum untergetauchten Täter?
Etwa 100 Hinweise auf den seit 22 Jahren ungeklärten Mord an Christine Stöter sind nach der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ bei der Mordkommission in München eingegangen.
„Wir nehmen jeden Hinweis ernst und gehen jedem Anruf nach“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Viele der Anrufer gaben der Kripo Hinweise auf die speziellen Knoten in der gelben Wäscheleine, mit der der Täter das Opfer Christine Stöter gefesselt und erwürgt hat. Eine heiße Spur auf den Täter sei bisher noch nicht dabei gewesen.
Wie berichtet, stellte das ZDF am Mittwochabend bei „Aktenzeichen XY – ungelöst“ nach, wie Christine Stöter am 17. März 1993 wohl ums Leben kam. Einsatzkräfte der Feuerwehr hatten die damals 59-Jährige einen Tag später tot in ihrer Wohnung an der Fürkhofstraße 5 in Oberföhring gefunden. Unter einem Vorwand schaffte es der Täter damals, in die Wohnung gelassen zu werden. Spuren, die die Polizei später am Tatort sichert, deuten darauf hin, dass die beiden sich unterhielten und Wasser tranken. Irgendwann überwältigt der Mann sein Opfer, zerrt es ins Schlafzimmer, fesselt, entkleidet und stranguliert es mit einer vermutlich mitgebrachten, gelben Wäscheleine. Als die 59-Jährige tot ist, versucht der Täter, die Leiche mithilfe von Toilettenpapierrollen in Brand zu stecken. Allerdings erlischt das Feuer wegen Sauerstoffmangels sehr schnell. Der Täter entkommt unerkannt.
2009 werden Fallanalytiker der Polizei beauftragt, sich den Fall noch einmal genauer anzusehen. Sie erstellen ein mögliches Täterprofil und schauen dabei auf die Spuren am Tatort und an der Leiche. Daraus ergibt sich ein Bild von dem Mann, den die Polizei bis heute sucht. Wahrscheinlich hat der Mann ein mehr oder weniger ausgeprägtes zwanghaftes Verhalten, zum Beispiel nach Ordnung oder Struktur. Er konsumiert sehr wahrscheinlich Pornographie. Nach der Tat kann er durch Unruhe oder Zurückgezogenheit aufgefallen sein. Möglicherweise fehlte er am Arbeitsplatz.
Die Ermittler vermuten den Täter im entfernteren Bekanntenkreis des Opfers. Die Polizei (089 / 29 10-0) hofft auch darauf, dass sich Frauen melden, die vor und nach 1993 Erfahrungen mit einem Mann gemacht haben, der sie gefesselt hat – mit mehreren Knoten und dem Unterlegen von Handtüchern an den Gelenken. Vielleicht hat der Täter schon damals eine Wäscheleine verwendet.
Bestialischer Mord in München - Gesucht: ein Täter mit Ritualen
Der Mörder ist außergewöhnlich brutal - versucht anschließend, den Tatort in Brand zu stecken. Wer ist der Mann, der ungewöhnliche Fesselspiele zu lieben scheint?
München, 17. März 1993. Es muss weit nach 20 Uhr sein, als ein Mann an der Tür einer 59-jährigen Frau in der Fürkhofstraße 5 in München-Bogenhausen läutet. Unter einem Vorwand schafft er es, in die Wohnung zu kommen. Es folgt eine Unterhaltung, man trinkt gemeinsam Wasser. Das belegen die Spuren, die die Polizei später am Tatort sichert. Irgendwann überwältigt der Mann sein Opfer, zerrt es ins Schlafzimmer, fesselt, entkleidet und stranguliert es schließlich in den frühen Morgenstunden. Eine Nachbarin in der Wohnung darunter will gegen 4.20 Uhr Schreie gehört haben.
Feuer gelegt
Danach versucht der Täter die Leiche mithilfe von Toilettenpapierrollen in Brand zu stecken. Doch das Feuer geht nach kurzer Zeit wieder aus. Derweil kann der Täter unerkannt entkommen. Am Tag darauf wird die Leiche entdeckt.
Die Kripo sichert am Tatort etliche Spuren: darunter DNA, Fingerabdrücke, aber auch Utensilien, die der Täter verwendet hat, zum Beispiel eine gelbe Wäscheleine. Mit dieser hat der Täter das Opfer gefesselt und erdrosselt. Hat er sie mitgebracht? Die Polizei vermutet es. Demnach hätte der Mann die Tat geplant. Doch woher kannte er das Opfer? Hat er gewusst, dass die in Scheidung lebende Frau, zum Tatzeitpunkt allein war? Normalerweise teilt sie sich die Wohnung mit ihrer Tochter. Und wo ist der Reisepass beziehungsweise der Ausweis des Opfers? Hat der Täter die Dokumente als Trophäe an sich genommen? Fragen, auf die die Polizei bis heute keine Antwort hat.
Mit dieser gelben Wäscheleine wurde das Opfer gefesselt. (Quelle: Kripo München)
Ein Auftrag für Profiler
2009 sehen sich Fallanalytiker, sogenannte "Profiler", den Fall noch einmal genauer an und erstellen ein mögliches Täterprofil. Die Spezialisten konzentrieren sich auf die Spuren am Tatort und an der Leiche und ziehen Rückschlüsse auf das Verhalten des Täters und den möglichen Tatablauf. Am Ende ergibt sich ein ziemlich klares Bild von dem Mann, den die Polizei bis heute sucht.
Der Analyse zufolge ist der Täter zwischen 28 und 45 Jahre alt und lebt in gefestigten, unauffälligen Strukturen. Eine Familie oder eine feste Partnerschaft ist denkbar. Er hat eine Vorliebe für abnorme sexuelle Praktiken: Fesseln mit Strangulierung. Davon muss seine Partnerin/Ehefrau nichts gewusst haben. Die Art der Knoten, die in der Wäscheleine am Tatort gefunden wurden, lässt einen Bezug zum Segel- oder Bergsport erkennen.
Ist der Täter ein Bekannter?
Wahrscheinlich ist der Täter ein Mann mit mehr oder weniger ausgeprägtem zwanghaftem Verhalten - etwa nach Ordnung oder Struktur. Mit Sicherheit konsumiert er Pornographie, vornehmlich mit Gewaltdarstellungen. Er muss sich Freiräume verschafft haben – Zeit, in denen er sich zum Beispiel wegen angeblich beruflicher Gründe abgesetzt hat. Nach der Tat kann er durch Unruhe oder Zurückgezogenheit aufgefallen sein. Möglicherweise hat er am Arbeitsplatz gefehlt.
Die Ermittler vermuten den Täter im entfernteren Bekanntenkreis des Opfers. Die 59-Jährige wohnte mit ihrer Tochter in einer Zwei-Zimmerwohnung in der Fürkhofstraße 5 in München-Bogenhausen. Möglicherweise hat er einen Bezug in diese Gegend. Ihre Tochter studierte zeitweise im Ausland. So hielt sie sich auch zum Tatzeitpunkt nicht in Deutschland auf. Das könnte der Täter gewusst haben.
Gesucht: Hinweise auf den unbekannten Täter
Die Polizei hofft, dass sich ehemalige weibliche Kontaktpersonen melden, die vor und nach 1993 Erfahrungen mit einem Mann gemacht haben, der sie gefesselt hat - mit mehreren Knoten und dem Unterlegen von Handtüchern an den Gelenken. Wahrscheinlich ist es dabei auch zu Würge- und Strangulierungsversuchen gekommen. Vielleicht hat er auch in diesen Fällen eine Wäscheleine verwendet.