GEPLANTE FLÜCHTLINGSUNTERKUNFT IN NAUEN 20.000 Euro Belohnung für Hinweise auf Täter nach Brandanschlag Von Katrin Bischoff
Nach dem Brandanschlag auf die geplante Unterkunft für Flüchtlinge im brandenburgischen Nauen hat das Land nun 20.000 Euro Belohnung für Hinweise zur Ergreifung der Täter ausgelobt.
20.000 Euro – so hoch ist die Belohnung, die nach dem Brandanschlag auf die geplante Notunterkunft für Flüchtlinge in Nauen (Havelland) ausgelobt wurde. Das Innenministerium und das Justizministerium des Landes, die die Summe zur Verfügung stellen, erhoffen sich dadurch Hinweise aus der Bevölkerung auf den oder die Täter. Es sei ein nichtalltäglicher Schritt der Landesregierung, teilte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) auf Facebook mit. „Diese Entscheidung ist ein klares Signal an alle, die mit Hass und Gewalt versuchten, uns ihr rassistisches Weltbild aufzuzwingen. Niemals werden wir uns von diesen rechten Terroristen abhalten lassen, Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten unsere helfende Hand zu reichen.“
In der Nacht zum vergangenen Dienstag war die Sporthalle des Oberstufenzentrums in Nauen bei einem Feuer völlig zerstört worden. Einen Tag später wurden am Tatort Spuren von Brandbeschleuniger gefunden. Damit bestätigte sich der Verdacht: Das Feuer war vorsätzlich gelegt worden. Eine 30 Mitglieder starke Sonderkommission nahm die Ermittlungen auf. Bisher gebe es noch keine heiße Spur, sagte Polizeisprecherin Ingrid Schwarz am Freitag.
Die Halle war vorübergehend bis Ende des Jahres als Notunterkunft für etwa 100 Flüchtlinge geplant, die ersten Asylbewerber sollten in der ersten Septemberhälfte einziehen. Im ersten Quartal nächsten Jahres sollte dann das neue Asylbewerberheim für 250 Flüchtlinge am Waldemardamm in der Nähe des Bahnhofs bezugsfertig sein.
Eine erbärmliche Tat
Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) sagte am Freitag, der Anschlag von Nauen sei eine erbärmliche Tat. Man werde alles daran setzen, sie aufzuklären. Justizminister Helmuth Markov (Linke) erklärte, eine solche Tat werfe einen Schatten auf das ganze Land und auf all die bisherigen Bemühungen, Brandenburg zu einem Ort der Offenheit und Toleranz zu machen. „Die Belohnung ist aus diesem Grund auch ein klares Signal an alle, die glauben mit Gewalt und auf Kosten der Ärmsten ihre rassistische Ideologie durchsetzen zu können.“
Nauens Bürgermeister Detlef Fleischmann begrüßte die hohe Belohnung. „Das zeigt, mit welcher Ernsthaftigkeit die Landesregierung an die Aufklärung des Anschlags herangeht“, sagte der SPD-Politiker. Fleischmann betonte, dass er seit der Tat viel Unterstützung aus der Bevölkerung gespürt habe. „Von den vielen an mich gerichteten Mails waren 90 Prozent positiv“, sagte er. Er hoffe, dass durch den feigen Brandanschlag einige auch ins Grübeln kommen würden. „Es gibt Leute, die sich früher gegen die Unterbringung von Flüchtlingen ausgesprochen haben, jetzt aber klar sagen, dass sie mit Verbrechern nichts zu tun haben wollen.“
Fleischmann sagte, dass man die Sporthalle schnell wieder aufbauen wolle. „Das ist ein deutliches Signal, dass man durch Hausanzünden nicht verhindern kann, Menschen in Not zu helfen.“ Die Sporthalle des Oberstufenzentrums, das durch den Landkreis betrieben wird, war erst im Jahr 2007 für rund vier Millionen Euro erbaut worden. Mit dem Anschlag haben auch die Schülerinnen und Schüler für die nächsten zwei Jahre keine Möglichkeit mehr, Sport zu treiben.
ATTENTAT AUF GEPLANTE FLÜCHTLINGSUNTERKUNFT Täter benutzten offenbar Gas bei Anschlag in Nauen
NAUEN – Der Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft im brandenburgischen Nauen Ende August war offenbar professionell vorbereitet. Die Ermittler gingen davon aus, dass die mutmaßlich rechtsextremen Täter Gas in die Turnhalle eingeleitet hätten.
Der Brandanschlag auf eine geplante Unterkunft für Asylbewerber in Nauen (Havelland) in der Nacht zum 25. August war offenbar professionell vorbereitet. Wie die Potsdamer Neuesten Nachrichten berichten, sollen die Ermittler davon ausgehen, dass die Täter nicht spontan Brandsätze warfen, sondern gezielt Gas in die Turnhalle leiteten, damit sie schneller niederbrennt. Am Tatort sollen eine Gasflasche und angezündete Autoreifen gefunden worden sein. Die Zeitung spricht davon, dass sich damit die Hinweise verdichten, dass es sich um „rechten Terror“ handle.
Asylunterkunft brennt in Nauen nieder
„Wir können dies so nicht bestätigen und wollen Details auch nicht kommentieren“, sagte Polizeisprecherin Ingrid Schwarz. Nach der Tat hatte die Polizei nur bekanntgegeben, dass die Ermittler am Tatort Brandbeschleuniger gefunden haben. Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) sagte am Tag nach dem Brand: „Ein technischer Defekt kann als Ursache ausgeschlossen werden. Es handelt sich um einen gezielten Anschlag.“
Der Anschlag ist der landesweit schwerste seit 1992. Damals wurde ein bezugsfertiges Asylbewerberheim in Dolgenbrodt (Dahme-Spreewald) vorsätzlich angezündet.
Halle brannte vollständig nieder
Obwohl die Feuerwehr in Nauen innerhalb von zwölf Minuten vor Ort war, konnte sie die brennende Turnhalle des Oberstufenzentrums nicht mehr löschen. Sie brannte vollständig nieder. In der Halle sollten bis Dezember etwa 100 Asylbewerber untergebracht werden.
In Nauen ist eine als Notunterkunft für Flüchtlinge geplante Sporthalle ausgebrannt. Foto: dpa „Bislang haben wir nur wenige Hinweise aus der Bevölkerung“, sagte Polizeisprecherin Schwarz. Obwohl das Land eine Belohnung von 20.000 Euro für Hinweise ausgelobt hat. Nun will die Polizei in der Region Nauen in öffentlichen Gebäuden und Geschäften Plakate aufhängen, um vielleicht doch noch Zeugen zu finden.
Das Land will geplante Flüchtlingsunterkünfte künftig bereits zwei Monate vor der Inbetriebnahme bewachen lassen. Das sagte Sozialministerin Diana Golze (Linke) am Mittwoch. Der Brand in Nauen habe gezeigt, dass solche Einrichtungen in den Wochen vor ihrer Inbetriebnahme am stärksten gefährdet seien. (bla./KNA)
Flüchtlingsunterkunft in Nauen Entwarnung nach Schreck - kein Brandanschlag auf Flüchtlingsheim
Am Donnerstag wurde befürchtet, dass es in Nauen erneut einen Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft gegeben habe. Dann kam die Entwarnung. VON ALEXANDER FRÖHLICH
Die Horrornachricht für Nauen und Brandenburg war am frühen Donnerstagmorgen schon deutschlandweit unterwegs: Neuer Brandanschlag auf geplante Flüchtlingsunterkunft in der 17000-Einwohner-Stadt im Havelland. Es wäre der zweite gewesen nach dem Anschlag auf eine Sporthalle im August 2015. Und das wenige Tage, nachdem die Polizei in Nauen eine Neonazi-Zelle um den in Untersuchungshaft sitzenden NPD-Kreispolitiker Maik Schneider ausgehoben hatte, die für die Tat damals verantwortlich sein soll.
Dabei hatte die Polizei nach ersten Berichten über einen neuen Anschlag schon am Mittwochabend eine deutliche Erklärung abgegeben, am Donnerstag musste sie noch deutlicher werden: „Wir gehen derzeit nicht von einem versuchten Brandanschlag aus“, sagte eine Sprecherin.
Der Fall zeigt, wie sensibel man in Brandenburg derzeit ist
Was war geschehen? Am Mittwochmorgen hatte ein Wachmann auf dem Gelände einer neu errichteten Traglufthalle in Nachbarschaft zu der im August zerstörten Halle eine Holzleiste gefunden, die auf einer Seite angerußt war. Der Staatsschutz, der gegen die Neonazi-Zelle ermittelt, prüft den Fall zwar, hat jedoch keine Hinweise auf eine Straftat oder auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund. Die Holzleiste lag zehn Meter von einem Absperrzaun auf den Hallengelände – und 14 Meter von der Halle entfernt.
Völlig unklar ist, ob die Leiste dorthin geworfen wurde, wie lange sie dort liegt und ob sie von der Baustelle stammt. Zudem war sie aus Sicht der Polizei gar nicht geeignet, die Halle in Brand zu setzen. Selbst für Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) war klar: Wäre es ein Anschlag gewesen, hätten Polizei und Politik deutlich reagiert. Zumindest eines zeigt der Fall: In Brandenburg ist man derzeit hoch sensibel – und zuweilen darüber hinaus.