Emotionaler Missbrauch: 7 Wege, ein Kind zu verletzen, ohne es zu schlagen The Huffington Post | von Gina Louisa Metzler
Veröffentlicht: 20/08/2015 17:53 CEST Aktualisiert: 20/08/2015 18:17 CEST
Kindesmissbrauch gehört zu den schlimmsten Verbrechen, die Menschen begehen. Einem wehrlosen, unschuldigen Kind etwas anzutun, ist mehr als abscheulich. Viele Menschen vergessen allerdings, dass es neben körperlichem Missbrauch viele andere Wege gibt, ein Kind zu verletzen und nachhaltig zu traumatisieren.
Doch diese Art von Verletzung wird nicht durch Schrammen und blaue Flecke sichtbar. Sie versteckt sich tief in der Psyche. Und sie kann schwerwiegendere Folgen haben. Untersuchungen haben gezeigt, dass emotional missbrauchte Kinder die gleichen psychischen Auffälligkeiten zeigen, wie körperlich missbrauchte - teilweise sogar schlimmere.
Auch Worte können Narben hinterlassen.
1. Ignorieren.
Wenn Eltern ein Kind zur Strafe ignorieren und auf seine Fragen oder auf Annäherungsversuche mit Schweigen reagieren, geben sie ihm das Gefühl, hilflos und ungeliebt zu sein. Passiert das häufiger, prägt sich die Erfahrung ein. Kinder haben dann das Gefühl, die Aufmerksamkeit der Eltern nicht zu verdienen.
2. Herabsetzen.
“Du bist so ein Baby!”
“Wie blöd kann man eigentlich sein?”
“Spinnst du?”
“Du Heulsuse”
Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, wie schmerzhaft Sätze wie diese für ein Kind sein können.
Ein Kind, das weint, zeigt seine Gefühle offen. Wird es als Heulsuse bezeichnet, wird es künftig versuchen, seine Gefühle zu unterdrücken oder zu verstecken. Ein Kind, das als dumm oder schwach bezeichnet wird, kann kein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln und leidet darunter vielleicht sein Leben lang.
3. Körperliche Nähe entziehen.
Körperliche Nähe ist für die Entwicklung eines Kindes sehr wichtig. Wird sie verweigert, nimmt nicht nur die kindliche Psyche Schaden, auch die körperliche Entwicklung kann stark beeinträchtigt werden. Dr. Ralf Nickel von den Helios Kliniken erklärt:
“Die Haut ist das Organ, worüber wir am umfassendsten und stärksten mit der Umwelt in Kontakt stehen. Die Hirnreifung von Babys wird durch Berührung angeregt. Ohne Körperkontakt kommen normale Wachstumsprozesse nicht in Gang.“
4. Erpressen.
“Dann hab ich dich nicht mehr lieb.”
Ein Kind durch Erpressung zum Handeln zu zwingen, ist grausam. Es lernt, dass es Liebe nur für eine Gegenleistung bekommt - nicht um seiner selbst willen. Diese schmerzhafte Erfahrung kann jede künftige Beziehung negativ beeinflussen.
5. Isolieren.
Wird ein Kind vom Familienleben ausgeschlossen oder immer wieder aus Gemeinschaftssituation wie dem Abendessen fortgeschickt, kann das sogar Spuren im Gehirn hinterlassen. Eine Studie der Universität Leipzig belegt, dass diese Veränderungen im Gehirn Krankheiten wie Depressionen begünstigen.
6. Terrorisieren.
Auch die wiederholte Androhung von Strafen ist eine Form des emotionalen Missbrauchs. Ein Kind, das ständig um seine Sicherheit fürchten muss, kann sich nicht angemessen entwickeln und wird die Ängste mit großer Wahrscheinlichkeit auch im Erwachsenenalter nicht einfach ablegen.
7. Nicht fördern.
"Mindestens ebenso wichtig wie die emotionale Zuwendung durch vertraute Personen ist für die Entwicklung des kindlichen Gehirns die ständige Beschäftigung mit angemessenen intellektuellen Aufgaben”, sagt Professor Gerd Poeggel von der Uni Leipzig.
Studie zeigt: Ein Drittel aller Kinder erlebt emotionalen Missbrauch The Huffington Post | von Lisa Mayerhofer
Veröffentlicht: 20/10/2015 14:20 CEST Aktualisiert: 20/10/2015 14:31
Körperlicher Missbrauch von Kindern ist unverzeihlich – dieser Meinung sind viele Menschen. Prügel und Schläge sind nicht nur verletzend, sie beeinträchtigen auch die Kinder massiv in ihrer seelischen Entwicklung.
Die Kinderpsychiaterin Alfia Dietmayer erklärt der Augsburger Allgemeinen, welche Auswirkungen körperlicher Missbrauch haben kann: „Bei kleineren Kindern äußert sich die erlebte Gewalt häufig dadurch, dass sie viel weinen, schlecht schlafen und sehr schreckhaft sind. Ältere Kinder und Jugendliche dagegen werden eher aggressiv und können sich nur noch schlecht konzentrieren.“
Als Erwachsene verlieren sie dann schneller die Kontrolle über ihr Leben und neigen zu Drogenmissbrauch. Außerdem leiden sie öfter an psychischen Erkrankungen wie Angststörungen.
Jetzt fanden Wissenschaftler heraus: Emotionaler Missbrauch wirkt sich genauso schlimm auf die Psyche der Kinder aus.
Zu psychischem Missbrauch zählen beispielsweise Vernachlässigung, Zurückweisung, Erniedrigung, Spott, aber auch harte Worte. Kinder, die emotionalem Missbrauch ausgesetzt sind, neigen zu Angststörungen, Depressionen, Regelverletzungen und Aggressionen – und zwar genauso häufig wie Kinder, die unter körperlicher Gewalt leiden.
Die Forscher untersuchten in der Studie 2.300 Kinder, die in einem Zeitraum von über 20 Jahren an einem Sommercamp teilnahmen. Alle Kinder stammten aus ärmlichen Verhältnissen und waren zu dem Zeitpunkt zwischen 5 und 13 Jahre alt.
Das Camp wurde von professionellen Sozialarbeitern betreut, die psychische Auffälligkeiten der Kinder gut beobachten konnten. Darüber hinaus ließen sie die Kinder einen Fragebogen über sich und die anderen Kinder ausfüllen.
David Vachon von der McGill University, der die Studie unter anderem leitete, erklärte: „Es scheint, dass die verschiedenen Formen von Kindesmisshandlung dieselben umfassenden Auswirkungen haben.“
Die Ergebnisse zeigen, wie sehr die Folgen von seelischer Gewalt und psychischem Missbrauch gegen Kinder unterschätzt werden.
Das Jugendamt in Deutschland kann beispielsweise nur bei körperlichem Missbrauch wirklich einschreiten. Dabei zeigt diese Studie, dass die Folgen von emotionalem Missbrauch genauso schlimm sein können. Wir sollten alle umdenken und als Gesellschaft ein Bewusstsein für emotionale Misshandlungen entwickeln.
Das ist vor allem wichtig, weil emotionaler Missbrauch weiter verbreitet ist als körperlicher Missbrauch: Marije Stoltenborgh von der Universität Leiden schätzt, dass weltweit etwa ein Drittel aller Kinder unter emotionalem Missbrauch leidet.
Sie verkaufte ihre Kinder Urteil: Drei Jahre Knast für Horror-Mutter 10.06.16, 16:07 Uhr
Eine Mutter überlässt ihre Kinder (10 und 7) Pädophilen, lässt sie sexuell missbrauchen. Jetzt steht Sonja G. (52) vor Gericht. Das Urteil: Drei Jahre Haft. Die Richterin sagte: "Wir haben in Abgründe eines Familienlebens geschaut, die uns sprachlos gemacht haben." Und besonders schwer zu ertragen sei das fehlende Mitgefühl der Angeklagten.
Die Taten haben sich schon zwischen 1994 und 2001 ereignet. Sonja G., die als Prostituierte arbeitete, nahm ihre Kinder demnach mit zu Freiern – hier wurden die Kinder sexuell missbraucht.
Auf Nachfrage der Richterin, was ihre Tochter zu dem Missbrauch gesagt habe, wollte die Richterin beim letzten Termin wissen. Antwort: "Die fand das nicht so witzig."
Die Staatsanwältin forderte eine Haftstraße von drei Jahren und vier Monaten. Der Anwalt der Angeklagten acht Monate auf Bewährung.
Die Staatsanwältin sagte über die Angeklagte: "Sie ist mit absoluter Skrupellosigkeit vorgegangen." Und: "Emotionale Betroffenheit konnte man bei der Angeklagten nicht feststellen."
Als Grund für den Missbrauch führte sie Geldprobleme an.
Letztes Wort der Angeklagten: "Ich kann mich nur noch mal entschuldigen." Während der Verhandlung verzog sie keine Miene. Ihre Tochter sagte ihr zuvor mit tränenerstickter Stimme: "Ich verzeihe dir hier und heute, auch wenn es mir schwer fällt. Damit ich meinen inneren Frieden finde."