Im Fall der seit Monaten vermissten Innsbruckerin Katharina Kirchmair gibt eine späte Zeugenaussage. Demnach wurde die Frau Ende Mai im Bereich des Innsbrucker Hauptbahnhofs gesehen. Die Polizei bittet nun neuerlich um Hinweise auf den möglichen Aufenthaltsort.
Als letzter bekannter Aufenthaltsort von Katharina Kirchmair galt bisher das Areal des Krankenhauses Hall. Dort hatte die Vermisste am 24. April einen Termin, bevor sie spurlos verschwunden ist - mehr dazu in 24-Jährige im Raum Hall weiter vermisst .
Bisher keine heiße Spur Nach einem Aufruf der Polizei Anfang Mai seien 15 bis 20 Hinweise eingegangen, erklärt Robert Kruckenhauser vom Stadtpolizeikommando Innsbruck. Eine heiße Spur sei aber nicht dabei gewesen. Ende Juli hat sich schließlich eine weitere Zeugin gemeldet, die angegeben hat, die vermisste 24-jährige Frau Ende Mai im Untergeschoß des Innsbrucker Hauptbahnhofs gesehen zu haben. Deshalb wendet sich die Polizei erneut mit der Bitte an die Öffentlichkeit, dass sich etwaige Zeugen, die konkrete Angaben zum Aufenthaltsort von Katharina Kirchmair geben können, bei einer Polizeiinspektion melden.
148 Menschen sind bis kurz vor Weihnachten in Tirol als vermisst gemeldet. Dass es von ihnen kein Lebenszeichen gibt, bedeutet für die Angehörigen quälende Ungewissheit. Auch nach Jahren versuchen die Ermittler, solche Fälle zu klären.
Wo befinden sich eine Ende April 2015 in Hall verschwundene 25-jährige und eine seit September abgängige 49-jährige Frau aus Reutte - mehr dazu in Weiter Suche nach Katharina Kirchmair (tirol.ORF.at, 21.5.2015) und Seit Wochen vermisst - jetzt wird ermittelt (tirol.ORF.at, 21.10.2016)? Das sind nur zwei von 148 Vermisstenfällen, in denen es auf diese belastende Frage bisher keine Antwort gibt.
Hunderte Anzeigen/Jahr 08.01.2019 10:22 Vermisst! Happy Ends, Trauer und ewige Rätsel Es ist die schreckliche Ungewissheit, die Betroffene verzweifeln lässt: Angehörige und Freunde gehen sprichwörtlich durch die Hölle, wenn plötzlich ein lieber Mensch spurlos verschwindet! Allein in Tirol gibt es jedes Jahr Hunderte Vermisstenanzeigen. Der Großteil klärt sich rasch auf - einige hingegen bleiben ein Rätsel.
Innsbruck am Neujahrstag: Ein 53-Jähriger verlässt gegen 8 Uhr seine Wohnung - zurückgekehrt ist er bis heute nicht. Seine Familie schlug Alarm, die Polizei veröffentlichte ein Foto des Vermissten. Doch sämtliche Bemühungen, ihn zu finden, blieben bisher erfolglos. Ein Unfall wird befürchtet!
3. Jänner: Ein Deutscher (83), der mit seiner Familie in St. Jakob in Haus auf Urlaub war, verschwindet in der Nacht spurlos. Seine besorgten Angehörigen gingen vom Schlimmsten aus und schalteten die Polizei ein. Am Abend dann die Entwarnung: Der Deutsche wurde an seiner Wohnadresse in Hessen angetroffen - der offenbar verwirrte 83-Jährige war mit dem Zug nach Hause gefahren. Gründe für seine „geheime“ Abreise konnte er aber nicht nennen...
Auch wenn man es nicht für möglich hält, diese beiden Beispiele spiegeln den Alltag in Tirol perfekt wider. Bei jedem Fall ist der Grat zwischen Bangen und Hoffen, Aufatmen und Trauer, ein sehr schmaler.
Jährliche Anzeigen-Flut Rein rechnerisch betrachtet wurden im Vorjahr hierzulande jeden Tag 1,5 Vermisstenfälle angezeigt - unterm Strich waren es 561 an der Zahl. 2017 verzeichnete die Polizei sogar noch 652 (siehe auch Grafik).
Der Großteil der Fälle klärt sich in der Regel rasch auf - entweder mit glücklichem, leider aber auch immer wieder mit traurigem Ende, wie Philipp Pichler vom Landeskriminalamt Tirol im Gespräch mit der „Krone“ schildert. „Durchschnittlich tauchen 97 Prozent der als abgängig gemeldeten Personen innerhalb von drei Wochen wieder auf. Die meisten lebend. Einige können aber leider nur noch tot aufgefunden werden, etwa nach einem Suizid oder einem tragischen Unfall.“
Jahrzehnte verschollen Manche Vermisstenfälle bleiben hingegen wohl ein ewiges Rätsel. „Auf das Jahr 1964 zurückgerechnet, gelten derzeit rund 140 Personen in Tirol als verschollen“, weiß Pichler. „Darunter sind Personen, die etwa im alpinen Gelände verschwunden sind oder 1987 bei der Hochwasserkatastrophe im Ötztal von den Fluten der Ötztaler Ache mitgerissen und seitdem nie mehr gesehen wurden.“
Flucht mit neuer Identität Eine wesentliche Auswirkung auf die Vermisstenzahl hat auch die Flüchtlingswelle. Konkret: Migranten, vor allem unbegleitete Minderjährige, die aus Betreuungseinrichtungen verschwinden und oftmals mit neuer Identität ins gewünschte Zielland - wie Deutschland oder Schweden - weiterreisen...
Verschollen! Mysteriöse Fälle aus jüngerer Vergangenheit
Katharina K.: Seit 24. April 2015 ist die junge Innsbruckerin spurlos verschwunden. Damals war Kathi 24 Jahre alt. Zuletzt gesehen wurde sie am Areal des Krankenhauses Hall. Akribische Ermittlungen der Polizei, private Suchaktionen und Aufrufe auf Social-Media-Plattformen verliefen allesamt im Sand.
Völlig unklar ist nach wie vor auch das Schicksal von Karl R. aus dem Zillertal. Der damals 97-Jährige kam im Oktober 2015 von einem Spaziergang nicht mehr nach Hause. Trotz intensiver Suche konnte der betagte Mann nie gefunden werden. Ein Unfall wird vermutet.
Wie vom Erdboden verschluckt ist weiter Richard K. - vor Jahren war der Mittfünfziger zu einer Pilgerreise zum Jakobsweg nach Santiago de Compostela (Spanien) aufgebrochen. Der Kontakt zu seiner Familie brach ab - die Polizei steht seither vor einem Rätsel. Mysteriös auch das Verschwinden von Tabita C.: Von der Lettin, die zuletzt in Reutte gelebt hatte, gibt es seit September 2016 kein Lebenszeichen. Der Fall wurde sogar in der TV-Serie „Aktenzeichen XY“ gezeigt - leider erfolglos.
„Kein ungelöster Fall wird zu den Akten gelegt“ Jeder Fall wird ernst genommen, auch wenn dies manchmal sehr mühsam sein kann. Bestes Beispiel dafür ist ein Bursche, der in einer Tiroler Sozialeinrichtung untergebracht ist. „Er ist unser Spitzenreiter“, schildert Pichler vom LKA Tirol. Ganze 99 Mal sei der Jugendliche schon abgehauen. "Genau so oft wurde er als abgängig gemeldet. Die Verantwortlichen sind dazu verpflichtet. Bei Vorliegen eines neuen Falls erfolgt umgehend eine europaweite Fahndung. Zudem wird das nähere Umfeld des Vermissten befragt, um möglichst viele Infos zu bekommen. Auf Wunsch werden auch Fotos des Abgängigen über die Medien verbreitet.
Die Familie sollte möglichst viele Kontakte nennen, mit denen der Betroffene zu tun hatte. Hilfreich sind auch Handydaten oder Kontobewegungen. Wenn eine Person länger nicht auftaucht, wird von einem Angehörigen DNA gesichert. Im Todesfall sei dies für die Identifizierung der Leiche wichtig.
Pichler: „Es wird alles getan, was möglich ist. Fälle werden immer neu aufgerollt. Kein ungelöster Fall wird zu den Akten gelegt.“