Die Polizei rätselt nach wie vor über das Motiv für den gestrigen Mord an einem 54-Jährigen in Graz. Ein Unbekannter war in der Nacht in das Haus, das der Mann mit dutzenden Katzen bewohnte, eingedrungen und hatte ihn erstochen. Von Hans Breitegger.
Der Tatort: ein kleines, verwahrlost aussehendes Haus am Grazer Kehlberg. Das Opfer: der 54-jährige Leiharbeiter Helmut G., der vor Jahren versucht hatte, in der Grazer Rotlichtszene Fuß zu fassen. Zu einer „großen Nummer“ schaffte er es nicht. Aber es reichte für eine Verurteilung wegen Zuhälterei. Im Milieu kennt man ihn noch immer unter dem Spitznamen „Tschechen Edi“, weil er damals, vor zehn Jahren, tschechische Prostituierte beschäftigt hatte.
Alleinstehend Seit etwa drei Jahren wohnte er alleinstehend auf dem Anwesen am Kehlberg in Graz-Straßgang – mit Dutzenden Katzen. Die Katzen waren zu seinen Lieblingen geworden. Helmut G. hatte das Haus mit Nebengebäude und einem Grundstück von einem Rechtsanwalt gemietet. Dort fühlte er sich offensichtlich so sicher, dass er nicht einmal die Haustür versperrte. Auch gestern Nacht nicht, als sich sein Mörder zwischen 23.15 Uhr und 23.30 Uhr in das Haus schlich, vermutlich mit einem Messer in der Hand.
Helmut G. lag im Bett vor dem laufenden Fernseher, als ihn der Täter überraschte und mehrmals auf ihn einstach. Möglicherweise hat sich das Opfer noch gewehrt, bevor es aus dem offenen Fenster sprang und zum Nachbarn flüchten konnte. Helmut G. pochte an die Tür. Als Martin L. und Dagmar A. öffneten, sahen sie den blutverschmierten Mann, der vor der Haustür zusammengebrochen war. „Füttert meine Katzen“, stammelte der Sterbende. Es waren seine letzten Worte.
Das Paar leistete sofort Erste Hilfe und alarmierte Polizei und Notarzt. Doch als die Helfer eintrafen, gab es für Helmut G. keine Rettung mehr. Der Notarzt leitete zwar noch Wiederbelebungsmaßnahmen ein, musste diese aber erfolglos abbrechen. Helmut G. war bereits verblutet, wie Stunden später die Obduktion bestätigen sollte.
Den Mordermittlern und Spurensicherern des Landeskriminalamtes bot sich am Tatort ein Durcheinander. Unaufgeräumte Zimmer, Müll, Unmengen von Blut, das vom Opfer stammte, und eine Blutspur zum Haus des Nachbarn. Es dauerte Stunden, bis alle Spuren gesichert waren. Keine Hinweise
Diese Bluttat gibt den Ermittlern Rätsel auf. Wer hat auf Helmut G. eingestochen – und warum? Ein Raubmord wird mit ziemlicher Sicherheit ausgeschlossen. War es ein Racheakt? „Wir haben bisher weder auf das Motiv noch auf den Täter irgendwelche Hinweise. Auch die Tatwaffe ist verschwunden“, sagt Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz. Am Dienstag meldeten sich Auskunftspersonen, die zur fraglichen Zeit einen „verdächtigen“ Radfahrer gesehen haben wollen. War es der Täter? Ist er mit einem Fahrrad geflüchtet? „Auch das ist vorerst noch unklar“, so ein Kriminalist.
Die Ermittler waren gestern den ganzen Tag über mit Hausbefragungen und Einvernahmen beschäftigt. „Wir müssen uns erst über die Lebensgewohnheiten des Opfers ein Bild verschaffen“, so die Ermittler. Es gilt festzustellen, ob Helmut G. öfters Besuch hatte und wenn das der Fall war, von wem. Oder hatte der Grazer Feinde? Die Kripo vermutet, dass sich Täter und Opfer höchstwahrscheinlich gekannt haben. Zumindest deutet der Ablauf des Verbrechens auf eine ganz gezielte Tat hin. Auch die Örtlichkeit war dem Mörder offensichtlich vertraut. Vier Stiche
Die Leiche wurde gestern Nachmittag obduziert. Dabei stellte die Gerichtsmedizinerin fest, dass Helmut G. vier Stichverletzungen (drei am Oberkörper, eine am Hals) erlitten hatte. Das bestätigte Hansjörg Bacher gegenüber der Kleinen Zeitung.
Noch tappen die Ermittler im Grazer Mordfall im Dunkeln. Sie sind aber zuversichtlich: "Denn bei Mord liegt die Aufklärungsquote bei weit über 90 Prozent." Von Hans Breitegger
Vom unbekannten Täter, der Montagabend am Kehlberg in Graz den Leiharbeiter Helmut G. (54) getötet hat, fehlt nach wie vor jede Spur. Die Mordermittler des Landeskriminalamtes überprüfen zur Zeit das Umfeld des Opfers. Helmut G. hatte vor zehn Jahren in Graz als Zuhälter Fuß fassen wollen, lebte aber in den vergangenen Jahren sehr zurückgezogen. "Wir sind aber zuversichtlich, dass wir die Bluttat aufklären können", so ein Kriminalist zur Kleinen Zeitung.
100 Prozent Aufklärung Die Hoffnung ist berechtigt, denn die Aufklärungsquote bei Mord liegt österreichweit bei über 90 Prozent. In der Steiermark lag sie in den vergangenen Jahren sogar bei 100 Prozent. Seit der Zusammenlegung von Polizei und Gendarmerie im Juli 2005 ist kein Mord unaufgeklärt geblieben. Der Gund: "Bei Mord gibt es meistens eine Täter-Opfer-Beziehung", weiß Mordgruppenchef Anton Kiesl. "Schwierig wird es vor allem, wenn sich Opfer und Täter überhaupt nicht kannten." LKA-Chef, Generalmajor Wolfgang Lackner, ist angesichts dieser Erfolgsquote stolz auf seine Ermittler. Ein unaufgeklärter Fall: Die Autobahnleiche
Der letzte unaufgeklärte Mord in der Steiermark liegt nunmehr schon zehneinhalb Jahre zurück. Am 9. Jänner 2005 wurde neben der Südautobahn im Gemeindegebiet Pirka bei Graz die Leiche der 27-jährigen Olga Tarkivka gefunden. Die Frau war an einem bisher unbekannten Ort erschlagen und neben der Autobahn Fahrt Richtung Wien abgelegt und angezündet worden. Danach trennte ihr der Täter ein Ohr ab.
Es dauerte sieben Jahre, bis das Mordopfer identifiziert werden konnte. Dann richtete sich der Verdacht gegen den bei Venedig lebenden Ehemann des Opfers. Doch die Staatsanwaltschaft Graz stellte die Ermittlungen ein.
Nach dem Mord in Graz-Straßgang sind weiterhin viele Fragen offen. In der Nacht auf Dienstag wurde ein 54-Jähriger in seinem Haus niedergestochen und verblutete dann - nun wird das Umfeld des Opfers beleuchtet.
Laut Staatsanwaltschaft Graz wurde der 54-Jährige kurz vor Mitternacht von einem Nachbarn vor dessen Wohnhaus gefunden. Der Körper wies mehrere Stichverletzungen im Bereich des Oberkörpers und des Halses auf - ob diese von einem Messer oder einem anderen Gegenstand herrühren, ist noch unklar, auch die Obduktion brachte hier keine weiteren Aufschlüsse, so der Sprecher der Grazer Staatsanwaltschaft, Hansjörg Bacher.
Mit letzter Kraft noch zum Nachbarn geschleppt Laut Spurenlage soll der 54-Jährige in seinem Wohnhaus rund 100 Meter vom Fundort niedergestochen worden sein. Der Täter soll über die unversperrte Haustüre ins Wohnhaus gelangt sein, bevor er sein Opfer beim Fernsehen im Schlafzimmer attackierte. Der 54-Jährige dürfte sich dann noch zum Nachbarn geschleppt und versucht haben, diesen zu wecken - die herbeigeholte Hilfe kam jedoch zu spät: Der Mann verblutete.
Keine Hinweise auf Täter, Tatwaffe und Motiv Der gelernte Stahlbauschlosser habe zurückgezogen und allein in seinem Haus gelebt. Dass es sich um einen Racheakt gehandelt haben könnte, weil sich das Opfer offenbar vor Jahren in der Grazer Rotlichtszene einen Namen gemacht hatte, kann Staatsanwalt Bacher nicht bestätigen: „Sowohl Täter als auch Tathergang und natürlich auch Motiv sind noch im Dunkeln und Gegenstand der umfangreichen polizeilichen Ermittlungen. Kolportierte Motive wie Rache und sonstiges sind derzeit ins Reich der Spekulation zu verweisen.“
Die Ermittlungen stehen erst am Anfang: Jetzt wird im Umfeld des 54-Jährigen nach möglichen Hinweisen gesucht - so werden auch alle Nachbarn befragt.
Eine Woche nach der Ermordung eines 54-Jährigen in Graz-Straßgang tappen die Ermittler noch immer im Dunkeln: Es gebe weder Hinweise auf den Täter, noch auf Tatwaffe oder Motiv.
Seit einer Woche laufen die Ermittlungen, von dem Täter oder den Tätern fehlt aber nach wie vor jede Spur - das bestätigt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Hansjörg Bacher: „Die umfangreichen polizeilichen Ermittlungen haben bislang noch keine konkreten Hinweise auf Täter, Tathergang, Tatmotiv oder auch Tatwaffe ergeben.“
Befragungen der Bekannten Suchaktionen nach der Tatwaffe unmittelbar nach der Tat blieben erfolglos. Die Obduktion ergab, dass der Mann aufgrund der Stiche in Oberkörper und Hals verblutete - doch mehr lasse sich daraus auch nicht schließen, so Bacher.
Erkenntnisse erhofft man sich durch die Befragungen von Nachbarn und Bekannten des 54-Jährigen: „Im Rahmen der umfangreichen polizeilichen Ermittlungen werden natürlich Umfelderhebungen durchgeführt - der Bekanntenkreis wird durchleuchtet, Nachbarn befragt. Die entsprechenden Berichte sind noch nicht bei der Staatsanwaltschaft Graz eingelangt.“
Viel Platz für Spekulationen Ermittelt werde noch in alle Richtungen: „Die Spekulationen über eine Vergangenheit des Opfers im Rotlicht- oder Spielermilieu sind einige von mehreren Ermittlungssträngen.“ Der Platz für Spekulationen sei dementsprechend groß.
Der oder die Täter soll(en) durch die unversperrte Haustür in das Haus des 54-Jährigen gekommen sein und ihn im Wohnzimmer attackiert haben. Ein Nachbar fand den gelernten Schlosser dann kurz vor Mitternacht vor seinem Haus; er dürfte sich mit letzter Kraft zum Nachbarn geschleppt haben, wo er dann auch starb - mehr dazu in Mord in Graz: Viele Fragen offen (22.7.2015).