Sprengstoffanschlag am Frankfurter Flughafen Vor 30 Jahren: Explosion riss drei Menschen in den Tod
12.06.2015
Drei Jahrzehnte sind vergangen, seit die Abflughalle des Frankfurter Flughafens von einer Bombenexplosion verwüstet wurde. Von den Tätern fehlt noch immer jede Spur.
Frankfurt. Ein ohrenbetäubender Knall, zerberstendes Glas, Chaos. Drei Menschen starben, darunter zwei australische Kinder, und mehr als 40 wurden verletzt, als am 19. Juni 1985 eine Bombe in der belebten Abflughalle des Frankfurter Flughafens explodierte. Es ist bis heute der schwerste Anschlag auf Deutschlands größtem Flughafen. Mehrere Kilogramm Sprengstoff, die in einer Reisetasche deponiert waren, rissen ein Loch in den Betonboden. Die Halle glich einem Trümmerfeld, der Boden war übersät mit Scherben der riesigen gläsernen Terminal-Fensterfront.
Tage später tauchte in Paris ein Bekennerschreiben einer Gruppe auf, die sich «Friedenseroberer» nannte. Sie übernahm auch die Verantwortung für einen Anschlag auf den Bayer-Verwaltungssitz in Brüssel und kündigte weitere Attentate an. Ob diese Gruppe oder eine der 32 anderen «Bekenner»-Gruppierungen verantwortlich ist, ist bis heute ungeklärt.
Gedenken an die Opfer
In ihren Gottesdiensten auf dem Flughafen wollen die Kirchen am Jahrestag an das Attentat erinnern, der Flughafenbetreiber Fraport legt einen Kranz zum Gedenken an die Opfer in der Kapelle nieder.
Sieben Wochen nach der Tat wurden zwei Menschen bei einem Anschlag auf die amerikanische Luftwaffenbasis auf dem südlichen Teil des Flughafens getötet - dieser Bombenanschlag wurde der Roten Armee Fraktion (RAF) zugeordnet, deren dritte Generation zu dieser Zeit mehrere Mordanschläge in Deutschland beging.
Der Anschlag auf den zivilen Teil des Flughafens wurde nie geklärt. Die Bundesanwaltschaft verdächtigte drei Jahre danach palästinensische Terroristen der Abu Nidal-Gruppe. Aber gefunden sind die Täter noch immer nicht: Die Ermittlungen wegen des Vorwurfs des Mordes und des versuchten Mordes dauerten noch immer an, teilt die Bundesanwaltschaft auf Anfrage mit. Auskünfte zu Einzelheiten, insbesondere zu aktuellen Ermittlungsansätzen, gebe es nicht.
Bombenanschläge verbreiteten Angst und Schrecken
Mitte der 1980er Jahre verbreiteten Bombenanschläge in verschiedenen westeuropäischen Ländern Angst und Schrecken. In Rom und Wien starben 16 Menschen bei zeitgleichen Attentaten am 27. Dezember 1985 auf Abfertigungsschalter der israelischen Fluggesellschaft El Al, mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Bei einem Bombenanschlag auf das Büro der Fluggesellschaft British Airways in Rom waren Ende September 1985 mindestens 15 Menschen verletzt worden, neun Tage zuvor war ein Straßencafé der italienischen Hauptstadt Ziel eines Anschlags. Als Täter galten palästinensische Terroristen.
Der deutsche Verfassungsschutzbericht 1985 listete 221 terroristische Anschläge auf, darunter 18 von RAF-Nachfolgeorganisationen, 15 versuchte oder vollendete Gewalttaten wurden extremistischen Ausländern zugeschrieben. Palästinensische, türkische, kurdische, iranische und jugoslawische Gruppen seien besonders hervorgetreten.
Die Sicherheitsvorkehrungen auf Flughäfen sind inzwischen verstärkt - bewaffnete Polizisten patrouillieren durch die Hallen, in mehreren Sprachen werden die Passagiere regelmäßig über Lautsprecher aufgefordert: «Lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt.» Herrenlose Gepäckstücke werden aufwendig überprüft.