MARZAHN – Sie entkam in letzter Sekunde! Ein 46-Jähriger hat versucht, eine 15-Jährige zu entführen. Zwei mutige Männer gingen dazwischen, der Verdächtige konnte von der Polizei festgenommen werden.
Gruselig: In seinem Auto entdeckten die Beamten ein Waffenarsenal, eine Perücke und das Potenzmittel Viagra.
Sandra O. (15, Name geändert) geht gegen 0.15 Uhr die Mehrower Allee entlang, sie ist auf dem Nachhauseweg. Da stoppt plötzlich ein silberner Hyundai-Van neben ihr. Am Steuer sitzt Ronald L.
„Der 46-Jährige stieg aus, bedrohte das Mädchen mit einer Schusswaffe und versuchte, sie in sein Auto zu zerren“, so eine Polizeisprecherin. Die Jugendliche brüllt nach Leibeskräften um Hilfe – und rettet sich damit.
Als der Täter gerade mit seinem Auto einparkte, erfolgte der Zugriff. Der Mann ließ sich widerstandslos festnehmen.
Die Sprecherin weiter: „Das Mädchen schrie so laut, dass ihr ein 37-jähriger Passant und ein 27-jähriger Anwohner zu Hilfe eilten. Der 37-Jährige sprach den Verdächtigen an, woraufhin dieser die Waffe auf ihn richtete und damit bedrohte!“
Im Getümmel kann sich das Mädchen losreißen und ein Stück weglaufen. Daraufhin springt Ronald L. in sein Auto und rast davon. Glücklicherweise haben sich die Retter das Kennzeichen notiert und alarmieren die Polizei.
„Einsatzkräfte entdeckten den Gesuchten beim Einparken in der Petersburger Straße in Friedrichshain und nahmen ihn fest“, so die Polizeisprecherin. „Bei der anschließenden Fahrzeugdurchsuchung fanden sie die mutmaßliche Tatwaffe und weitere verdächtige Gegenstände.“
Ermittler durchsuchen das Auto des Verdächtigen.
Nach KURIER-Informationen handelt es sich dabei um einen Elektroschocker, Tarnutensilien, eine Perücke und das Potenzmittel Viagra. Den ganzen Tag über wurde Ronald L. verhört, am Morgen soll die intensive Befragung weitergehen.
Zwar hat der derzeit krankgeschriebene S-Bahnfahrer Ronald L. eine Lebensgefährtin. Doch die wurde seit Wochen von niemandem mehr gesehen, auch die drei gemeinsamen Hunde gab L. vergangene Woche in Pflege.
Was der 46-Jährige tatsächlich vorhatte, wird jetzt ermittelt.
Ronald L. ein Sex-Monster? Das Doppelleben des Mädchen-Fängers von Berlin-Marzahn Von P. DEBIONNE, K. OBERST und A. SCHMALZ
Der Mädchen-Fänger von Marzahn
Ronald L. bei seiner Festnahme. Foto: ABIX
S-Bahnfahrer Ronald L. galt als harmloser Eigenbrötler und Tierliebhaber, der für seine drei Hunde lebte. Doch dann gab er seine über alles geliebten Vierbeiner ab, fehlte auf Arbeit, war wochenlang krankgeschrieben.
Jetzt ermittelt die Polizei gegen den 46-jährigen Friedrichshainer, weil er eine 15-Jährige mit Waffengewalt in sein Auto zerren wollte.
Elektroschocker, ein Kampfmesser, zwei Pistolen, Tarnutensilien, eine Perücke, und Viagra. Das alles hatte Ronald L. dabei, als er in der Nacht zu Montag in Marzahn ein Mädchen entführen wollte.
Mit Waffengewalt wollte der Mädchenfänger die Schülerin in seinen Hyundai zerren, schlug dem Opfer das Handy aus der Hand, als sie Hilfe rufen wollte. Um ein Haar überfuhr er einen der beiden Männer (27, 37), die die 15-Jährige aus seinen Fängen befreiten. Weil die Retter das Kennzeichen durchgaben, konnten Polizisten Ronald L. kurz darauf in seinem Auto an der Petersburger Straße festnehmen.
Wer ist der Mann, der außer Verkehrsdelikten bei der Polizei eine weiße Weste hat?
Seit 1978 wohnt der 46-Jährige in einem Mehrfamilienhaus in Friedrichshain. In der Wohnung gegenüber lebt seine Mutter. Nachbarn beschreiben ihn als ruhig und zurückhaltend. Über seine große Leidenschaft, den Hundesport, lernte er seine große Liebe kennen. Jahrelang frönten die beiden Tierliebhaber ihr gemeinsamer Hobby.
Seine weißen Schäferhunde waren der ganze Stolz von Ronald L. „Sakima of the holy White“ und „Apache“ gewannen Hundeshows im In- und Ausland. Der Rüde wurde nach drei Siegen in Folge in Skandinavien sogar zum Dänischen Ehrenchampion ernannt.
Beim HSV Ahrensfelde, wo Ronald L. als unauffälliges Mitglied die Hunde ausbildete, ist man schockiert. Die Vereinsvorsitzende zum KURIER: „So was hätten wir ihm nie zugetraut.“
Dann der plötzliche Wandel: Vor mehreren Wochen hat sich der S-Bahnfahrer krankschreiben lassen. Er nahm starke Medikamente, mit denen er nicht mal Auto fahren durfte.
Zudem soll sich seine Lebensgefährtin von ihm abgekapselt haben und seit Kurzem nicht mehr in Berlin sein.
Lauert hinter der Fassade des hundevernarrten S-Bahn-Fahrers ein Sex-Monster? Die Ermittler der Polizei zumindest sind überzeugt, dass Ronald L. Schlimmes mit dem Mädchen vorhatte.
Eine Polizeisprecherin: „Wir ermitteln wegen versuchter Freiheitsberaubung, Bedrohung mit einer Schusswaffe, versuchte gefährliche Körperverletzung und gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr.“