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Straßkirchen: 03.07.2025 | Syrer (20) attackiert während der Fahrt im ICE Fahrgäste mit Axt und Hammer | Vier Verletzte | Täter selbst durch Gegenwehr schwer verletzt
Mann attackiert Passagiere in ICE: Was wir bisher wissen Am Donnerstagnachmittag ist ein Mann in einem ICE nahe Straßkirchen auf Mitreisende losgegangen, wohl mit einem Hammer und einer Axt. Vier Passagiere wurden verletzt. Vieles ist unklar und muss noch ermittelt werden. Was wir bisher zu der Tat wissen.
Von
BR24 Redaktion
Christine Kerler Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am 03.07.2025 um 18:45 Uhr.
Direkt zum aktuellen Artikel: Angriff im ICE – So ist der aktuelle Stand der Ermittlungen Etwa 500 Menschen sind in einem ICE in Niederbayern von Hamburg in Richtung Wien unterwegs, als am Donnerstagnachmittag plötzlich ein Mann Mitreisende in einem Abteil angreift. Er verletzt vier Fahrgäste; auch er selbst soll verletzt sein. Was zur Tat, zu den Opfern und dem Motiv bisher bekannt ist.
Was ist passiert? Laut Polizei soll der Angreifer während der Fahrt in einem ICE auf mehrere Menschen losgegangen sein. Die Rettungskräfte des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) wurden nach eigenen Angaben gegen 14 Uhr alarmiert.
Nach bisherigen Erkenntnissen überwältigten Mitreisende den Täter, bevor die Polizei ihn schließlich festnahm. Außerdem hätten Fahrgäste nach dem Angriff den Nothalt betätigt, woraufhin der ICE bei Straßkirchen stehen geblieben sei.
Wer ist der Angreifer? Bei dem Tatverdächtigten handelt es sich laut Polizei um einen 20 Jahre alten Syrer. Sein Motiv ist bisher nicht bekannt. Er sei in Österreich, in der Region um die Hauptstadt Wien, gemeldet, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Abend in München sagte. In Österreich besaß der Flüchtling demnach einen Aufenthaltstitel. Im Zug nach Wien habe er sich legal aufgehalten, so Herrmann. Unklar sei, wann er nach Deutschland eingereist sei.
Die bayerischen und die österreichischen Behörden würden bei der Ermittlungsarbeit kooperieren. In Bayern sei der Mann bisher nicht polizeibekannt gewesen, in anderen Bundesländern müsse dies noch überprüft werden. Hinweise auf einen extremistischen Hintergrund gebe es bislang nicht, sagte der Minister. Die Ermittlungen laufen laut Polizei "noch auf Hochtouren".
Womit erfolgte der Angriff? Die Polizei berichtete zunächst, der Mann habe die Passagiere mit "mehreren gefährlichen Gegenständen" angegriffen. Nach neueren Erkenntnissen vom frühen Abend gehen die Ermittler dabei von einem Hammer als Tatwaffe aus. Laut Innenminister Herrmann hatte der Täter auch eine Axt als Waffe bei sich.
Wie viele Menschen wurden verletzt? Bei der Attacke wurden vier Menschen leicht verletzt. Es handelt sich um drei syrische Staatsangehörige im Alter von 15, 24 und 51 Jahren – darunter seien eine Frau und ihr Sohn, so Herrmann. Unklar ist, ob sich der Tatverdächtige und die Opfer kannten. "Nachdem, was wir bisher wissen, hat er unmittelbar vorher mit denen geredet", sagte Herrmann. Er gehe davon aus, dass dem Mann zumindest bewusst gewesen sei, dass es sich auch um Syrer gehandelt habe. Bei dem vierten Opfer, einem 38 Jahre alten Fahrgast, ist die Nationalität bisher noch nicht bekannt.
Die schwersten Verletzungen trägt jedoch laut Polizei der mutmaßliche Angreifer selbst davon. Laut Herrmann hätten mindestens eine oder mehrere Passagiere den 20-Jährigen überwältigt. "Das muss wohl auch mit ziemlicher Gewalt gewesen sein. Die Spuren, die Aussagen der Zeugen deuten darauf hin, dass da eben einer der Passagiere dann auch versucht hat, dem Täter diesen Hammer zu entreißen. Dabei ist dann der Täter auch selbst erheblich verletzt worden und entsprechend dann auch in die Klinik gebracht worden."
Der Mann sei inzwischen in Haft, so dass es jetzt Zeit sei für die Ermittlungen, sagte der bayerische Innenminister. Sowohl die Opfer als auch der mutmaßliche Täter seien aufgrund ihrer Verletzungen derzeit noch nicht unbegrenzt vernehmungsfähig, sagte Herrmann am Abend im Interview mit BR24. In Lebensgefahr schwebe laut Polizei nach derzeitigem Stand niemand.
Wie lief der Einsatz ab? Die Bahnstrecke war zunächst gesperrt. Gegen 17.00 Uhr wurde sie wieder freigegeben. Fahrgäste, die von den Ermittlern nicht als Zeugen befragt oder beim Angriff verletzt wurden, konnten laut Polizei mit einem der ICE-Zugteile schließlich zum Bahnhof in Straßkirchen fahren. Dort wurde in einer Turnhalle eigens eine Betreuungsstelle eingerichtet. Viele konnten nach Angaben Herrmanns ihre Reise später fortsetzen.
Neben zahlreichen Rettungskräften und zwei Hubschraubern seien auch viele Einheiten des Betreuungsdienstes und der psychosozialen Notfallversorgung im Einsatz, teilte das BRK mit. Es gehe darum, auch unverletzten, aber möglicherweise traumatisierten Fahrgästen zu helfen.
Mit Informationen von dpa und AFP
Im Video: BR24live - Angriff auf Passagiere im ICE bei Straßkirchen
Angriff im ICE: So ist der aktuelle Stand der Ermittlungen Nach dem Angriff auf Fahrgäste in einem ICE in Niederbayern ist das Tatmotiv weiter unklar. Einen Anhaltspunkt ergab der Drogentest beim Verdächtigen. Ein extremistischer Hintergrund wird von der Staatsanwaltschaft "weder bejaht noch ausgeschlossen".
Von
BR24 Redaktion
Nico Angerstorfer
Patrizia Kramliczek Über dieses Thema berichtet: Nachrichten am 04.07.2025 um 14:00 Uhr.
Nach der Attacke eines 20-jährigen Syrers mit vier Schwerverletzten in einem ICE nahe Straßkirchen in Niederbayern sind die Hintergründe der Tat bislang noch offen. In einer gemeinsamen Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft wurden am Freitag neue Erkenntnisse zu der Tat bekanntgegeben, die sich am Donnerstag auf der ICE-Fahrt von Hamburg nach Wien ereignete und bei der einschließlich des Täters fünf Personen verletzt wurden.
Demnach war – alarmiert von Notrufen – eine erste Polizeistreife am Donnerstag um 14.01 Uhr am ICE bei Straßkirchen eingetroffen. Um 14.04 Uhr, erläuterte Polizeivizepräsident Werner Sika, habe der mutmaßliche Täter festgenommen werden können. Die Zeitspanne sei so kurz gewesen, weil Passagiere – unter ihnen ein Bundeswehrsoldat in Uniform – den Angreifer bereits niedergerungen hatten.
Tatverdächtiger: Betäubungsmittel im Blut Ein Drogenschnelltest habe Hinweise auf drei Betäubungsmittel im Blut des Mannes ergeben, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher von der Staatsanwaltschaft Regensburg. Es sei nicht auszuschließen, dass sich der mutmaßliche Täter in einem durch Drogen hervorgerufenen psychotischen Zustand befunden habe.
Motiv noch unklar Das Motiv für die Tat ist weiterhin unklar. Ein extremistischer oder terroristischer Hintergrund könne weder bejaht noch ausgeschlossen werden, so Rauscher. Ein Zeuge habe gesagt, dass der Beschuldigte gebetet und die Worte "Allahu Akbar" gesprochen habe. Einen expliziten Extremismus-Verdacht gebe es nicht. Die Ermittler stünden auch im Austausch mit der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft München. Bislang werde von einem Einzeltäter ausgegangen.
Verdächtiger sollte Schutzstatus verlieren Der Mann habe 2021 in Österreich einen Asylantrag gestellt und 2022 einen Schutzstatus erhalten, teilte das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl in Wien mit. Nach zwei rechtskräftigen Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung und versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt im Februar und Ende April 2025 sei im Mai ein Asyl-Aberkennungsverfahren gegen den Mann eingeleitet worden.
Ermittlung wegen Mordversuchs Gegen den Tatverdächtigen werde nun wegen versuchten Mordes in zwei Fällen und gefährlicher Körperverletzung ermittelt, so Rauscher.
Bei der Attacke in dem ICE wurden vier Passagiere verletzt: drei Syrer im Alter von 15, 24 und 51 Jahren sowie ein 38 Jahre alter Deutscher. Mordversuch werde dem Verdächtigen an den 38 und 24 Jahre alten Verletzten vorgeworfen. Die Ermittler sehen das Mordmerkmal der Heimtücke als erfüllt an. Bezüglich der 15 und 51 Jahre alten Verletzten geht die Staatsanwaltschaft von gefährlicher Körperverletzung aus. Da der Täter den Hammer, mit dem er die Mitreisenden verletzte, und die kleinere Axt im Zug dabei hatte, könne von einer geplanten Tat ausgegangen werden. Ob die Axt auch zum Einsatz kam, war noch unklar.
Die Ermittler hätten Untersuchungshaft für den 20-Jährigen beantragt. Dieser liege allerdings noch mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Möglich sei eine Anklage auf lebenslange Haft oder eine Unterbringung in einer Psychiatrie, bis keine Gefahr mehr von ihm ausgehe. Das hänge von der Schuldfähigkeit ab.
Passagiere überwältigen Angreifer Die Verletzungen zog sich der Angreifer offenbar zu, weil sich seine Opfer wehrten – und Hilfe von anderen Passagieren bekamen. Einer der Angegriffenen, ein 24 Jahre alter Syrer, habe dem Verdächtigen den Hammer abnehmen können und ihn damit verletzt. Man gehe hier von Notwehr aus, sagte Oberstaatsanwaltschaft Rauscher.
Der Angreifer war laut Stefan Schillinger, dem leitenden Kriminaldirektor beim Polizeipräsidium Niederbayern, während der Zugfahrt schon auffällig geworden. Er soll verwirrt auf dem Gang unterwegs gewesen sein. Als der 38-jährige Deutsche einen Notruf absetzen wollte, habe der 20-Jährige Mitreisende angegriffen.
Mehrere Verletzte mussten im Krankenhaus behandelt werden. In Lebensgefahr ist laut Ermittlern derzeit niemand. In dem ICE, der von Hamburg nach Wien unterwegs war, befanden sich 429 Menschen, darunter neun Kinder.
300 Einsatzkräfte vor Ort Die Ermittlungsarbeiten dauern noch an. Es wird unter anderem das Handy des 20-Jährigen ausgewertet. Zeugen werden gebeten, der Polizei Beweismaterial zur Verfügung zu stellen. Im Einsatz waren am Donnerstag rund 300 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Notfallseelsorge.
Angriff auf Fahrgäste in ICE in Bayern: Haftbefehl gegen 20-Jährigen in Kraft 07. Juli 2025 12:44 Uhr
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Nach der Hammer- und Beilattacke eines 20-jährigen Syrers mit vier Schwerverletzten in einem ICE in Bayern ist gegen den Verdächtigen Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung erlassen worden. Wie die Polizei in Straubing am Montag weiter mitteilten, befanden sich der bei der Tat durch Gegenwehr eines Opfers selbst schwer verletzte Beschuldigte sowie drei Geschädigte noch in Krankenhäusern. Eines der Opfer konnte inzwischen entlassen werden.
Die Hintergründe der Attacke von Donnerstag waren demnach weiter unklar. Die Ermittlungen von Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft liefen "auf Hochtouren", erklärten die Beamten. Bereits am Freitag hatten die Ermittler mitgeteilt, dass es zunächst keine konkreten Hinweise auf einen möglichen islamistisch motivierten Anschlag gab. Der Verdächtige stand demnach zur Tatzeit unter dem Einfluss verschiedener Drogen, wie ein Schnelltest ergab.
Laut Behörden hatte der 20-Jährige während der Fahrt eines ICE von Hamburg nach Wien ohne erkennbaren äußeren Anlass mehrere andere Fahrgäste angegriffen. Ein 38-jähriger Deutscher sowie eine 51-jährige Syrerin und ihre Söhne im Alter von 15 und 24 Jahren wurden teils durch gezielte Schläge am Kopf verletzt.
Der 24-Jährige nahm dem Täter demnach im Verlauf eines Gerangels eine seiner Waffe ab und verletzte ihn seinerseits. Geschädigte und andere Passagiere überwältigten den Beschuldigten. Nach einem Nothalt des Zugs auf freier Strecke bei Straßkirchen wurde dieser dann von Polizisten festgenommen.
Bei dem Verdächtigen handelt es sich nach Ermittlerangaben um einen in Österreich als schutzberechtigten Flüchtling anerkannten Syrer, der in dem Nachbarland zweimal rechtskräftig wegen Körperverletzung und Widerstands gegen Vollzugsbeamte verurteilt wurde. Im Mai leiteten die zuständigen Behörden dort ein Asylaberkennungsverfahren gegen den Mann ein.
Den Ermittlern zufolge sagte der Verdächtige laut einer Zeugenaussage bei dem Geschehen "Allahu Akbar". Hinweise auf Verbindungen des Manns zu extremistischen Vereinigungen oder andere staatsschutzrelevante Erkenntnisse über ihn lagen demnach allerdings nicht vor.
Der von einem Richter erlassene Haftbefehl wurde laut Polizei mit dem Vorwurf der vierfachen gefährlichen Körperverletzung begründet. Die Staatsanwaltschaft hatte am Freitag angekündigt, einen Haftbefehl wegen zweifachen versuchten Mordes und zweifacher gefährlicher Körperverletzung zu beantragen. Sie verwies zugleich aber darauf, dass sich rechtliche Bewertungen in den laufenden Ermittlungen zum Geschehen ändern könnten.