Mysteriöser Vermisstenfall Arne Hermsen seit 2015 verschwunden (XY-Sendung vom 25. Juni 2025) 2015 verschwand ein junger Mann aus den Niederlanden unter rätselhaften Umständen. Seine Spur führt nach Deutschland. Jetzt hoffen die Ermittler auf neue Hinweise.
Zum Zeitpunkt seines Verschwindens war Arne Hermsen 31 Jahre alt und wohnte mit seiner Mutter in der niederländischen Stadt Gennep in der Provinz Limburg.
Am 13. Februar 2015 soll Arne Hermsen während seiner Arbeit ein Telefonat mit einer unbekannten Person geführt haben. Nach Aussagen seiner Kollegen war er danach aufgebracht und innerlich aufgewühlt. Sein Vorgesetzter bot ihm daraufhin an, am Nachmittag nach Hause zu gehen.
Mit wem telefonierte Arne Hermsen? Arne Hermsen verließ gegen 16 Uhr zu Fuß den Betrieb im niederländischen Ort Heijen.
Doch statt nach Hause zu fahren, machte er sich auf den Weg über die deutsche Grenze ins rund 15 Kilometer entfernte Goch in Nordrhein-Westfalen. Dort soll der 31-Jährige in der Nacht bei einem Bauernhof erfolglos nach einem Schlafplatz gefragt haben. Es war das letzte Mal, dass Arne Hermsen gesehen wurde.
Karte der Grenzregion zwischen Deutschland und den Niederlanden. Darauf ist die Luftlinie zwischen den Orten Heijen und Goch eingezeichnet. Arne Hermsen fuhr ins rund 15 Kilometer entfernte Goch.
Einen Tag später, am Samstag, dem 14. Februar 2015, wurde mit Arne Hermsens Bankkarte gegen 17 Uhr ein kleinerer Geldbetrag an einem Automaten in der Innenstadt von Goch abgehoben.
Damals herrschte dort Karneval. Ob Arne Hermsen bei dieser Gelegenheit jemanden getroffen hat, ließ sich nicht ermitteln. Eine spätere Suche ergab Hinweise darauf, dass er sich zu Fuß auf den Weg zu einem Kloster in Ortsnähe gemacht haben könnte. Dort aber wurde er nie gesehen.
Personenbeschreibung (2015): 31 Jahre alt, 1,90 m groß, dunkelblondes Haar, blau-graue Augen.
Fragen nach Zeugen:
Wer kann Hinweise zum Verschwinden von Arne Hermsen geben? Kennt jemand den Grund für den Anruf, der ihn am 13. Februar 2015 so aufgeregt hat? Mit wem hat er damals telefoniert? Wer hat ihn danach noch in Deutschland gesehen? Wen könnte er dort getroffen haben? Zuständig: BKA Wiesbaden, Telefon: 0611 / 55 111 55 (ab 26. Juni: 0611 / 55 0)
Mysteriöses Verschwinden in Goch „Meine Tür steht immer offen“ – Mutter sucht seit zehn Jahren ihren Sohn Goch/Gennep · Vor zehn Jahren verschwand der Niederländer Arne Hermsen spurlos – zuletzt wurde er in Goch gesehen. Seine Mutter lebt seither in quälender Ungewissheit. Sie vermutet ein Verbrechen, doch gibt die Hoffnung nicht auf. Nun setzt die Frau aus Gennep auf Hinweise aus Deutschland.
02.08.2025 , 05:15 Uhr 8 Minuten Lesezeit
Maarten Oversteegen Von Maarten Oversteegen
Sie lebt in Ungewissheit, seit nunmehr zehn Jahren. Es vergeht kein Tag, an dem sie nicht an ihren Sohn Arne Hermsen denkt. Ihr Leben ist zweigeteilt: eins vor und eins nach dem Verschwinden. „Solange ich nicht weiß, was passiert ist, finde ich keine Ruhe“, sagt die Frau aus dem niederländischen Gennep, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Ihr Junge, der heute 42 Jahre alt wäre, sei „wie vom Erdboden verschluckt“. Zuletzt gesehen wurde er in Goch, im Februar 2015 war das. Seine Mutter vermutet, dass er Opfer eines Verbrechens wurde. Und doch gibt sie die Hoffnung nicht auf. „Meine Tür steht immer offen.“
Für unsere Redaktion hat sie sich noch einmal in die Akten über das Verschwinden vertieft, Fotoalben durchgeblättert, die letzten Stunden vor dem Verschwinden von Arne rekonstruiert. Sie erzählt die Geschichte ihres Sohnes nicht zum ersten Mal, in den vergangenen Jahren nahmen immer wieder niederländische Journalisten an ihrem Küchentisch Platz. Nun sagt die Frau: „Noch einmal mache ich das nicht, es kostet einfach zu viel Kraft.“ Doch um die Öffentlichkeit jenseits der Grenze zu informieren, auf den Fall aufmerksam zu machen und an Zeugen zu appellieren, die zur Aufklärung des Verschwindens beitragen können, hat sie sich auf ein Gespräch mit der RP eingelassen.
Sie beschreibt ihren Sohn als sozial und empfindlich, er habe viele Freunde gehabt. Am liebsten sei er in der Natur unterwegs gewesen, „mit Materialismus konnte er nichts anfangen.“ Der junge Mann war gelernter Systemadministrator, die Tätigkeit in einem Callcenter aber war nichts für ihn, weshalb er bis zu seinem Verschwinden in einem Industriebetrieb am Fließband stand. „Er ging gerne zur Arbeit, verstand sich gut mit seinen Kollegen“, sagt die Mutter.
Der Tod seines Vaters veränderte ihn Mit dem plötzlichen Tod seines Vaters 2010 habe sich Arne allerdings verändert, sich zurückgezogen, er habe viel Zeit am Computer in seinem Kinderzimmer in Gennep verbracht. „Ich habe gesehen, dass er sich da viel mit Bibeltexten befasst hat.“ Sie habe sich jedoch nicht viel dabei gedacht, etwas verwundert aber sei sie gewesen: Zwar war Arne Katholik, treue Kirchgänger aber gebe es nicht in der Familie. „Religion nahm einen immer größeren Platz in seinem Leben ein. Er las den Koran, die Bibel, beschäftigte sich mit dem Buddhismus und dem Hinduismus.“
Was am Tag seines mysteriösen Verschwindens, am 13. Februar 2015, passiert ist, war unlängst, wie berichtet, Thema der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“, in der Rubrik „International“. Arne Hermsen war auf der Arbeit im niederländischen Grenzort Heijen, als der Tagesverlauf eine plötzliche Wendung nahm. Der damals 31-Jährige telefonierte minutenlang – mit wem genau, ist bis heute unklar. Zumal auch das Handy verschwunden ist. Nach Aussagen seiner Kollegen soll er danach allerdings aufgebracht gewesen sein. „Er war verärgert, wollte aber niemandem sagen, warum. Das war sehr merkwürdig.“
INFO Die Personenbeschreibung des Bundeskriminalamtes Beschreibung Im Jahr 2015 war Arne Hermsen, der aus der niederländischen Grenzstadt Gennep stammt, 31 Jahre alt und 1,90 Meter groß. Er hatte dunkelblonde Haare und blau-graue Augen.
Polizei Die Ermittler vom Bundeskriminalamt haben folgende Fragen: Wer kann Hinweise zum Verschwinden von Arne Hermsen geben? Kennt jemand den Grund für den Anruf, der ihn so aufgeregt hat, und mit wem hat er telefoniert? Wer hat ihn noch in Deutschland gesehen, und wen könnte er getroffen haben?
Er war zu emotional, um weiter zu arbeiten, weshalb der junge Mann gegen 16 Uhr nach Hause geschickt wurde. Allerdings ging er nicht gen Elternhaus in Gennep, stattdessen machte sich Hermsen auf den Weg ins rund 15 Kilometer entfernte Goch – und zwar zu Fuß. Auf der Strecke dorthin sei er von Zeugen gesehen worden, schildert seine Mutter. In der Nacht, so haben es Ermittler später rekonstruiert, klingelt er bei einem Bauernhof im Ortsteil Hassum. Er fragt nach einem Schlafplatz. Die Bewohnerin reicht Arne Hermsen, der einen verwirrten Eindruck macht, zwar ein Wasser, will ihn aber nicht hereinlassen: Sie ist misstrauisch und verständigt die Polizei. Als sich der Streifenwagen dem Hof nähert, rennt Hermsen weg. Nachdem die Beamten davongefahren waren, klingelt er erneut bei der Frau – wieder fährt eine Streife nach Hassum. Dort sehen die Beamten noch, wie der junge Mann aufs Feld rennt. Einen Tag später wurde in der näheren Umgebung ein Schal gefunden. Es war der Schal von Arne.
Spur verliert sich am Geldautomaten in Goch Am Samstag, 14. Februar 2015, hebt Arne Hermsen mit seiner Bankkarte gegen 17 Uhr Geld an einem Automaten der Sparkasse an der Voßstraße in der Gocher Innenstadt ab. Die Bilder der Überwachungskameras lassen keine Zweifel zu: Es handelte sich um Arne. „Er hob 50 Euro ab. Warum, weiß ich nicht, aber damit kommt man nicht weit. Und danach gab es auf seinem Konto keinerlei Bewegung mehr“, sagt seine Mutter. Das nähre den Verdacht, dass ihm etwas zugestoßen sei. Nach dem Besuch in der Bank verliert sich die Spur des Niederländers nämlich. Erst drei Tage später meldet seine Mutter ihn vermisst. Der Grund: Sie hatte vermutet, dass er in Deutschland Karneval feiern würde. Am Montag lockte der Rosenmontagszug Tausende Jecke auf die Gocher Straßen. Arne Hermsen hat sich seither nicht mehr bei seiner Mutter gemeldet, seit über zehn Jahren gibt es kein Lebenszeichen.
Die niederländische Polizei ermittelte schon kurz nach dem Verschwinden umtriebig, doch es fehlten Anhaltspunkte. Für die sorgten vor Jahren Spürhunde eines Vereins, den die Mutter um Hilfe gebeten hatte. Die Vierbeiner schlugen im Herzen Gochs an und verfolgten eine Geruchsspur sechs Kilometer weit bis zum Personaleingang des Klosters Graefenthal, wo der Orden der Transformanten ansässig ist.
Die Mutter ließ sich von den Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft herumführen, sie gaben sich offen, doch niemand will Arne Hermsen gesehen oder gekannt haben, berichtet sie. Die Mutter schließt nicht aus, dass sich ihr Sohn tatsächlich auf den Weg ins Kloster begeben hat – es würde durchaus ins Bild passen, spielte der Glaube doch eine immer größere Rolle im Leben des Mannes aus Gennep. Erzählt aber habe er nie, mit dem Orden zu tun zu haben oder sich für ihn zu interessieren, sagt die Niederländerin.
Selbsternannter Prophet des Ordens verurteilt Der Ruf der religiösen Gruppe ist in der Region spätestens seit 2020 schlecht. Damals fanden auf dem idyllisch an der Niers gelegenen Areal zwei groß angelegte Durchsuchungen im Auftrag der Klever Staatsanwaltschaft statt. Der Verdacht: Freiheitsberaubung. Bei der ersten Razzia im Oktober 2020 wurden 54 Personen in den Räumlichkeiten des Klosters angetroffen, darunter zehn Kinder. Festgenommen wurde der selbst ernannte Prophet der Glaubensgemeinschaft, ein damals 58 Jahre alter Niederländer.
Die Polizei in der Provinz Limburg hatte 2020 bei den Kollegen in Deutschland angefragt, ob sie bei ihren Ermittlungen rund um das Kloster Graefenthal und den Orden der Transformanten die Vermisstensache Arne Hermsen miteinbeziehen könnten. Die Bemühungen blieben aber offenkundig erfolglos. In den vergangenen Jahren hat die Mutter immer wieder persönliche Briefe an ihren Sohn verfasst und im Internet hochgeladen. In der Hoffnung, er würde sie lesen. Eine Antwort aber blieb aus. Die vielen offenen Fragen quälen. Nun hofft sie auf Hilfe aus Deutschland: „Ich bitte darum, dass sich jeder, der etwas über das Verschwinden meines Sohnes weiß, bei der Polizei meldet.“ Denn die Ungewissheit soll ein Ende haben.