Mordkommission ermittelt Mann in Arztpraxis in Berlin-Wedding getötet Aktualisiert vor 1h | Fr. 13.06.25 | 20:19 Uhr
Update Ein Mann ist tot in einer Berliner Arztpraxis gefunden worden. Die Polizei geht von einem Verbrechen aus.
Ein Mann ist am Freitagnachmittag in einer Arztpraxis in Berlin-Wedding getötet worden. Das hat die Polizei dem rbb bestätigt. Eine Mordkommission ermittelt.
Für die Polizei stellte sich beim Anblick der Leiche schnell heraus, dass der Mann keines natürlichen Todes gestorben ist, wie ein Sprecher am Abend sagte. Die Situation, wie der Tote aufgefunden wurde, lege ein Fremdverschulden nahe. Gefunden worden sei der Tote gegen 15:40 Uhr. Weder zum Alter des Mannes noch zu der Frage, wie er in die Praxis kam, wollte der Sprecher aus polizeitaktischen Gründen Angaben machen.
Der Hintergrund ist noch völlig unklar. Zu einem "B.Z."-Bericht, wonach einer möglichen Gewalttat ein Überfall auf die Praxis vorausgegangen sein soll, äußerte sich die Polizei zunächst nicht. Auch Informationen zu dem oder den Tätern gibt es bislang nicht.
Die Genter Straße, in der die Praxis liegt, sei wegen der Ermittlungsarbeiten zunächst gesperrt.
Update In der Nähe des Berliner Leopoldplatzes: 76-jähriger Hausarzt in seiner Weddinger Praxis getötet Der Mediziner Wolfgang Conzelmann stirbt in seiner Praxis. Die Obduktion bestätigt den Verdacht eines Verbrechens. Gerade erst stand der Arzt wegen eines Facebook-Posts über Robert Habeck vor Gericht.
Von Kerstin Gehrke Simon Röhricht Ingo Salmen Lea Schulze 14.06.2025, 20:34 Uhr
Es bestehe der Verdacht eines Tötungsdelikts, weshalb eine Mordkommission die Ermittlungen übernommen habe.
Bei dem Toten handelt es sich um den Arzt Wolfgang Conzelmann – er stand erst am Dienstag vor Gericht, weil er 2022 den damaligen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in einem Facebook-Post beleidigt haben soll.
Die Polizei sei gegen 15.40 Uhr zu der Praxis gerufen worden, sagte ein Behördensprecher am Freitagabend. Dort hätten Einsatzkräfte den Mann aufgefunden. Für die Polizei habe sich beim Anblick der Leiche schnell herausgestellt, dass der Mann keines natürlichen Todes gestorben sei. Reanimationsversuche durch Rettungskräfte vor Ort scheiterten.
Der mutmaßlichen Tötung sei ein Überfall auf die Arztpraxis vorausgegangen, berichtete die „B.Z.“. Dazu wollten sich Polizei und Staatsanwaltschaft bislang nicht äußern. Am Abend bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, dass der Mann keines natürlichen Todes gestorben sei – das habe die Obduktion des Leichnams ergeben. Weitere Details etwa zur Todesursache nannte er jedoch nicht. Auch zur Identität des Täters sei noch nichts bekannt, dieser ist flüchtig.
Die Hausarztpraxis befindet sich in der Nähe des Leopoldplatzes, einem Brennpunkt der Berliner Drogenszene. Ob es einen Zusammenhang zu dieser gibt, wollte die Staatsanwaltschaft dem Tagesspiegel nicht bestätigen, bekannt sei jedoch, dass der getötete Mediziner in seiner Praxis auch viele Drogenabhängige behandelt hatte.
Conzelmann stritt für eine liberalere Drogenpolitik Conzelmann hatte sich seit Jahrzehnten in der Versorgung von Suchtkranken engagiert. Seine Praxis befand sich früher in der Luxemburger Straße, direkt am U-Bahnhof Leopoldplatz, seit 2015 praktizierte er in der Genter Straße. Dabei setzte er schon in den 1990er-Jahren auf einen Ansatz der „akzeptierenden Therapie“, wie aus seiner Website hervorgeht.
Dort berichtete er etwa, dass er damals Drogenpatienten, die sich illegal Tabletten beschafften und konsumierten, diese legal in der Praxis verabreichte – im Rahmen einer Therapie. Er sei deshalb seinerzeit in den Blick von Polizei und Justiz geraten. „Ich habe Hunderte von Drogenpatienten erfolgreich therapiert und damit dem Schwarzmarkt und der Drogenmafia entzogen“, wehrte er sich.
Der Mediziner stritt für eine liberalere Drogenpolitik, trat wiederholt bei der „Hanfparade“ als Redner auf. Auch im Fenster seiner Praxis in der Genter Straße hingen Zettel mit politischen Botschaften. „USA befiehlt: Deutschland ruiniert!“, „Krieg ist gut fürs Klima“, „Energie sparen! Regierung abschalten!“ oder „Hungern, Frieren, Inflation, Grüner, Gelber, Roter Wohlstand. Hauptsache Krieg“, war dort etwa zu lesen, wie auf Fotos bei Google zu sehen ist.
2022 soll Conzelmann bei Facebook ein Bild veröffentlicht haben, das an ein nationalsozialistisches Propagandaplakat aus dem Jahr 1938 erinnerte. Ein Porträt Habecks sei eingefügt worden, dazu die Parole „Frieren für den Endsieg“. Die Staatsanwaltschaft klagte ihn an, am Dienstag kam es zum Prozess im Amtsgericht Tiergarten.
Conzelmann bestritt die Vorwürfe, weder sei „das Bild eine Straftat noch ich der Urheber“, trug Bibelzitate vor und versicherte: Er sei kein Querdenker, sondern ein Denker. Das Gericht stellte das Verfahren ein, weil die Sache strittig war, der Angeklagte in einem fortgeschrittenen Alter und bislang nicht straffällig geworden sei. (mit dpa)
Tesla im Mittelpunkt Mord an Berliner Arzt: Überführt dieses Detail den Täter? Im Umfeld des Tatortes machen die Ermittler eine Entdeckung, durch deren mögliche Hinweise die Tat schnell aufgeklärt werden könnte.
Author - Berliner KURIER Berliner KURIER 15.06.2025 18:39 Uhr
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Die Bluttat schockte. Am Freitagnachmittag wurde in Berlin-Wedding in einer Arztpraxis in der Genter Straße ein Mann tot aufgefunden. Die Umstände lassen der Polizei keinen anderen Schluss zu: Es ist ein brutales Verbrechen passiert. Was die Beamten vor Ort vorfinden, schließt einen natürlichen Tod aus.
Schnell ist klar, bei dem Toten handelt es sich um den Berliner Hausarzt Dr. Wolfgang Conzelmann (76). Die Obduktion bestätigt wenig später den Verdacht des Tötungsdeliktes. Die 8. Mordkommission übernimmt zusammen mit der Staatsanwaltschaft die Ermittlungen.
Arzt-Mord: Täter ist weiter auf der Flucht Bis tief in die Nacht werden am Tatort Spuren gesichert. Während der Täter weiter auf der Flucht ist, gehen die Ermittlungen in alle Richtungen. Jeder noch so kleine Hinweis wird sorgfältig behandelt, zahlreiche Anwohner und Zeugen befragt.
Natürlich spielt auch das Leben des Opfers eine entscheidende Rolle. „Schwurbel-Arzt“ wurde Wolfgang Conzelmann im Kiez manchmal genannt. Noch am Dienstag wurde ihm der Prozess gemacht, weil er Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf Facebook beleidigt haben soll. Das Verfahren wurde wegen geringer Schuld auf Kosten der Landeskasse Berlin eingestellt.
Technik im Tesla könnte Arzt-Mörder überführen Die Ermittler sind sich ziemlich sicher, dass diese Spur eine Sackgasse ist. Heißer dagegen sind die Hinweise, dass es kurz zuvor in der Praxis einen Überfall gegeben haben soll.
Um Näheres darüber herauszufinden, verfolgen die Ermittler eine ziemlich neue Methode. Ein vor der Praxis abgestellter Tesla rückt in den Mittelpunkt. Das Elektro-Auto ist mit Kameras nur so vollgestopft. Nicht nur vorn und hinten sind die wichtigen Assistenzsysteme für den Fahrer installiert, auch an den Kotflügeln und weiteren Punkten des Autos.
Eine LKA-Ermittlerin hatte beim Blick auf das Auto die Idee, machte umgehend den Besitzer des Wagens ausfindig. Mit Zustimmung der Halterin wurden die Daten der Kameras ausgelesen. Gut möglich, dass die Ermittler dank der Tesla-Kameras dem Täter schon ganz dicht auf der Spur sind.
Obduktionsergebnis da: Arzt, der Habeck beleidigte, wurde gefesselt und erstickt
Katharina Metag
19.06.2025 - 14:19 Uhr Berlin – Knapp eine Woche nach dem Tod eines 76-jährigen Arztes in dessen Praxis steht nun fest, woran der Mediziner starb. Wolfgang Conzelmann wurde gefesselt und erstickte.
Conzelmann war nicht nur für seine Tätigkeit als Mediziner bekannt. Er hängte auch oft provozierende Sprüche ins Praxis-Fenster wie „Demokratie heißt: Fresse halten!“
Vier Tage vor seinem Tod war ihm der Prozess am Amtsgericht gemacht worden, weil er Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (55, Grüne) bei Facebook beleidigt haben soll. Das Verfahren wurde wegen „geringer Schuld“ eingestellt.