Ehemann unter Verdacht Von Suizid zu Mord: Der rätselhafte Tod einer Frau in Triest
Vor dreieinhalb Jahren verschwand eine 63-jährige Frau aus Triest spurlos – ihr Tod wurde lange als Suizid eingestuft. Neue Ermittlungen und Beweise deuten nun auf ein Tötungsdelikt hin, im Fokus steht ihr Ehemann.
Autor Stephan Schild Korrespondent in Italien 24. Mai 2025, 11:46 Uhr
Vor dreieinhalb Jahren verschwand eine Frau aus Triest. 20 Tage später wurde ihr Leichnam in einem Waldstück in der Nähe des ehemaligen psychiatrischen Krankenhauses der Stadt gefunden.
Die Ermittlungsfehler begannen schon bei der ersten Besichtigung des Tatorts. Dabei wurde die in zwei Plastiksäcken steckende Tote unter anderem bewegt. Der Fall wurde sofort als Selbstmord qualifiziert. Erst vor wenigen Wochen erfolgte eine Umqualifizierung als Mordfall. Denn bei der Untersuchung der exhumierten Leiche deuteten verschiedene Indizien auf eine Ermordung hin. Dazu zählte eine Fraktur. Vor einigen Tagen sagte der damals tätige Leichenbeschauer, er sei für die Fraktur verantwortlich. Er habe es bei der Obduktion „knacken gehört“. Der Beamte wurde daraufhin versetzt. Nun versuchen Experten nachzuweisen, dass der Riss im Knochen nicht nach dem Tod entstanden ist.
Wendung im Fall Ende dieser Woche gibt es laut der staatlichen italienischen Rundfunkanstalt „Rai“ eine Wendung im Fall. Die „Rai“ beruft sich auf einen am Samstag in der Triester Tageszeitung „Il Piccolo“ erschienenen Artikel. Darin wurde über eine These der Staatsanwaltschaft berichtet. Demnach soll der Ehemann der Frau, der ebenfalls Pensionist ist, seine Gattin attackiert und erstickt haben. Die Frau sei am Tag ihres Verschwindens am Fundort „fixiert, gedrückt, gestoßen, geschlagen und gekratzt worden (. . .), und zwar an mehreren Stellen des Kopfes, an der rechten Hand, am Brustkorb und an den Extremitäten“.
Geheime Affäre Diese Vorwürfe stehen in den Dokumenten im Zwischen-Beweisverfahren, das von der Staatsanwaltschaft im Rahmen einer Befragung jenes Mannes geführt wird, der mit der zum Todeszeitpunkt 63 Jahre alten Frau ein Verhältnis gehabt haben soll. Der heute 86-Jährige erzählte immer wieder, dass sie sich kurz vor ihrem Verschwinden mit ihm treffen wollte. Dabei habe man an eine gemeinsame Zukunft in einem Haushalt gedacht und die Trennung vom Ehemann sei kurz bevor gestanden. Man habe sich über Jahre ständig kodierte SMS-Nachrichten gesendet, um keinen Verdacht zu erregen.
Die Staatsanwaltschaft verfolge jetzt laut „Rai“ die These, dass der Ehemann seine Frau gleich in der Nähe des Wohnorts „abgepasst habe, gleich nachdem sie auf einer Kreuzung von einer Überwachungskamera gefilmt wurde“.
Verdächtiger auf Urlaub in Villach Die Rekonstruktion der Tat widerspricht allerdings bisherigen Ermittlungen, wie „Rai“ berichtet. So konnte nach wie vor nicht geklärt werden, ob es sich bei den verschwommenen Kamera-Aufnahmen tatsächlich um die Frau handelt. Auch die Telefondaten des Mordverdächtigen geben keinen genauen Aufschluss über seinen Aufenthaltsort zur Tatzeit, wobei auch diese nicht so genau ermittelt werden konnte. Der Witwer, der erst seit diesem Jahr als Verdächtiger von der Staatsanwaltschaft geführt wird, ist auf freiem Fuß. Er war erst vor wenigen Wochen in Villach im Urlaub.
Von Medien belagert Das Medieninteresse in Italien ist enorm. So wurde der Mann in seinem Urlaub von einem Kamerateam der „Rai“ mit dem Auto verfolgt, während er in Tarvis mit dem Fahrrad unterwegs war. Die Aufnahmen wurden in einer Sendung am Nachmittag ausgestrahlt. Während seines Urlaubs belagerten weitere Medienvertreter das Haus, in dem der Mann in Friaul-Julisch Venetien wohnt, weil man wissen wollte, wann er wieder zu Hause sei. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.
Das Verbrechen 12 April 2025 07:59 Mord an Liliana Resinovich: Ehemann wird untersucht Am vergangenen Dienstag durchsuchten Ermittler sein Haus. Es dauerte sieben Stunden und sie wären nicht mit leeren Händen gegangen.
Wendepunkt im Mordfall Liliana Resinovich , der Frau, die am 5. Januar 2022 tot in Triest aufgefunden wurde . Ihr Ehemann Sebastiano Visintin wurde in das Verdächtigenregister eingetragen. Die Ermittlungsanordnung wurde ihm zugestellt, nachdem Ermittler in der vergangenen Woche eine siebenstündige Durchsuchung seines Hauses durchgeführt hatten. Eine Handlung, die, so könnte man sagen, schon eine ausgemachte Sache war, da das Ergebnis des von der Staatsanwaltschaft Triest bei der Pathologin Cristiana Cattaneo sowie bei Vanin, Tambuzzi und Leone in Auftrag gegebenen gerichtsmedizinischen Gutachtens die (riskante) Selbstmordhypothese endgültig widerlegt und auf über zweihundert Seiten ausführlich erklärt, dass Lilly stattdessen getötet wurde. Darüber hinaus wurde präzisiert, dass die 63-Jährige „höchstwahrscheinlich“ „am Morgen des 14. Dezember 2021 innerhalb von vier Stunden nach dem Frühstück“ gestorben sei. Das heißt, am selben Morgen, an dem sie verschwand, bevor ihre Leiche am 5. Januar im Wald von San Giovanni gefunden wurde. Ihr Kopf steckte in zwei Lebensmittelsäcken, die mit einer Schnur um ihren Hals gebunden waren, und ihr Körper in zwei großen schwarzen Säcken, wie sie für feste Abfälle verwendet werden, wobei einer von oben und einer von unten eingesteckt wurde.
Das im Bericht angegebene Zeitfenster ist leicht zu identifizieren, da Liliana gegen 8.00/8.30 Uhr gefrühstückt hat. Die Frau wurde zuletzt um 8.50 Uhr gesehen und von einer Bus-Videokamera gefilmt, als sie den Piazzale Gioberti in der Nähe ihres Hauses überquerte.
Erst vor wenigen Tagen hatte Sergio Resinovich, der Bruder des Opfers , zum wiederholten Mal, aber zum ersten Mal nach dem Ergebnis des Gutachtens von Cattaneo , die Justiz aufgefordert, gegen Visintin zu ermitteln , und ihn der Beteiligung an Lilianas Tod beschuldigt.
Und er ging in seinen Anschuldigungen besonders detailliert vor und verwies auch auf „Familienmitglieder und ihm nahestehende Personen“, insbesondere „seinen Sohn, seine Frau und deren Freundeskreis“. Er hatte auch ein Motiv angegeben und von einem wirtschaftlich motivierten Frauenmord gesprochen, zusätzlich sei ein Wunsch nach „Kontrolle“ aufgetreten.
Bereits vor zwei Jahren hatte Sergio ein Dokument bei der Staatsanwaltschaft eingereicht, in dem er denselben Antrag stellte. Und zum Schluss noch ein Detail: „ Nur er hatte ein Interesse daran, dass die Leiche gefunden wurde, weil er auf diese Weise in den Besitz des Erbes gelangte, von dem mir ein Drittel zugesprochen wurde und das auch in der Rückgängigmachung der Rente enthalten war .“
Der Wendepunkt in dem Fall kam, als der Ermittlungsrichter des Triester Gerichts, Luigi Dainotti, den Archivierungsantrag der Staatsanwaltschaft zurückwies, eine Reihe neuer Ermittlungen anordnete und forderte, wegen Mordes zu ermitteln.