Suchaktion Neue Hinweise zu Vermisstenfall - Polizeieinsatz in Wannsee Seit fast 20 Jahren ist ein Berliner Journalist verschwunden. Ermittlungen zu dem Fall kamen bislang nicht voran. Nun gibt es einen größeren Polizeieinsatz.
Von dpa 07.01.2025, 10:35
Berlin - In Berlin-Wannsee läuft ein größerer Polizeieinsatz, bei dem auch Leichenspürhunde zum Einsatz kommen. Nachdem neue Hinweise zu einem Vermisstenfall bekanntgeworden sind, sind die 7. Mordkommission und weitere Beamte im Auftrag der Staatsanwaltschaft Berlin vor Ort, wie ein Polizeisprecher sagte.
Der Einsatz auf einem Grundstück in der Alsenstraße, Ecke Charlottenstraße laufe seit dem frühen Morgen gegen 6.30 Uhr. Es gehe um einen Mann, der seit mehreren Jahren vermisst werde, sagte der Sprecher. Weitere Angaben machte der Polizeisprecher zunächst nicht.
Aus Ermittlerkreisen hieß es, der Einsatz stehe im Kontext mit einem Vermisstenfall, der vor Jahren für Schlagzeilen gesorgt habe. Dabei geht es um das Verschwinden des Journalisten Alexander Luchterhand, der als Informant für zahlreiche Zeitungen und Fernsehsender gearbeitet hat. Seit Anfang Mai 2005 fehlt von dem Mann aus Berlin-Lichtenberg jede Spur.
Der Fall gehört zu den spektakulärsten ungeklärten Fällen, die von der Berliner Mordkommission als sogenannte Cold Cases immer wieder in den Blick genommen werden.
07.01.2025, 11:35 Uhr Charlottenburg-Wilmersdorf Fall Luchterhand
Von Ole Kröning und Axel Lier
Steht dieser mysteriöse Vermisstenfall vor der Aufklärung? Fast 20 Jahre nach dem rätselhaften Verschwinden des Fotografen und Journalisten Alexander Luchterhand (49) suchen Fahnder von LKA und BKA in Berlin-Wannsee nach seiner Leiche!
Wie die Berliner Staatsanwaltschaft gegenüber B.Z. bestätigte, durchsuchen Mordkommission und ein für die Leichensuche spezialisiertes Team des Bundeskriminalamts seit 6.30 Uhr ein Grundstück an der Alsenstraße/Ecke Charlottenstraße in Zehlendorf.
Auch Leichenspürhunde sind im Einsatz. „Hintergrund ist ein Anfang Dezember eingegangener Hinweis, der so konkret war, dass wir dem nachgehen mussten“, so Oberstaatsanwalt Sebastian Büchner zu B.Z.
Seit wann das Haus nicht mehr bewohnt wird, ist zur Stunde nicht bekannt. Auf dem Hinterhof der Brache liegt allerhand Müll: alte Möbel und ein Kühlschrank, dazwischen Plastiktüten. Werden die Ermittler hier fündig?
Der Fall des vermissten Journalisten Am 8. Mai 2005 verlor sich die Spur des 49-Jährigen aus Berlin-Lichtenberg. Schnell war klar, dass Luchterhand einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein muss. Seitdem ermittelt die 7. Mordkommission in den Fall, der über die Jahre zu einem Cold Case wurde.
Als Alexander Luchterhand 2005 zum Kriminalfall wurde, stellte die Polizei seinen Mercedes sicher und untersuchte ihn auf Spuren
Es gab zahlreiche Spekulationen, dass Alexander Luchterhand sich mit Männern aus dem Bereich der organisierten Kriminalität eingelassen hatte.
Nach B.Z.-Informationen kam der Hinweis aus dem weiteren Bekanntenkreis Luchterhands. Warum das erst nach so langer Zeit geschah, ist unklar. Alexander Luchterhand hatte als Fotograf und Informant für Zeitungen und Fernsehsender gearbeitet, auch für B.Z.
Berlin-Wannsee Polizei durchsucht Grundstück nach seit 20 Jahren Vermisstem Aktualisiert vor 4m | Di 07.01.25 | 13:27 Uhr Polizeieinsatz Vermisstensuche in Berlin am 07.01.2025. (Quelle: rbb24/Uwe Wichert) Audio: rbb 88.8 | 07.01.2025 | Natascha Gutschmidt | Bild: rbb24/Uwe Wichert
Vor 20 Jahren verschwindet der Berliner Alexander Luchterhandt spurlos. Er hatte Geld damit verdient, den Polizeifunk abzuhören und die Infos daraus zu verkaufen. Nun gab es einen neuen Tipp: Die Polizei sucht in Wannsee nach einer Leiche.
In Berlin-Wannsee läuft ein Polizeieinsatz in einem fast 20 Jahre lang ungelösten Vermisstenfall. Wie die Staatsanwaltschaft dem rbb am Dienstagmittag bestätigte, untersuchen Beamte der Mordkommission derzeit unter anderem mit Spürhunden ein Grundstück an der Ecke Alsenstraße Charlottenstraße.
Nach rbb-Informationen soll es neue Hinweise zum Fall des vor fast zwanzig Jahren verschwundenen Journalisten und Informanten Alexander Luchterhandt geben. Ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft sagte dem rbb, es habe Anfang Dezember einen Hinweis eines alten Bekannten des Vermissten gegeben, dass die Leiche auf dem Grundstück oder im Haus abgelegt worden sein soll.
Bislang wurde nach Angaben des Sprechers bei der Suche noch nichts gefunden. Die Aktion laufe noch.
Polizeifunk illegal abgehört, Infos verkauft Luchterhandt war im Mai 2005 verschwunden, der Fall ist seitdem ungelöst, ein sogenannter "Cold Case". Ein ursprüngliches Verfahren gegen fünf Beschuldigte wurde 2008 eingestellt. Einer der ehemals Beschuldigten sei inzwischen bereits verstorben, teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft mit.
So viel ist bekannt: Alexander Luchterhand arbeitete als Informant für mehrere Berliner Medien. Er hörte in seiner Wohnung im 23. Stock eines Hochhauses am Anton-Saefkow-Platz in Berlin-Lichtenberg den Polizeifunk ab - was heute technisch kaum mehr möglich ist. Auf diese Weise war er früh am Tatort und versorgte so die Journalisten in den Redaktionen mit Informationen. Außerdem verkaufte er die Infos, die er illegal durch das Abhören erhielt, teuer an Interessenten, mutmaßlich auch an Kriminelle. Pro Jahr soll er Polizeiquellen zufolge eine Viertelmillion Euro verdient haben.
Seit dem 8. Mai 2005 fehlt jede Spur Sein letzter Tipp ging am 8. Mai 2005 bei einer Berliner Zeitung ein. Er war am Abend in seinem Lieblingsimbiss in Neukölln verabredet, kam dort aber nie an - er sagte die Verabredung auch nicht ab, was für ihn untypisch war, weil er damaligen Ermittlern zufolge als zuverlässig galt. Anschließend verlor sich seine Spur. Aus seiner Wohnung verschwand mutmaßlich eine große Menge Bargeld, die Luchterhandt dort aufbewahrt haben soll.
Theorien zu Alexander Luchterhandts Verschwinden gab es einige: Er könnte Opfer eines Raubmordes geworden sein, möglicherweise in illegale Geschäfte verwickelt und von dubiosen Geschäftspartnern ermordet oder sich sogar abgesetzt haben. Alles bislang nicht erhärtet oder gar bewiesen.
Schon 2010, als der rbb in der Sendung "Täter, Opfer, Polizei" über den Fall berichtete, hieß es: Die bisherigen Spuren hätten nichts Konkretes ergeben. Zum damaligen Zeitpunkt gab es keine aktuellen Hinweise, die eine Wiederaufnahme des Verfahrens erfordert hätten. Ob Luchterhandt tot oder nur verschwunden ist, ist bis heute nicht bekannt. Bei einem Leichenfund 2014 in Jungfernheide stand kurzzeitig der Verdacht im Raum, es könne sich um Luchterhandt handeln. Das stellte sich aber als falsch heraus.
Suchaktion: Vermisster Journalist - Einsatz ohne Ergebnis beendet
Seit fast 20 Jahren ist ein Berliner Journalist verschwunden. Ermittlungen zu dem Fall kamen bislang nicht voran. Dann gibt es einen Polizeieinsatz.
Heute, 16:04 Uhr
Eine größerer Polizeieinsatz auf einem Grundstück in Berlin-Wannsee im Kontext mit dem Verschwinden eines Journalisten vor fast 20 Jahren ist ohne Ergebnis beendet worden. Das sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner. Es sei dort zunächst auch keine weitere Suche geplant.
Ermittler des Landeskriminalamtes (LKA) und des Bundeskriminalamtes hatten seit dem frühen Dienstagmorgen das Grundstück in der Alsenstraße, Ecke Charlottenstraße durchforstet. Auch Leichenspürhunde waren beteiligt. Hintergrund war laut Staatsanwaltschaft ein Hinweis Anfang Dezember eingegangener Hinweis, der so konkret war, dass man ihm nachgehen musste.
Von dem Journalisten Alexander Luchterhandt fehlt seit Anfang Mai 2005 jede Spur. Offen blieb laut Staatsanwaltschaft, ob die Ermittler bei der Aktion nichts mehr gefunden haben, weil seitdem so viel Zeit vergangen ist oder ob auf dem Grundstück nichts zu finden war.
Der Fall gehört zu den spektakulärsten ungeklärten Fällen, die von der Berliner Mordkommission als sogenannte Cold Cases immer wieder in den Blick genommen werden.