Karl Kalliwoda aus Münster ist seit fast zwei Jahren spurlos verschwunden
Vermisstenfall – Seine Familie glaubt, dass er noch lebt – Alle Suchmaßnahmen erfolglos
Am 14. September 2011 ist Karl Kalliwoda spurlos verschwunden. In den folgenden Tagen wurde er im näheren Umkreis noch mehrfach gesehen. Dann verlor sich seine Spur. Seine Frau und seine Tochter glauben, dass er noch lebt.
MÜNSTER. Der 14. September 2011 ist der 54. Hochzeitstag von Karl und Maria Kalliwoda. Wie jeden Tag schwingt sich der 89 Jahre alte und rüstige Rentner in Münster auf sein Fahrrad, um ein paar Runden zu drehen. „Ich bin in einer Stunde zurück“, ruft er seiner Frau noch zu, die bereits das Mittagessen zubereitet. Doch Karl Kalliwoda kommt nicht mehr zurück.
Da er leicht dement ist und öfter mal Orientierungsprobleme hat, machen sich Familie und Freunde sofort auf die Suche. Die Polizei wird eingeschaltet, die auch die Feuerwehr alarmiert und einen Hubschrauber in die Luft schickt. Doch von Karl Kalliwoda fehlt jede Spur.
Maria Kalliwoda und ihre Tochter Irene kennen die Wege, die Karl Kalliwoda gewöhnlich mit dem Fahrrad fährt. Er bleibt in der Regel auf Feldwegen. Den Wald meidet er.
Plötzlich die Orientierung verloren Meist fuhr er mit seinem Damenrad Richtung Eppertshausen (Kreis Darmstadt-Dieburg), radelte durch ein Kleingartengelände und kam am Freizeit- und Sportgelände vorbei. Gelegentlich ging es auch zum Anglersee bei Hergershausen. Dort wird er an diesem Tag auch gesehen. Von Kindern, die „den fröhlichen Opa“ kennen, weil er oft mit ihnen spricht. Später melden sich Zeugen, die ihn bei Eppertshausen gesehen haben. Dort habe er gefragt, wie er nach Münster kommt. Offenbar hatte er die Orientierung verloren. „Dabei muss er falsch abgebogen sein“, ist sich seine Frau sicher. Statt nach Münster radelte er Richtung Babenhausen. Dort wird er einen Tag nach seinem Verschwinden am Ortseingang in einer Bäckerei gesehen, wo er zwei Brötchen kauft. Später, nach dem Suchaufruf der Polizei, melden sich weitere Zeugen, die ihn bei Sickenhofen gesehen haben. Dort soll er auf einem Grünstreifen gelegen und geschlafen haben. Später war er wohl am Bahnübergang in der Nähe des Bahnhofes in Langstadt, wo eine Frau mit ihm sprach. Dort verliert sich seine Spur.
Wo ist Karl Kalliwoda geblieben? Er könnte in einen Zug Richtung Erbach oder Hanau eingestiegen sein. Da er kaum Geld dabei hatte, kann er sich aber keine Fahrkarte gekauft haben. Womöglich ist er in einem Zug Richtung Münster in Westfalen gestiegen. Womöglich wurde er, weil er keine Fahrkarte, irgendwo aus dem Zug gewiesen.
„Man denkt dauernd daran, was ihm passiert sein könnte“, sagt seine Ehefrau. Von der gelegentlichen Demenz ihres Mannes wusste sie. Dreimal sei er schon von der Polizei nach Hause gebracht worden. Deshalb habe sie ihm eines Tages sein Fahrrad abgeschlossen. Karl Kalliwoda wurde wütend. Er habe großen Wert auf seine Unabhängigkeit gelegt. Schließlich ließ Maria Kalliwoda die täglichen Fahrradtouren ihres Mannes wieder zu.
Karl Kalliwoda hatte bei seinem Verschwinden keinen Ausweis dabei. Die kleinen Zettel mit seiner Adresse und der Telefonnummer, die ihm seine Frau vorsorglich in jede Jacke steckte, hat er immer wieder weggeworfen. Er wollte sich nicht kontrollieren lassen, weshalb er auch nie ein Handy mitnahm.
Maria und Irene Kalliwoda haben nahezu alle Bahnhofsmissionen in Deutschland angerufen und gefragt, ob man dort einen hilflosen Mann aufgenommen hat. Vergebens. Auch die Bundespolizei konnte nicht weiterhelfen.
Eine Spur führt nach Düsseldorf Hoffnung keimt auf, als sich eine Zeugin meldet, die ihn in Düsseldorf gesehen haben will. Maria und Irene Kalliwoda fahren sofort dorthin, haben aber keine Ahnung, wo sie suchen sollen. Wieder eine erfolglose Spur.
In ihrer letzten Verzweiflung suchen sie Hilfe bei Wahrsagern. Einer erzählt, Karl Kalliwoda sei im Ruhrgebiet. Es gehe ihm gut. Er sei in einem Haushalt aufgenommen worden. Da dieser Wahrsager den Charakter Kalliwodas genau beschreibt und sogar weiß, dass er seine Tochter immer „mein Mädi“ nannte, klammern sie sich bis heute an die Hoffnung, dass Karl Kalliwoda noch lebt.
Die Ehefrau berichtet von mehreren mysteriösen Anrufen. Die Anrufer erkundigen sich nach Karl Kalliwoda, legen aber wortlos wieder auf. Ein anderer Anrufer – er meldete sich am 10. Januar dieses Jahres mit einem Handy – wollte wohl bewusst anonym bleiben. Denn eine Nachforschung ergab, dass diese Nummer nicht vergeben wurde. Irene Kalliwoda recherchierte, dass man sich im Internet für anonyme Anrufe eine Fantasierufnummer besorgen kann.
Dass niemand nach Angehörigen von Kalliwoda sucht, kann einen einfachen Grund haben. Wegen seiner Demenz behauptete er immer wieder, Junggeselle zu sein. Womöglich gehen Menschen, die ihm aufgenommen haben davon aus, dass er keine Familie hat.
Irene und Maria Kalliwoda hoffen, irgendwann etwas über Verbleib des Vaters und des Ehemanns zu erfahren. „Vielleicht steht er irgendwann plötzlich wieder vor der Tür“, sagt Maria Kalliwoda, die an diesem Freitag 80 Jahre alt wird. Das wäre ihr schönstes Geburtstagsgeschenk.
Darmstadt-Dieburg Polizei Hubschrauber Das fliegende Auge
Fast alle Vermissten tauchen wieder auf. Im Landkreis sei derzeit nur eine Fahndung offen, erläutert Kriminaloberkommissarin Sylvia Resch: Im September 2011 verschwand der 89 Jahre alte Karl Kalliwoda aus Münster. Er war auf seinem Fahrrad unterwegs und ist seitdem wie vom Erdboden verschluckt. Mehrmals suchte der Helikopter nach ihm – ohne Erfolg.
POL-DA: Münster: Karl Kalliwoda aus Münster wird seit Mittwoch vermisst/ 89 Jahre alter Rentner ist vermutlich mit Fahrrad unterwegs/ Polizei bittet um Hinweise aus der Bevölkerung
Seit Mittwochmittag (14.09.2011) sucht die Polizei nach dem 89 Jahre alten Rentner Karl Kalliwoda aus Münster. Er verließ gegen 11 Uhr seine Wohnung in der Steinstraße und ist seit dem wie vom Erdboden verschwunden. Gewöhnlich fuhr der rüstige Senior täglich eins bis zwei Stunden mit seinem Fahrrad in der Feldgemarkung Münster spazieren. Herr Kalliwoda ist möglicherweise nicht mehr in der Lage, sich zu orientieren. Der Vermisste ist 1,66 Meter groß und hat eine schlanke Gestalt. Er hat lichtes, grau-weißes Haar und trägt gewöhnlich eine Brille. Bekleidet war er zuletzt mit einem beigefarbenen Blouson und einem hellen Hemd, einer blauen Jeans und einer schwarz grauen Mütze. Bei dem von ihm genutzten Fahrrad handelt es sich um ein älteres rot braunes Damenrad mit einer Rahmengröße von 26 Zoll. Die intensiven Fahndungsmaßnahmen, bei denen auch ein Polizeihubschrauber beteiligt war, verliefen bislang ohne Erfolg.
Die Polizei bittet daher nun um Hinweise aus der Bevölkerung und fragt: Wer hat Karl Kalliwoda seit Mittwochmittag gesehen? Sind der 89 Jahre alte Mann oder sein Fahrrad jemanden aufgefallen?
Hinweise nimmt die Kripo Darmstadt (K 10) unter der Rufnummer 06151/9690 jederzeit entgegen.
Das abgebildete Fahrrad ist nicht von dem Vermissten. Im Moment dachte ich schon, es wäre aufgefunden worden, aber das verschwundene Rad sieht anders aus:
ZitatBei dem von ihm genutzten Fahrrad handelt es sich um ein älteres rot braunes Damenrad mit einer Rahmengröße von 26 Zoll.