Vor 50 Jahren starb bei einem Attentat der charismatische Schwarzenführer Malcolm Little alias Malcolm X, ein Gegenspieler von Martin Luther King.
Die Hintergründe des Mordes sind bis heute ungeklärt. Von Chris Melzer
Malcom X war ein charismatischer Redner. Vor 50 Jahren wurde er ermordet
Der Körper des Mannes wies 21 Schusswunden auf. Als er, 39 Jahre, männlich, schwarz, im New Yorker Columbia University Hospital eingeliefert wurde, war er längst nicht mehr zu retten.
Der Leichnam gehörte einem der einflussreichsten Amerikaner der 60er Jahre: Malcolm Little alias Malcolm X, alias El-Hajj Malik el-Shabazz. Vor 50 Jahren wurde der Schwarzenführer erschossen. Er war zugleich Gegenspieler von Martin Luther King, Bürgerrechtler und Rassist, Revolutionär und Bewahrer. Bis heute ist umstritten, in wessen Auftrag ihn drei Schwarze ermordeten.
Als der kleine Malcolm sechs Jahre alt war, starb sein Vater, die Mutter war nervlich krank. In der Schule war er gut, aber er brach ab, als man ihm sagte, "ein Nigger" habe keine Chance auf Karriere.
Little wurde Drogenhändler und Zuhälter, der angeblich sogar gegen Geld mit Männern schlief. In der Haft fand er zur Nation of Islam. Der Führer dieser Gruppe, Elijah Muhammad, sagte ihm, er solle den "Sklavennamen" ablegen, den Weiße seinen Vorfahren gegeben hätten. Fortan stand da statt eines Nachnamens eine Variable: Malcolm X.
Die Nation of Islam war eine obskure Gruppe, 1930 von dem nicht minder obskuren Wallace Fard gegründet. Der Mann, der seinem Namen ein Muhammad hinzufügte, verschwand vier Jahre später spurlos. An seine Stelle trat Elijah Poole, der sich seinerseits Muhammad nannte.
Die Gruppe war ein antisemitischer, Weiße hassender Klub; "Black Supremacists", die von der Überlegenheit einer schwarzen Rasse predigten, die bestimmt sei, die Weißen zu beherrschen. Prominentestes Mitglied: Boxweltmeister Muhammad Ali.
"Malcolm war kein Black Supremacist, aber schwarzer Nationalist", sagt Bryan Epps, Direktor des Shabazz-Centers in Harlem. "Malcolm wollte keine farbenblinde Welt, sondern eine, in der sich jeder seiner Rasse bewusst ist. Und die Schwarzen sollten stolz sein, schwarz zu sein."
Etwas anders sieht es Britta Waldschmidt-Nelson. Die stellvertretende Direktorin des Deutschen Historischen Instituts in Washington und Professorin für amerikanische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München hat eine Biografie von Malcom X veröffentlicht.
Ihr zufolge hatte er seine Erleuchtung erst auf einer Pilgerreise nach Mekka. "Bis dahin waren alle Schwarzen Kinder Gottes, alle Weißen von Grund auf böse. Plötzlich sah er blonde und blauäugige Pilger, die ihn wie seinesgleichen behandelten. Die Weißen waren plötzlich keine Teufel mehr." Er gab sogar den Widerstand gegen gemischte Ehen auf.
Das passte der Nation of Islam nicht. Und erst recht nicht, dass X, der sich nach der Pilgerreise El-Hajj Malik el-Shabazz nannte, über Sexaffären von Muhammad sprach.
X hatte es sich da schon mit ganzen Welt verdorben. Als der Mord an John F. Kennedy die ganze Welt entsetzte, kommentierte er das mit der Redewendung "chickens come home to roost", was man mit "die gerechte Strafe bekommen" übersetzen könnte. Das machte ihn für viele zur Unperson schlechthin.
Malcolm X gründete mehrere eigene Organisationen, verließ die Nation of Islam – und stand fortan auf deren Abschussliste. Mehrere Angriffe auf ihn scheiterten, doch als X am 21. Februar 1965 im New Yorker Stadtteil Harlem eine Rede halten wollte, brach ein Tumult los.
Gerade wollte er die Menge beruhigen, da feuerte ein Mann mit einer abgesägten Schrotflinte auf ihn. Zwei weitere Männer schossen anschließend. Der charismatische Redner war tot, getroffen von 21 Kugeln. Erschossen von drei Schwarzen.
Einer der Schützen wurde am Tatort niedergeschlagen, an seiner Schuld besteht kein Zweifel. Auch Norman 3X und Thomas 15X wurden beschuldigt, aber wirklich geklärt ist der Mord bis heute nicht.
War möglicherweise Louis Farrakhan der Hintermann? Der spätere Führer der Nation of Islam gilt vielen wegen seines Hasses auf Weiße, Juden, Schwule und Frauen als "Black Hitler".
Offiziell bestritt er stets, einen Mordauftrag erteilt zu haben. In seinen Reden sagte er aber Sätze wie: "Malcolm war ein Verräter und die Nation of Islam ist so mit ihm umgegangen, wie eine Nation mit einem Verräter umgeht." Oder auch: "Ich bin kein Mörder. Aber wenn jemand das angreift, was ich liebe, kann ich töten."
1995 wurde ein Mordanschlag gegen Louis Farrakhan vereitelt. Organisiert hatte das Attentat Qubilah Shabazz – eine Tochter von Malcolm X.
"Malcolm X hat nie wie Martin Luther King Gewaltfreiheit gepredigt, aber seine Gewalt sollte immer nur Selbstverteidigung sein", sagt Epps. Er zeigt heute Schulklassen und Studiengruppen den Tatort von damals.
Waldschmidt-Nelson ist zwar optimistisch: "In der Ober- und Mittelschicht haben Schwarze heute fast die gleichen Chancen wie Weiße." Aber: "In der Unterschicht gibt es noch den Teufelskreis aus Arbeitslosigkeit, Armut, Drogen und Kriminalität." Hinzu komme weiße Polizeigewalt: "In dem Punkt ist Malcolm X heute so aktuell wie damals."
Fast 20 Jahre zu Unrecht im Gefängnis Freigesprochener klagt auf Schadensersatz im Mordfall Malcolm X Muhammad Aziz ist heute 83 und saß fast 20 Jahre im Gefängnis für einen Mord, den er nicht begangen hat: den an der Bürgerrechtsikone Malcolm X. Nun klagt er auf Schadensersatz in Millionenhöhe. 15.12.2021, 07.09 Uhr
20 Jahre unschuldig im Knast: 84-Jähriger verklagt New York nach Fehlurteil in Malcolm-X-Mord
New York - Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Ermordung des schwarzen US-Bürgerrechtlers Malcolm X verklagt ein zu Unrecht verurteilter Mann die Stadt New York auf Entschädigung in Millionenhöhe.
Die Anwälte des heute 84-jährigen Muhammad Aziz reichten am Donnerstag (Ortszeit) Klage vor einem Bundesgericht ein, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. Aziz verlangt laut Bericht der Washington Post 40 Millionen Dollar (umgerechnet knapp 40 Millionen Euro). Möglicherweise wird sich der Rechtsstreit Jahre hinziehen.
Zitat Malcolm X war im Februar 1965 im Alter von 40 Jahren in New York erschossen worden. Aziz wurde zusammen mit anderen verurteilt, nach 20 Jahren Haft 1985 aus dem Gefängnis entlassen.
Die Schuldsprüche gegen ihn und einen weiteren Verurteilten, Khalil Islam, wurden erst im November 2021 aufgehoben - 55 Jahre nach dem Urteil. Die beiden Männer wurden wegen widersprüchlicher Zeugenaussagen und fehlender Beweise im ursprünglichen Prozess entlastet.
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
ZitatAziz war bei seiner Verurteilung 26 Jahre alt und Vater von sechs kleinen Kindern. Der Schaden, der Aziz und seiner Familie durch das Urteil zugefügt wurde, sei immens und irreparabel, hieß es in Gerichtsunterlagen. Er habe die Blütezeit seines Lebens hinter Gittern verbracht.
Aziz wurde zusammen mit anderen verurteilt, nach 20 Jahren Haft 1985 aus dem Gefängnis entlassen.
ZitatDie Schuldsprüche gegen ihn und einen weiteren Verurteilten, Khalil Islam, wurden erst im November 2021 aufgehoben - 55 Jahre nach dem Urteil. Die beiden Männer wurden wegen widersprüchlicher Zeugenaussagen und fehlender Beweise im ursprünglichen Prozess entlastet. Islam hatte ebenfalls 20 Jahre im Gefängnis verbracht. Er starb 2009. Der Schuldspruch eines dritten Verurteilten, der den Mord gestanden hatte, blieb bestehen.
6 kleine Kinder mussten ohne den Vater aufwachsen, ein weiterer Verurteilter starb als verurteilter Mörder. Es macht nur sprachlos.
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