Fall aus Neuss in der 600. Folge
Sparkassen-Überfall bei „Aktenzeichen XY“
Norf/München · Am 9. November 2022 haben zwei mit Pistolen bewaffnete Männer die Sparkassen-Filiale in Norf überfallen. Nun wird der Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY...Ungelöst” zum Thema.

19.03.2024 , 14:33 Uhr 4 Minuten Lesezeit



Von Simon Janßen
Es ist ein ganz normaler Morgen in der Sparkassen-Filiale in Norf. Plötzlich, von einem Moment auf den anderen, wird er für die Mitarbeiter und Kunden zum Albtraum. Am 9. November 2022, kurz nach der Öffnung der Filiale, stürmen zwei mit Pistolen bewaffnete Männer um 8.50 Uhr den Kassenschalterraum und fordern die Herausgabe der Tresorraumschlüssel. Einer der beiden kann sofort die speziellen Schlüssel identifizieren und gelangt damit in den gesicherten Bargeldraum.

Angestellte und drei Kunden werden von dem zweiten Täter mit einer Waffe bedroht und in Schach gehalten. Trotzdem gelingt es einem Mitarbeiter den stillen Alarm auszulösen. Laut Zeugenaussagen und Überwachungsvideos verfügen die Täter über Insiderwissen: Auf dem Weg zum Tresorraum öffnet der Täter zielgerichtet mehrere Türen mit den richtigen Schlüsseln. Der andere Täter verfügt über Kenntnisse der Sicherheitseinrichtungen: Als der stille Alarm ausgelöst wird, reagiert er aufgebracht. Obwohl die Polizei frühzeitig eintrifft, reichen den Tätern drei Minuten aus, um den Überfall erfolgreich zu beenden und mit der Beute in Richtung Nievenheimer Straße (in den Bereich der dortigen Postfiliale) zu verschwinden.


Ablauf In der Sendung soll zunächst ein rund achtminütiger Einspieler gezeigt werden, in dem der Fall mit Schauspielern nachgespielt wurde. Die Dreharbeiten dazu haben aus Sicherheitsgründen nicht in der betroffenen Sparkassen-Filiale stattgefunden.

Danach Im Anschluss findet ein Live-Gespräch zwischen Moderator Rudi Cerne und Polizei statt.


Trotz intensiver Ermittlungen ist es bislang nicht gelungen, die Täter zu fassen. Neuen Schwung versprechen sich die Verantwortlichen durch die Sendung „Aktenzeichen XY...Ungelöst”. In der Jubiläumsfolge – es ist bereits die 600. –, die am 27. März um 20.15 Uhr live im ZDF ausgestrahlt wird, wird der Neusser Fall nämlich aufgegriffen. Am kommenden Dienstag fliegen Claudia Suthor als Sprecherin der Kreispolizeibehörde sowie Kriminaloberkommissar Patrick Waclawowicz als ermittelnder Beamter nach München, wo zunächst eine Studioprobe auf dem Programm steht. Nach aktuellem Stand wird Waclawowicz die Fragen von Moderator Rudi Cerne beantworten und Suthor die hoffentlich eintreffenden Hinweise am Telefon entgegennehmen.

Auch bei der Sparkasse wächst die Hoffnung, dass die Täter doch noch dingfest gemacht werden können. Vor allem in Anbetracht der „Aufklärungsquote von rund 40 Prozent, die die Sendung ,Aktenzeichen XY‘ hat“, wie Sparkassen-Sprecher Stephan Meiser sagt. Wichtig sei vor allem, dass bei dem Vorfall niemand verletzt wurde. Der Schrecken für Mitarbeiter und Kunden sei allerdings groß gewesen.



Die Täter wurden kurz nach dem Überfall wie folgt beschrieben: Beide sind etwa 1,80 bis 1,90 Meter groß und circa 20 bis 30 Jahre alt. Einer der beiden Täter ist laut Aussagen mit einem schwarzen Kapuzen-Sweatshirt, sein Komplize mit einem beigefarbenen Kapuzen-Sweatshirt bekleidet gewesen. Die Maskierung beider Täter war schwarz. Während der Flucht führten die Männer jeweils eine silberne beziehungsweise chromfarbene und circa 20 Zentimeter lange Schusswaffe mit sich. Einer der Gesuchten führte eine große, schwarze Umhängetasche (ähnlich einer Sporttasche) mit sich. Im Laufe der Ermittlungen veröffentlichte die Polizei auch Fotos aus einer Überwachungskamera sowie ein Phantombild von einem Gesuchten. Allerdings ebenfalls bislang ohne Erfolg.


„Aktenzeichen XY...Ungelöst” ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Öffentlichkeitsfahndung der Ermittlungsbehörden – weil das Anliegen heute ebenso aktuell ist wie bei der Erstausstrahlung im Oktober 1967: die Verbrechensbekämpfung zu unterstützen. In bislang 599 XY-Sendungen wurden 5037 Fälle behandelt. 1966 davon wurden aufgeklärt, das entspricht einer Erfolgsquote von 39 Prozent. Dabei sind es oft die „hoffnungslosen“ Fälle, die bei XY landen – Fälle, bei denen die Polizei alle herkömmlichen Ermittlungsmethoden bereits ausgeschöpft hat und nur noch auf die Mithilfe der Fernsehzuschauer bauen kann. Fast jeder dritte XY-Fall ist ein Mordfall. Insgesamt wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt 1641 Tötungsdelikte in der Sendung behandelt. Aufgeklärt werden konnten 673. Von 1449 Raubüberfällen wurden 436 gelöst. Von 277 Einbrüchen konnten 108 geklärt werden.

https://rp-online.de/nrw/staedte/neuss/n...y_aid-109154329

https://rp-online.de/nrw/staedte/neuss/n...y_aid-109154329

Alarm macht Täter nervös
Rätselhafter Überfall auf Sparkasse
Kurz nach Öffnung einer Sparkassenfiliale stürmen zwei mit Pistolen bewaffnete Männer in den Schalterraum und fordern die Herausgabe der Schlüssel zum Tresorraum. Wie es scheint, haben die Männer jede Menge Insider-Wissen. Der Überfall dauert nur etwas mehr als drei Minuten.



Am 9. November 2022 gegen 8.50 Uhr halten sich in der Sparkasse in Neuss-Norf in der Uedesheimer Straße zwölf Angestellte und drei Kunden auf, als die bewaffneten Täter hereinstürmen. Offenbar haben sie genaue Informationen.

Stiller Alarm ausgelöst
Der Mann mit der schwarzen Pistole identifiziert auf Anhieb die Schlüssel zum Tresorraum. Anschließend findet er zielsicher den Weg dorthin. Problemlos öffnet er mehrere Türen mit dem jeweils richtigen Schlüssel. Auch der Aufbewahrungsort der Geldbestände ist ihm offenbar bekannt. Und der Täter hat sogar das richtige Werkzeug zum Aufbrechen des Stahlschranks dabei.

Der jüngere der beiden Täter hält im Kundenbereich die anwesenden Personen mit einer silberfarbenen Pistole in Schach. Auch er verfügt offensichtlich über Kenntnisse zu den Sicherheitsvorkehrungen der Sparkasse. Als plötzlich der „stille Alarm“ ausgelöst wird, reagiert er aufgebracht. Die 15 Personen, die sich in seiner Gewalt befinden, müssen um ihr Leben fürchten.

Fluchtweg gibt Rätsel auf
Obwohl die Polizei frühzeitig eintrifft und sofort eine Nahbereichsfahndung auslöst, können die Täter mit ihrer Beute verschwinden. Ihr Fluchtweg lässt sich bis zum Parkplatz eines Nebengebäudes nachverfolgen. Sind sie dort in ein Fahrzeug gestiegen oder haben sie ihre Flucht zu Fuß fortgesetzt? Die Polizei hält es nicht für ausgeschlossen, dass sich die Männer direkt nach dem Überfall in einer Wohnung in der Nähe versteckt haben, die sie eigens für diesen Zweck angemietet haben könnten.

Täterbeschreibungen:
Die Gesuchten sind auf den Videos der Überwachungskameras festgehalten. Weil der Mann im Schalterraum für einen Moment seine Maskierung gelüftet hat, konnte zudem ein Phantombild von ihm angefertigt werden. Er soll helle Haut und ein schmales Gesicht haben und trug ein grau-beige-farbenes Kapuzensweatshirt, schlanke, trainierte Statur, bewaffnet mit silberfarbenen oder verchromten Pistole bewaffnet. Sein Komplize: dunkler Teint und dunkle Haare, bekleidet mit schwarzem Kapuzenpullover und blauer Hose. Er hatte eine dunkle Sporttasche dabei. Beide Männer sind 1,80 bis 1,90 Meter groß und sprachen Deutsch.

Fragen nach Zeugen:

Wer hat vor dem Überfall am 9. November 2022 verdächtige Personen in Tatortnähe beobachtet?
Wer kann etwas zur Flucht der Bankräuber sagen?
Belohnung: Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, ist eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt.

Zuständig: Kripo Neuss, Telefon: 02131 / 300 19 191
(ab 28. März: 02131 / 30 00)

https://www.e110.de/alarm-macht-taeter-nervoes/

Dieser Mann kannte sich offenbar genau in der Bank aus.



Der Überfall auf die Sparkassenfiliale ereignete sich im Neusser Stadtteil Norf.



https://www.e110.de/alarm-macht-taeter-nervoes/

Der Mann auf dem Phantombild (links) soll Kunden und Mitarbeiter im Schalterraum bewacht haben.




https://www.e110.de/alarm-macht-taeter-nervoes/