Prozessbeginn in Hagen Altenpfleger soll Seniorinnen missbraucht haben
04.01.2024
Ein 51-jähriger Altenpfleger soll in einer Seniorenresidenz mindestens 15 Bewohnerinnen missbraucht und sie dabei gefilmt haben. Beim Prozessauftakt kündigte er an, sich zu den Vorwürfen äußern zu wollen.
Am Hagener Landgericht hat am Donnerstag der Missbrauchsprozess gegen einen 51-jährigen Altenpfleger aus Ennepetal begonnen. Der Angeklagte soll als Pflegefachkraft in einer Ennepetaler Seniorenresidenz sexuelle Übergriffe auf 15 pflegebedürftige Bewohnerinnen verübt haben. Laut Anklage sollen die betroffenen Seniorinnen aufgrund von Demenz oder anderen Erkrankungen nicht in der Lage gewesen sein, sich gegen die Übergriffe zu wehren.
ZitatNachdem zum Prozessauftakt am Mittwoch die Anklageschrift verlesen wurde, habe der Angeklagte für den weiteren Verhandlungstag eine Stellungnahme angekündigt, wie eine Sprecherin des Landgerichts t-online mitteilte. Die Frage wird hier sein, ob er sich zu den Tatvorwürfen näher einlässt oder die gegen ihn erhobenen Vorwürfe abstreitet.
Hinweis brachte die Ermittlungen ins Rollen Ein anonymer Hinweis brachte damals die Ermittlungen ins Rollen: Ein Mitarbeiter einer Pflegeeinrichtung in Ennepetal bei Hagen will gesehen haben, wie sich ein Kollege nachts über das Bett einer demenzkranken Frau gebeugt hat – nackt. Die eingeleiteten Ermittlungen gegen den 51-jährigen Pfleger förderten schließlich erschreckende Beweise zutage: Der Mann soll sich zwischen April 2021 und dem Juni dieses Jahres an neun schwer dementen Frauen sexuell vergangen haben.
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
Sexueller Missbrauch in Ennepetal: Haftstrafe für Altenpfleger Stand: 29.02.2024, 21:39 Uhr
Das Landgericht Hagen hat einen 51 Jahre alten Pfleger aus Ennepetal zu elf Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Der Mann hatte jahrelang demenzkranke und wehrlose Frauen in einem Heim sexuell missbraucht und vergewaltigt.
Von Jan Schulte
Schon eine halbe Stunde vor Prozessbeginn stehen knapp 30 Zuschauer vor dem Schwurgerichtssaal, in dem das Verfahren gegen Torben S. am Donnerstag zu Ende gehen wird. Familienmitglieder, ehemalige Arbeitskollegen, Angehörige der Opfer – sie alle wollen dabei sein, wenn das Strafgericht sein Urteil gegen den 51-jährigen Familienvater bekannt gibt.
Es liegt Anspannung in dem Saal, als Torben S. von zwei Justizbeamten zum Anklagestuhl gebracht wird. Der Wuppertaler hält sich eine Mappe vors Gesicht. Denn der Mann, der seit Juli 2023 in U-Haft sitzt, hat Angst, dass seine Mithäftlinge in der JVA Wuppertal mitbekommen, warum er inhaftiert ist.
Als der Vorsitzende Richter Jörg Weber-Schmitz den Saal betritt, starrt der Angeklagte, wie in an den vorherigen Verhandelungstagen, regungslos auf den Boden. Auch als Staatsanwalt Florian Janzon mit seinem Plädoyer beginnt, kommt vom Angeklagten keine Reaktion. Die Vorwürfe gegen den Mann, der seit 2009 als Altenpfleger gearbeitet hat, wiegen schwer:
"Der Angeklagte hat sechs Frauen schwer missbraucht", führt der Hagener Staatsanwalt aus, "dabei wusste er, dass sie hilflos waren, dass sie hochbetagt waren." Für insgesamt 15 Taten ist Torben S. seit Januar angeklagt – denn diese sind ihm zweifelsohne nachzuweisen. Ermittler fanden beim Ennepetaler Videos und Fotos seiner Missbrauchs- und Vergewaltigungstaten, die er abgespeichert hatte, um darauf masturbieren zu können.
"Verrate mich nicht"
Durch einen Zufall war die Polizei auf Torben S. aufmerksam geworden. Ein Arbeitskollege hatte den Vater eines elf Jahre alten Sohnes nackt im Zimmer einer Heimbewohnerin erwischt, als dieser die bettlägerige und schwerdemente Frau offenbar entkleidet hatte und mit erigiertem Penis an ihrem Bett stand. "Verrate mich nicht", bat der Angeklagte seinen Kollegen, der den Vorfall zunächst nur intern gemeldet hatte.
Torben S. führte Doppelleben Erst Tage später erhielt die Tochter der pflegebedürftigen Seniorin einen anonymen Anruf mit dem Hinweis auf die Tat, während ein ebenfalls anonymer Brief bei der Polizei Schwelm einging. Nur wenige Stunden später standen die Ermittler bei Torben S. vor der Tür, der schließlich Mitte Juli 2023 in U-Haft genommen wurde.
"Er hat eine Art Doppelleben geführt", beschreibt Staatsanwalt Janzon seine Erkenntnisse aus dem Verfahren, "er galt als nett, unauffällig und kompetent." Im Nachtdienst sei er dann laut Anklage mehr als zwei Jahre lang über die wehrlosen Frauen in dem Pflegeheim in Ennepetal-Voerde hergefallen, habe sich zudem selbst befriedigt.
Familie des Angeklagten muss Haus verkaufen
Seine Ehefrau, die sich sofort nach Bekanntwerden der Vorwürfe von ihm getrennt hatte, hatte vor Gericht ausgesagt: "Ich habe mein Leben verloren." Sie habe das Haus im Stadtteil Voerde, in dem die Familie mit den pflegebedürftigen Großeltern gelebt hatte, alleine nicht mehr halten können. Sie tue nun alles, um den gemeinsamen Sohn vor Anfeindungen zu schützen.
Ihre Aussage im Prozess in Hagen war wichtig. Denn aus der U-Haft heraus hatte Torben S. ihr einen Brief geschickt, in dem er ihr eine Teilschuld für seine Taten gegeben hatte, da das eheliche Liebesleben zum Erliegen gekommen war und der Angeklagte offenbar unter Potenzproblemen litt.
"Win-Win-Situation"
Im Brief an seine Frau versuchte Torben S. auch, seine Taten zu erklären. Er habe festgestellt, dass auch Frauen in einem Pflegeheim durchaus noch "sexuelle Bedürfnisse" hätten. Die habe er befriedigt. Torben S. soll von einer "Win-Win-Situation" geschrieben haben.
Torben S. schämt sich Der Verurteilte im Gerichtsaal verdeckt sein Gesicht mit roter KladdeAngeklagter Torben S. mit seinen Verteidigern Franziska von der Beeck und Martin Düerkop. Dass die meisten seiner sechs Opfer wegen ihrer Erkrankungen nicht einmal mehr sprechen oder ihren Willen kenntlich machen konnten, erwähnte er nicht. Das Geständnis, das der Pfleger schon am zweiten Prozesstag von seinem Anwalt verlesen ließ, sei durch den Brief "konterkariert", wie Rechtsanwalt Nils Buchartowski als Vertreter der Nebenklage anmerkt.
Die letzten Worte vor Urteilsverkündung hat schließlich der Angeklagte selbst. Mit weinerlicher, leiser, brüchiger Stimme sagt er: "Ich schäme mich für mein Handeln. Ich möchte mich entschuldigen. Bei allen. Ich würde es gerne ungeschehen machen."
Revision gegen Urteil möglich
Rund eine Stunde später teilt das Strafgericht sein Urteil mit: Für elf Jahre und acht Monate muss Torben S. ins Gefängnis, erhält außerdem ein lebenslanges Berufsverbot. Ein Schluchzen ist im Saal zu hören, ebenso ein Raunen unter den Anwesenden. Torben S. starrt auf den Boden.
Gegen das Urteil können Verteidigung und Staatsanwaltschaft innerhalb einer Woche Revision beantragen. Der Altenpfleger aus Ennepetal wird kurz nach dem Urteil zurück in die JVA gebracht, wo er wegen voller Schuldfähigkeit lange bleiben muss.
Quelle:
WDR-Reporter vor Ort Gerichtssprecher Verteidiger Rechtsanwalt Nebenkläger Zeugen