DNA-Test nach 30 Jahren Wer tötete Ilona? 23.01.2015 Von Marc Kolbe
Der Mord an der Ober-Eschbacherin Ilona Meiss ist auch nach 30 Jahren ungesühnt. Polizei und Eltern setzen ihre Hoffnungen jetzt auf einen DNA-Test.
Ober-Eschbach. Ziemlich genau 30 Jahre ist es her, dass die damals 20 Jahre alte Ilona Meiss in ihrer Souterrainwohnung in der Adelhartstraße brutal ermordet wurde. Ein Mordfall, der bis heute nicht aufgeklärt wurde. Jetzt nimmt die Kriminalpolizei Bad Homburg einen neuen Anlauf, den Täter zu schnappen. Bei der Suche nach neuen Hinweisen soll auch der Kriminalreport des Hessischen Rundfunks helfen, der am Sonntagabend (19 Uhr) ausgestrahlt wird.
„Es ist ein Beschluss zu einem DNA-Test ergangen, der zu einem noch nicht festgelegten Zeitpunkt stattfinden soll“, erklärt Polizeisprecher Siegfried Schlott. Angeschrieben werden männliche Personen aus dem regionalen Umfeld des Mordopfers. Sie werden auf zunächst freiwilliger Basis aufgefordert, eine Speichelprobe abzugeben. Zur Not kann der Test aber auch gegen den Willen der Angeschriebenen angeordnet werden.
Für Ilonas Eltern ist das jetzt eine harte Zeit. „Es kommt alles wieder hoch und noch immer sind meine Frau und ich fassungslos, über das, was damals geschehen ist“, sagt Ilonas Vater, Ernst Meiss. Er hoffe, dass nun der Täter doch noch gefasst werden könne.
Ilona, die von ihren Freunden als freundlicher, sehr tierlieber Mensch geschildert wurde, hatte sich an diesem 20. September 1985 bis gegen 23 Uhr in der Wohnung ihrer Eltern aufgehalten. Es sollte das letzte Mal sein, dass Vater und Mutter ihre Tochter lebend sahen. Die junge Frau begab sich nach dem Besuch bei ihren Eltern in ihre Wohnung im gleichen Haus. Am nächsten Morgen machte Ernst Meiss eine verdächtige Entdeckung: An einem Kellerfenster war ein Rost hochgehoben und eine Scheibe eingeschlagen worden. Beunruhigt betrat er daraufhin die Souterrainwohnung der Tochter und machte die grausame Entdeckung: Seine Tochter lag tot auf ihrem Bett. Wie sich später herausstellte, war die 20-Jährige erdrosselt und anschließend sexuell missbraucht worden.
„Eine schlimme Geschichte“, erinnert sich Manfred Heil. Der Kriminalhauptkommissar war damals der leitende Ermittler. Den Namen des Opfers wird er nie vergessen. „Der Fall beschäftigt mich noch heute.“ Man habe damals das gesamte Umfeld Ilonas unter die Lupe genommen – Freunde, Bekannte, andere Bewohner des Hauses und selbst die Arbeiter, die auf einer Baustelle in der Nähe beschäftigt waren – „leider ohne Ergebnis“. Zwischenzeitlich stand der Freund unter Verdacht, konnte aber später als Täter ausgeschlossen werden. Und schließlich habe es keine neuen Ermittlungsansätze gegeben. Heil: „Das war sehr frustrierend.“
Jetzt setzt Heil seine Hoffnung auf den neuerlichen Ansatz der Kollegen. „Ich hoffe sehr, dass der DNA-Test neue Anhaltspunkte bringt. Ein solcher Fall lässt einen einfach nicht los“, sagt Heil und denkt dabei vor allem an die Eltern von Ilona. Die Ungewissheit, in der Vater und Mutter seit 30 Jahren leben müssen, macht den ehemaligen Polizeibeamten „sehr betroffen“. Er will am Sonntag auf jeden Fall den Kriminalreport gucken.
In der von Robert Hübner moderierten Sendung geht Kriminalreporter Andreas Graf auf Spurensuche und skizziert den ungelösten Mordfall an Ilona Meiss. Die Sendung wird um 19 Uhr im hr-fernsehen ausgestrahlt, die Wiederholung ist am Tag darauf um 22.45 Uhr zu sehen. Hinweise zum Mordfall nimmt die Polizei Bad Homburg jederzeit unter der Rufnummer (0 61 72) 1 20–0 entgegen.
UNGEKLÄRTER MORDFALL Polizei ruft zum Speicheltest auf Von GÖTZ NAWROTH
Die Polizei will den Mord an einer jungen Frau in Bad Homburg mit einem Massengentest aufklären. Die damals 20-Jährige war 1985 in ihrer Wohnung erdrosselt worden, als sie schlief. Etwa 450 Männer sollen jetzt eine Speichelprobe abgeben
Vor 30 Jahren wurde eine schlafende junge Frau in Bad Homburg erdrosselt. Mit einem derzeit laufenden Massengentest will die Polizei den Mord aus dem Jahr 1985 aufklären. 447 Männer werden derzeit angeschrieben oder von Beamten aufgesucht und um die Abgabe einer Speichelprobe gebeten. Es handelt sich um eine freiwillige DNA-Reihenuntersuchung. „Es geht dabei um männliche Personen, die damals zwischen 18 und 30 Jahre alt waren und in der Nähe des Tatortes wohnten“, sagte die Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Nadja Niesen.
Rückblick: In der Nacht zum 19. September 1985 wurde die damals 20 Jahre alte Ilona Meiss in ihrer Kellerwohnung im Stadtteil Ober-Eschbach ermordet. Der Täter war durch ein Badezimmerfenster in die Einliegerwohnung in der Adelhartstraße eingedrungen und hatte die Schlafende im Bett mit einer Paketschnur erdrosselt. Der Vater fand die Leiche der jungen Frau am nächsten Morgen. Die Eltern lebten in einer separaten Wohnung über dem Appartement ihrer Tochter, die Auszubildende bei einer Frankfurter Bank war. Es ergaben sich damals keinerlei Hinweise zum Motiv des Täters. Um ein Sexualdelikt handelte es sich nicht.
Richterliche Anordnung Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird es demnächst einen Sammeltermin für die Reihenuntersuchung geben: Am 31. Oktober zwischen 10 und 14 Uhr sollen in der Polizeidirektion in der Saalburgstraße 116 weitere Proben genommen werden. Die gesammelten Proben werden vom Landeskriminalamt analysiert und mit Spuren vom Tatort abgeglichen.
Wer eine Teilnahme an der freiwilligen Reihenuntersuchung verweigert, kann nach den Grundsätzen der Rechtsstaatlichkeit nicht allein dadurch von der Staatsanwaltschaft als Beschuldigter eingestuft werden. Durch richterliche Anordnung kann aber die Abgabe einer DNA-Probe erzwungen werden.
Polizeidirektion Hochtaunus Massen-Gentest soll Mord vor 30 Jahren aufklären Veröffentlicht am 31.10.15 um 17:56 Uhr DNA-Test
Mit einem DNA-Test will die Bad Homburger Polizei nach 30 Jahren den Mord an der 20-jährigen Ilona Meiss aufklären. Dazu fand am Samstag ein Massen-Gentest statt. Männer um die 50 sollten eine Speichelprobe abgeben. Von Susanne Schierwater (hr-iNFO)
"Einmal bitte den Mund öffnen." Mit einem sterilen Wattestäbchen fährt ein Polizist mit blauen Einweghandschuhen einem Mann vorsichtig durch den Mund, steckt das Stäbchen in ein Glasröhrchen. Das war’s. Der Nächste ist in der Polizeidirektion in Bad Homburg an der Reihe.
Geduldig warten die Männer am Samstag für die Speichelprobe vor dem engen Büro in der Abteilung für Kapitaldelikte in der Polizeidirektion Hochtaunus. Dort werden Mordfälle bearbeitet. Auch die, die lange zurückliegen - wie der an Ilona Meiss. Im September vor 30 Jahren war ein Mann durch ein Fenster in ihre Einliegerwohnung eingedrungen und hatte die damals 20-Jährige erdrosselt. Spermaspuren legen nahe, dass die junge Frau sexuell missbraucht wurde. Der Vater fand die Leiche seiner Tochter am nächsten Morgen.
Täter war damals zwischen 18 und 30 Jahre alt Die Männer, die jetzt zum Speicheltest geladen wurden, sind daher eher im gesetzteren Alter: Alle so um die 50 Jahre und älter. Einige haben erwachsene Kinder, andere vermutlich schon Enkel. Die Polizei hat an ihnen Interesse, weil sie damals zwischen 18 und 30 Jahre alt waren. So alt wie der Täter.
Das legen Ergebnisse eines Profilers nahe, sagt die Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft Nadja Niesen: "Es geht um Personen, die damals in Tatortnähe gewohnt haben." Nach den Untersuchungen des Profilers soll der Täter mit dem Tatort vertraut gewesen sein, die Wohnung gekannt haben.
Drei Männer verweigerten DNA-Test Rein theoretisch könnte das zu 447 Männern passen, die die Polizei ausfindig gemacht hat. Sie wurden angeschrieben und um eine freiwillige Speichelprobe gebeten. Sie soll im Landeskriminalamt Wiesbaden mit DNA aus Hautpartikeln und Spermaspuren verglichen werden, die vom Tatort stammen.
Fast 100 hatten ihre DNA in den vergangenen Wochen schon abgegeben. Mehr als 200 würden es jetzt sein, meint ein Polizeisprecher. 67 müssten noch im Ausland oder in anderen Bundesländern ausfindig gemacht werden. Drei hätten den Test verweigert. "Verdächtig sind sie deshalb nicht", versichert er. Sie würden wohl noch einmal gebeten, den Test zu machen.
"Kriminalreport" berichtet über den Mordfall Kriminalkommissar Thomas Becker versichert den anwesenden Männern: "Ihre DNA wird vernichtet, die Daten nicht gespeichert." Außer, wenn es Übereinstimmungen gibt. Einer der Männer ist dennoch froh, den Test bald hinter sich zu haben: Als er Post von der Polizei bekam mit der Aufforderung zum Speicheltest, "war das schon komisch", gibt er zu. Für die Beamten, vor denen Kisten mit verpackten Wattestäbchen und blauen Einweghandschuhen stehen, ist die Speichelprobe dagegen Routine. Und das, obwohl die Polizeidirektion Hochtaunus das erste Mal einen Massengentest in dieser Größe vornimmt, sagt der Polizeisprecher. Aber der Fall soll endlich aufgeklärt werden.
Nachdem der Mord an dem jungen Mädchen geschehen war, waren Freunde, Bekannte, sogar Arbeiter einer nahen Baustelle vernommen worden. Ohne Ergebnis, wie der frühere leitende Ermittler Manfred Heil kürzlich einer Lokalzeitung sagte. Das sei sehr frustrierend gewesen. Der DNA-Test soll jetzt helfen. Und vielleicht auch das hr-fernsehen: Schon im Januar hatte die Sendung „Kriminalreport“ über den ungeklärten Mord berichtet. Am Sonntag wird der Beitrag wiederholt.
Mit einem DNA-Test will die Bad Homburger Polizei nach 30 Jahren den Mord an der 20-jährigen Ilona Meiss aufklären. Dazu fand am Samstag ein Massen-Gentest statt. Männer um die 50 sollten eine Speichelprobe abgeben.
Geduldig warten die Männer am Samstag für die Speichelprobe vor dem engen Büro in der Abteilung für Kapitaldelikte in der Polizeidirektion Hochtaunus. Dort werden Mordfälle bearbeitet. Auch die, die lange zurückliegen - wie der an Ilona Meiss. Im September vor 30 Jahren war ein Mann durch ein Fenster in ihre Einliegerwohnung eingedrungen und hatte die damals 20-Jährige erdrosselt. Spermaspuren legen nahe, dass die junge Frau sexuell missbraucht wurde. Der Vater fand die Leiche seiner Tochter am nächsten Morgen.
Täter war damals zwischen 18 und 30 Jahre alt
Die Männer, die jetzt zum Speicheltest geladen wurden, sind daher eher im gesetzteren Alter: Alle so um die 50 Jahre und älter. Einige haben erwachsene Kinder, andere vermutlich schon Enkel. Die Polizei hat an ihnen Interesse, weil sie damals zwischen 18 und 30 Jahre alt waren. So alt wie der Täter.
Das legen Ergebnisse eines Profilers nahe, sagt die Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft Nadja Niesen: "Es geht um Personen, die damals in Tatortnähe gewohnt haben." Nach den Untersuchungen des Profilers soll der Täter mit dem Tatort vertraut gewesen sein, die Wohnung gekannt haben.
Drei Männer verweigerten DNA-Test
Rein theoretisch könnte das zu 447 Männern passen, die die Polizei ausfindig gemacht hat. Sie wurden angeschrieben und um eine freiwillige Speichelprobe gebeten. Sie soll im Landeskriminalamt Wiesbaden mit DNA aus Hautpartikeln und Spermaspuren verglichen werden, die vom Tatort stammen.
Fast 100 hatten ihre DNA in den vergangenen Wochen schon abgegeben. Mehr als 200 würden es jetzt sein, meint ein Polizeisprecher. 67 müssten noch im Ausland oder in anderen Bundesländern ausfindig gemacht werden. Drei hätten den Test verweigert. "Verdächtig sind sie deshalb nicht", versichert er. Sie würden wohl noch einmal gebeten, den Test zu machen.
"Kriminalreport" berichtet über den Mordfall
Kriminalkommissar Thomas Becker versichert den anwesenden Männern: "Ihre DNA wird vernichtet, die Daten nicht gespeichert." Außer, wenn es Übereinstimmungen gibt. Einer der Männer ist dennoch froh, den Test bald hinter sich zu haben: Als er Post von der Polizei bekam mit der Aufforderung zum Speicheltest, "war das schon komisch", gibt er zu.
Für die Beamten, vor denen Kisten mit verpackten Wattestäbchen und blauen Einweghandschuhen stehen, ist die Speichelprobe dagegen Routine. Und das, obwohl die Polizeidirektion Hochtaunus das erste Mal einen Massengentest in dieser Größe vornimmt, sagt der Polizeisprecher. Aber der Fall soll endlich aufgeklärt werden.
Nachdem der Mord an dem jungen Mädchen geschehen war, waren Freunde, Bekannte, sogar Arbeiter einer nahen Baustelle vernommen worden. Ohne Ergebnis, wie der frühere leitende Ermittler Manfred Heil kürzlich einer Lokalzeitung sagte. Das sei sehr frustrierend gewesen. Der DNA-Test soll jetzt helfen. Und vielleicht auch das hr-fernsehen: Schon im Januar hatte die Sendung „Kriminalreport“ über den ungeklärten Mord berichtet. Am Sonntag wird der Beitrag wiederholt.