30.11.2023 20:43 5.280 Wegen Familienehre: Vater plante Mord an Tochter - gemeinsam mit seinem Sohn
Augsburg - Ein Mädchen war das Opfer, die Täter waren der eigene Vater und der große Bruder. Angesichts dieses Dramas fand die Vorsitzende Richterin Claudia Kögel in ihrem Urteil am Donnerstag klare Worte: "Man kann das nicht anders als Martyrium beschreiben", sagte sie zu dem Leiden der Tochter.
Zitat Nach zahlreichen Züchtigungen und Bedrohungen der Jugendlichen sind die beiden Männer erneut in Augsburg zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Der 45 Jahre alte Vater bekam in dem Gerichtsprozess vor dem Landgericht wegen gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung und anderer Straftaten dreieinhalb Jahre Haft, der 24 Jahre alte Bruder drei Jahre. Bereits am Amtsgericht hatte es in erster Instanz ein ähnliches Urteil gegeben.
ZitatDie beiden Angeklagten hatten unter anderem ein Familientribunal abgehalten, bei dem in Anwesenheit des Mädchens - sie musste in der Ecke kauern - über deren Tötung beraten wurde. Zudem musste das Kind einen Abschiedsbrief schreiben, um solch eine Tat als Suizid aussehen zu lassen. Das heute 17 Jahre alte Mädchen konnte zum Jugendamt flüchten und wird inzwischen an einem geheimen Ort vor der Familie versteckt. Grund für die im Frühjahr 2022 ausgesprochenen Morddrohungen war, dass das Mädchen einen Freund hatte, mit dem die jesidische Familie nicht einverstanden war. Jesiden tolerieren nur Partnerschaften innerhalb der Gruppe.Der Verteidiger des Vaters versuchte in seinem Plädoyer, das grausame Geschehen zu relativieren. Über die Gewalttat sei nur gesprochen worden. Es sei nie darum gegangen, das Mädchen wirklich umzubringen. "Das wäre nie passiert", meinte er.
ZitatErkennbare Reue hatte in dem neuen Verfahren nur der Bruder gezeigt. Er entschuldigte sich mehrfach bei seiner nicht anwesenden "kleinen Schwester" und schrieb ihr auch einen dreiseitigen Brief. Er hat ihr auch schon 1000 Euro Schmerzensgeld gezahlt und will nach der Haft noch einmal 14.000 Euro in Raten überweisen. Der Vater machte keine solche verbindliche Zusage, er entschuldigte sich nur sehr knapp - ganz kurz vor dem erneuten Urteilsspruch.
Die beiden Angeklagten sind im Irak geboren, wo viele Jesiden leben. Der Vater ist irakischer Staatsangehöriger. Sein mitangeklagter ältester Sohn hat zusätzlich auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Die zwei Männer sitzen seit einiger Zeit in Untersuchungshaft. Theoretisch können sie nun erneut Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen. Doch der Vater betonte ganz zum Schluss, dass er das nicht vorhabe: "Es reicht", sagte er (Az. 2NBs 407 Js 116539/22).
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*