In der Hoffnung gefangen Stand:27.02.2010, 14:02 Uhr
Kommentare Teilen - Seit 50 Jahren wartet Brunhilde Metz auf ihren vermissten Bruder
VON BETTINA LINK
Liebevoll streicht Brunhilde Metz über das Aufsatzheft. "Siegfried Metz" steht in blauer Tinte auf dem roten Umschlag. Der Blick der 66-Jährigen verliert sich auf der runden Tischplatte in ihrem Wohnzimmer. Irgendwo zwischen den Kinderbildern ihres jüngeren Bruders, die aus einer schwarzen Papier-Mappe gefallen sind. Brunhilde Metz weiß: Der kleine Siegfried kommt nie wieder. Dennoch wird sie ihr ganzes Leben auf ihn warten.
Am 11. August 1954 verschwand der damals neun Jahre alte Siegfried Metz spurlos. Nur 40 Meter von seinem Elternhaus entfernt hatte sich der Bub um 17.30 Uhr von seinem Freund verabschiedet mit den Worten: "Morgen gehen wir wieder Roller fahren." In der Wohnung an der Weilerstraße 4 aber kam Siegfried nie an.
Erst machte sich die Mutter keine Sorgen: Sie dachte, ihr Sohn spiele Schach bei der Tante Rosi. "An ein Verbrechen dachte damals keiner", erinnert sich Brunhilde Metz. Als ihr Bruder verschwand, war sie 18 Jahre alt. Noch immer hofft sie auf ein Lebenszeichen. Daran ändert auch nichts, dass sie ihren Bruder wegen einer Erbschaftssache vor kurzem für tot erklären ließ.
Siegfried Metz wurde wahrscheinlich umgebracht. Doch die Polizei hat den Fall nie aufgeklärt. 1979 legt Kriminalkommissar Fritz Schrötter, der 1974 die Vermisstenstelle der Kripo als Chef übernommen hatte, den Abschlussbericht einer fünfjährigen Ermittlungsarbeit vor. Der sollte zeigen, dass der homosexuelle Hilfsarbeiter Norbert B. den kleinen Siegfried Metz und einen weiteren Buben, den gleichaltrigen Bernhard Grodl, getötet hat. Der 29 Jahre alte mutmaßliche Täter war da aber schon tot. Und hinterließ vor allem offene Fragen.
"Ich würde ihn sofort wiedererkennen."
"Ich würde meinen Bruder sofort wiedererkennen", sagt Brunhilde Metz, "aufgrund eines Körpermerkmals." Der sanfte Händedruck ihres Ehemannes holt die 66-Jährige aus ihrer Gedankenwelt zurück in die Realität, die sich auch nach so vielen Jahren noch so unwirklich für sie darstellt. "Es ist schlimm, nicht zu wissen, was passiert ist", sagt sie. Die seit Jahren verheiratete Frau will nur ihren Mädchennamen in der Zeitung lesen. Sie will nicht angesprochen werden auf etwas, über das sie nur mit ihrem Ehemann und ihren Kindern geredet hat. Etwas, das sie seit jenem Mittwoch im August 1954 Tag für Tag beschäftigt. Etwas, das eine unbeschreibliche Leere in ihr ausgelöst hat.
Brunhilde Metz kann es gut nachempfinden, wie es Eltern von vermissten Kindern ergeht, die manchmal wenig Hilfe und Verständnis von Außenstehenden erfahren.
"Ich bekomme jedes Mal heillose Zustände, wenn ein Kind verschwindet", sagt Brunhilde Metz. Dann leidet sie mit den Eltern. Meist im Stillen. Manchmal schreibt sie Betroffenen auch. Um ihre Anteilnahme, ihr Mitgefühl auszudrücken. Nicht, um ins Gespräch zu kommen.
Dass sie das Schicksal dieser Eltern teilt, sagt sie nicht. Das verschweigt sie stets. Wie es auch schon ihre Mutter getan hat. Brunhilde Metz erinnert sich noch genau, wie ihre Mutter damals im Sessel saß, "so tonlos". Tonlos ist die Mutter bis zu ihrem Tod geblieben.
"Sie hat immer mit der Polizei geredet", berichtet Brunhilde Metz. "Mit mir hat sie nie darüber gesprochen." Selbst als der Fall schlagzeilenträchtig durch die Medien ging, schwieg die Mutter. Dabei hätte sich die Tochter ein offenes Gespräch sehr gewünscht. Immerhin hat sie ihren Bruder mit aufgezogen. "Wir waren sehr eng verbunden."
"Ich will wissen, was er durchgemacht hat."
Die Liebe zu ihrem Bruder trägt Brunhilde Metz auch heute noch in sich. Neben den Kinderbildern liegen Zeitungsausschnitte auf dem Tisch. Sorgfältig hat sie alles ausgeschnitten, was Journalisten über den Fall zusammengetragen haben. Viel Spekulationen, aber kaum Fakten.
Brunhilde Metz blickt wieder ins Leere. Lange denkt sie nach. Dann sagt sie mit fester Stimme: "Ich will wissen, was er durchgemacht hat." Für sie wäre es "wunderbar", würde man ihren Bruder doch noch finden. Und damit meint sie auch seine sterblichen Überreste. Denn: "Dann könnte ich wenigstens trauern." Und das Warten hätte endlich ein Ende.
Siegfried Metz wohnte wohl in Au, heute Au-Haidhausen. In dem bavarikon link sieht es so aus, als ob auch Bernhard Grodl aus Au kam (oder wohnte er in Miesbach? ) Er wollte zu einem Freibad und verschwand. Das Michaelibad ist in der Nähe, kommt aber wahrscheinlich nicht als Ziel in Frage.
Zitat1953 bis 1955 wurde auf der 66.300 m² großen Fläche ein Freizeitbad mit fünf Schwimmbecken, fünf Umkleiden sowie einem Restaurant errichtet.
Dieses Freibad war 54 noch eine riesige Baustelle.....
ZitatAm 11. August 1954 verschwand der damals neun Jahre alte Siegfried Metz spurlos. Nur 40 Meter von seinem Elternhaus entfernt hatte sich der Bub um 17.30 Uhr von seinem Freund verabschiedet mit den Worten: "Morgen gehen wir wieder Roller fahren." In der Wohnung an der Weilerstraße 4 aber kam Siegfried nie an.
Ist es Zufall, dass wohl aus dem gleichen Ort zwei 9-jährige Jungen mit nur 3 Wochen Abstand (22.07.) spurlos verschwinden und nie wieder auftauchen? Für mich nicht.
ZitatSiegfried Metz wurde wahrscheinlich umgebracht. Doch die Polizei hat den Fall nie aufgeklärt.
1979 legt Kriminalkommissar Fritz Schrötter, der 1974 die Vermisstenstelle der Kripo als Chef übernommen hatte, den Abschlussbericht einer fünfjährigen Ermittlungsarbeit vor. [quote]Der sollte zeigen, dass der homosexuelle Hilfsarbeiter Norbert B. den kleinen Siegfried Metz und einen weiteren Buben, den gleichaltrigen Bernhard Grodl, getötet hat. Der 29 Jahre alte mutmaßliche Täter war da aber schon tot. Und hinterließ vor allem offene Fragen.
Demnach wurde ermittelt und der mutm. TV konnte keine Angaben mehr machen. Bernhard Grodl
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