Betrugsmasche »Kathrin Duerr« Postings zu angeblich vermisster 14-Jähriger sind eine Falle
Ein Mädchen ist verschwunden und die Polizei bittet um Mithilfe? Solche Nachrichten erreichen über soziale Medien schnell viele Menschen. Betrüger machen sich das zunutze, um Facebook-Zugangsdaten abzugreifen.
Wird irgendwo ein Kind oder Teenager vermisst, wollen oft Menschen aus ganz Deutschland mithelfen, den Fall aufzuklären. Sie teilen dann beispielsweise Polizeimeldungen und Medienartikel mit Details zur jeweiligen Suchaktion oder weisen online auf Fahndungen nach potenziell verdächtigen Personen hin. Immer wieder werden Vermisstenfälle dabei in lokalen Facebook-Gruppen thematisiert, weil man mit Postings dort auch Menschen jenseits des eigenen Freundes- und Familienkreises erreicht. Das Ganze zeigt: Gerade wenn ein junger Mensch verschwunden ist, sind die Anteilnahme und die Hilfsbereitschaft oft groß.
Längst nicht zum ersten Mal machen sich gerade aber Kriminelle genau diese Dynamik zunutze.
Seit einigen Tagen kursieren in manchen Facebook-Gruppen Links zu einem Onlinefake, der vorgibt, ein Beitrag des SPIEGEL auf Facebook zu sein. Der gefälschte Beitrag dreht sich um ein 14-jähriges Mädchen, das angeblich vermisst wird und »Kathrin Duerr« heißen soll. Es gibt offenbar verschiedene Varianten des Fakes, denn mal soll »Kathrin Duerr« zum Beispiel aus Gudow stammen, mal aus Rheine.
Erblickt man das hier als Artikelfoto gezeigte Fakeposting, befindet man sich schon gar nicht mehr auf Facebook, sondern auf einer Website, die nur so aussieht wie das soziale Netzwerk. Auch ihre URL ist eine ganz andere. Das Posting stammt, wie bereits erwähnt, auch nicht vom SPIEGEL. Und es gibt derzeit auch keinen deutschen Vermisstenfall, bei dem eine 14-jährige »Kathrin Duerr« gesucht wird.
Nutzer geben ihre Facebook-Daten preis In dem Fakebeitrag jedoch heißt es in holprigem Deutsch: »Die Kamera im Stadtzentrum hat den gesamten Vorfall aufgezeichnet, die Polizei sucht nach einem Mann, dessen Gesicht im 25 sekunde des Videos zu sehen ist...[18+] Erkennst du den Täter auf der Aufnahme? Hilf uns, sie zu finden!« Darunter befinden sich Fake-Nutzerkommentare wie »Komm schon... diese Einwanderer sind dreckig wie die Hölle...« und »Ich habe es an jeden Freund geschickt«, die zusätzlich emotionalisieren und zum Handeln auffordern sollen.
Die Besucherinnen und Besucher der Seite werden über einen Button aufgefordert, ihr Alter zu bestätigen, indem sie sich mit ihren Facebook-Daten anmelden. Da sie sich in diesem Moment aber gar nicht auf Facebook befinden, darf man davon ausgehen, dass es um eine sogenannte Phishing-Falle handelt: Kriminelle versuchen mit dem Fakebeitrag echte Zugangsdaten abzugreifen.
Ihre perfide Masche können sie so immer weiter befeuern: Nutzerinnen und Nutzer fallen darauf herein und geben dabei reale Facebook-Daten preis. Sind die zugehörigen Accounts dann nicht noch mit einem zweiten Faktor gesichert, reichen den Kriminellen die erbeuteten Daten, um die Konten der Ausgetricksten zu übernehmen. Und von denen aus können sie dann wieder neu – im Namen der Phishing-Opfer – auf die Fake-Website hinweisen. Ebenso können sie die übernommenen Accounts natürlich auch für andere Betrugsaktionen verwenden.
Ein Blick auf die Seite der Polizei hilft Auf den Fake-Fall »Kathrin Duerr« aufmerksam gemacht hat unter anderem bereits das Portal »Mimikama« . Mimikama Seinen Recherchen zufolge wird bei den Lockpostings auf Facebook das Foto eines Mädchens namens Cassandra K. eingesetzt, das Anfang 2021 in den USA tatsächlich vermisst wurde. Dabei wird so getan, als handele sich bei diesem Mädchen um »Kathrin Duerr«. Entlarven ließ sich dieser Trick mit einer simplen Bilderrückwärtssuche .
Menschen, denen das angebliche Verschwinden von »Kathrin Duerr« in ihrer Facebook-Timeline begegnet, rät »Mimikama« dazu, den Beitrag an Facebook zu melden. Außerdem empfiehlt das Portal, dass man Facebook-Freunde, die einen Link zur Phishing-Website geteilt haben, darauf hinweist, dass möglicherweise ihr Account gehackt wurde.
»Mimikama« berichtet oft über Social-Media-Fakes und rät generell zur Vorsicht bei Meldungen über vermisste Kinder: »Hinter den erschreckenden Meldungen stecken leider oft auch Betrüger.« Vor allem, wenn ein Geschehen scheinbar den eigenen Heimatort betreffe, hätte so ein Köder noch mehr Anziehungskraft. Ob es aktuell wirklich eine Fahndung oder eine Vermisstenmeldung gebe, könne man auf der Website der örtlichen Polizei prüfen. mbö
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*