Dauerlauf in den Tod - Wer ermordete Beatrice Jaekel?
Joggen ist die Leidenschaft von Beatrice Jaekel. Stundenlang läuft die 25-jährige Studentin durch die Parkanlagen ihrer Heimatstadt. Ob Sommer oder Winter, im Hellen oder im Dunkeln. Kurz vor Weihnachten 1989 wird ihr das zum Verhängnis. Sie kommt vom Lauftraining nicht zurück ...
Beatrice Jaekel wohnt im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt. Fast jeden Tag fährt sie nach Köln an die Uni, wo sie Kunstgeschichte und Slawistik studiert. Wann immer es ihre Zeit erlaubt, geht sie Joggen. Sie läuft - am liebsten allein - durch den riesigen Bresgespark in der Nähe ihrer Wohnung.
Joggerin vermisst Auch am späten Nachmittag des 20. Dezember 1989 frönt sie ihrem Lieblingssport. Am Abend versucht ihr Freund, sie zu erreichen - vergebens. Auch bei Bekannten, mit denen beide an diesem Abend verabredet waren, taucht sie nicht auf. Schließlich gibt der Freund eine Vermisstenanzeige auf.
Am 22. Dezember startet die Polizei eine große Suchaktion im Bresgespark. Ein Suchtrupp wird fündig. Beatrice Jaekel liegt - versteckt unter Laub und Ästen - in einem zum Park gehörenden Waldstück. Sie wurde ermordet.
Im Wald erdrosselt Die junge Frau muss beim Joggen auf dem dunklen Waldweg hinterrücks angegriffen worden sein. Anhand der Spuren rekonstruiert die Polizei: Der Täter hat sie in den Wald gezogen, schwer misshandelt und schließlich mit einer Kordel erdrosselt. Die Leiche legte er in eine Mulde und deckte sie mit Laub und Ästen zu.
Die Tatzeit lässt sich eingrenzen: zwischen 17.30 und 18 Uhr. Um diese Zeit haben andere Jogger den Schrei einer Frau gehört - vielleicht ein Hilferufe von Beatrice Jaekel. Es meldet sich sogar ein Zeuge, der zu dieser Zeit einen Mann am Park gesehen haben will, der sich sehr merkwürdig verhielt: Er kam aus dem Park gelaufen als wäre er auf der Flucht.
Erst gestanden, dann widerrufen Der Zeuge ist Fahrer bei der Stadtreinigung. Von seiner Kehrmaschine aus konnte er den Mann genau sehen, weil er durch den Scheinwerferkegel des Fahrzeugs lief. Nach seinen Angaben wird ein Phantombild angefertigt. Nachdem es in den Zeitungen der Stadt veröffentlicht worden ist, erhält die Kripo viele Hinweise, darunter einige übereinstimmende. Die Anrufer wollen denselben Mann erkannt haben.
Die Kripo nimmt ihn unter die Lupe. Und tatsächlich: Einige Indizien deuten auf seine Täterschaft hin. Der Mann wird festgenommen und gibt in seiner Vernehmung Dinge preis, die eigentlich nur der Mörder von Beatrice Jaekel wissen kann. Überraschend legt der Verdächtige dann auch noch ein Geständnis ab. Kaum in Untersuchungshaft widerruft er dieses allerdings. Doch die Beweislast - davon sind die ermittelnden Beamten überzeugt - ist erdrückend und reicht aus, den Festgenommen zu überführen.
Zweifel an der Schuld Das Schwurgericht in Mönchengladbach sieht das allerdings anders. Nach etlichen Prozesstagen entscheiden die Richter fast zwei Jahre nach der Tat: "Im Zweifel für den Angeklagten." Der Mann wird freigesprochen. Der Mordfall Jaekel bleibt bis heute ungeklärt. Jetzt - fast 20 Jahre später - hofft die Kripo, dass es Zeugen gibt, die sich damals nicht zu einer Aussage entschließen konnten, jetzt aber ihr Wissen preisgeben.
Am Tatort gefundener Gegenstand: Beatrice Jaekel wurde mit einer blauen Kordel erdrosselt, die am Tatort gefunden wurde. Es handelt sich um eine so genannte "Zug-Kordel" aus einem Anorak oder einem Parka. Vielleicht ist aufgefallen, dass sie spätestens nach dem 20. Dezember 1989 fehlte.
Frage nach Zeugen: Wer kann Hinweise zu Beatrice Jaekel oder einem möglichen Täter geben?
Belohnung: Für Hinweise, die zur Aufklärung des Verbrechens führen, sind Belohnungen von insgesamt 7 500 Euro ausgesetzt.
Zuständig: Kripo Mönchengladbach, Telefon 02161/29 0
Mönchengladbach. Fast täglich joggte die 25-jährige Studentin Beatrice Jaekel im Bresgespark, bis sie am 20. Dezember 1989 erdrosselt wurde. Ihr Mörder wurde bis heute nicht bestraft. Jetzt rollt die Polizei den Fall neu auf. Von Gabi Peters
20 Jahre ist das Verbrechen her. Aber die Kriminalpolizei hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, den Mann zu finden, der am 20. Dezember 1989 die junge Joggerin Beatrice Jaekel im Bresgespark erdrosselte. In der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" wird Kriminalkommissar Ingo Thiel am Mittwoch, 5. August, die Fernsehzuschauer um Mithilfe zur Aufklärung des Falls bitten.
Passanten hörten Schreie
Es war ein Mittwoch im Dezember, als die 25-jährige Studentin gegen 17 Uhr zu ihrer täglichen Jogging-Runde startete. Von ihrer Wohnung an der Lewaldstraße startete sie, um wie gewohnt an der Niers entlang zum Rheydter Schloss und wieder zurück zu laufen. Doch an diesem Tag sollte die junge Frau nicht zurückkehren. Auf einem Verbindungsweg zwischen Niers und Stockholtweg, so wurde später rekonstruiert, wartete ihr Mörder hinter einem Baum. Er fällt die Frau von hinten an, versetzt ihr dabei einen Schlag oder einen Tritt an den Kopf. Dann würgt er sie mit einer Kordel, bis sie kein Lebenszeichen mehr von sich gibt, schleift sie 20 Meter weiter und bedeckt die Leiche mit Erde, Ästen und Laub.
Beatrice Jaekels Freundin wundert sich an diesem Abend, dass die 25-Jährige nicht zum verabredeten Plätzchen-Backen kommt, unternimmt aber zunächst einmal nichts. Der Freund der Studentin erstattet am nächsten Tag Vermisstenanzeige. Wenig später findet die Polizei die Leiche der jungen Frau etwas abseits von einem Weg im Bresgespark.
Es beginnen umfangreiche Ermittlungen. Über 280 Hinweise gehen bei der Polizei ein. Mehrere Passanten hatten Schreie gehört. Doch zunächst einmal bleibt die Suche nach dem Mörder erfolglos. Tage später melden sich Zeugen, die einen verdächtigen Mann beobachtet haben, der mit stark verschmutzter Kleidung aus dem Bresgespark kam. Ein Phantomfoto wird erstellt. Mitte Januar meldet sich jemand bei der Polizei, der glaubt, den Mann auf dem Foto erkannt zu haben.
Es stellt sich heraus, dass dieser Mann häufig im Bresgespark unterwegs war, um mit seinem Hund spazieren zu gehen. Hatte er Beatrice Jaekel gekannt und lauerte er ihr mit der Absicht auf, sie zu vergewaltigen? Der arbeitslose Kochgehilfe wird vernommen, verstrickt sich in Widersprüche und legt ein Geständnis ab. Polizei und Staatsanwaltschaft sind sich zu dem Zeitpunkt sicher: Der Mörder ist gefasst.
Doch ein Jahr später soll sich herausstellen: Beatrice Jaekels Fall bleibt ungelöst. Der Verdächtige, den die Polizei festnahm, widerruft sein Geständnis und wird vom Gericht freigesprochen – aus Mangel an Beweisen. Jetzt startet die Polizei erneut einen Versuch. Denn vielleicht gibt es doch noch neue Details zu dem 20 Jahre zurückliegenden Fall. Und vielleicht wird das Verbrechen doch noch gesühnt.
NACH 20 JAHREN Findet man jetzt den Mörder der schönen Beatrice? Von MARC HERRIGER
Mönchengladbach - 20 Jahre ist Beatrice Jaekel mittlerweile tot. Doch vergessen ist die hübsche Kunststudentin aus Mönchengladbach nicht – ihr Tod hat schließlich 1989 wochenlang die Schlagzeilen bestimmt.
Sie wurde im Bresgespark in Rheydt beim Joggen überfallen und mit einer Kordel erdrosselt. Mord verjährt nie. Deshalb geht die Kripo Mönchengladbach jetzt noch mal mit dem Fall an die Öffentlichkeit: Am Mittwoch (20.15 Uhr, ZDF) beschäftigt sich Rudi Cerne in „Aktenzeichen XY…ungelöst“ mit der grausamen Tat.
„Das lässt einen Ermittler niemals los, man versucht einfach alles“, sagt Polizeisprecher Willy Theveßen.
Am 22. Dezember war die Leiche von Beatrice Jaekel in einem Gebüsch im Park gefunden worden. Zwei Tage zuvor war sie beim Joggen ihrem Mörder begegnet. Er hatte sie in ein Gebüsch gezogen und erdrosselt. Obwohl sie mit nacktem Unterleib gefunden wurde, lag keine Vergewaltigung vor.
Kurz darauf wird der arbeitslose Hilfskoch Holger P. verhaftet. Ein Bekannter hat ihn über das Phantombild der Polizei als Täter identifiziert. P. legt erst ein Geständnis ab, das er später widerruft.
In einem Indizienprozess wurde der damals 30-Jährige freigesprochen. Er lebt heute bei Bonn. Die Ermittler sind von seiner Unschlud zwar nicht wirklich überzeugt, suchen aber dennoch weiter. „Die Hoffnung verliert man nie“, sagt Theveßen.
Aktenzeichen XY... ungelöst: Wer ist Beatrices Mörder?
Von Herbert Baumann
Fast 20 Jahre nach der Ermordung der jungen Studentin wird der Fall noch einmal aufgerollt.
Rheydt. ZDF-Moderator Rudi Cerne und Gladbachs Kripo-Mann Ingo Thiel besprachen am Dienstag (4.8.) im Fernsehstudio in Unterföhring bei München einen Fall, der vor knapp 20 Jahren in Gladbach Entsetzen wie Aufsehen auslöste.
Beim Joggen im Bresgespark wurde die damals 25 Jahre alte Beatrice Jaekel brutal ermordet. Das Gericht ließ den Tatverdächtigen, Heiko P. (30), frei. Wegen polizeilicher Pannen konnte ihm die Staatsanwaltschaft nichts anhaben.
In Cernes "Aktenzeichen XY...ungelöst" wird das schreckliche Verbrechen noch einmal Hauptthema sein. Das ZDF habe der Gladbacher Polizei mitgeteilt, über den Fall Jaekel berichten zu wollen, sagt ein Polizeisprecher. Thiel, Leiter der Mordkommission und mit dem ungeklärten Verbrechen betraut, erhofft sich neue Hinweise bei der Suche nach dem Mörder.
Die Rheydter Eltern und Angehörigen des jungen Opfers sind laut Polizei einverstanden, dass die Ermittlungen neu aufgenommen werden. Ein Teil der Belohnung von 7500 Euro, die für erfolgreiche Hinweise bereit gestellt wurden, stammen von der Familie Jaekel.
Rückblick: Es ist Mittwoch, 20. Dezember 1989. Drei Joggerinnen hören um 18.05 Uhr einen "fürchterlichen Schrei". Erst am Freitagmorgen wird die tote Beatrice 200 Meter vom Stockholtweg entfernt entdeckt.
Der Fall
Der Fall wird am 5.8. ab 20.15 Uhr im ZDF, "Aktenzeichen XY... ungelöst" noch einmal aufgerollt. Der Verdächtige Heiko P. wird zwar 1991 im Mordfall Jaekel vom Schwurgericht freigesprochen, doch kurz darauf muss er wieder hinter Gitter: Er soll einen 13-Jährigen sexuell missbraucht haben.
Ihre Leiche liegt im Gebüsch unter Ästen, Laub und Moos. Ihr Unterkörper ist nackt, die Hose liegt einige Meter weiter. Nach der Obduktion steht fest: Die Studentin starb durch Erdrosseln, ein Sexualdelikt liegt nicht vor. Beatrice, sagt ihr verzweifelter Freund, lief fast täglich ihre Runden durch den Park. Am 20. Dezember begegnet sie ihrem Mörder.
Polizei bittet um neue Hinweise
Den will die Staatsanwaltschaft in Heiko P. gefunden haben. Es kommt zur Anklage. Und zum Freispruch. Ein Fasergutachten entlastet 1989 den 30-Jährigen. Schwerwiegend ist zudem die Kritik eines Gutachters des Landeskriminalamtes.
Die Gladbacher Beamten hätten bei der Besichtigung des Tatortes keine Schutzanzüge getragen, trotz des Regens kein Zelt aufgebaut - so seien wertvolle Spuren verändert oder vernichtet worden.
Der damalige Polizeispräsident Alfons Classen äußert sich nicht zu den schweren Vorwürfen.
Die Polizei erhofft sich jetzt neue Hinweise. Auch von einer Spaziergängerin, die seinerzeit mit einem etwa sieben Jahre alten Mädchen im Bresgespark unterwegs war. Tel. MG 290.