Mordversuch Elvira K.Jahrzehnte nach der Tat - Polizei erhält neue Hinweise
DORTMUND Das neue Phantombild von dem Mann, der 1990 eine 16-jährige Schülerin aus Dortmund töten wollte, hat zu zahlreichen Hinweisen auf den Unbekannten geführt. Der entscheidende Treffer war noch nicht dabei. Für die Ermittler ist eine Kombination aus zwei Informationen extrem wichtig.
Die entscheidende Frage lautet: "Wer verbindet mit dem Gesicht auf dem Phantombild einen konkreten Namen und eine Person, die 1990 mit einem dunklen Mercedes-Benz (Strich-Acht) in Dortmund und im Kreis Soest unterwegs war?"
Nach dem Mordversuch an der 16-jährigen Schülerin Elvira K. am 29. April 1990 hatte die Kriminalpolizei vergeblich im Straßenstrich-Milieu ermittelt. Kriminalhauptkommissar Gregor Schmidt geht davon aus, dass das Phantombild dem tatsächlichen Aussehen des Täters sehr nahe kommt.
Obwohl das Bild 24 Jahre nach dem Mordversuch angefertigt worden ist.
Polizei fahndet mit Foto fast 25 Jahre nach der Tat Dafür hatte eine Psychologin das damalige Opfer im Januar 2014 wie beim autogenen Training in einen Ruhezustand versetzt und die Tat erneut durchgesprochen. Die Polizei filmte das "kognitive Interview", das eine Stunde dauerte. Nach einer 90-minütigen Pause erstellte ein Spezialist des Landeskriminalamtes in Düsseldorf mit der Frau das neue Phantombild.
Als Anhalterin in Mercedes eingestiegen
Elvira K. war auf der Bornstraße in der Dortmunder Nordstadt als Anhalterin in den dunklen Mercedes eingestiegen und hatte den Mann gebeten, sie nach Hause in den Nordwesten der Stadt zu fahren. Stattdessen fuhr der Unbekannte mit der inzwischen eingeschlafenen Schülerin nach Möhnesee-Ellingsen. Auf einem Feldweg stach er 18 mal auf die Jugendliche ein und ließ sie im Freien zurück.
Schülerin überlebte den brutalen Angriff
Die Schülerin überlebte den brutalen Angriff und konnte sich durch ein Feld auf eine Straße schleppen. Dort wurde sie entdeckt. Von einer Bundeswehrkaserne aus alarmierten Helfer einen Notarzt, der das Leben des Mädchens retten konnte. Der Täter, der unerkannt entkommen konnte, ist möglicherweise für weitere Verbrechen verantwortlich. Denn der Mordversuch an Elvira K. war nicht die einzige schlimme Tat in dem Zeitraum:
Am 23. Oktober 1987 entdeckte ein Auszubildender die aus der Nordstadt stammende Sylvia Beerenberg (40) ermordet auf einem Feldweg in Lippetal-Hiltrop (Kreis Soest) Im August und im September 1994 starben in der Nordstadt die beiden jungen Prostituierten Anja Barth und Anke Becker. Einen Zusammenhang zwischen den Fällen ist zurzeit nicht nachweisbar
Drei Morde und ein Mordversuch zwischen 1987 und 1994 - die Verbrechen verunsicherten damals die Straßenstrich-Szenerie in Dortmund.
Jutta Geißler-Hehlke, die zu jener Zeit für die Mitternachtsmission arbeitete, erinnert sich: "Auf dem Straßenstrich erhöhte sich zeitweise die Solidarität der Frauen untereinander. Das Konkurrenzverhalten trat in den Hintergrund. Denn ein unbekannter Mörder ist ein nicht einschätzbarer Faktor und verbreitet lähmende Angst und Unsicherheit." Prostituierte hätten damals gezielt Zuhälter gesucht, um sich sicherer zu fühlen.
Mit dieser Täterbeschreibung sucht die Polizei den Unbekannten:
Damals 30 bis 40 Jahre alt (heute 53 bis 64). Normale Statur. Kurze, mittelblonde Haare, auffällige Augenpartie (wie bei Hush-Puppie-Hunden). Wirkte gepflegt, schmale und elegante Hände. Dortmunder Sprachstil, Raucher (vermutlich HB). Ortskenntnisse in Dortmund und im Kreis Soest. Bekleidung: Jeans, helle Cordjacke mit Fellkragen im Jeansjackenschnitt. Auto: Dunkler Mercedes Benz (Typ 8) mit gepflegtem Innenraum.
Hinweise an die Polizei Dortmund, Tel. 0231 / 1 32 79 99.
POLIZEI DORTMUND ROLLT ALTEN FALL MIT NEUER METHODE AUF Hypnose soll Mord von 1987 aufklären
14.03.2014 - 00:05 Uhr VON ANDREAS WEGENER
Dortmund – Mit einer spektakulären Ermittlungsmethode will die Polizei Dortmund einen 26 Jahre alten Mordfall klären: Unter Hypnose entstand jetzt ein Phantombild des Messerstechers! BILD erfuhr, was die Kripo heute bei einer Pressekonferenz bekannt geben will.
Am 23. Oktober 1987 hatte ein Unbekannter die Prostituierte Sylvia Beerenberg († 40) am Nordmarkt getroffen. Er erstach sie in einem Mercedes, warf die Leiche in Lippetal aus dem Auto. Am 29. April 1990 soll er erneut zugeschlagen haben: Er stach die Anhalterin Elvira K. (damals 16) am Möhnesee nieder – mit 21 Messerstichen! Die hübsche Schülerin überlebte knapp.
Mit ihrer Hilfe konnte jetzt das Phantombild erstellt werden. BILD traf die heute 40-Jährige. „Ich war total überrascht, als die Kripo Ende Januar schellte“ verrät die Altenpflegerin. Aber ich habe natürlich gerne geholfen – denn auch, wenn ich trotz der Tat meinen Lebensmut nie verloren habe, möchte ich dem Täter schon gerne irgendwann mal ins Gesicht sehen.”
Auf einem bequemen Sessel im Polizeipräsidium ließ sie sich von einer Expertin aus Bayern in Hypnose versetzen. „Ich habe mir das dann wie ein einem Kinofilm vorgestellt – die Hauptfigur war allerdings ich...”
Als ein Experte des LKA ihr später das nach ihren Angaben entstandene Täterbild zeigte, war Elvira K. verblüfft: „Ich sah einen völlig fremden Mann“, sagt sie.
Damals hatte sie ihren Peiniger nur vage beschreiben können: Zwischen 30 und 40 Jahre, schlank, mittelblond, breite Schultern und schlanke, weiche Hände…
„Ein absolut seriöses Verfahren” Bislang benutzte die Polizei nur überaus selten die Hilfe von Hypnose (z.B. bei der Oetker-Entführung oder beim Polizisten-Mord von Heilbronn).
BILD fragte den Kriminalpsychologen Dr. Christian Lüdke (53): Ist so eine Methode eigentlich ernst zu nehmen? „Absolut! Das ist nichts mystisches, sondern ein anerkanntes, seriöses Verfahren. Ich freue mich, dass die Dortmunder Kripo darauf setzt – so etwas hat es meines Wissens noch nie gegeben.“ Die Erinnerungen (in diesem Fall an das Gesicht des Verbrechers) seien manchmal „blockiert“ – etwa durch traumatische Erlebnisse oder Todesangst. „Im Zustand absoluter Entspannung kann man sie jedoch abrufen, weil man dann völlig angstfrei ist.“
Neues Phantombild soll 24 Jahre alten Mord klären++++++++
Peter Bandermann
14.03.2014, 14:05
Dortmund. Ein neues Phantombild 24 Jahre nach der Tat: Die Dortmunder Polizei hat Jahrzehnte nach beinahe tödlichen Messerstichen und einem vollendeten Mord ein neues Phantombild des Täters erstellt. Dazu setzte die Polizei erstmals in NRW eine Psychologin ein, um das Bild zu erstellen.