Wer hat Carmen Fuchs getötet? DIE KRIPO IM ORTENAUKREIS (6): Die junge Frau wurde 1975 bei Achern ermordet / Täter nie gefasst / Parallele zu Fällen im Elsass.
ORTENAU. Blau oder grün: Polizeibeamte sind in ihren Uniformen rasch zu erkennen. Allerdings nicht alle: Die Beamten der Kriminalpolizei sind an ihrem Arbeitsplatz meist in Zivil anzutreffen, ob im Büro oder an einem Tatort. Was tut die "Kripo"? Wofür ist sie zuständig? Mit welchen Fällen beschäftigt sie sich? Antworten auf derlei Fragen gibt eine Serie, die einen Blick hinter die Kulissen dieser so wichtigen Abteilung der Polizeidirektion Offenburg wirft. Heute: der Mordfall Carmen Fuchs von 1975.
Weit über 50 Tötungsdelikte hat die Ortenauer Kriminalpolizei in den vergangenen rund 40 Jahren registriert. Die ganz große Mehrheit der Fälle wurde aufgeklärt. Die meisten Täter wurden gefasst und konnten rechtskräftig verurteilt werden. Nur ganz, ganz wenige Fälle schlummern noch immer als "ungeklärt" in den Akten. Einer davon ist der Fall Carmen Fuchs. Seit genau 38 Jahren sucht die Polizei den Mörder der jungen Frau.
Es ist der Abend des 25. April 1975, ein Freitag. Carmen Fuchs besucht eine Diskussionsveranstaltung in Bühl (Stadt). In der Nacht macht sie sich auf den Nachhauseweg nach Kappelrodeck. Das ist nicht ganz so einfach, hat sie doch noch gar kein Auto. Und auch keinen Führerschein. Sie ist erst 16 Jahre alt. Sie findet jemanden, das hat die Polizei hernach recherchiert, der sie bis Achern mitnimmt und dort absetzt.
Die wenigen Kilometer bis in ihren Heimatort will sie offenbar trampen, doch in Kappelrodeck kommt sie nie an. Am übernächsten Tag, dem Sonntag, 27. April 1975, wird sie morgens von einem Spaziergänger auf Gemarkung Oberachern entdeckt. Die Leiche liegt in einem kleinen Bach, dem Fautenbach. Das junge Mädchen ist ertrunken, allerdings zeigten Würgemale am Hals, dass sie in die Hände eines Gewalttäters gefallen war. Die Kriminalpolizei macht sich an die Arbeit, sucht nach Zeugen, die Carmen Fuchs beim Trampen gesehen haben oder denen eine blutverschmierte Person oder ein Auto beim Fautenbach aufgefallen war. Die Staatsanwaltschaft setzt eine Belohnung von 2000 Mark aus.
Der ersehnte Durchbruch und die Festnahme des Mörders aber bleiben aus. Der Fall schafft es am 16. Januar 1976 als "Fautenbachmord" auch in die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY… ungelöst".
Die erhofften Hinweise wollen sich aber auch über diese Schiene nicht einstellen. Und dennoch lassen die Ermittler bei der Kripo nicht locker, auch nicht nach Jahrzehnten. Der ungelöste Fall Carmen Fuchs gehört zum Zuständigkeitsbereich von Hans-Jürgen Klinger, Erster Kriminalhauptkommissar und Leiter des Dezernats 1.1., bei dem auch Gewaltverbrechen angesiedelt sind. Klinger ist ein Ermittler mit Jahrzehnte langer Berufserfahrung, der aus dem Stegreif detailreich Fälle schildern kann, die bereits zig Jahre zurückliegen und in der Zwischenzeit von vielen, vielen weiteren Fällen überlagert wurden.
Klinger stößt 2004 auf mehrere Verbrechen, die im Elsass von einem gewissen Pierre Bodein verübt wurden und starke Parallelen zum Fall Carmen Fuchs aufweisen. "Die Verletzungsmuster waren bei allen Fällen gleich, es wurden auch Messer eingesetzt, und die von ihm bei Valff und Obernai im Elsass ermordeten Mädchen und Frauen wurden ebenfalls alle in einem fließenden Gewässer abgelegt", erinnert sich Klinger noch gut.
Und noch etwas fiel ihm damals auf: Bodein, der viele Jahrzehnte seines Lebens in Gefängnissen und geschlossenen Psychiatrien verbracht hat, war zu dem Zeitpunkt, da Carmen Fuchs ums Leben kam, auf freiem Fuß, "außerdem hatte er ein Auto und er hatte Bezüge zu Deutschland". Bodein – 1975 genau 28 Jahre alt – war 2007 für die drei Bluttaten zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht war überzeugt, dass er für den Tod zweier Mädchen im Alter von elf und 14 Jahren wie auch für den einer 38-jährigen Frau verantwortlich ist. Alle drei waren tot an Bächen gefunden worden – wie Carmen Fuchs. "Pierrot le Fou", der Verrückte, wurde er im Elsass genannt. Vor Gericht beteuerte er zwar seine Unschuld, doch das Gericht in Straßburg glaubte ihm nicht.
Schon bald nach den Taten wandte sich Klinger an die für den Raum Achern zuständige Staatsanwaltschaft Baden-Baden und traf beim damaligen stellvertretenden Behördenleiter, dem heutigen Chef der Staatsanwaltschaft Offenburg, Herwig Schäfer, auf offene Ohren: Über ein Rechtshilfeersuchen an die französischen Ermittlungsbehörden in Paris wurde es möglich, dass Klinger den in Straßburg einsitzenden Bodein im Beisein eines Dolmetschers verhören durfte.
Doch Klinger kommt nicht zum erhofften Ziel: Bodein weist jede Verantwortung am Tod von Carmen Fuchs weit von sich. Das Bauchgefühl und die verschiedenen Tatparallelen sagen Klinger aber: "Der war es!" Doch es gibt keine endgültigen Beweise, so dass der Mordfall Carmen Fuchs auch nach 38 Jahren auf die Aufklärung wartet.
Eine junge Frau will nach Hause trampen. Sie kommt nie an. Ein Fußgänger findet später ihre Leiche.In der Serie "Ungeklärte Morde in der Region" begibt sich die BZ auf Spurensuche. Denn in vielen Fällen wird weiter ermittelt – wie aktuell bei Carmen Fuchs.
Ein Arzt aus der Ortenau wird entführt und ermordet. In Rheinfelden verschwindet ein Rentner, seine Leiche wird Wochen später an ein Flusswehr geschwemmt. Eine junge Frau will nach Hause trampen, sie kommt nie an. Bis heute wissen nur die Täter, warum diese Menschen sterben mussten. Die BZ begibt sich in einer Serie auf Spurensuche. Denn es wird weiter ermittelt, wie die aktuellen Ereignisse im Mordfall Carmen Fuchs zeigen.
Es ist Freitagabend, als sich Carmen Fuchs auf den Heimweg nach Kappelrodeck in der Ortenau macht. Sie kommt von einer Diskussionsveranstaltung in Bühl und wird in einem Auto bis Achern mitgenommen. Von dort aus will sie anscheinend auch die letzten paar Kilometer nach Hause trampen. Am Sonntagmorgen entdeckt ein Spaziergänger ihre Leiche bei Achern. Carmen Fuchs, 16 Jahre alt, liegt im Fautenbach. Sie ist ertrunken. Es ist der 27. April 1975. Seither sucht die Polizei ihren Mörder.
Dass die Ermittler nicht aufgeben, zeigt ihr jüngster Schritt: Nach Informationen der BZ haben sie vor wenigen Tagen den elsässischen Mädchenmörder Pierre Bodein vernommen. Ist er auch für den Tod der 16-Jährigen verantwortlich? Die Behörden vermuten einen Zusammenhang: Die Tatumstände sollen den drei Morden ähneln, für die Bodein vor etwa einem Jahr zu 30 Jahren Haft verurteilt wurde: Sowohl zwei Mädchen im Alter von 11 und 14 Jahren als auch eine 38-Jährige waren 2004 tot an Bachläufen bei Straßburg gefunden worden. Was bei der Befragung herausgekommen ist, darüber halten sich die Behörden bislang bedeckt. "Pierrot le Fou", der Verrückte, wie er im Elsass genannt wird, hat vor Gericht zwar seine Unschuld beteuert, die Jury angesichts der Beweise aber nicht überzeugt. Am 8. September beginnt sein Berufungsverfahren. Bodein hat 35 Jahre seines Lebens in Gefängnissen und geschlossenen Psychiatrien verbracht. 1975 war er 28 Jahre alt.
Damals wendet sich die Kripo nach knapp zwei Wochen an die Öffentlichkeit. Sie hofft Zeugen zu finden – jemanden, der Carmen Fuchs in der Mordnacht gesehen hat; jemanden, dem eine blutverschmierte Person aufgefallen ist oder ein Auto "mit starken Blutantragungen". Die Staatsanwaltschaft setzt 2000 Mark Belohnung aus, die ZDF-Reihe "Aktenzeichen XY" berichtet. Die Hinweise führen zu keiner heißen Spur.
Heute ruht die Hoffnung der Polizei, den Mord zu klären, nicht nur auf Bodeins Vernehmung. Denn inzwischen sind die kriminaltechnischen Möglichkeiten weit fortgeschritten. Das Landeskriminalamt untersucht derzeit Kleidung und Zigarettenkippen vom Tatort auf DNA-Spuren. Sie könnten nach 33 Jahren zum Mörder von Carmen Fuchs führen.
Eine junge Frau will nach Hause trampen. Sie kommt nie an. Ein Fußgänger findet später ihre Leiche. In vielen alten "Ungeklärten Morden"kommt es zu keiner Aufklärung, viele werden neu aufgerollt und neu ermittelt – wie aktuell bei Carmen Fuchs.
Es ist Freitagabend, als sich Carmen Fuchs auf den Heimweg nach Kappelrodeck in der Ortenau macht. Sie kommt von einer Diskussionsveranstaltung in Bühl und wird in einem Auto bis Achern mitgenommen. Von dort aus will sie anscheinend auch die letzten paar Kilometer nach Hause trampen. Am Sonntagmorgen entdeckt ein Spaziergänger ihre Leiche bei Achern. Carmen Fuchs, 16 Jahre alt, liegt im Fautenbach. Sie ist ertrunken. Es ist der 27. April 1975. Seither sucht die Polizei ihren Mörder.
Dass die Ermittler nicht aufgeben, zeigt ihr jüngster Schritt: Nach Informationen der BZ haben sie vor wenigen Tagen den elsässischen Mädchenmörder Pierre Bodein vernommen. Ist er auch für den Tod der 16-Jährigen verantwortlich? Die Behörden vermuten einen Zusammenhang: Die Tatumstände sollen den drei Morden ähneln, für die Bodein vor etwa einem Jahr zu 30 Jahren Haft verurteilt wurde: Sowohl zwei Mädchen im Alter von 11 und 14 Jahren als auch eine 38-Jährige waren 2004 tot an Bachläufen bei Straßburg gefunden worden. Was bei der Befragung herausgekommen ist, darüber halten sich die Behörden bislang bedeckt. "Pierrot le Fou", der Verrückte, wie er im Elsass genannt wird, hat vor Gericht zwar seine Unschuld beteuert, die Jury angesichts der Beweise aber nicht überzeugt. Am 8. September beginnt sein Berufungsverfahren. Bodein hat 35 Jahre seines Lebens in Gefängnissen und geschlossenen Psychiatrien verbracht. 1975 war er 28 Jahre alt.
Damals wendet sich die Kripo nach knapp zwei Wochen an die Öffentlichkeit. Sie hofft Zeugen zu finden – jemanden, der Carmen Fuchs in der Mordnacht gesehen hat; jemanden, dem eine blutverschmierte Person aufgefallen ist oder ein Auto "mit starken Blutantragungen".
Heute ruht die Hoffnung der Polizei, den Mord zu klären, nicht nur auf Bodeins Vernehmung. Denn inzwischen sind die kriminaltechnischen Möglichkeiten weit fortgeschritten. Das Landeskriminalamt untersucht derzeit Kleidung und Zigarettenkippen vom Tatort auf DNA-Spuren. Sie könnten nach 33 Jahren zum Mörder von Carmen Fuchs führen.
Achern-Fautenbach. Der in Straßburg wegen dreifachen Mordes verurteilte Pierre Bodein (Foto: im Juli 2007 bei dem Prozess) hat bestritten, etwas mit dem Tod der 16-jährigen Carmen Fuchs zu tun zu haben, die im April 1975 leblos in einem Bach in Achern-Fautenbach gefunden wurde. Das gab die Staatsanwalt Baden-Baden gestern nach Übersetzung eines Protokolls bekannt, das in Folge einer Befragung des heute 61-Jährigen durch einen Beamten der Kripo Offenburg erstellt worden war. Dennoch ist der Fall nicht erledigt. Die weiteren Ermittlungen, vornehmlich DNA-Untersuchungen, würden weitergeführt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Baden-Baden. Der Mord an Carmen Fuchs wurde nie aufgeklärt.
Dank modernster Technik gibt es den perfekten Mord heute praktisch nicht mehr. Bei jeder Tat werden Spuren hinterlassen, die Auswertung ist so perfekt wie nie zuvor. Doch es gibt noch sechs offene Gewaltverbrechen. Die Mittelbadische Presse geht auf Spurensuche und hat mit der Polizeidirektion Offenburg gesprochen. Ortenau. Kapitalverbrechen verjähren nie. Das beherzigt auch die Ortenauer Kriminalpolizei. »Fünf Fälle beschäftigen uns noch immer«, erklärt Kriminalhauptkommissar Hans-Jürgen Klinger auf Anfrage der Mittelbadischen Presse. Kriminaltechniker Mario Vogt ist überzeugt: »Hätten wir damals schon die DNA-Analyse und andere technische Möglichkeiten gehabt«, hätten wir den einen oder anderen Fall mit Sicherheit aufgeklärt.« Doch was nicht war, kann ja noch werden. So geht die Kripo jetzt nochmals an die fünf Fälle ran und versucht, DNA-Spuren zu finden beziehungsweise auszuwerten.
Die Mittelbadische Presse geht auf Spurensuche, beschreibt die noch nicht geklärten Bluttaten und erklärt, welche Ansatzpunkte die Polizei noch hat. 27. April 1975: Die tote Frau im Fautenbach
Kurz vor ihrem 17. Geburtstag wird Carmen Fuchs Opfer eines Gewaltverbrechens. Sie wird am Sonntag, 27. April 1975, von Passanten im Fautenbach entdeckt. Ihr Hals weist Würgemale auf, doch daran ist die junge Frau nicht gestorben. Sie ist ertrunken. Freitagnacht war Carmen Fuchs von einer Veranstaltung der Gewerkschaftsjugend in Bühl-Stadt per Anhalterin unterwegs nach Hause. Doch dort kommt sie nicht an. Der Verdacht gegen zwei Männer lässt sich nicht erhärten.
Die Ausstrahlung in der ZDF-Sendung »XY ungelöst« bringt zwar jede Menge Hinweise, aber nicht den entscheidenden. »Aber wir sind dabei, die Kleidung und am Tatort gefundene Zigarettenkippen auf DNA-Spuren zu untersuchen.«