Nach Urteil im Mord ohne Leiche : Angeklagte im Fall Alexandra R. legen Revision ein
Nach Ansicht des Landgerichts Nürnberg-Fürth haben die Männer die damals hochschwangere und bis heute vermisste Nürnbergerin entführt und getötet. Die unter anderem wegen Mordes verurteilten Männer wollen die Strafe nicht akzeptieren.
Im Fall der seit Dezember 2022 vermissten Alexandra R. haben die beiden Angeklagten Revision gegen das Urteil eingelegt. Das teilte eine Justizsprecherin auf SZ-Anfrage mit.
Das Landgericht Nürnberg-Fürth hatte Dejan B., 51, den ehemaligen Lebensgefährten der Vermissten, und Ugur T., 49, ihren sowie seinen früheren Geschäftspartner, am vergangenen Mittwoch unter anderem wegen Mordes zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt und die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Damit wäre eine Entlassung nach 15 Jahren nahezu ausgeschlossen, sollte das Urteil rechtskräftig werden.
Ob die Revision zugelassen wird, müssen Richter am Bundesgerichtshof entscheiden, wenn diesen die entsprechenden Anträge samt Begründungen der Verteidiger zugegangen sind. Hierfür haben die Anwälte vier Wochen Zeit, sobald sie ihrerseits die Urteilsbegründung des Landgerichts Nürnberg-Fürth erhalten haben.
Das Gericht sah es nach 33 Verhandlungstagen in dem Indizienprozess als erwiesen an, dass Dejan B. und Ugur T. die damals im achten Monat schwangere Alexandra R. am 9. Dezember 2022 nach einem Streit um Geld aus Immobiliengeschäften zunächst entführt und anschließend getötet haben. Die Leiche der Frau hat die Polizei auch mehr als eineinhalb Jahre später trotz umfangreicher Ermittlungen nicht gefunden.
Die Angeklagten äußerten sich zu den Vorwürfen weder nach ihrer Festnahme im September vergangenen Jahres noch in Untersuchungshaft oder im Gerichtsprozess. Ihre Verteidiger hatten Freisprüche gefordert, weil trotz zahlreicher Indizien aus ihrer Sicht begründete Zweifel bestanden, dass die Männer die angeklagten Taten begangen haben. Es war deshalb zu erwarten, dass sie Revision einlegen würden.
Leiche fehlt noch immer: So geht es im Mord an Alexandra R. weiter Von Tobi Lang 11.10.2024, 06:34 Uhr
Nürnberg - Das Schicksal der 2022 hochschwanger verschwundenen Alexandra R. aus Nürnberg bewegte die ganze Region. Trotz eines Mordurteils fehlt noch immer die Leiche der Frau. Trotzdem wurde die Sonderkommission der Polizei nun aufgelöst.
Sie warten noch immer auf eine endgültige Erlösung: Die Angehörigen der im Dezember 2022 verschwundenen Alexandra R. leiden. Trotz des Mordurteils aus dem Juli, bei dem zwei Männer zu lebenslanger Haft verurteilt wurden, fehlt die Leiche der damals 39-Jährigen, die eine Pflegetochter zurücklässt. Eine zeitweise fast 30-köpfige Sonderkommission der Polizei ermittelte über eineinhalb Jahre an dem Fall, der die Region bewegt. Sie ist inzwischen aufgelöst, wie die Polizei auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt.
Was geschah mit Alexandra R.? Neuer Podcast liefert Antworten im spektakulären Vermisstenfall Franken 2.8.2024, 05:00 Uhr Eine Abgründe-Recherche Was geschah mit Alexandra R.? Neuer Podcast liefert Antworten im spektakulären Vermisstenfall Von Carolin Heilig Das heißt allerdings nicht, dass der Fall Alexandra R. zu den Akten wandert. Man sei bei neuen Hinweisen oder Ansätzen jederzeit in der Lage, personell aufzustocken. Wirklich belastbare Spuren dazu, wo die beiden mutmaßlichen Täter die Leiche versteckt haben könnten, gibt es offensichtlich aber nicht. Die Frau aus Nürnberg-Katzwang bleibt spurlos verschwunden. Und das nagt an den Eltern, die ihre Tochter gerne beerdigen möchten, ebenso wie an allen Angehörigen, die auf der Suche nach einem endgültigen Abschied sind.
Alexandra R. und die Gerichte: So geht es weiter Auch juristisch ist der Fall nicht final beendet. Das Urteil gegen den Ex-Partner von Alexandra R. sowie dessen Geschäftspartner ist zwar gesprochen - deren Anwälte haben aber bereits Revision beantragt. Bis 13. Oktober muss das Landgericht Nürnberg-Fürth sein schriftliches Urteil vorlegen, dann beginnt eine Vier-Wochen-Frist, in der die Verteidigung die Revision begründen muss. Dabei kann sie lediglich Verfahrensfehler monieren, nicht aber beispielsweise neue Beweise einbringen. Am Ende wird sich der Bundesgerichtshof (BGH) mit dem Antrag befassen müssen - ein durchaus langwieriger Prozess, der sich über viele Monate ziehen kann. Die Angehörigen brauchen also erneut Geduld.
Neue Podcastfolge zum Verschwinden von Alexandra R.: Kann ein Mensch einfach so abtauchen? Nürnberg 4.10.2024, 14:20 Uhr Folge 5: Zweifel Neue Podcastfolge zum Verschwinden von Alexandra R.: Kann ein Mensch einfach so abtauchen? Von Alicia Kohl Solange die Leiche nicht gefunden ist, dreht sich das Gedankenkarussell bei Markus Beyer, dem Lebensgefährten von Alexandra R., der am 9. Dezember 2022 mit seiner Partnerin auch seinen ungeborenen Sohn verlor. "Die Hoffnung, dass die Alex noch lebt, entbehrt jeglicher Vernunft", sagt er. Der Wirtschaftsmathematiker jongliert mit Wahrscheinlichkeiten und weiß, wie unrealistisch es ist, dass noch alles gut wird.
"Wenn, dann ist das eine komplett irrationale Hoffnung, dass sie von irgendwem - einem dritten Täter - festgehalten wird." Doch solche Gedanken legt Beyer meistens sofort "ad acta", wie er sagt. "Ich trau‘ mich nur zu sagen: Wenn sie gestern noch gelebt hat, lebt sie heute auch noch. Nur dafür gibt es keine vernünftige Grundlage mehr."
Podcast zu Alexandra R. Der Podcast "Abgründe" beleuchtet in sechs Folgen einen der medienträchtigsten Kriminalfälle der Region - das Verschwinden der Alexandra R. aus Nürnberg-Katzwang. In der sechsten Folge, "Das Urteil", geht es um den akribisch geführten Prozess. Zu Wort kommen Experten und Beobachter, die die mehr als dreimonatige Verhandlung zusammenfassen - aber auch die Menschen, die Alexandra R. kannten. Wie schaffen sie es, ihr Leben nach dem Urteil weiterzuführen? Zu hören ist der Podcast "Abgründe" auf nn.de, nordbayern.de und überall, wo es Podcasts gibt.