Die Frau war am Arbeitsplatz erschossen worden. Der Hauptbeschuldigte konnte ein Alibi vorweisen.
OLDENBURG - Für die Polizei schien es ein einfacher Fall zu sein: Schon kurz nach dem Mord an der Küchenhilfe Käte Hadeler glaubten die Ermittler, den Täter und dessen Motiv zu kennen. Doch der angeblich krankhaft eifersüchtige Ex-Mann der Getöteten ließ die Beamten abblitzen und präsentierte ein Alibi. Trotz diverser Hinweise auf den Beschuldigten konnte ihm die Tat vor 31 Jahren nie nachgewiesen werden.
Freitag, 23. Januar 1976, 18.30 Uhr, Unter den Eichen: Ein Mann klopft an das Fenster der Küche in der Hals-, Nasen- und Ohrenabteilung des Evangelischen Krankenhauses. Die 40-jährige Küchenhilfe Käthe Hadeler lässt ihn hinein. Im nächsten Moment kommt es zu einem heftigen Wortwechsel. In dessen Verlauf zieht der Besucher eine Pistole der Marke „Beretta“ und drückt dreimal ab.
Zwei Kugeln treffen die Frau in Kopf und Hals. Sie bricht blutüberströmt zusammen. Das dritte Projektil schlägt in ein Küchengerät ein. Schnell drückt der Täter seinem Opfer die Waffe in die Hand, um die Tat nach einem Selbstmord aussehen zu lassen. Krankenpfleger, die die Schüsse gehört hatten, stürzen in den Raum und sehen, wie ein Mann aus dem Fenster springt und flüchtet. Für Käthe Hadeler kommt jede Hilfe zu spät. Ein Arzt kann nur noch den Tod der Mutter von drei Kindern feststellen.
Die sofortige Fahndung der Polizei verläuft erfolglos. Ins Visier der Ermittler gerät aber der Ex-Mann der Getöteten. Der 61-jährige Frührentner gilt als eifersüchtig, jähzornig und cholerisch. Bei der Polizei ist er wegen verschiedener Delikte bekannt – er soll auch schon auf Menschen geschossen haben.
Am nächsten Morgen stehen Polizisten in Rastede vor der Wohnung des Beschuldigten. Dieser behauptet aber, dass er sich zur Tatzeit bei Bekannten aufgehalten habe. Gemeinsam habe man sich eine Fernsehsendung angeschaut. Das Alibi wird von den Bekannten bestätigt. Damit scheidet der 61-Jährige aus dem Täterkreis aus. Dabei bleibt es, obwohl bei der Polizei immer wieder Hinweise eingehen auf den Mann als mutmaßlichen Täter.
Auch die Tatwaffe führt nicht zum Mörder. In Italien war die „Beretta“ als Polizeiwaffe genutzt und 1961 nach Jugoslawien verkauft worden. Danach verliert sich die Spur der Pistole. Neue Erkenntnisse ergeben sich auch nicht nach einem Fernsehbericht in der Sendung „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“.
Sieben Jahre später berichtete die NWZ noch einmal über den Fall. Daraufhin meldet sich eine Frau, die am Mordtag in der Wienstraße, also in Nähe des Tatorts, einen roten Audi mit WST-Kennzeichen gesehen haben will. Käthe Hadelers Ex-Mann fuhr damals einen roten Audi 100 – für die erneute Aufnahme der Ermittlungen reichte dieser Hinweis aber nicht aus.
Täter und Opfer scheinen sich sehr wahrscheinlich gekannt haben - aus welchem Grund sollte sie denn an jenem Abend einer wildfremden Person Einlass in die Küche gewährt haben?
Vermutlich eine klassische Beziehungstat. Womöglich ein Mann, der nie gelernt hat, mit seinen Emotionen zurechtzukommen.