Emmerich. Am 11. Januar vor sechs Jahren veschwand die Emmericherin. Die Kripo verfolgte im vergangenen Jahr noch eine Fährte. Von Markus Balser und Christian Hagemann
Am 11. Januar 2008 verschwand Silke Büche (damals 43) spurlos. Bis heute ist nicht klar, was mit ihr geschehen ist. Ist sie abgetaucht, hat sie Selbstmord begangen? Oder ist sie das Opfer eines Gewaltverbrechens geworden? Dieser Fall ist so mysteriös, weil eine Frau einfach innerhalb weniger Stunden komplett verschwindet.
Die Polizei hat damals über 250 Personen überprüft, aber keine heiße Spur bekommen. Die Akte ist nicht geschlossen. Das Fahndungsplakat von Silke Büche hängt noch heute neben dem Schreibtisch von Gerd Hoppmann in Krefeld. Er leitete damals die Ermittlungen. Er gilt als "Mister 100 Prozent". Kein Fall, den der Kommissar bis dahin nicht geklärt hatte.
Doch der Fall Büche war der erste, bei dem auch er keine absolute Aufklärung bringen konnte. Aber er gibt nicht auf. Noch im vergangenen Jahr nahm die Kripo erneut eine Spur auf, nachdem bei Facebook darüber spekuliert worden war, dass aus dem Haus an der Oelstraße, aus dem Silke Büche verschwunden ist, auch eine weitere Person vermisst wurde. "Wir haben den Mann, um den es ging, gefunden und ihn vernommen. Es hätte sich ja ein Zusammenhang ergeben können", sagt Hoppmann. Dem war aber nicht so.
Wie jener Freitag am 11. Januar 2008 ablief, weiß die Polizei: Morgens war die gelernte Bürokauffrau noch im Rheincenter gesehen worden. Nachmittags in dem Fitness-Studio "Be fit" in Kellen. Gegen 17 Uhr besuchte sie dann ihre Mutter im Emmericher Krankenhaus. Ein Telefonat mit einer Freundin um 18.10 Uhr ist das letzte Lebenszeichen Silke Büches. Zu einer Verabredung, die sie am späteren Abend mit weiteren Freunden hatte, erschien sie nicht. Sie wurde einen Tag später als vermisst gemeldet.
Untersuchungen in der Wohnung ergaben keine Anhaltspunkte für eine Gewalttat: Auf dem Wohnzimmertisch lag das eingeschaltete Mobiltelefon, das sie eigentlich immer mit sich führte.
Ihr Auto, ohne das sie selten unterwegs war, stand schräg gegenüber des Hauseingangs. Im Fahrzeuginnern wurden Ausweis und Fahrzeugpapiere gefunden. Eine Nachricht der als zuverlässig geltenden Frau gab es nicht. In anderen Fällen gibt es Hinweise auf einen Kampf, Blutspuren, ein Motiv oder einen Verdächtigen – all das gab es hier nicht.
Das alles ist jetzt sechs Jahre her. Und auch, wenn die zuständige Ermittlungskommission längst aufgelöst wurde und die Faktenlage dürftig bleibt, ist der Fall noch nicht zu den Akten gelegt worden. "So lange nicht feststeht, was tatsächlich geschehen ist, gehen wir auch weiterhin noch jeder Spur nach", sagt Gerd Hoppmann.
Immer, wenn eine tote Person gefunden wird, bei der die Identität nicht direkt geklärt werden kann, gibt es einen Abgleich und Nachforschungen, ob es sich um Silke Büche handeln könnte. Beim Landeskriminalamt gibt es eine Abteilung für Vermisste und unbekannte Tote. Der Fall Silke Büche ist dort hinterlegt.
Der Mann von der Mordkommission in Krefeld hofft daher auf Hinweise, die doch noch zur Aufklärung des Falles führen. Einen Selbstmord schließt er nach gründlichen Recherchen nicht aus: "Die Wahrscheinlichkeit dafür ist mindestens genauso groß wie für eine Gewalttat."
Die Ermittler aus der Nachbarstadt hatten vor Jahren mit einem ganz ähnlichen Fall zu tun, der bis heute ungeklärt ist: Am 11. Januar 2008 verschwand die damals 43-jährige Silke Büche aus Emmerich spurlos. Sie soll viele Männerkontakte gehabt haben, die von Holland bis ins Ruhrgebiet reichen, darunter viele Internet-Bekanntschaften, wie die Datenanalyse ihres Computer gezeigt hatte.
Manches Schicksal klärt sich nie Die Polizei hat damals über 250 Personen überprüft, aber keine heiße Spur bekommen. Nachmittags war Silke Büche noch im Fitness-Studio, besuchte ihre Mutter im Krankenhaus, telefonierte um 18 Uhr noch mit einer Freundin. Zu einer Verabredung mit Freunden um 22 Uhr erschien sie nicht. Bis heute ist ungeklärt, was dazwischen geschah: Ihr Handy lag in der Wohnung, ebenso eine größere Menge Bargeld, ihr Auto stand vor dem Haus. Noch im vergangenen Jahr nahm die Kripo den Fall wieder auf, als aus demselben Wohnhaus eine weitere Person vermisst wurde. Sie tauchte wieder auf, einen Zusammenhang gab es nicht.
Beide Fälle haben Parallelen, eine Übereinstimmung zwischen den Bekanntschaften oder sonstigen Spuren und Hinweisen hat sich aber nicht ergeben. Die erfolglosen Ermittlungen der Krefelder Polizei zeigen: Es können Jahre ohne einen neuen Ermittlungsansatz vergehen. Und manches Schicksal klärt sich eben nie.
Vermisstensuche Drei Frauen verschwunden - Polizei prüft Zusammenhang von Vermisstenfällen 16.12.2014 | 16:40 Uhr
Emmerich/Duisburg/Oberhausen. Drei vermisste Frauen aus Emmerich, Oberhausen und Dinslaken geben der Polizei Rätsel auf. Die Ermittler prüfen einen Zusammenhang der Fälle, haben aber keine Hinweise auf einen Serientäter.
Seit dem 11. Januar 2008 wird Silke Büche vermisst. Die damals 43-Jährige, von der eine Freundin an jenem Januar-Abend per Telefonat das letzte Lebenszeichen vernahm, gibt fast sieben Jahre später immer noch Rätsel auf.
Mehr als 250 Verhöre hatten damals Hauptkommissar Gerhard Hoppmann und seine zehnköpfige Mordkommission in Krefeld geführt. Doch die spurlos verschwundene Silke Büche mündete in einen der wenigen Fälle, die nicht gelöst werden konnten.
Jetzt allerdings ist die nur 1,57 Meter große Emmericherin, die an der Oelstraße gewohnt hat und im Internet auf Männersuche gewesen sein soll, in die Schlagzeilen der „Bild“ geraten.
Es könnte einen Zusammenhang geben zwischen ihrem Verschwinden und zweier weiterer, ähnlich gelagerter Fälle an der Autobahn-3-Rheinschiene geben, heißt es dort. Von der 57-jährigen Näherin Doris Seyffarth aus Oberhausen sowie der 58-jährigen Kosmetikerin Dagmar Eich aus Dinslaken fehlt ebenfalls jede Spur.
Keine Hinweise auf einen Serientäter Die Essener Kriminalpolizei ermittelt im Oberhausener Fall aus dem Mai 2013, wo sicher von Mord ausgegangen wird. „Wir prüfen natürlich, ob es einen Zusammenhang zwischen den Fällen gibt“, erklärte am Dienstag Polizeisprecher Peter Elke auf NRZ-Anfrage, „haben aber keine Hinweise darauf, ob es sich vielleicht um einen Serientäter handelt“.
Vor mehr als sechs Jahren waren sämtliche Emmericher Ermittlungen, die auch in ein Sportstudio in den Niederlanden geführt hatten, im Sande verlaufen. Nach mehr als 14 Monaten intensiver Fahndung glaubte Hauptkommissar Hoppmann nicht mehr an einen Tötungsdelikt. „Wir sind zur Schlussfolgerung gekommen, dass es sich um einen Selbstmord gehandelt hat. Hätte ich noch die leiseste Hoffnung gehabt, wäre ich zu Aktenzeichen XY gegangen“, erklärte Hoppmann am 17. März 2009.
Von seiner Meinung wich er auch am Dienstag im Gespräch mit unserer Redaktion nicht ab: „Wir stehen mit den Kollegen in Verbindung und tauschen Infos aus. Einen Ripper vom Niederrhein haben wir aber nicht im Fadenkreuz.“