Gerti macht nicht mehr auf Wie vermutlich auch dieser: Vor 55 Jahren wurde Gertrude H. aus Linz in ihrer Wohnung in Athen erdrosselt. Ein Mord, der bis heute ungeklärt und nach griechischem Recht mittlerweile als verjährt gilt.
Zeitsprung ins Jahr 1966, in die Mekadoniastraße 35 in Griechenlands Hauptstadt Athen: Vorsichtig öffnet eine besorgte Hausmeisterin am Morgen des 7. Dezember mit einem Zweitschlüssel die kleine Garconnière von Gertrude H. aus Linz. Seit Tagen hatte sie die sympathische, bildhübsche Mieterin aus Österreich nicht mehr zu Gesicht bekommen. Auf mehrmalige Klopfversuche gab es keine Reaktion.
Und die Hausbesorgerin hatte sich zu Recht Sorgen um die ihr ans Herz gewachsene Gerti gemacht - wobei ihre schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen wurden. Erschüttert über das verwüstete Zimmer lässt sie ihren Blick langsam ins Schlafzimmer schweifen - und verfällt in Schockstarre!
Gefesselt, geschlagen und mit Kabel erdrosselt Mitten im Chaos liegt ein lebloser Körper. Zugedeckt mit einem Laken, nur die Füße ragen unter dem Stoff hervor. Es war Gertrude H. - halb nackt, um den Hals ein verknotetes Lampenkabel gewickelt. Es brauchte keinen Gerichtsmediziner, um das erschütternd Offensichtliche zu erkennen: Die 23-Jährige wurde erdrosselt. Und schnell war klar, dass sich Opfer und Täter wohl gekannt hatten, es sich um Mord aus Leidenschaft, nicht aus Habgier handelte. Der unbekannte Killer hatte kein Interesse an Gertrudes Wertgegenständen.
Bis heute ungelöst Schockierende Bestätigung lieferte die Obduktion: Laut Gerichtsmediziner sei die Linzerin an den Händen gefesselt und geschlagen worden, ehe ihr der Täter per Kabel sprichwörtlich den Lebensatem nahm. Als vermeintlicher Glücksgriff für die Ermittlungen erwies sich das Tagebuch der 23-Jährigen. Penibel hatte Gertrude darin ihre Erlebnisse und Gedanken bis zum Tag ihrer Ermordung festgehalten.
Auch ihre Männerbekanntschaften. Und so gerieten drei Liebschaften der Deutschlehrerin ins Visier. Die aber schnell wieder als unschuldig galten. Unter ihnen ein US-Soldat. Weitere mutmaßliche Verdächtige aus dem Tagebuch seien laut Freunden des Opfers erst gar nicht befragt worden.
„Vermutlich weil es verheiratete Männer waren - und es der Polizei zu unangenehm war“, kritisiert eine Bekannte die Ermittlungen. Diese warf der Polizei grundsätzlich eine halbherzige Mörder-Jagd vor. Vielen Hinweisen aus dem Umfeld des Opfers sei gar nicht nachgegangen worden.
Bis heute ist der Mordfall ungelöst - und er wird auch ungesühnt bleiben. Selbst wenn der Killer mittlerweile ohne Angst vor dem Gefängnis gestehen könnte: Anders als bei uns war die Gräueltat laut griechischem Strafrecht 20 Jahre danach bereits verjährt.