Auch wenn es sich bislang um Einzelfälle handelt, sammelt die Polizei Hinweise. In den vergangenen Jahren gab es keine konkreten Straftaten im Kreis Pinneberg.
KREIS PINNEBERG | Mitschnacker werden sie im Norden fast verharmlosend genannt. Doch was diese Menschen im Sinn haben, ist alles andere als harmlos. Sie haben es auf unschuldige Kinder abgesehen. Gleich zwei Fälle haben im Kreis Pinneberg innerhalb kürzester Zeit für Aufsehen gesorgt. Eltern sind beunruhigt.
Am 11. September berichtete ein achtjähriger Junge aus Hetlingen aufgeregt seinen Eltern, dass ein Mann versucht habe, ihn mit dem Versprechen in seinen Transporter zu locken „ganz viele tolle Tiere“ zeigen zu wollen. Am 17. September soll es in Pinneberg-Nord erneut zu einem Vorfall gekommen sein. Ein Zwölfjähriger soll von einem Unbekannten angesprochen worden sein. Der Junge solle mit ihm Nach Hause kommen und könne sich etwas Geld verdienen, indem „er beim Tapezieren“ helfe.
Beide Fälle sind bei der Polizei bekannt. Die Eltern hatten jeweils die Ordnungshüter informiert, bestätigte Polizeisprecherin Sandra Mohr auf Nachfrage dieser Zeitung. „Die Eltern haben richtig gehandelt“, sagte Mohr, warnte allerdings vor Panikmache.
Doch die Unruhe ist vorhanden. „Da traut man sich ja gar nicht mehr, die Kinder allein raus zu lassen“, schreibt eine Mutter im sozialen Netzwerk Facebook. „Ich mutiere zum Mutti-Taxi und schränke ihn in seiner Selbstständigkeit ein“ und „Meine Mädels dürfen auch nur noch zusammen zur Schule gehen und sich nur hier hinterm Haus aufhalten“, lauten weitere Kommentare. Auch die Bilsbek-Schule, die Grundschule der Gemeinden Prisdorf und Kummerfeld, hat reagiert. In einem Brief an „Eltern und Erziehungsberechtigte“ wurden die beiden jüngsten Fälle von möglichen Mitschnackern genannt. Rektor Manfred Hansen versicherte in dem Brief, dass die Klassenlehrer von der Schulleitung aufgefordert wurden, „in angemessener Weise auf die Problematik einzugehen.“
Polizeisprecherin Sandra Mohr weiß: Schilderungen, in denen Kinder von Fremden angesprochen werden, gibt es immer wieder. „Und in den meisten Fällen handeln Kinder und Eltern richtig“, sagte sie. Wie in Hetlingen und Pinneberg. Beide Jungen haben auf die Angebote Fremden nicht reagiert, haben ihre Eltern informiert und die sind dann zur Polizei gegangen. „Wir nehmen die Hinweise ernst“, sagte Moor. Wenn es zu Häufungen komme, werde die Öffentlichkeit gewarnt. Doch dazu sei es bislang nicht gekommen. Derzeit gehe die Polizei davon aus, dass es sich um Einzelfälle handelt. Denn trotz des Elternbriefs und der Diskussionen auf Facebook habe es keine weiteren Hinweise auf einen potenziellen Mitschnacker gegeben.
Wieviele solcher Einzelfälle im Jahr im Kreis Pinneberg vorkommen, konnte Polizeisprecherin Mohr nicht sagen. Statistiken über mögliche Mitschnacker gibt es nicht. Denn: „Das bloße Ansprechen eines Kindes oder das Anbieten von Süßigkeiten ist keine Straftat“, erläuterte Mohr. Obwohl es immer wieder mal Berichte gibt, dass Kinder von Fremden angesprochen werden, gelte es auch eines festzuhalten, Fälle, in denen tatsächlich versucht wurde, Kinder in ein Auto zu zerren und sie zu verschleppen, habe es in den vergangenen Jahren in der Region nicht gegeben.