Die Gewalt von Männergruppen gegen Frauen nimmt zu
GUNNAR SCHUPELIUS
3. August 2021 18:05 Aktualisiert 04.08.2021 07:35
Bereich: Gunnar Schupelius - Mein Ärger
Die Zahl der sexuellen Übergriffe und auch der Gruppenvergewaltigungen erreicht schwindelerregende Höhen. Eine wirklich entschlossene Haltung der Gesellschaft würde eine abschreckende Wirkung entfalten. Stattdessen werden die Taten totgeschwiegen, meint Gunnar Schupelius.
Am letzten Sonnabend meldete die Polizei dieses Verbrechen: Eine 20-jährige Frau wurde am 30. Juli um 22 Uhr an der Warschauer Brücke von etwa 15 jungen Männern umzingelt. Sie bedrängten die junge Frau in schlimmster Form, berührten und küssten sie. Erst als Passanten ihr zur Hilfe kamen, ergriffen sie die Flucht und stahlen ihrem Opfer dabei noch die Handtasche.
Diese Szene ist der Alptraum aller Frauen, vor allem seit der berüchtigten Silvesternacht 2015/16 in Köln, als hunderte junge Männer am Dom sexuell übergriffig wurden. Stundenlang wurde die Polizei der Lage nicht Herr.
Viele Frauen fühlen sich seitdem auf Straßen und Plätzen nicht mehr sicher, schon gar nicht nach Anbruch der Dunkelheit. Ihre Sorge ist berechtigt. Und es geht auch nicht nur um das „Antanzen“, sondern um viel Schlimmeres.
Wir haben kürzlich in der B.Z. exklusiv Zahlen des Bundeskriminalamtes veröffentlicht, die den Schrecken verdeutlichen: Zwei Mal pro Tag wird eine Frau in Deutschland Opfer einer Gruppenvergewaltigung.
Und wir kommen an der Tatsache nicht vorbei, dass die Täter zu einem großen Teil jung und männlich sind und aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan stammen. Viele von ihnen begehen die Taten im laufenden Asylverfahren.
Dennoch wird diese Kriminalität nicht öffentlich debattiert. Es gibt keine großen Berichte, keine Talkshows, kaum ein Politiker äußert sich.
Während wir jede Art von Rassismus bis in den letzten Winkel verfolgen, lassen wir die Gruppengewalt gegen Frauen im Grunde doch achselzuckend geschehen.
Das geht seit Jahren so. Beim Karneval der Kulturen im Frühjahr 2016 wurden Frauen umringt und sexuell belästigt. Die Täter stammten aus Tunesien, Marokko und Libyen. „Aber anders als nach Köln regt sich kaum jemand darüber auf“, kommentierte damals die Redakteurin der Tageszeitung „taz“, Plutonia Plarre.
Die Daten von 2019 waren erschreckend: Die Gesamtzahl der Vergewaltigungen in Berlin nahm um 20 Prozent gegenüber 2018 zu, dabei wurden 94 Gruppenvergewaltigungen registriert. 46 Prozent der Tatverdächtigen waren Ausländer, deren Anteil in der Bevölkerung bei 19 Prozent lag.
Zu einem spektakulären Verbrechen kam es am 27. Oktober 2019, als fünf junge Männer mit nordafrikanischen Wurzeln gemeinsam ein 17-jähriges Mädchen im Hotel Westin Grand in der Friedrichstraße vergewaltigten.
Es geht bei diesen Verbrechen schon lange nicht mehr um eine Randerscheinung oder um ungewöhnliche Einzelfälle. Darum muss die Bedrohung von Frauen in der öffentlichen Diskussion, in Talkshows, Politik und Parlament unbedingt mehr Raum bekommen.
Eine wirklich entschlossene Haltung der Gesellschaft würde – wie bei anderen Themen auch – eine abschreckende Wirkung entfalten. Stattdessen werden die Taten totgeschwiegen.
Hat Gunnar Schupelius recht? Rufen Sie an: 030/2591 73153, oder Mail: gunnar.schupelius@axelspringer.de
Wem haben wir denn das Geschilderte zu verdanken - seit ca. 2015?
ZitatAch wie gut, dass Niemand weiss, dass meine Freundin Springer heisst
Eine Symbiose von Presse und Politik. Die Duzfreundinnen Friede Springer und Angela Merkel haben eine enge, am Nutzen orientierte Beziehung. Auf der einen Seite der Springer Verlag – das mächtigste Presseorgan in Deutschland, auf der anderen Seite die Bundeskanzlerin, die gerne ihren Nutzen daraus schlägt. Das Ergebnis findet sich so gut wie jeden Morgen in der «BILD-Zeitung»: «Kanzlerin der Herzen», «Super-Merkel», «Standfeste Powerfrau», «Eiserne Kanzlerin», «Mächtigste Frau der Welt».
ANNIKA R. WURDE MIT 14 OPFER EINER GRUPPENVERGEWALTIGUNG
Mutter: „Ich möchte, dass meine Tochter wieder lebt“ Bisher nur Bewährungsstrafe für die Täter ++ Mutter und Tochter hatten sich um die Flüchtlinge gekümmert
Es ist ein Horror, der unvorstellbar ist: Mehrere Männer, die über eine Frau herfallen, sie brutal misshandeln, erniedrigen. Albtraum Gruppenvergewaltigung!
Laut Bundeskriminalamt (BKA) ein Phänomen, das in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen hat. Allein im Jahr 2020 wurden 704 Fälle angezeigt, durchschnittlich werden jeden Tag zwei Frauen oder Mädchen Opfer einer solchen Tat. Jeder 2. Tatverdächtige hat keine deutsche Staatsangehörigkeit, die meisten kommen zum Großteil aus islamischen Ländern.
Annika R. hat diesen Albtraum erlebt, traf BILD-Reporter Mirko Voltmer zu einem Gespräch. Bei BILD-Live erzählen sie und ihre Mutter Monika R. von der Tat, wollen aber anonym bleiben. Annika war 14 Jahre alt, als sie im Sommer 2016 von zwei Syrern vergewaltigt wurde. Die jugendlichen Täter kamen mit einer Bewährungsstrafe davon. Noch heute, fünf Jahre nach der Tat, leiden beide – und die Mutter sagt: „Ich möchte, dass meine Tochter wieder lebt.“
Besonders perfide: Mutter und Tochter kümmerten sich damals um Flüchtlinge, halfen ihnen, sich zurechtzufinden, unterstützten sie.
Die Vergewaltigung Bei einem gemütlichen Tee kippte plötzlich die Stimmung: Einer der Männer hielt Annika fest, der andere vergewaltigte sie.
Die heute 19-Jährige sagt: „Wie es mir geht...? Es wäre schön, wenn es mir wieder besser gehen würde. Aber ich merke es im Alltag oft, es gibt viele Situationen, es fängt beim U-Bahnfahren an, oder wenn einem einer an der Kasse zu nahe kommt.“ In der Schule habe sie gleich aus Reflex das Pfefferspray rausgeholt, als ihr ein Junge zu „nah auf die Pelle“ kam.
„Es sind Kleinigkeiten. Es kann ein Atem zu nah am Nacken sein oder ein blöder Spruch und ich dreh schon durch und bekomme eine Panik-Attacke.“
Ihre Mutter Monika R. berichtet davon, wie sie von der Tat erfuhr: „Ich hab's gehört und es ging sofort in meine Knie. Ich befand mich auf dem Fußboden wieder...“
„Ich habe Albträume“, sagt Annika R. Drei Stunden Durchschlafen seien schon ein „Highlight“: „Ich habe dann alle Bilder wieder im Kopf. Alle Gefühle kommen wieder hoch, Panik vor dem Schlafen. Wenn man aufwacht, ist die Panik da, weil man es wieder geträumt hat. Ja, das ist schon schwer.“
Eine Trauma-Therapie, so rieten ihr die Therapeuten, sollte sie erst machen, wenn das Gerichtsverfahren zu Ende ist.
BILD LIVE-CHEF ÜBER VERGEWALTIGUNG „Wenn ich das höre, habe ich Puls“
Mutter Monika R. macht sich den Vorwurf, dass sie ihren Kindern vielleicht eine zu heile Welt vorgelebt habe. Die Flüchtlingshilfe sei ein „Familienprojekt“ gewesen, „aus Dankbarkeit zum Leben“: „Die Menschen waren uns so nah wie Adoptivsöhne. Da war nicht die Spur, an so was zu denken...“
Ein Jahr danach ging Annika erst zur Polizei – auf Anraten eines guten Freundes, dem sie sich anvertraut hatte.
Täter kamen mit Bewährung davon Die Täter wurden im Februar 2021 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Im Prozess vor dem Jugendschöffengericht – die Angeklagten waren zum Tatzeitpunkt Heranwachsende – bestritt das bislang unbestrafte Duo die Tat.
Urteil: zwei Jahre Jugendstrafe auf Bewährung für Schadi A. (heute 25). Für seinen Komplizen Mohamad T. (heute 24) 18 Monate, dazu jeweils 500 Euro Geldbuße. Eine Berufungsverhandlung über den Fall ist geplant, es gibt aber noch keinen Termin.
„Es muss darüber geredet werden“, sagt Mutter Monika R. „Die Strafen sind einfach viel zu gering, die Schäden an Menschen sind zu hoch... Ich habe das Glück, dass mein Kind lebt. Aber dass es lebt, ist in Anführungsstrichen. Es ist da, aber ich würde mir wünschen, dass es endlich wieder anfängt zu leben.“
Normalität, Unbeschwertheit – bisher kaum vorstellbar. „Die Mutter sagte mir, dass sie jetzt – fünf Jahre nach der Tat – im Wagen (auf der Fahrt zum BILD-Besuch, d. Red.) das erste Mal gemeinsam gelacht hätten“, berichtet Reporter Mirko Voltmer. „Daran sieht man, wie groß der Schatten ist, der auf beide gefallen ist.“ Aber es sei den Frauen ein Bedürfnis gewesen, darüber zu sprechen: „Dass die Dinge rauskommen, dass sie angesprochen werden – und dass ihnen jemand zuhört.“
Annika: „Ich wünschte, man würde sie in einen Raum sperren und ihnen jeden Tag ein Video von mir abspielen. Wie ich mich gefühlt habe. Damit die begreifen, wie man sich bei sowas fühlt.“