Bohmter Rentnerin verschwand 1999 nach Friedhofsbesuch spurlos – Polizei geht von Gewaltverbrechen aus Ermittler rollen Fall Aenne Koch neu auf
Bohmte/Stemwede - Es war ein mysteriöser Kriminalfall im nahen Bohmte, der 1999 auch im benachbarten Stemwede hohe Wellen schlug. Von Dieter Wehbrink Mittwoch, 24.02.2021, 03:16 Uhr aktualisiert: 24.02.2021, 03:20 Uhr
Fast täglich berichtete auch diese Zeitung damals über einen längeren Zeitraum darüber. Am 21. Mai 1999 verschwand bei einem Friedhofsbesuch in Bohmte-Leckermühle die damals 71-jährige Aenne Koch. Die Rentnerin, Mutter von vier Kindern und Großmutter, wollte offenbar – wie so oft – das Grab ihres 1992 verstorbenen Mannes pflegen.
Ihr Auto, ein Opel-Corsa, stand am nächsten Tag unverschlossen auf dem Friedhofsparkplatz. Gefunden wurde ein Schlüssel und – sehr zur Beunruhigung der Polizei – eine kreisrunde Blutlache. Solche Flecken entstehen laut Kriminaltechniker, wenn ein Mensch verletzt auf dem Boden liegt. Wenig später stellte sich heraus, dass das Blut tatsächlich von Aenne Koch stammte.
Also ein Gewaltverbrechen, ein Tötungsdelikt, das man schnell aufklären würde? Diese Hoffnung zerschlug sich damals von Woche zu Woche immer mehr. Sämtliche Ermittlungen, alle öffentlichen Zeugenaufrufe und mehr als 150 Hinweise aus der Bevölkerung liefen ins Leere. Das Schlimmste für die Angehörigen: Bis heute fehlt von Aenne Koch – sie müsste heute 93 Jahre alt sein – jede Spur. Großangelegte Suchaktionen, zuerst mit Hundestaffeln und Polizeihubschrauber, dann auch mit Leichenspürhunden und Tauchern am nahe gelegenen Mittellandkanal, blieben erfolglos.
Schließlich wurde die Suche eingestellt und das wahrscheinliche Verbrechen bis heute nicht aufgeklärt. Doch jetzt wird der Fall wieder als so genannter „Cold Case“ aufgerollt. Eine neue Generation von Polizisten kommt hier zum Einsatz.
Mit solchen ungeklärten Vorfällen beschäftigt sich die Polizeiakademie Niedersachsen in Nienburg ( https://www.pa.polizei-nds.de ). In einem deutschlandweit einmaligen Wahlpflichtkurs „Cold Case“ arbeiten Studierende solche mysteriösen Fälle noch einmal auf. Neben dem Effekt der erneuten Untersuchung des Falls Aenne Koch werden die Teilnehmer im Unterricht besonders für die Analyse solcher ungelösten Vorfälle sensibilisiert.
Die angehenden Kripo-Beamten arbeiten im Fall der Bohmter Vermissten eng mit Kriminalhauptkommissar Guido Schiotka von der Polizei Osnabrück zusammen. 20 Jahre alte Spurenakten werden erneut durchforstet, erste kleine Ansatzpunkte und Hinweise gab es schon, doch noch blieb der Durchbruch aus.
Thema in Fernsehsendung Das Osnabrücker/Nienburger Ermittlerteam hofft weiterhin auf Mithilfe aus der Bevölkerung. „Es ist nach wie vor nur schwer vorstellbar, dass damals niemand etwas gesehen hat. Wir hoffen auf Zeugenaussagen von Menschen, die sich bisher nicht gemeldet haben“, sagte Guido Schiotka erst kürzlich in der ZDF-Fernsehsendung „Hallo Deutschland“. Hoffnung macht den Akteuren unter anderem der lange zeitliche Abstand zur Tat. Fast 22 Jahre nach dem Verschwinden von Aenne Koch könnten sich vielleicht Zeugen melden, „die heute niemanden mehr schützen müssen“.
Auffällig an Aenne Koch war, dass ihr aufgrund einer Krebserkrankung eine Ohrmuschel fehlte. Sie hatte von ihrem Wohnhaus nur zwei Kilometer bis zum Friedhof zurückzulegen. Ihr Sohn vermisste seine Mutter einen Tag später. Er fand den Corsa auf dem Friedhofsparkplatz und rief die Polizei. Im Fahrzeuginneren befanden sich Blumen, Gartengeräte und die Brille von Aenne Koch. Am Auto war außen eine Gartenharke angelehnt, das Grab des Mannes aber unberührt. Die Polizei schließt ein freiwilliges Verschwinden oder einen Selbstmord aus.
Der Friedhof hat eine direkte Verbindung zur vielbefahrenen B 218. In Höhe des Friedhofs gibt es eine Haltebucht auf der Bundesstraße, in der oft Lastwagenfahrer Pausen einlegen.
Das neue Ermittlerteam hofft auch auf den Ehering, den Aenne Koch trug. Er hatte die Gravur „Wilhelm 31.8.1952“. Ist dieser Ring bei einem Goldhändler oder einem Pfandhaus aufgetaucht?
Zeugenhinweise zum Fall Aenne Koch nimmt die Polizei in Osnabrück unter Telefon 0541/3272115 oder in Bohmte unter Telefon 05471/971122 entgegen.
Auch in OWL gibt es viele ungeklärte Fälle, oft auch Mordfälle.
Serienmörder auf der Flucht Etwa zeitgleich mit dem Fall Aenne Koch sorgte 1999 ein Schwerverbrecher wegen seiner mehrmonatigen Flucht aus der Haft für Angst und Schrecken in der Bevölkerung. Dieter Z. hatte zwei Monate vor dem Verschwinden von Aenne Koch in Remagen vier ältere Menschen getötet. Auch diese Zeitung berichtete über die Flucht, weil vermutet wurde, dass er sich im Raum Stemwede/Bohmte aufhielt. Zeugen wollten ihn am Mittellandkanal gesehen haben. Dieter Z. wurde im August 1999 in Greifswald festgenommen. Ein Zusammenhang mit Aenne Koch konnte nicht festgestellt werden.
Hallo Deutschland von Ralf Döbele Eigentlich will Aenne Koch nur das Grab ihres Mannes pflegen – dann verschwindet die Rentnerin spurlos. Ihr Auto wird 1999 noch auf dem Friedhof gesehen aber lediglich ein Blutfleck und ihre Schlüssel werden gefunden.
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ab 02:21
11 min11 min 17.02.202117.02.2021 Video verfügbar bis 17.02.2022
(Artikel erscheint bei Google, nicht jedoch im Link)
Infos aus dem Artikel Tatzeitpunkt: zwischen 19.30 und 20.00 Uhr, Freitag vor Pfingsten PKW stand unverschlossen auf dem Parkplatz, Blumen befanden sich im Wagen, eine Hacke lehnte am Wagen, der Autoschlüssel lag wenige Meter vom Fahrzeug entfernt auf dem Boden.
Raubüberfälle auf ältere Friedhofsbesucher sind in unserer Zeit keine Besonderheit.
Die Täter beobachten auf dem Friedhof die Senioren in Ruhe und rauben sie anschließend aus.
Möglicherweise kannte Aenne Koch diese Person, die damals für ihr Verschwinden verantwortlich war. Bohmte ist bekanntlich eine kleine Gemeinde.
Ein "Zufallstäter" wird dagegen sehr wahrscheinlich vielmehr verschiedene Optionen für eine solche "Konfliktsituation in Betracht ziehen, bevor er einen "Mord" als letzten Ausweg sieht.
Ja, der Friedhof ist abgelegen und anscheinend in den Frühjahr- /Sommermonaten durch Sträucher teilweise wie abgeschottet. Dazu kam noch der relativ späte Zeitpunkt für den Friedhofsbesuch.
Auf den Stufen (der Kapelle??) lagen die Autoschlüssel. Ist in diesem Gebäude auch eine Toilette und war für jeden zugänglich? Ich könnte mir vorstellen, dass Frau Koch beim Auspacken ihrer Sachen auf etwas aufmerksam wurde. Es sieht doch so aus, als ob sie vom Gebäude weglief und dabei ihren Schlüssel verlor. Im weiteren Verlauf wurde sie vermutlich auf ihrer Flucht zum Auto von hinten erschlagen.
Vermutlich wurde sie vom Täter angegriffen, als sie sich ausserhalb von dem PKW aufgehalten hat.
Die Blumen waren noch im Fahrzeug und die Harke lehnte an der Seitentür.
Es sieht so aus, als hätte sie einen Schlag abbekommen und daher ist der Blutfleck dort auf dem Boden. (Nicht weit vom Fahrzeug entfernt)
Als sie dann weglaufen wollte, hat sie ihren Schlüssel verloren, wie du @MissMill auch schon geschrieben hast.
2. Variante wäre, dass sie plötzlich zur Toilette wollte. Ließ alles stehen und liegen und ging zur Toilette. Dort könnte sie der Täter überrascht haben und sie wollte zu ihrem Fahrzeug laufen.
Das wäre auch denkbar.
Admin und Foren Moderatorin Hinweise zu den hier aufgeführten Fällen bitte an die zuständige Polizeidienststelle
Der Friedhof hat eine direkte Verbindung zur vielbefahrenen B 218. In Höhe des Friedhofs gibt es eine Haltebucht auf der Bundesstraße, in der oft Lastwagenfahrer Pausen einlegen.
Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde sie im weiteren Verlauf in ein Fahrzeug gezerrt und abtransportiert.
Das fehlende Motiv.
Eine Beziehungstat oder ein Sexualverbrechen durch eine unbekannte Person kann man sicherlich nicht völlig ausschließen.
Denn bei einem geplanten Raubüberfall hätte sie ein Täter vermutlich nur körperlich attackiert, um dadurch an ihre Handtasche zu gelangen.
Persönlich kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Frau Koch an jenem Abend viel Bargeld bei ihrem Friedhofsbesuch mit sich führte, da sie von zu Hause kam.