Eiseskälte in Hamburg Nächster toter Obdachloser aufgefunden
11.02.21, 12:23 Uhr Von Daniel Gözübüyük
St. Pauli -
In Hamburg ist erneut ein Obdachloser tot aufgefunden worden: Diesmal in der Nacht zu Donnerstag an den Landungsbrücken – das bestätigte die Hamburger Polizei auf eine entsprechende MOPO-Nachfrage.
Im Bereich der Helgoländer Allee unter der S-Bahnbrücke sei man auf den männlichen Leichnam gestoßen. „Nach ersten Erkenntnissen erschien ein flüchtiger Bekannter des Verstorbenen an einem Polizeikommissariat und teilte den Umstand mit“, so ein Polizeisprecher.
St. Pauli in Hamburg: Nächster toter Obdachloser aufgefunden
Der Körper des Mannes, der bisher grob auf 55 bis 65 Jahre geschätzt wird, kam in das Institut für Rechtsmedizin. Die genaue Todesursache und die Identität sind noch unklar – vermutlich ist der Mann aber auch erfroren, genau wie 12 Menschen vor ihm in diesem Winter. Allein in diesem Jahr waren es bereits sieben Kältetote – nun sind es acht.
„Und wieder hat ein Mensch sein Leben auf Hamburgs Straßen verloren. Wiederholt wurde er aufs Winternotprogramm aufmerksam gemacht, wollte aber auf keinen Fall in eine Massenunterkunft.
DAS ist jetzt Hamburgs 13. Toter, weil das Hilfeprogramm der Sozialbehörde Hamburg ja völlig ausreichend ist!!“, teilte Leben im Abseits e.V. – ein Verein für Obdachlosen-Hilfe – über Facebook mit. „WAS muss noch passieren, damit ein menschliches Reagieren seitens des Hamburger Senat erfolgt?“
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Hamburg setzt in seinem Winternotprogramm grundsätzlich weiterhin auf Unterkünfte mit Mehrbettzimmern – trotz Corona-Pandemie. Eine Anlaufstelle für den Tag ist die Markthalle mit 200 Plätzen. Das Winternotprogramm versteht sich als nächtlicher Erfrierungsschutz, darum müssen die Obdachlosen die Unterkünfte morgens verlassen und können am frühen Abend zurück kehren. Wegen der extremen Kälte derzeit lässt die Sozialbehörde die Unterkünfte ausnahmsweise aber auch tagsüber geöffnet.
Hamburg: Einzelzimmer für Obdachlose sind rar – und schnell belegt
Mittlerweile werden von der Sozialbehörde aber auch Einzelzimmer angeboten, wie zum Beispiel an der Eiffestraße, die Obdachlosen mit psychischen und körperlichen Beeinträchtigungen zur Verfügung stehen.
Auch einige Hotels stellen ihre Zimmer kostenlos zur Verfügung, weitere Hotelzimmer werden über private Initiativen von Spendengeldern bezahlt. Die Plätze sind allerdings rar – und schnell belegt.
Trotz einiger Möglichkeiten ziehen viele der geschätzten 2000 Obdachlosen in Hamburg es vor, auf der Straße zu leben. „Ihnen ist die Gefahr bewusst“, so ein Mitarbeiter des Kältebusses, der jede Nacht Obdachlose mit Schlafsäcken und heißen Getränken versorgt. „Aber die Angst, sich in der Unterkunft mit Corona zu infizieren und dann womöglich ins Krankenhaus zu müssen oder zwei Wochen eingesperrt zu werden in Quarantäne, die ist größer als alles andere.“
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