12.01.2021 12:43 7.952 Junge (†14) in München totgerast: War es Mord?
München - Ein Autofahrer flieht in der bayerischen Landeshauptstadt vor der Polizei und rast in eine Gruppe Jugendlicher. Ein 14-Jähriger wird erfasst und stirbt. Etwas mehr als ein Jahr nach dem Aufsehen erregenden tödlichen Raserunfall in München beginnt nun der Prozess gegen den Fahrer.
Am Dienstag (9.30 Uhr) startet das Verfahren. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann, der sich nach Behördenangaben in der Tatnacht eine Jagd mit den Polizeibeamten lieferte, Mord vor.
Der heute 35-jährige Deutsche aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen war am 15. November des Jahres 2019 um kurz vor Mitternacht auf der Flucht vor einer Polizeikontrolle auf der Gegenfahrbahn durch die Stadt gerast. Es war eine Fahrt mit Folgen.
Er ignorierte laut Polizei mehrere rote Ampeln und erfasste - nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit mehr als 120 Kilometern in der Stunde - zwei 14 und 16 Jahre alte Jugendliche, die gerade an einer Bushaltestelle die Straße überquerten.
Der 14-Jährige wurde bei dem schrecklichen Drama 43 Meter weit durch die Luft geschleudert. Er starb. Die damals 16-Jährige wurde schwer verletzt.
Die Anklage geht davon aus, dass der Mann Kokain genommen und Alkohol getrunken hatte. Danach soll er mit rund Tempo 120 im Gegenverkehr durch die Landeshauptstadt gefahren sein, weil er eigentlich im Zuge von Bewährungsauflagen keine Drogen nehmen durfte - die Polizei ihn aber entdeckt hatte.
Er habe in Kauf genommen, "eine nicht vorhersehbare Anzahl von Menschen töten" zu können, teilte die Behörde zur Anklageerhebung im September des vergangenen Jahres mit - weil es ihm wichtiger gewesen sei, nicht wegen der Drogen ins Gefängnis zu müssen. Obwohl der Airbag bei dem tödlichen Unfall auslöste, fuhr der Mann den Angaben nach weiter. Dann setzte er seine Flucht zu Fuß fort, bis Polizisten ihn festnehmen konnten. Dabei habe sich der Mann heftig gewehrt.
Er saß zunächst in Untersuchungshaft und muss seit Anfang Mai seine widerrufene Bewährungsstrafe absitzen.
Tödlicher Raserunfall in München: Dashcam zeichnete dramatische Szenen auf
Die Staatsanwaltschaft kommt auf 21 Bände Ermittlungsakten. Die Anklageschrift sei 164 Seiten dick. Sie wirft dem 35-Jährigen auch Gefährdung des Straßenverkehrs, Durchführung eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens sowie tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte vor. Die Behörde hatte im September 2020 insgesamt 48 Zeugen benannt sowie 15 Experten.
Zudem hatte eine sogenannte Dashcam in der Frontscheibe eines Zeugen den Fahrverlauf des Rasers ab etwa 26 Sekunden vor der Kollision mit dem Getöteten und der verletzten Jugendlichen aufgezeichnet. Auch lägen Videos der Innenraumüberwachungen zweier Linienbusse vor.
Tödliche Unfälle, bei denen Autofahrer viel zu schnell unterwegs sind, gibt es immer wieder.
Verurteilungen wegen Mordes sind bislang aber selten. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs kommt es dabei auf die Umstände des Einzelfalls an.
So wurde in Hamburg ein Mann wegen Mordes verurteilt, der einen Taxi-Passagier totgerast hatte.
Der Täter war auf der Flucht vor der Polizei mit bis zu 155 Kilometern pro Stunde absichtlich auf die Gegenfahrbahn gefahren. Das Landgericht nahm an, dass ihm das Leben Anderer und sein eigenes Leben gleichgültig waren.
Der Unfall sorgte für Aufsehen und große Trauer in München.
Eine Woche danach hielten rund 400 Menschen eine Mahnwache nahe der Unfallstelle ab. Nach dem Unglück geriet zeitweise auch die Polizei in die Kritik. Den Beamten wurde vorgeworfen, den Autofahrer gehetzt und damit den Unfall provoziert zu haben. Die Münchner Polizei wies das zurück. Das Gericht hat zwölf Verhandlungstage für den Prozess angesetzt. Das Urteil für den Angeklagten könnte demnach am 26. Februar fallen.
Update 11.15 Uhr: Angeklagter muss behandelt werden
Während der Verlesung der Anklage bat die Verteidigung vor dem Landgericht München I um eine Unterbrechung.
"Mir geht's nicht gut. Ich krieg' schlecht Luft", sagte der 35 Jahre alte Angeklagte. Daraufhin wurde ein Sanitäter gerufen, um den Mann zu behandeln - und die Verhandlung für knapp eine halbe Stunde unterbrochen.
Im Mordprozess um einen tödlichen Raserunfall in München hat der Angeklagte Reue gezeigt.
"Für das, was passiert ist, habe ich keine Worte", hieß es in einer Erklärung, die seine Anwältin zum Prozessbeginn am Dienstag vor dem Landgericht München I im Namen ihres Mandanten verlas.
"Schock, Schuldgefühle, Selbstmordgedanken" empfinde er. "Heute kann ich sagen, dass ich die Gefahr vollkommen unterschätzt und mich überschätzt habe."
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
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ZitatNach dem Unglück geriet zeitweise auch die Polizei in die Kritik. Den Beamten wurde vorgeworfen, den Autofahrer gehetzt und damit den Unfall provoziert zu haben. Die Münchner Polizei wies das zurück.
Hier hört es sich nicht danach an, als ob die Polizei unmittelbar vor dem Unfall hinter dem Raser her war:
"Weil der Mann kurz zuvor auf einer Straße trotz durchgezogener Mittellinie gewendet hatte, folgte ihm ein Streifenwagen, um ihn zu kontrollieren. Der 34-Jährige habe sofort Gas gegeben, sagte der Sprecher. Der Streifenwagen habe ihn aus den Augen verloren und nicht verfolgt. „So eine Verfolgung innerhalb der Stadt ist viel zu gefährlich.“ Stattdessen hätten die Beamten Verstärkung gerufen.
Wenig später sah die Besatzung eines hinzugekommenen Streifenwagens schon die beiden Jugendlichen auf der Straße liegen. "
14-Jähriger stirbt bei Unfall Lebenslang für Totraser Victor B.
23.03.2021 - 15:23 Uhr
München – Das ist wirklich ein Urteil im Namen des Volkes!
Im Prozess um einen tödlichen Raserunfall in München ist Victor B. (34) wegen Mordes und vierfachen Mordversuchs zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das entschied das Landgericht München.
Der Deutsche aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen – er wird von Anwältin Daniele Gabler von der Kanzlei Heindl&Lang verteidigt – war am 15. November 2019 kurz vor Mitternacht auf der Flucht vor einer Polizeikontrolle auf der Gegenfahrbahn durch die Stadt gerast (BILD berichtete).
Er soll geflohen sein, weil er unter Drogeneinfluss stand, damit gegen Bewährungsauflagen verstieß und Angst hatte, ins Gefängnis zu kommen.
Nach Angaben der Ermittler ignorierte er mehrere rote Ampeln und erfasste – laut Staatsanwaltschaft mit mehr als 120 Kilometern in der Stunde – wei 14 und 16 Jahre alte Jugendliche, die gerade die Straße überquerten.
Der 14-Jährige starb, die 16-Jährige wurde schwer verletzt.
Rückblick
Susanne S. (17, Name geändert) denkt jeden Tag an die schrecklichen Bilder vom 15. November 2019. Immer, wenn sie auf ihren verletzten Fuß blickt. Die Schülerin hat den Unfall auf der Fürstenrieder Straße überlebt. Als Raser Victor B. nachts im Drogenrausch einer Polizeikontrolle entgehen wollte – und mit 124 km/h als Geisterfahrer Schüler Max D. (14) in den Tod rammte.
► „Wir waren nur vor Ort, weil Max dort auf eine Party wollte“, sagt Susanne vor Gericht, die an dem Abend mit Freunden unterwegs war. Die Gruppe war schon auf dem Nachhauseweg, als das Unglück passierte.
„Wir gingen bei Grün über die Straße. Ich hatte Max noch etwas gefragt.“ Doch er konnte nicht mehr antworten. Raser Victor B. erfasste den Jungen mit seinem BMW (225 kW) mitten auf der Straße.
►„Wir haben noch gekuckt, ob ein Auto kommt.“ Mit einem Geisterfahrer rechneten sie nicht. Victor B. sei auch ohne Licht über die Fürstenrieder Straße geheizt. „Ich sah Max nur noch fliegen, seine Mütze, seine Schuhe, seine Tasche.“ Danach gab es nur noch Schreie.
Susanne wurde selbst leicht erfasst, brach sich ihr Sprunggelenk. Sie hatte Glück. „Nur, weil eine Freundin schrie, blieb ich stehen.
München – Victor B. rammte 2019 als Geisterfahrer Schüler Max D. (†14) in den Tod. Jetzt sagten Zeugen und Opfer vor Gericht aus.
Noch immer leidet die Schülerin psychisch schwer unter den Folgen. Victor B. richtete kurz das Wort an sie. „Es tut mir Im Herzen weh, sie leiden zu sehen.“ Susanne fragte ihn: „Warum haben Sie das alles gemacht?“ Eine Antwort gab ihr Victor B. nicht.
Jetzt muss der Fahrer für lange Zeit ins Gefängnis.
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