Was ist PIMS? 60 Kinder in der Schweiz schwer an Covid-19 erkrankt
Von Euronews mit SRF • Zuletzt aktualisiert: 31/12/2020 - 05:26
Nach Angaben des Kinderspital Zürich sind in der zweiten Welle mehr Kinder schwer an Covid-19 erkrankt als im Frühjahr. In der ganzen Schweiz gab es etwa 60 Fälle von Multi-Organ-Versagen nach einer Infektion mit dem Coronavirus. Manchmal traten die schweren Symptome wie hohes Fieber erst Wochen nach der Ansteckung auf. Die Abwehrkräfte der Kinder richten sich plötzlich und überschießend gegen das eigentlich schon besiegte Virus.
Diese Entzündungsreaktion wird auch als PIMS bezeichnet. PIMS steht für "Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome" (Pädiatrisches multisystemisches inflammatorisches Syndrom) und bedeutet eine Überreaktion des Immunsystems.
Die meisten schweren Verläufe bei Kindern wurden in den vergangenen Wochen behandelt. Betroffen sind laut Zürchern Forscher Kinder im Alter zwischen 6 und 16 Jahren, Jungen häufiger als Mädchen.
"Wir glauben, dass eine Kombination aus drei Faktoren zu dieser Überreaktion führt: das Virus, genetische Faktoren und das sich noch entwickelnde Immunsystem von Kindern." Das sagte Immunologin Jana Pachlopnik vom Kinderspital Zürich dem Schweizer Fernsehen SRF.
Langanhaltendes Fieber, Erbrechen und Durchfall
Die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin hat jetzt Empfehlungen für den Umgang mit PIMS herausgegeben. Darin heißt es: "Insgesamt bleibt PIMS eine seltene Erkrankung und die meisten Kinder mit SARS-CoV-2-Infektion bleiben asymptomatisch oder weisen nur leichte Symptome auf. Zu den vorherrschenden klinischen Merkmalen gehören anhaltendes Fieber und gastrointestinale Symptome, z. B. Bauchschmerzen, Erbrechen oder Diarrhöe." Anders als in anderen Ländern ist in der Schweiz bisher offenbar kein Kind an PIMS gestorben
In der Leitlinie steht auch, dass Kinder, die dem Kawasaki-Syndrom-ähnliche Symptome entwickeln wie Kinder mit dieser Hyperinflammationskrankheit behandelt werden sollten.
Dass Covid-19 bei Kindern das Kawasaki-Syndrum auslösen kann, war schon im Frühjahr aus mehreren europäischen Ländern berichtet worden.
Christoph Berger von der Coronavirus-Taskforce sagte gegenüber SRF: "Es ist wichtig, dass wir Kinder mit PIMS erkennen und richtig behandeln. Kinder sind aber insgesamt von Corona wenig betroffen und sollen deshalb weiterhin in die Schule."
"Es war ein traumatisches Erlebnis", sagt der Vater des 8 Jahre alten Beat, der zwei Wochen nach einer Corona-Infektion in Lebensgefahr schwebte und vier Tage auf der Intensivstation behandelt werden musste. Doch die Eltern loben auch die Ärztinnen und das Pflegepersonal, die sich in Chur und in Zürich vorbildlich um ihren Sohn gekümmert haben.
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
Lässt sich leider nicht kopieren **************************************
Univ.-Prof. Dr. Markus Knuf, Klinikdirektor der Klinik für Kinder und Jugendliche in den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden, weiß die Antworten. Helios Gesundheit Magazin
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
So wirkt sich Sars-CoV-2 bei Kindern aus Corona bei Babys, Kindern und Jugendlichen
Lange Zeit war nicht bekannt, welche Rolle die Jüngsten unserer Gesellschaft bei der aktuellen Corona-Pandemie spielen. Welche Symptome zeigen sie und wie sieht ein typischer Krankheitsverlauf bei Kindern aus?
Univ.-Prof. Dr. Markus Knuf, Klinikdirektor der Klinik für Kinder und Jugendliche in den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden, weiß die Antworten.
So viel vorab: Kinder zeigen in den meisten Fällen deutlich harmlosere Krankheitsanzeichen als Erwachsene. Die Hotspots der Corona-Infektionen bei Kindern sind großstädtische Zentren, wie Berlin, das Ruhrgebiet oder München. Welche Symptome zeigen Kinder bei Corona?
Bei den Symptomen, die Kinder mit einer Sars-Cov-2 Infektion zeigen, muss unterschieden werden zwischen Krankheitsverläufen, die ambulant behandelt werden und den seltenen Fällen, die eine stationäre Behandlung erfordern. Leichter Krankheitsverlauf bei Kindern Kinder zeigen meistens harmlosere Krankheitsanzeichen als Erwachsene | Foto: adobe.com @krutenyuk
Eine Covid-19 Erkrankung lässt sich für Eltern nur sehr schwer von einer anderen Virusinfektion der Atemwege unterscheiden. Hinzu kommt, dass Kinder die typischen Symptome, die Erwachsene nennen, etwa Halsschmerzen oder Geschmacks- und Geruchsverlust, oft nicht selbst äußern können.
Am häufigsten stehen bei den Kindern leichte Symptome im Vordergrund. Zu diesen zählen Husten, Schnupfen, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen. Viele Kinder haben aber auch gar keine Krankheitszeichen, Ärzte bezeichnen dies als „asymptomatisch“. „Kinder erkranken bei weitem nicht so schwer wie Erwachsene, die unter anderem sehr schwere pulmonale Verläufe haben können“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Knuf. Schwerer Krankheitsverlauf bei Kindern
Kinder, mit schweren Verläufen von Sars-CoV-2, zeigen unterschiedliche Symptome. Dazu zählen meist Fieber und Allgemeinsymptome. „Hinter Allgemeinsymptomen verbirgt sich beispielsweise der Säugling, der krank wirkt und nicht mehr trinken will und grau aussieht“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Knuf. Zudem können Infektionen der oberen Atemwege wie zum Beispiel Husten und eine Atemnot hinzukommen. In seltenen Fällen entwickeln Kinder schweren Durchfall, eine Lungenentzündung bis hin zu Lungenversagen oder blutvergiftungsähnliche Zustände.
Von 15 Millionen in Deutschland lebenden Kindern, mussten aufgrund einer Sars-CoV-2 Infektion 235 Kinder stationär aufgenommen werden. Univ.-Prof. Dr. Markus Knuf, Klinikdirektor der Klinik für Kinder und Jugendliche | Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden
Von diesen 235 Kindern mussten 14 Prozent intensivmedizinisch betreut werden. Ein schwer vorerkranktes Kind verstarb. Diese Zahlen beziehen sich auf den Stand Anfang Oktober 2020 und werden regelmäßig von der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) erhoben. Keine Muster bei Kindern mit schweren Verläufen
Die Hälfte der stationär aufgenommenen Kinder sind entweder Neugeborene, Säuglinge (erste 12 Lebensmonate) oder Kleinkinder (1 bis 5 Jahre). Am wenigsten betroffen sind Jugendliche. Dabei lässt sich kein Unterschied zwischen Mädchen oder Jungen feststellen. 20 Prozent der stationär aufgenommenen Kinder haben asymptomatische Verläufe einer Corona-Infektion und mussten aus einem anderen Grund stationär in ein Krankenhaus aufgenommen werden. Covid-19 und die „Kinderkrankheit“ PIMS
In Deutschland sind zwischen 40 und 50 Fälle dokumentiert, bei denen an Covid-19 erkrankte Kinder das sogenannte Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome, kurz PIMS, entwickeln. Dabei handelt es sich um eine schwere, entzündliche Erkrankung, die den Symptomen des Kawasaki-Syndroms ähnelt.
Es lässt sich nicht schlussfolgern, dass Covid-19 bei manchen Kindern PIMS auslöst, denn wir gehen davon aus, dass Kinder, die an PIMS erkranken, wahrscheinlich auch eine gewisse Empfindlichkeit gegenüber dieser Erkrankung mitbringen. Univ.-Prof. Dr. Markus Knuf, Klinikdirektor der Klinik für Kinder und Jugendliche | Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden
In diesen Fällen sprechen Experten von einer genetischen Suszeptibilität. Suszeptibilität beschreibt die Empfindlichkeit biologischer Systeme gegenüber äußeren Einflüssen. Wie läuft ein Corona-Test bei Kindern ab? Bei der Testung von Kindern gibt es keine Unterschiede zu Erwachsenen | Foto: adobe.com @ChiccoDodi
Kinder werden mit demselben PCR-Test auf Covid-19 untersucht wie Erwachsene. Dabei zeigt ein Mund-, Nasen- und Rachenraumabstrich eine höhere Effizienz gegenüber einem reinen Rachenabstrich. „Ein wahlloses Testen sehe ich kritisch, denn dadurch erhöht sich das Risiko an Falsch-Positiv Ergebnissen. Ich plädiere dafür, nur Kinder zu testen, bei denen ein begründeter Verdacht besteht oder tatsächlich Symptome einer Corona-Infektion vorliegen“, erklärt der Klinikdirektor.
Welches Risiko besteht für Neugeborene, deren Mütter an Covid-19 erkrankt sind? Erkranken Neugeborene an Covid-19, kommen sie meist gut zurecht | Foto: adobe.com @pongsakorn
Ist eine werdende Mutter bei der Geburt an Covid-19 erkrankt, bedeutet das für das Neugeborene weder, dass es ebenfalls erkrankt, noch, dass eine eventuelle Infektion einen schweren Verlauf nehmen muss. „Möglicherweise bekommen die ungeborenen Kinder bereits vor der Geburt Antikörper über die Nabelschnur, vorausgesetzt, die Frau ist bereits seit fünf bis sieben Tagen an Covid-19 erkrankt“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Knuf. Sobald die Kinder einer erkrankten Mutter auf der Welt sind, werden diese isoliert, auf das Corona-Virus getestet und genau beobachtet.
Insgesamt lässt sich sagen, dass Neugeborene gut mit einer Sars-CoV-2 Infektion zurechtkommen. Univ.-Prof. Dr. Markus Knuf, Klinikdirektor der Klinik für Kinder und Jugendliche | Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden
Diese Kinder haben ein erhöhtes Risiko
Zu den Risikofaktoren bei Kindern zählen neurologische Krankheitsbilder, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Lungenerkrankungen wie beispielsweise Asthma. Gefährdeter sind zudem Kinder, die eine medikamentösen Immunsuppression erhalten.
Besonders vorerkrankte Kinder mit Lungenproblemen sollten sich nicht nur vor einer Covid-19 Erkrankung schützen, sondern auch vor der saisonalen Grippe. Hier empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine jährliche Grippeimpfung. Covid-19 vs. Grippe: Was ist gefährlicher?
Alles Wissenswerte zum Thema jetzt lesen! Welche Rolle spielen Kinder bei der Verbreitung des Corona-Virus? Kinder sind nach heutigem Stand keine "Super Spreader" | Foto: adobe.com @ondrooo
Anders als bei der saisonalen Grippe, sind Kinder keine sogenannten „Super Spreader“. Wenn Kinder krank werden, stecken sich diese in der Regel bei Erwachsenen an. Untersuchungen zeigen, dass im familiären Kontext meistens erst die Eltern krank sind und dann ihre Kinder anstecken, wenn sie engen Kontakt haben – nicht umgekehrt. Langzeitfolgen einer Covid-19 Erkrankung bei Kindern
Covid-19 assoziierte Folgeerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sind im Moment noch nicht absehbar. „In sehr seltenen Fällen beobachten wir eine Verschlechterung des Gesamtstatus oder der Funktionalität einzelner Organe“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Knuf.
Daher ruft der Klinikdirektor zu einer besonnenen und ernsthaften Vorsicht im Umgang mit dem Infektionsrisiko auf. „Menschenansammlungen und unvorsichtiges Handeln sollten nach wie vor gemieden werden“. Er ergänzt: „Ich möchte aber auch davor warnen, in Panik zu verfallen und übermäßige Maßnahmen zu erzwingen“.
Admin und Foren Moderatorin Hinweise zu den hier aufgeführten Fällen bitte an die zuständige Polizeidienststelle