12.12.2020 03:55 | Nachrichten > Österreich Nach Festnahme in D Ibiza-Detektiv: Spur führt zu Seenotrettern!
Die noch untergetauchte falsche russische Oligarchen-Nichte (Mi.) auf dem Sofa mit Strache in der verwanzten (li.) Ibiza-Villa: Eine Spur führt auch zur Seenotrettungs-Organisaton Sea Watch (re.).(Bild: sea-watch.org, BK, Reinhard Holl) Brisante Wendung im Ibiza-Krimi nach der Verhaftung des Detektivs in Deutschland: Nach „Krone“-Infos versteckte sich die Schlüsselfigur der Videofalle im Dunstkreis eines der bekanntesten deutschen Aktivisten der Seenotretter von Sea-Watch. Er selbst will auf Nachfrage „einmal nichts sagen“. Was weiß die Flüchtlings-Hilfsorganisation - auch vom möglichen Finanzier - über den größten Polit-Skandal Österreichs?
Um exakt 10.40 Uhr Donnerstagvormittag schnappte die Falle von Zielfahndern und Ermittlern der SOKO Tape zu. Mehr als eineinhalb Jahre nach der Veröffentlichung des für den blauen Polit-Star Heinz-Christian Strache so verhängnisvollen Videos von einer machtberauschten Nacht auf der Partyinsel klickten für den vorbestraften Julian H. in einer Berliner Wohnung die Handschellen. Wie ausführlich berichtet, gilt der Detektiv als operativer Kopf der Ibiza-Bande. Der frühere Sicherheitssöldner und Profi für Industriespionage war nicht gerade „erfreut“. Er beschimpfte die Beamten wüst und drohte mit Anzeigen. Wenn sich der unter anderem wegen des Verdachts der Erpressung, Urkundenfälschung, des Missbrauchs von Tonaufnahmen und des Drogenhandels per europäischem Haftbefehl Gesuchte gegen das sogenannte Übergabeverfahren an Österreich wehrt, dürfte die Auslieferung noch Wochen dauern.
Seltsame Freundschaft mit einem Kriminellen Die Hintergründe seiner Flucht sind nach Erkenntnissen der Wiener Staatsanwaltschaft freilich genauso abenteuerlich wie der Plan für die Falle mit der „schoafen Russin“. Demnach hatte sich H. die vergangenen Monate durchgehend in der deutschen Hauptstadt versteckt. Und: Er soll dabei engen Kontakt zu einem Aushängeschild der umtriebigen Seenotrettung von Flüchtlingen, Sea Watch, gepflogen haben.
Deutscher Komiker war schon früher informiert In diesem Zusammenhang interessant: Als ein großer Fan und fleißiger Spendensammler für die Hilfsorganisation gilt ja der deutsche Brachial-Komiker Jan Böhmermann. Der hatte offenbar schon im April 2019, also einen Monat vor allen, Insider-Infos. Als er darüber sprach, „gerade mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchenvilla auf Ibiza rumzuhängen“. Vonseiten des Innenministers und der Opposition gab es jedenfalls viel Lob für den Fahndungserfolg. Auch die beiden Hauptdarsteller im heimlich aufgenommenen Film meldeten sich zu Wort. Während der Ex-FPÖ-Chef auf „restlose Aufklärung hofft“, ist für Ex-Klubobmann Johann Gudenus „die Wahrheit eine Tochter der Zeit“.
Jetzt ist als letzte Hauptverdächtige nur noch die „schoafe Russin“ untergetaucht. Wer der Lockvogel ist und wer (wohl eher aus linken Kreisen) Interesse am Sturz Straches hatte bzw. die angeblich 600.000 Euro für das Platzen des Polit-Skandals zahlte - darüber könnte Julian H. angesichts einer drohenden mehrjährigen Haftstrafe als Kronzeuge auspacken ...
Angeblicher Drahtzieher des Ibiza-Videos in Berlin festgenommen
Das Ibiza-Video führte 2019 zum Sturz der österreichischen Regierung. Nun hat die Berliner Polizei einen mutmaßlichen Drahtzieher dahinter festgenommen.
Heinz Christian Strache, einst FPÖ-Parteichef, strauchelte über die Ibiza-Affäre
Seit über einem Jahr wurde ein mutmaßlicher Drahtzieher des Ibiza-Videos per europäischem Haftbefehl gesucht. Nun hat die Polizei ihn in Berlin festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Wien sowie die Berliner Polizei bestätigten die Festnahme am Donnerstag. Zunächst hatte die österreichische Zeitung »Die Presse« darüber berichtet.
In dem Video, das 2017 in einer Villa auf der spanischen Insel Ibiza aufgenommen wurde, hatte der spätere österreichische Vizekanzler Heinz-Christian Strache von der rechten FPÖ mit einer angeblichen russischen Oligarchin unter anderem über illegale Parteispenden und Großaufträge gesprochen und anfällig für Korruption gewirkt.
Ein Jahr Ibiza-Affäre: Der Abgrund
Strache hat bisher stets alle Vorwürfe bestritten. Die Veröffentlichung von Ausschnitten des Videos durch SPIEGEL und »Süddeutsche Zeitung« im Mai 2019 führte in Österreich zum Rücktritt Straches aus der ÖVP-FPÖ-Regierung von Bundeskanzler Sebastian Kurz und später zu Neuwahlen.
Der Privatdetektiv, der im Video als Begleiter des Lockvogels auftaucht und zuvor die Falle eingefädelt und das Haus verwanzt haben soll, war nach Bekanntwerden des Videos untergetaucht. Der »Presse« zufolge wird ihm neben der illegalen Herstellung von Ton- und Filmaufnahmen außerdem der Kokainhandel zur Last gelegt. Sein Anwalt hatte diese Vorwürfe in der Vergangenheit als an den Haaren herbeigezogen bezeichnet. Sie fußten auf unsicheren Angaben zweifelhafter Zeugen.
Laut der Wiener Staatsanwaltschaft müssen die deutschen Behörden nun über das Einleiten eines Übergabeverfahrens entscheiden.
29.01.2021 06:00 | BUNDESLÄNDER > WIEN KILLER BEHERBERGT? Ibiza-Detektiv Julian H.: Spur zu Attentat in Wien
Unbedarft gibt sich Ibiza-Detektiv Julian H. in Interviews und beschwert sich über seinen Ruf als Kleinkrimineller. Neue Ermittlungen werfen jetzt freilich ein schiefes Licht auf diese Darstellung: Es geht um Geldwäsche - und die Beherbergung eines Killer-Kommandos.
In einer aktuellen Strafanzeige (liegt der „Krone“ und der Aufdecker-Plattform eu-infothek vor) geht es um dubiose Geldgeschäfte - und ein blutiges Mafia-Attentat im Herzen Wiens. Vor mehr als zwei Jahren hatte die spektakuläre Abrechnung unter Balkan-Banden mit einem Toten über Österreichs Grenzen hinaus für Schlagzeilen gesorgt.
Ermittlungen laufen auf Hochtouren Mysteriös: Das Mordopfer soll auch als Kurier für den Ibiza-Detektiv gearbeitet haben. Zudem habe das spätere Killerkommando in der Penthouse-Wohnung von Julian H. übernachtet! Das Bundeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Wien ermitteln auf Hochtouren.
Genauso wie im Fall von mutmaßlich schwerer Nötigung. Denn einem seiner hinter Gittern sitzenden Komplizen bei mutmaßlichen Drogendeals soll H. vorm Prozess in Salzburg über dessen Mutter düster gedroht haben. Wenn er vor Gericht gegen ihn zum Suchtgifthandel aussage, werde „etwas passieren“.